Dänemark wählt am 18. Juni

[Lyset-1]

Alle saßen in den Wahlkampf-Startlöchern - Folketingswahl vor oder nach den Sommerferien?


http://www.dr.dk/nyheder/politik/valg2015/index


Lyset

[frosch]

Danke für den Thread, das finde ich sehr spannend und im Gegensatz zu den deutschen Gepflogenheiten ja auch eine sehr kurze Frist.
Was den Dänen wiederum viel überflüssiges Papier erspart.

Ich vermute mal, das die schlechte Kopie der Konservativen, die Frau Thorning-Schmidt abgeben hat, abgewählt wird, aus meiner Sicht kein Verlust.

Hier noch der aktualisierte Link zu den Sachinformationen rings um die Wahl:
http://www.dr.dk/Nyheder/Politik/Valg2015/Artikler/2015/05/27/155658.htm

[Lyset-1]

Gucci Helle (wie sie in Dänemark oft respektlos genannt wird) hat sich leider als große Enttäuschung erwiesen.

Es ist zu befürchten, dass es in Dänemark einen deutlichen Rechtsruck geben wird, was allgemein auf den Terrorangriff in Kopenhagen zurückgeführt wird. Jetzt reicht DF nicht mehr, es haben sich bereits drei Parteien rechts von DF gebildet: SIAD (Stop Islamisering af Danmark), Danskernes Parti und Dansk Samling. Schwer zu verstehen, dass das glücklichste Volk Europas sich damit einlässt.

Hier ein kleiner Ausschnitt von TVMidtvest vom 12. Mai: http://www.tvmidtvest.dk/nettv. Über den Bildern auf Vælg dato klicken, 12. Maj wählen und Højrefløjen på fremmarch. Die genannten Zahlen beziehen sich in der Hauptsache auf Westjütland.

Lyset

[HolidayMax]

Laut Meinungsumfragen stehen derzeit die Sozialdemokraten auf Platz eins, gefolgt von Venstre und DF. Letztere mit keinem großen Abstand zueinander.
Auch wenn die Sozialdemokraten auf Platz eins sind, so würde Helle Thorning Schmidt mit Ihren "klassischen" Verbündeten im roten Block keine Mehrheit erreichen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Opinion_polling_for_the_Danish_general_election,_2015

Haltet Ihr es für möglich, dass sich nach der Wahl daher vielleicht mal neue Konstellationen bilden? Zum Beispiel das die Sozialdemokraten mit der Dänischen Volkspartei zusammen gehen? Oder gar eine GroKo zwischen S und V?

Viele Grüße!

[fejo.dk - Henrik]

Eine SV-Koalition gab es schon, nur ich finde es funktioniert besser wie jetzt, wo V einen rechtsdruck auf S ausübt.

S würde keine Koalition mit DF überleben. Der Test mit SF in der Regierung war für S schon schmerzhaft genug, mit DF würde wieder das gleiche passieren.

Am Wahltag gehen die Wählen einen Schritt nach links, Helle bildet weiter Regierung mit R und wird mit den war-mal-liberalen V in den wichtigsten Sachen einig. Also grundlegend unverändert.

Die Neulinge haben keine Chance.

[Lars J. Helbo]

Es ist zu befürchten, dass es in Dänemark einen deutlichen Rechtsruck geben wird, was allgemein auf den Terrorangriff in Kopenhagen zurückgeführt wird. Jetzt reicht DF nicht mehr, es haben sich bereits drei Parteien rechts von DF gebildet: SIAD (Stop Islamisering af Danmark), Danskernes Parti und Dansk Samling. Schwer zu verstehen, dass das glücklichste Volk Europas sich damit einlässt.

Du hast wohl wenig Ahnung von DK?

Es gibt etliche rechts-, links-extreme und sonstige merkwürdige Parteien, z.B. "Schiller-Instituttets venner" und "Velfærdslisten", (nur) bekannt für den Slogan "Stem på Wagner, det gavner". Das ist nix neues. Und die spielen absolut keine Rolle. Sie stellen nämlich nicht als Parteien auf sondern als Einzelkandidaten und somit haben sie keine Chance gewählt zu werden.

Der Terrorangriff spielt bei den Wahlen keine Rolle. Das ist weitgehend vergessen.

DF wird vermutlich einiges gewinnen. Das hat aber mt einem Rechtsruck nichts zu tun. Es geht (allein) darum, dass der vorsitzende von Venstre Lars Løkke Rasmussen im allgemeinen als unglaubwürdig gilt. Vor zwei Jahren lag Venstre bei über 30%. Das hat Løkke verspielt. Jetzt soll er wohl froh sein 20% zu bekommen. Ein grosser Teil dieser Wähler sind dann zu DF gelaufen. Es geht aber darum, dass sie von Løkke geflohen sind. DF hat nicht durch ihr Politik gewonnen, sondern vielmehr dadurch, dass ihr neuer Vorsitzender Kristian Tulesen Dahl, ganz im Gegensatz zu Løkke als sehr vertrauenswürdig gilt.

Im Moment wird ein sehr knapper Ergebnis erwartet und es kann zu beide Seiten gehen. Falls der rote Block gewinnt ist dass ein großer Erfolg (und comeback) für Helle Thorning. In dem Fall ist Løkke vermutlich fertig als Vorzitsender für Venstre, weil er ein scheinbar sicherer Sieg verspielt hat.

Ich weis aber ncht, ob man den Sieger beneiden soll. In beide Blöcke ist der Spannweite inzwischen extrem gross. Im blauen Block sehe ich beim besten Willen nicht, wie Løkke die Meinungen zu Steuern und Sozialpolitik von LA und DF vereinen will. Und falls Helle es schaffen sollten, wird sie vermutlich von den Chaoten und Amateuren von Alternativet abhängig. Eine Koalition zwischen SPD und DF ist allerdings undenkbar - obwohl sie politisch eigentlich sehr nahe an einander liegen.

[Lars J. Helbo]

... und im Gegensatz zu den deutschen Gepflogenheiten ja auch eine sehr kurze Frist.

Naja. Mehr oder weniger. Die Wahlen mussten ja spätestens in September kommen. Das war seit 4 Jahren klar. Helle Thorning konnte nur den genauen Tag bestimmen und darüber wird seit Monaten spekuliert. Es war also keine große Überraschung.

[Lars J. Helbo]

Am Wahltag gehen die Wählen einen Schritt nach links, Helle bildet weiter Regierung mit R und wird mit den war-mal-liberalen V in den wichtigsten Sachen einig. Also grundlegend unverändert.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es so enden wird. In den Umfragen steht jetzt 89 Sitze für Løkke und 86 für Helle. Das ist extrem knap, besonders weil es auch 2 Sitze von den Färöern und 2 von Grönland gibt und davon bekommt Helle vermutlich mindestens 3. Und es ist gut denkbar, dass Helle in den kommenden Wochen etwas gewinnen wird.

Eine Groko ist in DK undenkbar. Falls Løkke es nicht schafft, Ministerpräsident zu werden, muss er vermutlich zurücktreten und die Partei wird keine Koalition engehen, bevor geklärt ist, wer ihm folgen soll - was einige Monate dauern kann.

[HolidayMax]

Gerade in der Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie in der Sozialpolitik passt die Aufteilung in einen blauen und roten Block eigentlich nicht richtig.
Denn in Wirklichkeit stehen hier Venstre/Konservative/Liberal Alliance auf der rechten Seite und Sozialdemokraten/SF/Enhedslisten und DF auf der eher linken Seite. Radikale Venstre ja wohl ziemlich in der Mitte.

Von der Seite betrachtet wäre es ja nur konsequent wenn S und DF mal zusammen arbeiten.
Aber der ideologische Unterschied insbesondere in Gesellschaftlichen Themen wie Ausländerpolitik, Europapolitik, etc. steht da wohl im Weg.

S/SF/RV werden nun mal eher von gut gebildeten, linksliberal denkenden Menschen gewählt, während DF nun eher die weniger fortschrittlichen Bürger, Stammtisch-Anhänger, Konservative Rentner und allgemein Unzufriedene (schwierig zu formulieren!) anzieht.

[fejo.dk - Henrik]

Bei DF hast du die Wähler vergessen, die auf dem Lande wohnen und nie einen Ausländer gesehen haben

Im Übrigen geht es eher um Angst als Unzufriedenheit. Frygt og forargelse sælger billetter!

[Dänischer_Hamburger]

http://www.jyllands-posten.dk/premium/kommentar/valgobservatoererne/ECE7747744/Tyske-avislæsere-forbavses-over-valgkampen/


Ein sehr interessanter Bericht über die Wahl aus Sicht eines deutschen Korrespondentens.

[Ronald]

John Erik Wagner macht schon mal Werbung in eigener Sache.
Wie auch immer: für seine 50 Jahre kann er sich durchaus sehen lassen.

http://www.bild.de/politik/ausland/daenemark/politiker-zeigt-sich-nackt-auf-wahlplakaten-41220886.bild.html

Und wenn's hilft....

-Ronny

[mieke]

Endlich mal ein Politiker, der für nichts anderes steht als die nackte Wahrheit

[Lars J. Helbo]

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[frosch]

Eine sehr hilfreiche Einführung in das dänische Parteiensystem fand ich hier:
http://www.nordschleswiger.dk/news.4460.aspx?newscatid=51&newsid=80780&h=Die-d%C3%A4nischen-Parteien-und-das-Wahlsystem---f%C3%BCr-Aussenstehende-erkl%C3%A4rt

So kann man den Wahlk(r)ampf und die Diskussionen sicher etwas besser verstehen.