fischtreppe in bindslev

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evi jensen
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fischtreppe in bindslev

Beitrag von evi jensen »

Ihr Lieben, wie vor kurzem versprochen, hier info über "die Sache mit der Fischtreppe" in Bindslev:

irgendein EU gesetz sagt, dass alle künstlich aufgestauten Dämme, Flussläufe, Kraftwerke usw wegmüssen, um der Fauna und Flora bessere Vorraussetzungen zu geben.

die Fischtreppe bei Bindslev ist künstlich, also soll sie weg - jedenfalls nach Meinung der Politiker auf der Teufelsinsel und nach Meinung der Sportangler.

Die Kommune hat nun eine Firma beauftragt, mit Vorschlägen zu kommen - und letzte Woche war nun also ein Bürgertreffen, wo die Firma, diverse Sportfischervereine und BHE (Bindslev Handel und Gewerbe) mit Vorschlägen kommen konnten. Es ist so, dass zumindest eine Faunapassage da sein muss, wo das Wassergefälle nur sehr gering ist. Gleichzeitig fragt man sich: was ist mit dem alten El-werk? Nun, das ist den Sportfischern eiegntlich recht egal. der Kommune im grossen und ganzen auch, ist ja nicht Hjørring Citty. Also liefen die Vorschläge der Firma im grossen und ganzen darauf hinaus, "gydebænke" (da fällt mir jetzt das deutsche wort nicht ein, eben wo die Fische Eier legen) zu verteilen, die Fischtreppe zu entfernen und damit den Wasserstand im Ort auch ganz schön zu senken. auf die Frage, wie es denn mit dadurch entstandenden schäden an gebäuden aussähe, hiess es, das sei n icht untersucht worden.

auf alle Fragen: und was ist mit der Fischtreppe? hiess es: die ist Totgeweiht.

Nun arbeiten natürlich diverse Gruppen an einer lösung, die das Gesetz einhält, aber auch die Fischtreppe, oder etwas ähnliches bewahren kann, damit es immernoch ganz speziell für Bindslev ist und nicht 100 anderen Bächen in Dänemark gleicht.

bei einigen Vorschlägen war die Möglichkeit, dass das alte elwerk seinen Museumsbetrieb behalten kann, aber nicht genug, um, so wie jetzt, an's Netz zu liefern.

ich will hier um himmels willen keine diskussion pro-kontra fischen breittreten (gleich nach hunden und autostränden ist das wohl das 3. brenzligste Thema), sondern nur darauf aufmerksam machen, dass man sich, möchte man die Fischtreppe, so wie sie jetzt ist, sehen, eventuel beeilen muss.

liebe grüsse, evi
Johanna*
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von Johanna* »

Leider habe ich im Netz nichts darüber finden können (weil mein Dänisch dafür wahrhaft nicht
ausreicht), deshalb jetzt die Frage, ob es in DK nicht so etwas wie Denkmalschutz gibt? Mir ist
schon klar, dass die Fischtreppe künstlich angelegt wurde, aber wenn Häuser unter eben diesen
Schutz gestellt werden, ist das ja auch so.

Was ich ebenfalls nicht verstanden habe - sind jetzt mehr Leute dafür oder dagegen, dass die
Treppe platt gemacht wird? In vielen Fällen haben ja Bürgerinitiativen (zumindest in D ist das
so) Erfolg mit ihren Einsprüchen.

Und last but not least - Du schreibst von "Beeilen". Glaubst Du denn, dass - wenn es tatsächlich
soweit kommen sollte - die Fischtreppe noch in diesem Jahr dem Erdboden gleichgemacht wird?

Entschuldige bitte meine Unkenntnis. Ich hoffe, Du bist trotzdem bereit, auf meine Fragen zu
antworten.

Danke schon mal im Voraus.

Hilsen
Johanna
evi jensen
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von evi jensen »

natürlich antworte ich dir gerne, ist doch klar.

erst mal beruhigen: nein, dieses und auch nächstes Jahr ist die Treppe sicher noch da. Soweit ich informiert bin heisst es,dass sie 2020 weg sein soll. Ich dachte nur an die Touristen, die vielleicht nur alle 3 Jahre nach DK reisen und sich dieses Jahr denken: ach die Fischtreppe schauen wir uns nächstes mal an.

Die kommune möchte natürlich die billigste Lösung, und das ist eben einfach weg und dann langsam mit Kiselsteinen abflachen.

Die Bürger in Bindslev selbst wollen im Grossen und Ganzen die Treppe gerne behalten, auch hier gibt es natürlich ausnahmen. Aber wenn der Politiker beim Bürgertreffen schon pampt: "Ihr könnt euch einen von unseren Vorschlägen aussuchen, ansonsten machen wir wie es uns passt", da vergeht einem schon mal alles.

Die Bürgerinitiative arbeitet natürlich an weiteren Vorschlägen, es kommen auch weitere Treffen, wir werden sehen.

Leider sind die eventuel betroffenen Gebäude nicht so alt, dass sie unter Denkmalschutz stehen, ansonsten wäre das ja ein prima Gedanke.

Ich halte euch jedenfalls auf dem Laufenden.

Liebe Grüsse aus DK, Evi
Johanna*
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von Johanna* »

Danke Evi, ich werde den Thread weiter verfolgen :wink:

LG
Johanna
AnkeHH
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von AnkeHH »

Johanna* hat geschrieben:Danke Evi, ich werde den Thread weiter verfolgen
Ich auch ! :(
Zuletzt geändert von AnkeHH am 08.04.2017, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von Hinnerk »

In Deutschland gibt es bei Wasserkraftwerken und bei Schleusen in Schifffahrtswegen unzählige Fischtreppen, die Menschen angelegt haben. Sollen die Kraftwerke abgeschaltet und die Schiffahrtswege (Kanäle) zugeschüttet werden? Soll in Süddeutschland der Strom ausgehen? Ganz bestimmt nicht. Es geht vielmehr um die Umsetzung der im Jahr 2000 beschlossenen europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
Zitat: Die 2000 in Kraft getretene Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) verpflichtet alle Eigentümer von Gewässern, diese in einen guten Zustand zu bringen und Verschlechterungen zu verhindern. Einen der wichtigsten Aspekte bildet hierbei die Schaffung von Durchgängigkeit von Fließgewässern für Fische und Kleinstlebewesen. Besitzer bestehender Querverbauungen stehen somit oft vor der Entscheidung vorhandene Wehr- und Stauanlagen zu beseitigen oder neue Fischtreppen zu errichten.
Beide Alternativen sind aufwands- und kostenintensiv ohne die Möglichkeit der Amortisation. Das Fischfreundliche Wehr kann hier die wirtschaftlichste Option sein, um den Zustand eines Fließgewässers dauerhaft zu verbessern.

Quelle: http://www.fischfreundlicheswehr.de/de/fischdurchgaengigkeit/die-europaeische-wasserrahmenrichtlinie.html
ausführlicher:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/de ... e_2012.pdf

in diesem Zusammenhang interessant:
http://www.lr-online.de/nachrichten/LR-Titel-Fischtreppen-fuer-mehr-als-fuenf-Millionen-Euro;art1674,5446716

Kurz und gut: Die Wasserrahmenrichtlinie der EU Fördert eher den Bau neuer Fischtreppen als dass diese aufgegeben werden. Den Rückbau einer Fischtreppe kann ich mir nur vorstellen, wenn die Ursache für diese Treppe, beispielsweise ein Wasserkraftwerk oder Wehr nicht mehr benötigt und abgerissen wird und es so zu einer Renaturierung des Gewässerlaufs kommt. Die Fischtreppe wird überflüssig.

Fischtreppen gibt es auch in Dänemark nicht nur eine. Mir fällt gerade die beim Elektromuseum in Bjerringbro/Jütland ein. Da gibt’s ein altes aus dem vorvorigen Jahrhundert bestehendes Wasserkraftwerk, wofür die Gudena aufgestaut wird.
http://energimuseet.dk/
http://energimuseet.dk/naturen/
Zuletzt geändert von Hinnerk am 10.04.2017, 12:49, insgesamt 1-mal geändert.
evi jensen
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von evi jensen »

hejsa,
so weit ich weiss, wurde für Tange sø (das meinst du doch, oder?) eine vorläufige dispensation gegeben, die aber auch ausläuft und deswegen stehen die Leute bei Bjerringbro vor demselben Problem.

Das alte elwerk bei bindslev liefert nicht viel Strohm, deswegen sei das unrelevant, wurde gesagt.

Die Fischtreppe verhindert die kleineren Fische, durchzukommen, Es darf nur ein minimales Gefälle sein. Man kann schon eine Faunapassage nebenher machen, aber das kostet eben, und diese Kröten müssen wir der Kommune eben mal aus den Fingern ziehen.

ûbrigens sind auch die Tverstedseen künstlich aufgestaut und werden über kurz oder lang verschwinden.....

Die Arbeitsgruppe in Bindslev ist aber nicht faul und sucht nach Alternativen, es bleibt also weiterhin spannend.

Liebe Grüsse. Evi
Zuletzt geändert von evi jensen am 10.04.2017, 17:01, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von Hinnerk »

Ich denke, dass nichts so heiß gegessen wird wie es gekocht wurde. Soll heißen: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein 100 Jahre altes Kraftwerk (das größte Dänemarks), welches zudem Teil einer Touristenattraktion geworden ist und schon zum dänischen Kulturgut gezählt werden kann stillgelegt und der dazugehörige Stausee (ebenfalls der größte Dänemarks, 10 km lang) trockengelegt wird um den ursprünglichen Flusslauf der Gudena wieder herzurichten.

Andererseits muss allerdings auch klar gesagt werden, dass durch das Aufstauen der Gudena im Jahr 1920 ein einzigartiges, schützenswertes Gebiet und somit die wichtigsten Laichplätze für Lachse in Dänemark zunichte gemacht wurde, was sogar zum Aussterben der Lachse in der Region führte. Erst die Errichtung von Fischtreppen und der Neuansiedelung des Lachses von Nuturfreunden und Fischern sorgte dafür, dass der Lachs sich wieder in der Gudena vermehrte. Von einer Erholung der Natur durch diesen massiven Eingriff der Menschen kann man aber selbst jetzt nach fast 100 Jahren nicht sprechen.

So hat jedes Ding zwei Seiten, die gegeneinander abgewogen werden müssen. Im Fall Tange Sø stellt sich die Frage: Kraftwerk vereint mit Tourismusmagnet oder Natur. Bei genauer Betrachtung behaupte ich einmal: Das Kraftwerk mit seinen drei über 100 Jahre alten Turbinen ist längst nicht mehr zeitgemäß und in keinster Weise konkurrenzfähig zu neueren alternativen Stromerzeugern. Das Kraftwerk ist Teil des Elektromuseums (Energi Museet) in Bjerrebro. Dieses könnte aber auch gut ohne einschneidende Einnahmeverluste durch weniger Besucher auf das Kraftwerk verzichten. Ich Besuche das Museum immer mal wieder, da immer wieder interessant. Aber das Kraftwerk? Von einer Art Balkon kann man die drei laufenden Turbinen sehen. Das ist alles. Man wirft einen Blick drauf, vielleicht auch auf die Tafel an der Wand, die an den Bau im Jahre 1909 erinnert und ja, das wars.
Eins zu Null für die Natur?
Tatzelwurm
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von Tatzelwurm »

Hej,

das Problem ist zwar dasselbe,
aber allein die Grössenverhältnisse lassen schon keinen Vergleich zu.

Die Fischtreppe in Binsdlev ist bei weitem kein grosser Anziehungspunkt wie so oft
dargestellt und nur deshalb in allen Touristeninformationen enthalten,
weil es sonst in dieser Region um Bindslev nicht so viele (mehr keine)
Attraktionen gibt. Es ist also mehr ein regionales Problem und der Uggerby Å
ist nicht gerade so der Reisser, auch von der Fliessgeschwindigkeit her.
Eine anständige Solaranlage wird wahrscheinlich mehr Strom liefern, als das kleine
Kraftwerk und ein renaturierter Fluss ist wahrscheinlich schöner anzusehen,
als eine künstlich angelegte Fischtreppe.
Aber da werden, nicht nur im Gemeinderat von Bindslev, die Meinungen vielfältig sein.

Tange kenne ich nicht, deshalb dazu keinen Kommentar.

Detlef
Schmeichler sind wie Katzen,
vorne lecken, hinten kratzen.

Wenn jeder Scheinheilige wie eine 60-Watt-Birne leuchten würde, könnte man nachts nicht mehr ohne Augenbinde schlafen.
Ratte
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von Ratte »

Moin!
Zum Thema Bindslev E-Werk einige Informationen:
[url]http://www.bindslevglel.dk/main/Bind2/Foldere/folder1sidestysk.pdf[/url]

In diesem Sinne
Ratte
evi jensen
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Re: fischtreppe in bindslev

Beitrag von evi jensen »

Für diejenigen, die der dänischen Sprache mächtig sind, hier das virtuelle bürgertreffen von vorgeatern:
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
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Man kann infos mit planzeichnungen auf https://hjoerring.dk/borger/teknik-milj ... -bindslev/ sehen.

Ultimative deadline für die fertigstellung ist jetzt 2023

Liebe Grüsse, Evi