OT
@gerdson
Mit den o.a. aufgeführten Ausführungen kann ich gut leben.
Zunächst eine Antwort auf Deine OT- Frage:
Ich weiss nicht ob Du selbst (beruflich) gelegentlich versuchen musstest, Strategien zu entwickeln oder strategische Alternativen zu bewerten. Strategien benoetigt man um mit "unbekanntem" umgehen zu koennen. Hierzu ist ein Blick in die Zukunft erforderlich, und wegen der grossen Anahl der zu beruecksichtigenden Einflussfaktoren sind bestimmte Annahmen / Vorauswahlen / Einschraenkungen erforderlich, um ueberhaupt zu einer Bewertung kommen zu koennen.
Ja habe ich. Und ich habe dabei leider die Erfahrung gemacht, dass häufig genug nur die Strategie eine positive Bewertung bzw. Zustimmung erfuhren, die der im Kopf des "Auftraggebers" (z.b. Konzern, Geschäftsleitung, Abteilungsleitung, Marketing) bereits vorhandenen am ehesten gleichkamen.
Bedenken, Hinweise auf Fehlentscheidungen in der Vergangenheit im eigenen Haus und bei den Mitbewerbern wurden in der Regel ungern gesehen. Ein Blick in die Zukunft wurde immer gern gewagt, Visionen waren das große Stichwort, da war "dagegen sein" und wenn dies auch nur in Korrekturen bestand ein "Makel" und selbst gut begründete Gegenargumente wurde anlog dazu mit pessimistischem "Mäkeln" gleichgesetzt und per se als fortschrittshemmend betrachtet.
Nun ist es nicht so, dass ich mit meinen Bedenken immer recht gehabt oder immer welche gehabt hätte, aber häufig genug hat sich deutlich gezeigt, dass Visionen und Realität zu weit auseinanderlagen, ein Umstand, der von vornherein hätte erkannt werden können.
Mißtrauen ist aus meiner Sicht daher angebracht.
Weiter zum Thema:
Wie problematisch dies zu optimistische Nachvornschauen sein kann, zeigen Großprojekte weltweit:
Die Kosten werden systematisch unterschätzt, der wirtschaftliche Nutzen dagegen überschätzt“, sagt Bent Flyvbjerg [Däne und Professor für Stadtplanung an der Universität Oxford] , einer der angesehensten Experten in Planung und Management von Megaprojekten. Zusammen mit Harvard-Professor Cass Sunstein untersuchte Flyvbjerg mehr als 2.000 Großprojekte aus 104 Ländern auf fast allen Kontinenten. „Die Planer denken insgesamt viel zu optimistisch“, konstatieren die Autoren der Studie. i
http://arge-baurecht.com/aktuelles/arge-baurecht-intern/artikel/news/andere-laender-andere-grossprojekte/
Leider schneidet D bei der Durchführung von Großprojekten recht schlecht ab.
Ein internationaler Vergleich der Ergebnisse ist aufgrund der
Datenlage schwierig. Vorhandene Studien legen ein leicht schlechteres
Abschneiden Deutschlands mit vergleichbaren Ländern nahe: So liegen
die Kostenüberschreitungen bei Straßen-, Schienen-, Tunnel- und
Brückenbau in den Niederlanden bei 17 Prozent, in den Ländern
Nordwest-Europas bei 22, in Deutschland aber bei 30 Prozent.
http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/OTS-Hertie-School-of-Governance-Studie-Oeffentliche-Grossprojekte-im-4320688
Ob die Femern AS da besser liegt, kann man zumindest was die bisherigen Kostensteigerungen im Vergleich zu den Annahmen aus der Vergangenheit betrifft zumindest bezweifeln.
Aber nicht nur in der Kostenplanung gibt es dort Mängel
Weil Bürger und Verbände bis Juli 2014 insgesamt 3100 Einwendungen gegen den Tunnelbau in Deutschland vorgebracht hatten, musste Femern die Pläne für das von Dänemark getragene Sieben-Milliarden-Euro-Projekt umfassend ergänzen. Im März dieses Jahres haben die Dänen dem LBV daher neue Unterlagen präsentiert. Die allerdings weisen große Mängel auf, wie aus einem Brief des LBV an Femern hervorgeht. In dem Schreiben moniert die Behörde des Kieler Verkehrsministers Reinhard Meyer auf 33 Seiten sage und schreibe 290 Fehler oder Lücken in den geänderten Plänen.
Mehr noch: Die festgestellten Mängel könnten „keine abschließende Aufzählung darstellen“, schreibt der LBV. Denn wegen weiterer Schwächen der vorgelegten Unterlagen sei nur „eine überschlägige Durchsicht“ möglich gewesen. So seien die von Femern eingereichten Anlagen „teilweise nicht abgeschlossen“ und „untereinander nicht abgestimmt“. Zudem habe „eine Qualitätskontrolle durch die Antragsteller offensichtlich nicht stattgefunden“, kritisiert der LBV und verlangt eine abermalige Überarbeitung der Pläne.
http://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/fehmarnbelt-tunnel-sh-ruegt-290-daenische-planungsmaengel-id13902127.html
Dies kritisieren sogar Befürworter :
Auch Tunnelbefürworter Meyer mahnt die Dänen zu sorgfältigerer Arbeit. „Femern A/S muss das Prinzip der Gründlichkeit noch mehr beachten“, sagt der SPD-Minister gegenüber dem sh:z. Tatsächlich droht sich der ohnehin verspätete Bau des 18 Kilometer langen Ostseetunnels zwischen den Inseln Fehmarn und Lolland durch die neuen Planungsprobleme weiter zu verzögern. Denn um wie vorgesehen nächstes Jahr eine Baugenehmigung vom Land zu erhalten, wollte Femern die geänderten Pläne für weitere Erörterungen mit den Bürgern eigentlich schon in diesem Frühjahr fertig haben. Zumindest daraus ist nichts geworden.
http://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/fehmarnbelt-tunnel-sh-ruegt-290-daenische-planungsmaengel-id13902127.html
So sind Bedenken ja wohl berechtigt und resultieren nicht nur aus "Gefälligkeitsstudien".