Der dänische Agrar- und Umweltminister Esben Lunde Larsen ist in Dänemark genauso umstritten wie unser Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und vertritt auch in ähnlicher Weise vorrangig Agrarkonzern- , Agrar- und Jagdinteressen.
Esben Lunde Larsen entstammt einer Landwirtschaftsfamilie, in der nach seinen Angaben alle Familienmitglieder Jäger sind. Außer ihm selbst, was er allerdings selbst unbedingt nachholen möchte:
https://www.netnatur.dk/esben-lunde-lar ... al-bevare/
Für Wirbel sorgt aktuell seine geplante Aufweichung der jagdlichen Schonzeiten in Dänemark. Kritiker, politische Gegenspieler, Tier- und Naturschutzverbände fürchten die Jagd auf führende Elterntiere und kritisieren ihn dafür scharf:
http://nyheder.tv2.dk/samfund/2017-12-01-dyrevenner-rystede-over-nyt-jagt-forslag-det-er-simpelthen-uanstaendigt
Das Fischerei-Ressort hat Esben Lunde Larsen nach dem Skandal um die wohlhabenden "Fischerei-Quoten-Könige", die er politisch offenbar begünstigt haben und von denen seine Partei Geld erhalten haben soll, bereits abgeben müssen.
"Quoten, Könige und Kumpane"
https://www.b.dk/nationalt/kvoter-konge ... obbeltspil
Auch in dem Buch "Skjulte penge - magt, partistøtte og lobbyisme i dansk politik" (Verstecktes Geld - Macht, Parteienunterstützung und Lobbyismus in der dänischen Politik) von Arnfred/Jessen taucht sein Name auf. Dort wird seine Abneigung gegen Naturschutzorganisationen wie Danmarks Naturfredningsforening zitiert, während er über Wahlkampfzuwendungen von Akteuren aus dem Agrarsektor, die er politisch begünstigt haben soll, keine Auskunft zu geben bereit war.
Der rigorose Umgang mit den Wildschweinen ist ebenfalls knallhartem wirtschaftlichen Kalkül geschuldet, woraus das dänische Agrarministerium mit dem Begriff "milliardeksport truet" auch keinen Hehl macht: Das Schwarzwild gehört allein deshalb ausgerottet, um die Milliardenerträge der Schweinehalter im Exportgeschäft mit der Massentierhaltung nicht zu gefährden.
http://mfvm.dk/nyheder/nyhed/nyhed/minister-gaar-til-kamp-for-at-hindre-afrikansk-svinepest/
Das ist indes nicht neu. 2002 zahlten Dänemarks Schweinezüchter eine Prämie von 250,- € an deutsche Jäger für jedes erlegte Wildschwein zwischen Nord-Ostsee-Kanal und Grenze. Standen in Dänemark doch 5,5 Mio. Bürger glatt 12 Mio. Hausschweinen gegenüber.
http://www.handelsblatt.com/archiv/kopfpraemie-fuer-abschuss-ausgelobt-daenen-erwarten-invasion-deutscher-wildschweine/2188560.html
2009 schrieb die shz:
Und erklärte das dahinterstehende Prinzip:
Denn noch gelte Dänemark als frei von Schweinepest und Wildschweinen. Sollten sich aber die Tiere in Dänemark ansiedeln, dann könnte nach einem möglichen Ausbruch der Krankheit in nur einem Bestand bis zu ein Jahr vergehen, ehe das vom Export abhängige Land wieder für schweinepestfrei erklärt wird - selbst, wenn die Krankheit "hausgemacht" war, also kein Wildschwein dafür verantwortlich gewesen ist. Solange jedoch kein Schwarzwild in dänisches Terrain vorgedrungen ist, gelte im Falle eine Pestausbruchs das Land bereits nach einem Monat als krankheitsfrei, nachdem der befallene Bestand gekeult worden sei.
shz, 31.12.2009: Wildschweine vor der Grenze zum Königreich https://www.shz.de/regionales/schleswig ... 43686.html
Anders als vom deutschen Jagdmagazin Outfox-World behauptet, hat sich z. B. Danmarks Naturfredningsforening gegen den rigorosen Schwarzwildabschuss positioniert:
Vildsvin bekæmpes i Danmark på grund af risikoen for, at de bringer sygdomme med sig til tamsvinene.
Det er dog ikke alle, der er enige i den politik. Danmark Naturfredningsforening mener, at vildsvin hører til i den danske natur og vurderer, at risikoen for at de smitter tamsvin med svinepest er meget lille, da det kræver direkte fysisk kontakt mellem individerne.
Jydske Vestkysten, 16.02.17: Større flokke af vildsvin set nord for grænsen https://www.jv.dk/aabenraa/Stoerre-flok ... el/2479448
Auch nachzulesen auf der Internetseite von Danmarks Naturfredningsforening:
http://www.dn.dk/vi-arbejder-for/dyr/vildsvin/
Ähnlich wie in Deutschland beurteilt man das Risiko, das von menschlichen Kontaminationen ausgeht, als höher als durch das Schwarzwild direkt, da Hausschweine in geschlossenen Haltungssystemen nicht mit Schwarzwild in Kontakt kämen. Und auch bezüglich der Freilandhaltung von Schweinen sehen gesetzliche Regelungen eine doppelte Einzäunung vor, um einen direkten Kontakt auszuschließen.
Wer seine Informationen ausschließlich über einschlägige deutsche Jagdmagazine bezieht, läuft leider Gefahr, in einer diesbezüglich gefärbten Filterblase zu verharren und dabei wichtige Informationen zu verpassen.
Dass Esben Lunde Larsen mit einer entsprechenden Wolfspolitik auch auf diesem Gebiet seiner Jagd- und Landwirtsfamilie und der ihnen verbundenen Klientel entspricht, sollte da nicht wirklich verwundern.