25örefan hat geschrieben:140 cm hohe Elektrozäune mit Untergrabeschutz entlang unserer Deiche an Küste und Flüssen, 140 cm hohe Elektrozäune mit Untergrabeschutz, die anderswo zum Schutz von Weidevieh außer Schafen die Landschaft zerschneiden und für andere Wildtiere außer dem Wolf unüberwindbar sind, Herdenschutzhunde, die mancherorts den Hundegesetzen widersprechen sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass dies mal abgesehen von der finanziellen Machbarkeit die Patentlösung wohl auch nicht sein wird.
In welcher Richtlinie zum Wolf sind bitte 140 cm hohe Elektrozäune vorgschrieben?
In Niedersachsen beispielsweise beträgt der wolfsabweisende Mindestschutz aktuell
90 cm für Elektrozäune und 120 cm für nicht elektrifizierte Festzäune.
Die Elektronetze von 90 cm sind hier gang und gäbe für Schafe, auch an den Deichen. Zwischen dem Süden Hamburgs und der Elbmündung gab es auch vor der Rückkehr der Wölfe noch nie unbehirtete freilaufende Schafe auf den Deichen, weil die Region dicht besiedelt, das Verkehrsnetz engmaschig und die Obstbauern wenig erfreut sind, wenn Schafherden unkontrolliert durch die Elbdörfer toben würden.
Irrtum Nr. 1: Alle Weidetiere benötigen denselben Herdenschutz.
Nicht alle Weidetiere benötigen den selben Herdenschutz. Ausgewachsene, gesunde Rinder und Pferde haben ein geringes Risiko, von Wölfen angegriffen zu werden. Deshalb ist für diese Tiere auch kein Mindestschutz vorgeschrieben, und somit auch keine Voraussetzung für die Entschädigung des Halters im Schadensfall.
Ein aktuelles Beispiel für die Wehrhaftigkeit von Pferden wurde gerade in der Schweiz dokumentiert, als zwei Haflinger mit Nachdruck einen Wolf von der Weide gejagt haben:
Bote, 18.09.2018: Hier vertreiben zwei Haflinger den Wolf
https://www.bote.ch/nachrichten/schwyz/ ... 89,1125344
Wichtig ist es also lediglich, dass wenig wehrhafte Weidetiere wie Schafe und Gatterwild geschützt werden. Für Gatterwild beträgt die Mindestschutz-Zaunhöhe 180 cm - jedoch nicht wegen des Wolfes, sondern weil Reh- und Rotwild selbst sprunggewaltige Tiere sind, die von sich aus über 120 oder 140 cm locker drüber weg flanken.
Kälber und Fohlen sind anfälliger für Wolfsangriffe als ausgewachsene Tiere, wobei auch ein intakter Herdenverband mit wehrhaften Alttieren einen gewisses Maß an Schutz vor Übergriffen bietet. Werden Kälber nach der Geburt von der Mutter getrennt und in dieser Altersgruppe alleingehalten, sind sie natürlich weniger wehrhaft. Jeder Tierhalter kann dabei aber selbst entscheiden, welchen Schutz er seinen Tieren angedeihen lässt.
Die von Dir genannten Zaunhöhen von 140 cm durchweg für alle Weidetiere sind dagegen ein reines Produkt Deiner Phantasie.
Irrtum Nr. 2: Wolfsabweisende Zäune sind für Wildtiere außer Wölfe unüberwindbar
Wie schon oben beschrieben, ist Reh- und Rotwild sprunggewaltig und überwindet selbst 140 cm locker. Wildvögel nutzen bekanntermaßen ihre Flügel.
Dass Schaf, Rinder- oder Pferdehalter ihre Weiden gerne durchlässig für Wildschweine halten möchten, wäre uns dagegen neu. Wer mal ein paar Wildschweine auf Nahrungssuche auf der Weide, im Vorgarten, auf dem Fußballfeld oder sonstwo zu Besuch hatte, weiß um die löchrige Kraterlandschaft, die diese Tiere hinterlassen. Da wird die Futtergrundlage fürs Weidevieh schnell zur bewuchsfreien Stolperfläche.
Übrigens werden nicht nur Weidetiere, sondern auch Mais im großen Stil mit Elektrozäunen eingezäunt, um das Borstenvieh an der dekorativen Umgestaltung des landwirtschaftlichen Bodens zu hindern. Da schreit seltsamerweise aber niemand nach grenzenloser Freiheit für die Schwarzkittel.
Irrtum Nr. 3: Herdenschutzhunde "widersprechen mancherorts den Hundegesetzen"
Das gilt nicht pauschal für sämtliche Herdenschutzhunde. Pyrenäenberghund, Kuvasz oder Maremmen-Abruzzen-Schäferhund beispielsweise sind unseres Wissens nach weder auf einer Rasseliste in Deutschland noch auf der dänischen Rasseliste. Es gibt eine ganze Reihe von Herdenschutzhunden, aber manche kennen offenbar nur Owtscharkas und Kangals und werfen dann alles in einen Topf.
Irrtum Nr. 4: Wolfsabweisende Zäune zerschneiden die Landschaft
Freilaufende Weidetierherden gibt es in dem dichtbesiedelten und von Straßennetzen zerwobenen Deutschland so gut wie gar nicht, so dass auch diese pauschale Unterstellung unseriös ist. Zum einen sind also nahezu alle Weidetiere aus Gründen der Hütesicherheit, also zum Schutz vor dem Ausbrechen, bereits eingezäunt. Diese Zäune - und auch hier wieder vorrangig für Schafe, Gatterwild oder Jungtiere - sollten nachgerüstet werden. Ein Untergrabeschutz muss dabei nicht mal in den Boden eingearbeitet werden - eine stromführende Litze in 20 cm Abstand zum Boden sorgt auch dafür, dass sich der Wolf beim Buddeln wiederholt Stromschläge einfängt.
Dazu kommt, dass nahezu sämtliche Weiden durch Wege, Landwege oder Straßen zerteilt sind, über die die Weidetiere auf die Flächen gebracht oder wieder zurückgeholt werden - Kühe können bekanntlich nicht fliegen. Diese Wege stehen auch dem Wild offen, das an den Weiden dann auch mal elegant vorbeilaufen kann.
Es gibt übrigens Zäune, die wirklich wildundurchlässig sind - und das sind ausgerechnet die zum Schutz der Forste, wenn die Jungpflanzen vor dem Verbiss des durch die "Bewirtschaftung" (einschließlich der liebevollen "Hege" der Jäger) überbordenden Schalenwildbestandes geschützt werden sollen.
Allein in Niedersachsen beträgt die gesammelte Länge dieser 180 cm - 200 cm hohen Zäune gegen Verbissschäden 15.000 km - also in etwa der Länge der EU-Außengrenze. Wo bleibt da die Empörung über die Zerschneidung der Landschaft???
Irrtum Nr. 5: Es mangelt an "finanzieller Machbarkeit"
Die Präventionszahlungen für den Herdenschutz lagen 2016 bundesweit bei 1,1 Mio. €. Die Entschädigungen für tatsächlich erfolgte Übergriffe lagen dagegen bei rund 135.000 €.
Mal zum Vergleich: Allein in Mecklenburg-Vorpommern, also in nur einem von 16 Bundesländern, wurde für die Jäger mal eben locker eine "Pürzel-Prämie" von 2 Mio. € locker gemacht, damit die bewaffneten Naturschützer die angeblich ehrenamtliche Regulierung der Wildschweine, für die sie bereits den Erlös durch den Wildbretverkauf erhalten, um 20% steigern - als vermeintliche Maßnahme gegen die Schweinepest. Wo bleibt da der Aufschrei? Und nach neuesten Meldungen bekommt ein einzelner Ex-Bundespräsident bis zu 2,3 Mio. € im Jahr für Reisen, Büro, Hotels etc - ohne ein aktives Amt zu bekleiden.
Die Landwirte in Deutschland - mit einem Anteil an Erwerbstätigen von 2% und einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von nicht einmal 0,5% - erhalten jährlich mehr als 6 Milliarden € Agrarsubventionen. Dazu kommen situationsabhängig noch mal 581 Mio. € für die zum Teil selbstverschuldete "Milchkrise" oder aktuell 340 Mio. €, weil der Sommer zu trocken war und viele Landwirte immer noch so wirtschaften, als gäbe es den Klimawandel nur in Science-Fiction-Filmen.
Die Banken wurden, wenn wir uns recht erinnern, mit 59 Milliarden gerettet.