Hej allesammen!
Interessant, interessant.
Wie ich schon mehrmals erzählt habe, haben wir eigentlich relativ wenig Tyskerhad getroffen - wir sind ja auch eine gemischte Familie und meine Kinder sind hier geboren.
Trotzdem ist es der Großen just im Dorf (!!) in der Dorfschule passiert, daß ihr bei manchen gelegenheiten in den ersten Klassen entsprechende Bemerkungen nachgerufen wurden (mit denen sie noch kaum was anfangen konnte, anscheinend aber sehr wohl ihre Kameraden).
In Diskussionen darüber an anderer Stelle und in meiner Fuktion als IDA-Regionalkontakt damals mußte ich erfahren, daß deutschfeindliche Angriffe doch verbreiterer waren als ich in meiner Naivität - aus meiner eigenen Erfahrung heraus - glaubte.
Vor allem übrigens in Kopenhagen/auf Sjælland.
Als ich mich letzten Sommer über die neu erwachten und so positiv geäußerten Nationalgefühle der Deutschen freute und darüber mit Dänen sprach, verstanden die zunächst überhaupt nicht, was daran so besonders war - bis ich eben erzählte, wie sehr zumindest auch meine Generation doch noch gelernt, wirklich gelernt hat, den Kopf geduckt zu halten, nicht zu laut aufzumucken und ein schlechtes nationales Gewissen zu haben.
"nå-jo...", hieß es dann.
Direkt im Bewußtsein ist sowas anscheinend nicht mehr, trotzdem erschreckt es mich uztiefst, wenn Kinder (von Eltern, die noch jünger sind als ich) meinen Kindern "Nazitysker" und Schlimmeres hinterrufen, wenn sie eigentlich nur "Blödmann" rufen wollen!
Woher kommt das?
Mit einem Lehrer hatte ich eine kurze Diskussion, als das Thema aktuell war: Da war DK gerade in den Irak-Krieg eingestiegen und jubelte über die Befreiung der armen Iraker, die so unterdrückt gewesen waren.
War das deutsche Volk nicht ähnlich unterdrückt?
Und zugegeben, derart schreckliche Verbrechen wie im Dritten Reich sind von Irakern nicht ausgegangen, aber die Unterdrückung der und der Massenmord der Kurden durch Giftgas, Krieg gegen benachbarte Nationen und dikatorische Verhältnisse mit Folter und Mord gab es auch!
Wieso fühlte man sich im einen Fall als Befreier einer bedauernswerten Bevökerung und nimmt sich im gleichen Atemzug mehr als 60 Jahre später das Recht heraus, ein Volk in ähnlicher Situation zu veruteilen und immer noch büßen zu lassen?
ich denke aber, das ist kein typisch dänisches Problem, es wird wohl überall erstmal an Hitler und Nazideutschland gedacht, wenn jemand Deutschland hört.
Neulich hatte ich übrigens noch ein eigenes AHA-Erlebnis:
Meine kleine Tochter hatte sich plötzlich und in meiner Abwesenheit entschlossen, sich doch noch für fastelavn zu verkleiden, benutzte dazu die deutschen Tatoo-Fähnchen und eine Schirmmütze in den deutschen Fahnen aus dem Fußballsommer und ging zum "Katze-aus-der-Tonne-Schlagen" als deutscher Fan.
Diese Tatoos durfte sie bis zum Aschermittwoch draufbehalten und folglich fragte am Dienstag der Aushilfslehrer (der vielleicht ihren dt. Hintergrund nicht kennt) nach der Bedeutung der Fähnchen im Gesicht.
Nach Sophias Antwort "Deutscher Fußballfan" sagte er: "Oh, Deutschland, deutschland überalles."
Sophia dachte sich natürlich gar nichts dabei, bei mir klingelten gleich einige Alarmglocken... was wollte der Lehrer meinem kind sagen, welche einstellung äußerte er da, müßte ich evtl. wieder mit jemandem reden über dieses alte Dtld.-Problem etc.
Bis mein Mann meinte, der Mann sei unsere Generation und habe das eben wie er (mein Mann) gelernt. Das war wohl das erste aus der Schulzeit, was ihm zu Dtld. einfiel.
Das mag ja traurig genug sein

, aber ich hatte eben aus meiner Schulzeit gänzlich andere Assoziatinen an diese 1. Strophe der dt. Hymne - die war und ist verboten, fyfy, und man zieht "als guter Deutscher" sofort den Kopf ein...
So leicht ist es letztendlich auch, aneinander vorbeizureden und sich mißzuverstehen, ja sogar etwas zu unterstellen wo nichts ist, nur weil wir Geschichte eben von 2 Seiten (müssen).
Gruß Ursel, DK