Hendrik77 hat geschrieben:Sind die Bestimmungen z.B. wann und wie viel Entschädigungen gezahlt werden denn auch in ganz Europa gleich?
Haben Vereine wie z.B. der Nabu in Dänemark genau die gleiche Bedeutung / Anhängerschaft wie in Deutschland?
Ist es sinnvoll für ganz Europa ein Gesetz zu haben was z.B. lokale / regionale Unterschiede wie u.a. geografische Art nicht mit berücksichtigt?
Das sind interessante Fragen, Hendrik77.
Grob vereinfacht ausgedrückt, gibt das europäische Recht den Rahmen vor, innerhalb dessen die einzelnen Migliedsstaaten die Vorschriften in nationales Recht umsetzen. Widersprechen sich Gesetze von EU- und nationalem Recht ("Normenkollision"), hat das Unionsrecht Anwendungsvorrang vor dem Recht des einzelnen Mitgliedsstaats. Grundlage des Unionsrechts sind die Verträge und das durch diese Verträge festgelegte Recht.
Deshalb ist es auch Augenwischerei, wenn z. B. dänische oder deutsche Politiker lautstark eine Bejagung von Wölfen propagieren oder diese im Wahlkampf gar großzügig in Aussicht stellen - sie würden damit nämlich gegen das vorrangige Europarecht verstossen.
Verstossen Mitgliedsstaaten gegen das europäische Recht, können sie im sogenannten Vertragsverletzungsverfahren verpflichtet und ggf. von der EU vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt werden. Bezüglich der Wolfslizenzjagd in Schweden hat die EU die Vertragswidrigkeit festgestellt, weshalb Schweden jetzt das Vertragsverletzungsverfahren an der Backe hat. Schweden hat die Lizenzjagd auf Wölfe 2018/19 erst einmal ausgesetzt.
Deutschland hat übrigens aktuell bereits 74 Vertragsverletzungsverfahren am Hals - was für ein Irrsinn, auch noch Nr. 75 zu riskieren, nur um den paar hiesigen Jägern (0,4% der Bevölkerung) das Geschenk von der langersehnten Wolfsjagd im eigenen Land zu machen. Reine Klientelpolitik zu Lasten der Steuerzahler.
Spiegel online, 06.02.2018: Verkehr, Umwelt, Finanzen - 74 EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/74-eu-vertragsverletzungsverfahren-laut-medienbericht-gegen-deutschland-a-1191963.html
Für die Entschädigungen der Tierhalter gibt es ebenfalls Rahmenbedingungen, die aber selbst z. B. innerhalb Deutschlands in den jeweiligen Bundesländern z. T. unterschiedlich ausgefüllt werden - was natürlich wenig Sinn macht, da den Wölfen die Landesgrenzen bekanntermaßen ziemlich wurscht sind.
Auf der Internetseite der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf gibt es einen Überblick über die Wolfs-Managementpläne der einzelnen Bundesländer.
https://www.dbb-wolf.de/Wolfsmanagement ... mentplaene
Was die Naturschutzorganisationen anbelangt, sind unseres Wissens nach die bekanntesten in Deutschland der NABU (ca. 660.000 Mitglieder) und Danmarks Naturfredningsforening in Dänemark (mehr als 200.000 Mitglieder). Gemessen an der Gesamtbevölkerung des jeweiligen Landes ist der Anteil der Mitglieder von Danmarks Naturfredningsforening mit 3,4% erstaunlich hoch.
Aber es gibt ja in beiden Ländern noch viel mehr Naturschutzorganisationen. In Deutschland sind weitere große z. B. der BUND (584.000 Mitglieder), Greenpeace (580.000 Fördermitglieder) oder WWF Deutschland (520.000 Fördermitglieder).
Was z. B. die Facebook-Auftritte beim NABU und Danmarksnaturfredningsforening anbelangt, hat der NABU aktuell rund 110.000 Abonennten und Danmarks Naturfredningsforening knapp 90.000.
Was die Wölfe betrifft, gibt es in Dänemark und Deutschland auch spezielle Vereine, die sich für oder gegen Wölfe engegieren.
Ein Indiz für das Verhältnis zwischen engagierten Wolfsfreunden und -gegnern wäre z. B. die Zahl der Abonnenten auf Facebook:
Die Wolfsfreunde Ulvens venner (ca. 7.500) und Gegner Ulvefrit Danmark (ca. 1.200).
In Deutschland gibt es z. B. die Vereine/Facebookseiten Freundeskreis freilebender Wölfe (ca. 12.000) und Wolf ja bitte (40.000).
Dem gegenüber stehen z. B. die auch schon mal von 25örefan verlinkten Wolf- nein Danke (knapp 16.000).
Diese Auswahl ist natürlich nur ein beispielhafter Überblick, nicht vollständig und daher ergänzungsfähig.