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Was bekommen die Dänen für ihre hohen Steuern?

Verfasst: 26.11.2017, 19:27
von nightcabbie
Wenn ich mir das hohe Abgabenniveau in Dänemark anschaue, frage ich mich: Was ist das ROI (Return on investment) für den dänischen Steuerzahler? Oder auf Alltagsdeutsch: Was bekomme ich für meine Steuern? Gut, unsere nördlichen Nachbarn zahlen keine Sozialabgaben, da das dänische Sozialsystem über Steuern finanziert wird. Trotzdem ist die Abgabenlast hoch, da man neben der Einkommenssteuer auch noch eine hohe Mehrwertsteuer und die extrem hohe Registrierungsabgabe für Autos zahlen muss.

Höhere Steuern sind nicht per se schlecht, vorausgesetzt, der Bürger bekommt etwas für seine Steuern geboten. Aber wenn man bedenkt, dass z.B. Zahnarztbesuche in DK aus eigener Tasche bezahlt werden müssen, wirft das die Frage auf, ob das Return on investment wirklich in einem angemessenen Verhältnis zu den dafür gebotenen Leistungen steht.

Meine grundsätzliche Frage: Bekommt der dänische Steuerzahler einen angemessenen Gegenwert für sein Geld oder wird er nur gemolken?

Re: Was bekommen die Dänen für ihre hohen Steuern?

Verfasst: 27.11.2017, 08:08
von Hendrik77
Hejsa !
Ob der Steuerzahler in Dänemark sich gemolken fühlt kann ich nicht beurteilen. Ich beziehe hier mein Lohn, zahle alle anfallenden Steuern und trotzdem fühle ich mich nicht gemolken.
Venlig hilsen
Hendrik77

Re: Was bekommen die Dänen für ihre hohen Steuern?

Verfasst: 27.11.2017, 08:33
von m.schult
Wir haben die letzten 10 Jahre in der Schweiz gelebt und wohnen nun seit einem halben Jahr in Dänemark. Wenn man das Haushaltseinkommen zu Grunde legt, haben wir jetzt einen Abgabensatz von 37%, in CH waren es 24%.

Hier mal eine Übersicht der monatlichen Hauptfixkosten für uns als Familie mir zwei Kindern (2 und 4).

Miete (Haus mit Garten, 5 Zimmer, 130 qm, ländlicher Raum): DK 1200 EUR, CH 2600 EUR
Krankenversicherung: DK 0 EUR, CH 1000 EUR (+2300 EUR Selbstebteiligung pro Erwachsener / 300 EUR Selbstbeteiligung pro Kind im Jahr)
Kinderbetreuung (Krippe): DK 600 EUR, CH 4000 EUR
Lebensmittel: Vergleichbar
Versicherung: Vergleichbar

Du hast Recht, hinzu kommt noch die Registrierungsabgabe für Autos. Aber wenn man nicht unbedingt jedes Jahr ne Neuwagen haben muss, sondern man seine Autos gut pflegt und wirklich lange fährt hält sich die Belastung in Grenzen. Dafür ist Wohneigentun beispielsweise viel billiger als in der Schweiz.

Mit unserem Haushaltseinkommen (< 1 Mio DKK / Jahr) haben wir nach Abzug der Steuern / Fixkosten mehr im Portemonnaie als vorher.

Grüsse
Matze

Re: Was bekommen die Dänen für ihre hohen Steuern?

Verfasst: 27.11.2017, 09:52
von nightcabbie
@Matze: Danke für diesen anschaulichen Kostenvergleich zwischen CH und DK. Für mich vor allem deshalb interessant, weil erst neulich ein Bekannter von mir, der in CH lebt, von den niedrigen Steuern und hohen Einkommen dort geschwärmt hat. Und mit dem von dir genannten Abgabensatz von 37% kann man leben.

Re: Was bekommen die Dänen für ihre hohen Steuern?

Verfasst: 27.11.2017, 13:37
von 25örefan
Ob (die) Dänen für Ihre hohen Steuern einen adäquaten Gegenwert erhalten, weiß ich nicht.
Das könnte ich nicht einmal mit absoluter Bestimmtheit für D beurteilen, wobei ich persönlich nicht unzufrieden bin.
Laut eines hier schon mal zum Thema Steuern diskutierten Thread scheinen sich vielen Dänen zumindest nicht über die Steuern zu beschweren. Kein Wunder, denn immerhin liegen sie mit ihrer durchchschnittlichen Kaufkraft pro Einwohner im europäischen Vergleich (2016) auf Platz 6 (in € 23.699) vor D auf Platz 9 (in € 21.879). Der europäische Wert der durchschnittlichen Kaufkraft liegt bei 13.672 €, wobei die oben erwähnte Schweiz den 2. Rang mit 42.300 € nach dem Sptzenreiter Liechtenstein mit 63.011 € einnimmt.
http://www.gfk.com/de/insights/press-release/kk-europa/

Re: Was bekommen die Dänen für ihre hohen Steuern?

Verfasst: 30.11.2017, 20:24
von gerdson
Pauschal ist das schwierig zu beantworten. Arbeitnehmer unterhalb / bis hin zu den Beitragsbemessungsgrenzen in Deutschland fahren in Dänemark eigentlich ganz gut - wenn überhaupt fällt nur ein kleiner Anteil des Gehaltes unter die "Topskat", und dann sind die Gesamtabgaben verglichen mit D (also Lohnsteuer, Rentenversicherung und KV) eventuell sogar niedriger. Insbesondere für niedrigere Löhne erwirbt man evtl. sogar einen vergleichsweise höheren Rentenanspruch (wobei die tatsächlichen Ansprüche später von mehreren Faktoren abhängen).

Liegt man vom Einkommen her sehr hoch (zumindest deutlich oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung), fährt man - insbesondere unter Ausnutzung der gemeinsamen Veranlagung bei der Einkommensteuer - in Deutschland besser. Die gesetzlichen Rentenansprüche sind dann ja auch in D ganz ordentlich.