Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

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Karl-Heinz-Müller
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Karl-Heinz-Müller »

Hinnerk hat geschrieben: Dann hoffe ich für dich, dass du niemals Fleisch oder Fisch als unverpackte Frischware beim Fleischer oder beim Fischwagen vor dem Supermarkt kaufst. Deren Ware ist in aller Regel mit mehr Keimen belastet als die verpackte SB-Ware im Supermarkt kurz vor dem MDH.
Das ist ganz natürlich. Die ersten Keime bilden sich bereits während oder kurz nach der Schlachtung. Das ist ja auch nichts Schlimmes und ein natürlicher Prozess. Je nach Keimart und Anzahl dürfen Keime in Lebensmitteln vorkommen. Und je länger z.B. Fleisch und Fisch auch vorschriftsmäßig gekühlt unverpackt unterwegs sind desto höher die Keimbelastung.
In dem eingefügten Artikel der Stiftung Warentest ging es um das vermehrte Auftreten von Verderbniskeimen am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums und diese sind nicht normal sondern können zu ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Zuletzt geändert von Karl-Heinz-Müller am 11.06.2019, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

Karl-Heinz-Müller hat geschrieben: In dem eingefügten Artikel der Stiftung Warentest ging es um das vermehrte Auftreten von Verderbniskeimen am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums und diese sind nicht normal sondern können zu ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Der Test-Artikel ist von 2009, also 10 Jahre alt! Da wurden leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Fisch, Salate etc. noch unter anderen hygienischen Verhältnissen hergestellt und abgepackt. Da hat sich gerade in den letzten Jahren sehr viel getan. In den Lebensmittelbetrieben herrschen heute geradezu klinische Verhältnisse. Dann kommt hinzu, dass heute die vorgenannten empfindlichen Lebensmittel für den SB-Verkauf unter Schutzgasatmosphäre verpackt wird. So gesehen ist der Test-Artikel einfach nur Schnee von gestern.
Natürlich gibt es auch da mal Pannen, wie überall, selbst im OP des Krankenhauses. Gehst du deshalb auch in kein Krankenhaus wenn es erforderlich wäre? Es gibt eben keine 100-prozentige Sicherheit, nirgends. Und wie gesagt, die Gefahr sich mit Lebensmitteln Keime einzufangen ist bei Frischeprodukten wie z.B. beim Fleischer um ein Vielfaches größer als bei SB-verpackter Ware kurz vor dem MHD.
Zuletzt geändert von Hinnerk am 11.06.2019, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

Wissenschaftliche Untersuchungen von Lebensmittelchemikern und mittlerweile unzähligen Veröffentlichungen von Verbraucherschutzverbänden, Dokumentationen und Veröffentlichungen der Stiftung Warentest haben längst gezeigt, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) die bis dahin beste Genussqualität garantiert. Nur ist dieses MHD nicht mit dem Verfallsdatum gleichzusetzen. Fast alle Lebensmittel mit aufgedrucktem MHD sind auch nach Ablauf noch ohne Einschränkung genießbar und schmackhaft. Einzig bei Hackfleisch gibt es eine Einschränkung. Dieses darf als Frischware an der Fleischertheke nur einen Tag verkauft werden, als unter Schutzgas verschweißte Ware aber mehrere Tage. Da kann das Fleisch dann durch die längere Einwirkung von Sauerstoff evtl. ein wenig ranzig schmecken, muss aber nicht.

Speziell zu Aldi und Lidl: Beide Discounterketten unterhalten keine Warenlager. Alle Lebensmittel werden in den Verteilzentren just in time angeliefert wo unmittelbar die Paletten für die Auslieferungs-LKWs zusammengestellt und ausgeliefert werden. Bei Anlieferung der Ware vom Hersteller steht der Auslieferungs-LKW an der Laderampe gegenüber bereits bereit. Konkret ist es möglich, dass der Joghurt aus der Molkerei xy noch warm im jeweiligen Markt ankommt. Frischer gehts nicht.
Alle Wurst-, Fleisch- und Käsewaren sind unter s.g. Schutzatmosphäre SB-verpackt. Die meisten Aldi- und Lidl Märkte werden zweimal täglich beliefert. So kann der Warenbestand sehr gut auf den wirklichen Bedarf der Kundschaft abgestimmt werden. Aus dem Grund findet man bei den Discountern auch immer weniger Lebensmittel mit nahendem MHD in den 30-Prozent-Ecken bzw. mit einem 30-Prozent-Aufkleber.
Auch die anderen Discounter und Supermarktketten werden zunehmend just in time beliefert. Die Zwischenlagerung in teuren Zentrallagern wie bei Edeka entfällt zunehmend.

Problem bereitet immer wieder das Frischgemüse, Obst und Backwaren. Da fallen bei den Supermärkten, Discountern, Großmärkten und auch bei den Marktbeschickern regelmäßig riesige Mengen „Müll“ an, der nur zu einem kleinen Teil von den Tafeln und anderen Initiativen wie Foodsharing abgenommen werden können. Der Überhang bei den Tafeln und der Tatsache, dass selbst die noch überschüssige Lebensmittel z.B. Foodsharing zur Verfügung stellen ist doch Beweis dafür.

Ich erinnere mich an eine ARD-Doku, da ging es um Frische und die Keimbelastung bei frischem See- und Süßwasserfisch (Seelachs, Kabeljau, Forelle). Den frischesten Fisch mit der geringsten Keimbelastung gab es bei Lidl, den nicht mehr ganz so frischen und mit den meisten Keimen im Fisch-Fachgeschäft bzw. Fischwagen. Auch da zeigte sich, dass die Transportwege- und Zeiten bei den Discountern kürzer sind. Zudem wird der Fisch nach Anlandung sofort filetiert und unter Schutzgasatmosphäre verpackt, oftmals bereits auf dem Fangschiff. Der Fisch beim Fischwagen vor dem Supermarkt hingegen hat in der Regel längere Transportwege hinter sich mit dem vermehrten Risiko einer Kühlkettenunterbrechung. Und dann liegt der Fisch auch noch den Tag über an der „frischen“ Luft.
Vergleichbar ist das auch bei Fleisch- und Wurstwaren. Recht häufig kann man in den Frischfleischabteilungen der Supermärkte beobachten, wie bei Verkauf von Aufschnitt zunächst einmal eine Scheibe von der 2,5 KG-Wurst abgeschnitten wird, weil die Schnittfläche bereits unansehnlich geworden ist. Bei nicht so gängigen Wurstsorten passiert das recht häufig. Bis so eine Wurst schließlich bis zum letzten Zipfel verkauft wird und dabei unzählige Male aus der Kühltheke genommen wird können mehrere Tage vergehen.

Das einzige Problem welches ich bei verpackten SB-Lebensmitteln sehe ist die unheimliche Menge an anfallendem Plastikmüll. Eine geräucherte Makrele, die Leberwurst oder das Hähnchenbrustfilet in einer Papiertüte ist ja nun auch nur schwer vorstellbar.

Dass in der Lebensmittelindustrie häufig geschlammt wird und die Lebensmittelkontrolleure mitunter unbeschreibliche Verhältnisse in den Produktionsstätten oder auch im Vertrieb vorfinden ist kein Geheimnis. Nur darf da nicht verallgemeinert werden. Unsere Lebensmittel sind schon recht gut. Problematischer wird es, wenn uns erst Lebensmittel und Lebensmittelzusätze aus aller Welt erreichen und über viele Jahre erkämpfte Lebensmittelstandards im Rahmen von Freihandelsabkommen wieder aufgeweicht werden (Stichwort Chlorhähnchen aus den USA). Zudem wollen die Chinesen mit ihren auf teils total kontaminierten Äckern erzeugten Waren auf den europäischen Markt drängen. Der Verbraucher wird da kaum hinterkommen, weil die Erzeugnisse stets die bekannten Label der weltweit agierenden Lebensmittelkonzerne auf den Produkten sehen. Bereits heute ist es so, dass z.B. die Großmolkereien, die ihren Fruchtjoghurt für ganz Europa produzieren häufig die Fruchtpampe konzentriert aus Fernost beziehen.
Chinesische Lebensmittel und deren Hygienestandards… au weia.

Wer pingelig in Sachen Lebensmittelqualität und Hygiene ist sollte da lieber ausländische Lebensmittelhändler, Restaurants, Dönerbuden oder Pizzerien meiden. Ist doch komisch, dass auf deutschen Großmärkten die Lebensmittelkontrolleure der Veterinärämter so häufig bei ausländischer Kundschaft fündig werden.

http://hrardmediathek-a.akamaihd.net/video/as/hessenreporter/2019_05/hrLogo_190508133502_0187933_960x540-50p-1800kbit.mp4
Zuletzt geändert von Hinnerk am 11.06.2019, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

Manchmal frage ich mich, wie es unsere Eltern und Großeltern bei den seinerzeit herrschenden hygienischen Verhältnissen in der Lebensmittelindustrie, dem Lebensmittelhandel und den Verhältnissen zuhause (auch ohne Kühlschrank) es geschafft haben zu überleben und uns Kinder schadlos groß bekommen haben.
Also, nun stellt euch mal nicht so an. Ihr selbst seid für die Lebensmittelvernichtung zu einem großen Teil selbst verantwortlich.
Zuletzt geändert von Hinnerk am 11.06.2019, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.
sea u in denmark
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von sea u in denmark »

Vielen Dank für die Info!
Und unsere Vorfahren haben es eben nicht geschafft: Sie starben tatsächlich früher.

sea u in denmark
Zuletzt geändert von sea u in denmark am 11.06.2019, 16:36, insgesamt 1-mal geändert.
BLAVANDS HUK
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von BLAVANDS HUK »

Unsere Vorfahren haben ihren Lebensunterhalt auch mit mehr körperlicher Arbeit verdient. Ein nicht zu unterschätzenden Teil ihrer Lebensmittel haben sie selber im eigenen Garten & Stall herangezogen. Manche können das auch heute noch & noch mehr müssten erst mal lernen es können! Zu jeder Tages & Nachtzeit auf Lebensmittel aller Art zugreifen zu können hat erst zu dieser Verschwendung geführt! Subventionspolitik fördert diese Verschwendung auch noch! Gibt es einen Grund exotische Früchte zu konsumieren? Warum wird in Fernsehsendungen die Verwendung von exotischen Zutaten in Kochstudios demonstriert? Ich habe einmal gelernt das man nicht mit Essen spielen darf. In solchen Sendungen wird es vorgemacht und das gehört verboten. Wer mal richtig Kohldampf geschoben hat weil es nichts zu essen gab wird mir beipflichten; die Anderen speziell Designerfood Esser dürfen sich geschlossen halten!
Zuletzt geändert von BLAVANDS HUK am 11.06.2019, 18:00, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

sea u in denmark hat geschrieben:Vielen Dank für die Info!
Und unsere Vorfahren haben es eben nicht geschafft: Sie starben tatsächlich früher.
Aber nicht, weil sie Lebensmittel kurz vor deren MHD verzehrten. Deren Todesursachen waren neben denen, mit den wir heute auch noch zu kämfen haben u.a Infektionskrankheiten, gegen die wir heute hoffentlich geimpft sind, einem wesentlich höheren medizinischen Standard und Behandlungsmethoden und auch ausgerotteten Krankheiten wie z.B. die Pocken.
Zuletzt geändert von Hinnerk am 11.06.2019, 18:33, insgesamt 1-mal geändert.
Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

BLAVANDS HUK hat geschrieben:Unsere Vorfahren haben ihren Lebensunterhalt auch mit mehr körperlicher Arbeit verdient. Ein nicht zu unterschätzenden Teil ihrer Lebensmittel haben sie selber im eigenen Garten & Stall herangezogen. Manche können das auch heute noch & noch mehr müssten erst mal lernen es können! Zu jeder Tages & Nachtzeit auf Lebensmittel aller Art zugreifen zu können hat erst zu dieser Verschwendung geführt! Subventionspolitik fördert diese Verschwendung auch noch! Gibt es einen Grund exotische Früchte zu konsumieren? Warum wird in Fernsehsendungen die Verwendung von exotischen Zutaten in Kochstudios demonstriert? Ich habe einmal gelernt das man nicht mit Essen spielen darf. In solchen Sendungen wird es vorgemacht und das gehört verboten. Wer mal richtig Kohldampf geschoben hat weil es nichts zu essen gab wird mir beipflichten; die Anderen speziell Designerfood Esser dürfen sich geschlossen halten!
Die wirklich täglichen Kochshows im Fernsehen fördern die Lebensmittelvernichtung. Da werden die exotischsten Zutaten verwendet und den Zuschaern werden die Zutatenlisten und Kochanleitung zum Download zur Verfügung gestellt. Der nachäffende Verbraucher kauft den ganzen Kram und verwendet nur einen Teil davon. Ich denke nur mal an irgendwelche exotische Saucen. Irgenwann landet das Zeug dann im Müll.
Schlimmm ist auch, dass Transportkosten offensichtlich kein Thema sind. Wie sonst kann es sein, dass Kiwis auf das Kilo gerechnet billiger angeboten werden als Äpfel von nebenan also aus dem alten Land? Dabei haben die Kiwis aus Neuseeland einen Langstreckenflug von 20.000 Km hinter sich.
Streng genommen müsste man sagen dass jemand der Kiwis aus Neuseeland kauft sich bei Diskussionen um Nachhaltigkeit und Klimawandel besser die Klappe halten sollte.
Zuletzt geändert von Hinnerk am 11.06.2019, 18:47, insgesamt 1-mal geändert.
mieke
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von mieke »

Hinnerk hat geschrieben: Konkret ist es möglich, dass der Joghurt aus der Molkerei xy noch warm im jeweiligen Markt ankommt. .
Ganz sicher nicht. Der Joghurt wird, sobald bei der Fermentation der gewünschte Säuregrad erreicht ist, gekühlt um die Fermentation zu unterbrechen und zu gewährleisten ob der Joghurt mild oder eher säuerlicher ist. Erst dann wird ausgeliefert.
Zuletzt geändert von mieke am 11.06.2019, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
Würde Hirnlosigkeit vor Kopfschmerzen schützen, könnten die Aspirin-Produzenten ihre Läden schließen.
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Der Verstand und die Fähigkeit ihn zu gebrauchen, sind zweierlei Fähigkeiten.
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Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

mieke hat geschrieben:
Hinnerk hat geschrieben: Konkret ist es möglich, dass der Joghurt aus der Molkerei xy noch warm im jeweiligen Markt ankommt. .
Ganz sicher nicht. Der Joghurt wird, sobald bei der Fermentation der gewünschte Säuregrad erreicht ist, gekühlt um die Fermentation zu unterbrechen und zu gewährleisten ob der Joghurt mild oder eher säuerlicher ist. Erst dann wird ausgeliefert.
Grundsätzlich hast du recht. Aber du weißt, wie ich das gemeint habe oder? Es war ein wenig mißverständlich von mir ausgedrückt.
Zuletzt geändert von Hinnerk am 11.06.2019, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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25örefan
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von 25örefan »

Mit eines der großen (Verschwendungs)- Probleme ist wohl auch, dass viele Konsumenten möglichst das, was sie gerade begehren, unbegrenzt täglich zur Verfügung haben möchten und nicht bereit sind, eine „Mangelsituation“ hinzunehmen bzw. dieser mit der Wahrnehmung von Alternativangeboten zu begegnen. Dabei kommt der Handel diesem Bedürfnis stetig nach bzw. weckt ihn im gegenseitigen Wettbewerb noch weiter. So ist es Lein Wunder, dass am Ende des Tages noch zu viel angebotene Frischware in Regalen und Truhen übrig ist, die bei geringerem Einzelangebot möglicherweise verkauft worden wäre.
Zuletzt geändert von 25örefan am 11.06.2019, 20:47, insgesamt 1-mal geändert.
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dina
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von dina »

Hinnerk hat geschrieben: Ein weiteres Problem ist „der“ Verbraucher, der in den vergangenen Jahrzehnten immer pingeliger beim Lebensmitteleinkauf geworden ist. Beispiel Schweinefleisch und Schinken: Früher wurde vom Schwein alles Essbare verwertet bis hin zum Speck. Da hatte auch der allerbeste Knochenschinken noch eine relativ dicke Speckschicht. Das will heute keiner mehr. Diese Entwicklung führte letztlich zur Züchtung besonders fettarmer Schweine und dem Einsatz spezieller Medikamente in der Tiermast. Aber das reichte nicht. Der Verbraucher will noch weniger Fett als wenig. Er will gar kein Fett. Und so findet man heute in den SB-Kühltheken der Supermärkte und Discounter Schinkensorten ohne auch nur einen Millimeter sichtbares Fett. Das ist schon fast pervers zumal doch bekannt ist, dass Fett auch Geschmackträger ist. Für Geschmack bei diesem Schinken sorgen dann noch mehr Nitritpökelsalz und andere Geschmacksverstärker.

Die Frage ist nun, wo die die Fleischindustrie mit dem ganzen vom Verbraucher so geschmähten Fett bleibt. Kommt all das abgeschnittene Fett in die Wurst? Nein, mehr als da schon immer verarbeitet wurde geht nicht. Also weg damit. Im Klartext: Immer mehr Schwein landet in der Viehverwertung bzw. Abdeckerei, weil der Verbraucher nur noch das Beste vom Schlachtvieh will. Irgendwann müssen die Schweine und Rinder wohl einzig für das wenige Filet welches die Tiere hergeben ihr Leben lassen. Und dies ist nur mit noch intensiverer Massentierhaltung zu erreichen.
Vielen Dank Hinnerk, dass du das erwähnst. Nose to Tail ist dir dann sicher ein Begriff. https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourc ... 22927.html
Zuletzt geändert von dina am 12.06.2019, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
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25örefan
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von 25örefan »

Hinnerk schrieb
Die Frage ist nun, wo die die Fleischindustrie mit dem ganzen vom Verbraucher so geschmähten Fett bleibt. Kommt all das abgeschnittene Fett in die Wurst? Nein, mehr als da schon immer verarbeitet wurde geht nicht. Also weg damit. Im Klartext: Immer mehr Schwein landet in der Viehverwertung bzw. Abdeckerei, weil der Verbraucher nur noch das Beste vom Schlachtvieh will.
Weißt Du das genau?
Hier heißt es anders:
Als Schlachtfett (auch Depotfett) bezeichnet man die überwiegend aus Fett bestehenden Bestandteile des Fleischs von Schlachttieren.

Die Teile bestehen zu mindestens 80 % aus reinem Fett, welches je nach Tierart, Alter und Fütterung außerdem aus Bindegewebe und Wasser bestehen. Man unterscheidet zwischen Organfett und Gewebefett.
...
.... [Gewebefett] ist im Muskelgewebe eingelagert oder befindet sich als Fettschicht unter der Haut. In der Lebensmittelproduktion wird es fast vollständig verwendet.
( Wikipedia/ Schlachtfett)
Außerdem gibt es noch weitere Verwendungen von Schlachtfett:
https://www.lebensmittellexikon.de/sch00200.php#3
Zuletzt geändert von 25örefan am 12.06.2019, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Hinnerk

Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von Hinnerk »

Der Link von dina sagt doch einiges zu dem Thema. Hier noch einmal:
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourc ... 22927.html

Früher war es doch bei der Hausschlachtung auf dem Bauernhof so, dass das gesamte Tier bis auf die Knochen und wirklich für den menschlichen Verzehr ungeeignete Dinge verarbeitet wurde. Was nicht in den Kochtopf, die Pfanne oder den Backofen kam kam in die Wurst.
Heute hingegen ist so, dass immer mehr Verbraucher immer weniger vom Rind oder Schwein haben wollen. Gefragt sind Schnitzel, Koteletts, magere Bratenstücke, Filet oder Schinken ohne jeden Speckstreifen. Sicher, Wurst wird auch noch verkauft, in unzähligen Variationen, Aber fettarm soll sie sein. Und so prangt auf immer mehr SB-verpackter Wurst und Aufschnitt "fettreduziert" o.ä.
Da ist es doch logisch, dass imer mehr Fett und Speck von Schlachttieren anfällt, der nicht einmal mehr in der Wurst verarbeitet werden kann. Hinzu kommt, dass bestimmte Dinge nur noch selten bis gar nicht mehr nachgefragt werden, so z.B. Leber, Nieren, Pfötchen, Hirn, Schweinebäckchen, Zunge, Schweineohren, Kalbskopf und einiges mehr.

Viele Fleischer haben nicht einmal mehr Leber oder Nieren in der Warenauslage liegen, aus ästhetischen Gründen (kein Witz). Bei Nachfrage wird dann gesagt, dass die eben aus dem Kühlraum geholt werden muss.

Und so landet dann vieles von den Schlachttieren bei den Futtermittelherstellern oder wird vernichtet.
Zuletzt geändert von Hinnerk am 12.06.2019, 23:42, insgesamt 1-mal geändert.
dina
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Re: Verschwendung von Lebensmitteln soll reduziert werden

Beitrag von dina »

Hinnerk hat geschrieben: Hinzu kommt, dass bestimmte Dinge nur noch selten bis gar nicht mehr nachgefragt werden, so z.B. Leber, Nieren, Pfötchen, Hirn, Schweinebäckchen, Zunge, Schweineohren, Kalbskopf und einiges mehr.

Viele Fleischer haben nicht einmal mehr Leber oder Nieren in der Warenauslage liegen, aus ästhetischen Gründen (kein Witz). Bei Nachfrage wird dann gesagt, dass die eben aus dem Kühlraum geholt werden muss.

Und so landet dann vieles von den Schlachttieren bei den Futtermittelherstellern oder wird vernichtet.
Allerdings, ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als meine liebsten Fleischgerichte, gebratene Leber Berliner Art, Lungenhaschee und Saure Nierchen waren.
Mein Vater hat die Nieren vorher immer lange gewässert, oder wenn Leber geschnitten wurde, habe ich immer daneben gestanden und um die rohen Stücke gebettelt, ich liebte rohe Leber.

Heute kaum noch vorstellbar, aber es gibt eine Gegenbewegung von Metzgern und Köchen, die diese Fleischteile und das Nose To Tail Konzept anwenden.
Ob es allerdings ein generelles Umdenken oder eine Ernährungswende geben wird? Ich hoffe es sehr, weg von der Verschwendung, angefangen bei der landwirtschaftlichen Überproduktion über die Industrie, den Handel bis hin zum Verbraucher. Ich finde es zu einfach, alles auf den Verbraucher abzuwälzen und zu verlangen, er solle sein Konsumverhalten ändern.
Zuletzt geändert von dina am 13.06.2019, 01:36, insgesamt 1-mal geändert.