Elektronische Gesundheitsakte in Dänemark (sundhed.dk)
Verfasst: 22.02.2018, 16:16
Die Dänen stehen allgemein der zunehmenden Digitalisierung in allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen recht positiv gegenüber. Sie schätzen die persönlichen Vorteile und die mit der Digitalisierung verbundenen Bequemlichkeiten. Man sieht es bei der „Aussterbung“ des Bargeldes in Dänemark. Seitens der Politik muss da gar nichts unternommen werden. Die Mehrheit der dänischen Gesellschaft sorgt schon dafür, dass in nicht mehr allzu langer Zeit die letzte dänische Krone in einer Glasvitrine des Kopenhagener Nationalmuseums bestaunt werden kann.
Von dieser Entwicklung sind wir in Deutschland weit entfernt, wenngleich nach meinen Beobachtungen immer häufiger junge Menschen die „Urängste“ ihrer Eltern gegenüber technischen Neuerungen zunehmend ablegen.
Trotzdem ist sie da, die „German Angst“. Dieser Begriff kennt viele Facetten, u.a. eben die Angst vor Datenmissbrauch, der Angst vor dem Ausspähen persönlicher Daten, Missbrauch von Persönlichkeitsrechten, zusammenfassend als Digitalisierungsängste bezeichnet.
Vor diesem Hintergrund ist die seit Jahren auch in Deutschland geplante Einführung der elektronischen Gesundheitsakte immer wieder ins Stocken geraten. Datenschützer sehen hier geradezu den Untergang des Abendlandes.
In diesem Zusammenhang sollte vielleicht erst einmal erklärt werden, was eine elektronische Gesundheitsakte, wie sie in Dänemark 2003 eingeführt wurde überhaupt ist:
Während in Deutschland jeder behandelnde Arzt über seine Patienten eine Patientendatei verfügt, in der er den Krankheitsverlauf, jede einzelne Untersuchung, Überweisung zu Fachärzten, Medikationen, Schutzimpfungen und viele andere Dinge einträgt und diese Datei für sich unter Verschluss hält läuft das in Dänemark vollkommen anders. Dort wird die Patientendatei zentral bei sundhed.dk geführt. Jeder konsultierte Allgemeinmediziner, Facharzt oder Klinik hat Zugriff auf diese Datei und ist verpflichtet, jede Konsultation eines jeden Patienten zusammen mit den veranlassten Maßnahmen dort nach einem standardisierten Verfahren online einzutragen. So hat jeder Arzt eines jeden seiner Patienten sämtliche Arztbefunde mit Röntgenbildern, Diagnosen, Kuren und Therapien per Mausklick auf seinem Bildschirm, beginnend mit dessen Entbindung.
Vorteil für den behandelnden Hausarzt, Facharzt oder Klinik: Es müssen keinerlei Befunde von anderen Ärzten und medizinischen Institutionen angefordert werden. Der Patient ist für jeden Arzt aus medizinischer Sicht absolut gläsern.
Aber auch für den Patienten hat die elektronische Gesundheitsakte Vorteile. So hat er selbst online Zugang zu seiner Patientenakte und weiß genau, was, da festgehalten wurde. Hier eine Zusammenstellung der Vorteile für den Patienten:
Austausch mit niedergelassenen Ärzten
• Arztsuche
• Kommunikation mit der Arztpraxis: Terminabsprache, Rezepterneuerung, Beratung
• Informationen zur Gesundheitsvorsorge
Medizinische Informationen und Behandlungsinformationen
• Wartelisteninformationen von Krankenhäusern
• Informationen zur Gesetzgebung
• Zugriff auf ein Medizinisches Patientenhandbuch
• Austausch mit anderen Patienten
Personenbezogene Gesundheitsdaten
• Zugriff auf die elektronische Patientenakte aus Kliniken
• Überblick über die erfassten medizinischen Daten seit 1977 (z. B. Krankenhausaufenthalte)
• Onlineregistrierung zur Organspende
• Online-Patientenverfügung
• Logbuch, um nachzuvollziehen, welcher Mediziner die eigenen Daten eingesehen hat
Quelle: http://healthcare-startups.de/die-elektronische-gesundheitsakte-fuer-alle-in-daenemark-realitaet/
In Deutschland wird sich dies vermutlich nie durchsetzen lassen. Die Furcht vor dem gläsernen Patienten ist zu groß. Es kommt hinzu, dass viele Ärzte sich da verweigern werden, da sie gem. bisheriger Planungen in diese Richtung den hierfür benötigten technischen Aufwand in Form von neuer Hard- und/oder Software und die Unterhaltung des gesamten Systems selbst zahlen sollen. Von daher wird der Widerstand gegen die Einführung der elektronischen Patientenakte immer lauter.
Ich persönlich bin da hin- und hergerissen. Ich sehe die Vorteile der elektronischen Patientenakte aber auch die Nachteile. Konkretes Beispiel: Grundsätzlich hatte ich zu meiner Hausärztin (auch Fachärztin für innere Medizin) an meinem früheren Wohnort ein gutes Vertrauensverhältnis und fühlte mich stets gut bei ihr aufgehoben. Als dann eine Operation anstand, die meine Ärztin unbedingt für erforderlich hielt und durchzusetzen versuchte habe ich ohne ihr Wissen noch einen weiteren Arzt zwecks Einholung einer Zweitmeinung eingeholt. Ich wollte einfach nicht, dass das ansonsten gute Verhältnis zu meiner Hausärztin in irgendeiner Form getrübt wird.
Wenn es sich um eine Facharztdiagnose (z.B. die eines Orthopäden) gehandelt hätte hätte ich da keine Probleme mit der Einholung einer Zweitmeinung gehabt. Beim Hausarzt ist das m.E. aber etwas anderes. Der begleitet seinen Patienten bestenfalls bis zum bitteren Ende.
Bei der elektronischen Patientenakte hätte ich diese heimliche Konsultation bei einem anderen Arzt vor meiner Hausärztin sicher nicht verheimlichen können.
Frage: Wie seht ihr das?
https://ehealthblog.de/news-trends/e-he ... achts-vor/
http://healthcare-startups.de/die-elektronische-gesundheitsakte-fuer-alle-in-daenemark-realitaet/
Von dieser Entwicklung sind wir in Deutschland weit entfernt, wenngleich nach meinen Beobachtungen immer häufiger junge Menschen die „Urängste“ ihrer Eltern gegenüber technischen Neuerungen zunehmend ablegen.
Trotzdem ist sie da, die „German Angst“. Dieser Begriff kennt viele Facetten, u.a. eben die Angst vor Datenmissbrauch, der Angst vor dem Ausspähen persönlicher Daten, Missbrauch von Persönlichkeitsrechten, zusammenfassend als Digitalisierungsängste bezeichnet.
Vor diesem Hintergrund ist die seit Jahren auch in Deutschland geplante Einführung der elektronischen Gesundheitsakte immer wieder ins Stocken geraten. Datenschützer sehen hier geradezu den Untergang des Abendlandes.
In diesem Zusammenhang sollte vielleicht erst einmal erklärt werden, was eine elektronische Gesundheitsakte, wie sie in Dänemark 2003 eingeführt wurde überhaupt ist:
Während in Deutschland jeder behandelnde Arzt über seine Patienten eine Patientendatei verfügt, in der er den Krankheitsverlauf, jede einzelne Untersuchung, Überweisung zu Fachärzten, Medikationen, Schutzimpfungen und viele andere Dinge einträgt und diese Datei für sich unter Verschluss hält läuft das in Dänemark vollkommen anders. Dort wird die Patientendatei zentral bei sundhed.dk geführt. Jeder konsultierte Allgemeinmediziner, Facharzt oder Klinik hat Zugriff auf diese Datei und ist verpflichtet, jede Konsultation eines jeden Patienten zusammen mit den veranlassten Maßnahmen dort nach einem standardisierten Verfahren online einzutragen. So hat jeder Arzt eines jeden seiner Patienten sämtliche Arztbefunde mit Röntgenbildern, Diagnosen, Kuren und Therapien per Mausklick auf seinem Bildschirm, beginnend mit dessen Entbindung.
Vorteil für den behandelnden Hausarzt, Facharzt oder Klinik: Es müssen keinerlei Befunde von anderen Ärzten und medizinischen Institutionen angefordert werden. Der Patient ist für jeden Arzt aus medizinischer Sicht absolut gläsern.
Aber auch für den Patienten hat die elektronische Gesundheitsakte Vorteile. So hat er selbst online Zugang zu seiner Patientenakte und weiß genau, was, da festgehalten wurde. Hier eine Zusammenstellung der Vorteile für den Patienten:
Austausch mit niedergelassenen Ärzten
• Arztsuche
• Kommunikation mit der Arztpraxis: Terminabsprache, Rezepterneuerung, Beratung
• Informationen zur Gesundheitsvorsorge
Medizinische Informationen und Behandlungsinformationen
• Wartelisteninformationen von Krankenhäusern
• Informationen zur Gesetzgebung
• Zugriff auf ein Medizinisches Patientenhandbuch
• Austausch mit anderen Patienten
Personenbezogene Gesundheitsdaten
• Zugriff auf die elektronische Patientenakte aus Kliniken
• Überblick über die erfassten medizinischen Daten seit 1977 (z. B. Krankenhausaufenthalte)
• Onlineregistrierung zur Organspende
• Online-Patientenverfügung
• Logbuch, um nachzuvollziehen, welcher Mediziner die eigenen Daten eingesehen hat
Quelle: http://healthcare-startups.de/die-elektronische-gesundheitsakte-fuer-alle-in-daenemark-realitaet/
In Deutschland wird sich dies vermutlich nie durchsetzen lassen. Die Furcht vor dem gläsernen Patienten ist zu groß. Es kommt hinzu, dass viele Ärzte sich da verweigern werden, da sie gem. bisheriger Planungen in diese Richtung den hierfür benötigten technischen Aufwand in Form von neuer Hard- und/oder Software und die Unterhaltung des gesamten Systems selbst zahlen sollen. Von daher wird der Widerstand gegen die Einführung der elektronischen Patientenakte immer lauter.
Ich persönlich bin da hin- und hergerissen. Ich sehe die Vorteile der elektronischen Patientenakte aber auch die Nachteile. Konkretes Beispiel: Grundsätzlich hatte ich zu meiner Hausärztin (auch Fachärztin für innere Medizin) an meinem früheren Wohnort ein gutes Vertrauensverhältnis und fühlte mich stets gut bei ihr aufgehoben. Als dann eine Operation anstand, die meine Ärztin unbedingt für erforderlich hielt und durchzusetzen versuchte habe ich ohne ihr Wissen noch einen weiteren Arzt zwecks Einholung einer Zweitmeinung eingeholt. Ich wollte einfach nicht, dass das ansonsten gute Verhältnis zu meiner Hausärztin in irgendeiner Form getrübt wird.
Wenn es sich um eine Facharztdiagnose (z.B. die eines Orthopäden) gehandelt hätte hätte ich da keine Probleme mit der Einholung einer Zweitmeinung gehabt. Beim Hausarzt ist das m.E. aber etwas anderes. Der begleitet seinen Patienten bestenfalls bis zum bitteren Ende.
Bei der elektronischen Patientenakte hätte ich diese heimliche Konsultation bei einem anderen Arzt vor meiner Hausärztin sicher nicht verheimlichen können.
Frage: Wie seht ihr das?
https://ehealthblog.de/news-trends/e-he ... achts-vor/
http://healthcare-startups.de/die-elektronische-gesundheitsakte-fuer-alle-in-daenemark-realitaet/