Das ist nicht nur hier im Forum der Fall. Seit der Wolf zunehmend wieder in seinem alteingesessenen Gebiet breit macht, stellt sich die Frage, ob der Mensch mit ihm leben kann und will. In Wahrheit tut der Mensch dies bereits zunehmend, ohne dass man viel davon merkt. Und selbst die vermeintlich so in ihrer Existenz gefährdeten Schäfer sind sich ihrem nahenden Unheil teilweise nicht einmal bewusst:Ronald hat geschrieben:@Stadtflucht
das Thema tritt auf der Stelle.
Der mit dem Wolf lebt 2011 hat geschrieben:Als 1998 zum ersten Mal einige von Neumanns Schafen mit einem Kehlbiss tot auf der Weide lagen, wusste niemand, wie man mit den neuen Mitbewohnern umgehen sollte. "Keiner wollte zugeben, dass es Wölfe waren", sagt Neumann. Vier Jahre lang blieb es ruhig. Dann kamen die Wölfe wieder und rissen 33 seiner Tiere. Der Schäfer bekam den Schaden vom Land Sachsen erstattet. Seine Tiere zäunte er ein. Als ein Wolf unter dem Zaun durchkroch, hat Neumann Drähte gespannt und sie unter Strom gesetzt. Als ein Wolf darüber sprang, hat Neumann den Zaun erhöht und sich einen Herdenschutzhund gekauft. Als vier Wolfsgeschwister kamen und ein Hund alleine sie nicht in die Flucht schlagen konnte, hat Neumann sich zwei weitere Hunde gekauft. Seitdem haben die Wölfe seine Herde in Ruhe gelassen.
Ein natürlicher Freund des Wolfes sei der Schäfer nicht, sagt Neumann. Trotzdem versteht der 62-Jährige die Aufregung nicht, die oft entsteht, wenn ein Wolf auftaucht. "Wenn's klappt mit dem Wolf, dann stört er mich nicht", sagt er.[...]
Der sächsische Wolf frisst bevorzugt Rehe. Ein ausgewachsener Lausitzer Wolf verschlingt etwa 85 Huftiere im Jahr, die Hälfte Rehe, ein Viertel Rothirsche und ein Sechstel sind Wildschweine. Hasen machen vier Prozent seiner Nahrung aus, das wildlebende Muffelschaf ein und Haustiere ein halbes Prozent.
Für Menschen interessiert sich der Wolf trotz aller Gruselgeschichten nicht. In den vergangenen 50 Jahren wurden in Europa nur neun Angriffe auf Menschen registriert, fünf davon waren Tollwutfälle. In vier Fällen haben Menschen den Wolf angefüttert. In der Lausitz hat sich ein Wolf noch nie aggressiv gegenüber Menschen verhalten. "Man braucht keine Angst vor dem Wolf zu haben", sagt Bathen. "Er ist weder blutrünstig noch angriffslustig." [...]
Ab und an geht Kaasche in den Wald und heult. Wenn er die Tiere schon selten zu sehen bekommt, will er sie wenigstens hören, sagt Kaasche, der Touristen und Schulklassen auf die Spuren der Wölfe durch die Lausitz führt.
Wenn Klaus-Peter Schulze über den Wolf spricht, klingt er feierlich. "Hier wird Geschichte geschrieben", sagt der Bürgermeister der Brandenburger Kleinstadt Spremberg. Während mancherorts Bewohner warnen, dass Touristen wegbleiben, wenn der Wolf kommt, wirbt die Lausitz mit dem Raubtier. Wolfswanderwege und Lehrpfade werden aufgebaut und Schnaps verkauft, der Wolfsgeheul heißt. [...]
Schäfer Neumann zieht jetzt selbst Herdenschutzhunde groß und verkauft sie. Meist reicht schon ihr Bellen, um die Wölfe in die Flucht zu schlagen. Neumann hat beobachtet, dass sich auch das Wild an den Zaun legt, um vom Schutz der Hunde zu profitieren. Wölfe nehmen sich meist die Nahrung, die sie am leichtesten bekommen: kranke, schwache und alte Tiere. Kämpferischen Auseinandersetzungen gehen sie aus dem Weg.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artenvielfalt-der-mit-dem-wolf-lebt-1.1117098
Ein pragmatischer Schafhirte stellt sich innerhalb von 13 (erster Angriff) bzw 9 Jahren (zweiter und größerer Angriff) nach und nach auf den Wolf ein - und züchtet jetzt selbst Schutzhunde. Der Wolf wird sogar aktiv in die Bildung und den Tourismus eingebunden. Auch wenn es so ein Bürgermeister nicht in die Bild schafft, kann er nach eigenen Worten eine "Anti-Wolf-Stimmung" verhindern.
Nebenbei entlarvt ausgerechnet dieser ältere Artikel, dass 9 von 9 bestätigten europäischen Todesfälle mit Tollwut oder Anfüttern durch den Menschen zusammen hängen. Wo der Widerstand zu groß wird, orientiert sich der intelligente Wolf anders. Die "gedeckte Tafel" findet er 2011 laut Kotuntersuchungen zu 99,5% in der Natur. Inwiefern das inzwischen evtl anders ist, weiß ich nicht. Aber gemäß dem Artikel über Bautzen wurde es dort mit den Rissen zuletzt weniger statt mehr.
Und ähnlich wie in der Lausitz scheint es ja auch in der Heidelandschaft Niedersachsens möglich zu sein, mit dem Wolf zu leben:
Der mit dem Wolf lebt 2017 hat geschrieben:Seit 25 Jahren ist Rebre Schäfer. Aus Überzeugung und Leidenschaft, wie er sagt. [...] In drei Landkreisen ist Rebre mit seinen Tieren unterwegs, inmitten von Wolfsgebieten. Im Unterschied zu vielen anderen stellt er das Existenzrecht der Wölfe nicht in Frage. "Wir akzeptieren das als Normalität. Der Wolf ist jetzt da, fühlt sich hier wohl und wir stellen uns darauf ein", sagt er. Rebre versucht mit dem Wolf zu leben - im Guten, wie er betont. [...]
Dennoch sieht er im Wolf eine potenzielle Gefahr für seine Tiere. Schon öfter hätten Wölfe versucht, zu seinen Herden zu gelangen. [...] Seine 90 Zentimeter hohen Elektronetzzäune hat er um 16 Zentimeter erhöht, damit bei Senken im Boden der Zaun auch an diesen Stellen die empfohlene Mindesthöhe erreicht. Rebre achtet darauf, dass der Zaun immer straff gespannt ist. Zusätzlich hat er die Stromspannung erhöht. [...]
Zu oft treffe er auf Schafe, die völlig ungeschützt den Wölfen ausgeliefert sind. Das ärgert ihn. "Die Unvernunft der Tierhalter und deren Fehler tragen dazu bei, dass Wölfe lernen, leichte Beute zu machen", sagt er. "Blutrünstige Fotos am nächsten Tag in der Presse sorgen dann für aufgebrachte Stimmung gegen den Wolf.[...]
Auch wenn der Schäfer bislang von Schäden durch den Wolf verschont geblieben ist, schließt er nicht aus, dass es auch ihn irgendwann treffen könnte. Beispielsweise dann, wenn Wölfe gelernt haben Zäune zu überspringen. Er weiß, dass auch er dann um jedes gerissene Tier trauern werde. Deshalb jedoch das Ende der Weidewirtschaft zu beklagen, kommt für ihn nicht in Frage. "Das ist Stimmungsmache und völliger Quatsch", sagt er. "Herdenschutz ist möglich und muss notfalls immer wieder angepasst werden. [...]
Finanzielle Unterstützung vom Land Niedersachsen gebe es noch dazu. "Welcher Handwerkszweig bekommt Zuschüsse für Gefahren, die plötzlich aufgetaucht sind?", fragt er. Auch die andauernde Kritik am Wolfsmanagement kann er nicht verstehen. Rebre ist zufrieden mit den Möglichkeiten der Unterstützung. "Die Ursachen der wirtschaftlichen Not und der enormen Arbeitsbelastung der Schäfer sind woanders zu suchen", sagt er. Der Wolf habe damit nichts zu tun.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3164.html
Scheinbar kann es also auch in Gebieten klappen, die zunehmend vom Wolf bevölkert werden. Wenn es in der Lausitz und in Niedersachsen mit entsprechendem Willen möglich ist (oder in anderen europäischen Ländern), dann wohl auch in Dänemark. Ob sie Deutschland als Warnung oder Entwarnung betrachten werden, bleibt abzuwarten.
P.S.: Nur weil Du einer Argumentation nicht folgen willst, muss sie nicht schräg sein. Auch Äpfel und Birnen KANN man je nach Vergleichsmerkmal hervorragend vergleichen. Wenn man sich nicht selbst das Gegenteil einredet. Beides ist Obst. Beides esse ich gern. Sterben will ich nicht so gerne. Daher ist es für mich schon relevant, was mein Leben real gefährdet und was nur in der Phantasie einiger vorstellungsstarker Mitmenschen.