Die deutsche Gründlichkeit - u.a.m.
@ Michael.
Ausnahmen, die die Regel bestätigen, finde ich.
Aber diese beiden Bezeichnungen sind ein bischen daneben: morgendug -> Tau - und grisebasse -> Ferkel). Beide Wörter sind ja Benennungen, wo man bzw. zwischen Morgen- oder Abendtau unterscheidet: Tau = dug - morgendug eller aftendug, und einen Kosenamen für gris = grisebasse, also Ferkel = Ferkelchen, verwendet. Hier im Grunde genommen keine Unterschiede zwischen D und DK.
Ausnahmen, die die Regel bestätigen, finde ich.
Aber diese beiden Bezeichnungen sind ein bischen daneben: morgendug -> Tau - und grisebasse -> Ferkel). Beide Wörter sind ja Benennungen, wo man bzw. zwischen Morgen- oder Abendtau unterscheidet: Tau = dug - morgendug eller aftendug, und einen Kosenamen für gris = grisebasse, also Ferkel = Ferkelchen, verwendet. Hier im Grunde genommen keine Unterschiede zwischen D und DK.
Hallo,
da ich gerade darauf warte das mein "Töchterchen" sich endlich meldet um von ihrer "Abiturpartyvorbereitungsfeier" abgeholt zu werden, habe ich mir diesen Thread mal genauer durchgelesen.
Ich bin ja auch immer an sprachlichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten interessiert, und klinke mich da auch mal ein.
Berndt hat völlig recht.
Die deutsche Sprache ist verglichen mit dänisch oder englisch schon extrem "detailverliebt" , und so interessanterweise dem französischen, also einer romanischen Sprache, eigentlich "seelenverwandter" als den germanischen"Schwestersprachen" in Skandinavien oder anglistischem Sprachraum.
Als Techniker staune ich immer wieder das man auf englisch selbst komplizierte Sachverhalte mit unglaublich wenigen Worten eindeutig erklären kann.
Und selbst im deutschen Sprachraum gibt es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle in der Artikulierung derselben Sachverhalte.
Verglichen mit einem Österreicher oder einem Schwaben sind die Norddeutschen ja regelrecht "wortkarg", und können sich trotzdem mit weniger Worten mindestens genauso eindeutig ausdrücken.
Meine persönliche Theorie ist daher, dass die manchmal etwas umständliche, überkorrekte Ausdrucksweise im deutschen eigentlich von unseren Nachbarländern im Süden und Westen beinflusst wurde.
Die Franzosen und Italiener kennenja auch die tollsten und umständlichsten Wortschöpfungen für an sich relativ simple Sachverhalte, aber dafür wesentlich weniger knappe Redewendungen wie sie in Skandinavien oder England üblich sind.
Anders ausgedrückt:
Einen Text aus einer romanischen Sprache kann man viel eher wortwörtlich übersetzen, als einen dänischen oder englischen.
Möglicherweise ist Luther an allem "Schuld", denn als er seine Bibel ins "Deutsche" übersetzte gab es das "neuzeitliche Deutsch" als einheitliche Sprache ja noch gar nicht.
Was wir heute als "hochdeutsch" bezeichenen ist sozusagen ein "Kunstprodukt", welches einzig und allein zu dem Zweck geschaffen wurde um eine sprachliche Basis zu "installieren", welche sowohl im süddeutsch-österreicheischen, als auch im mitteldeutschen und plattdeutschen Sprachraum verstanden werden konnte.
Ergo wurde dabei wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen, denn die zum Teil völlig neuen Wortschöpfungen mussten ja im Norden, Süden, Westen und Osten gleichermaßen eindeutig verständlich sein.
Nun ist der Mensch ja von Natur aus faul, und im Laufe der Jahrhunderte wurde so manches umständliche Wort zunächst einmal nach Möglichkeit abgekürzt, oder eben im allgemeinen Sprachgebrauch durch ein knapperes ausländisches Lehnswort ersetzt.
Und da die doch recht "blumige" französische Sprache dafür halt weniger geeignet ist, werden bis heute halt die knappen englischen Bezeichnungen kurzerhand implementiert.
Was eben zum Phänomen des heute üblichen "Denglish" geführt hat.
Aus einer "Kurzreise" ist somit ein "Trip" geworden, aus einem "Schlussverkauf" ein "Sale", aus einer "Veranstaltung" ein "Event" usw.
Ähnliches ist zwar auch in DK zu beobachten, aber bei etlichen Worten ist das eigentlich gar keine "Überfremdung", da englisch ja seit der Eroberung Britanniens durch die Angelsachesen im Grunde genommen eine Abbart des dänischen ist.
Da werden genau genommen eher Lehnsworte die die Dänen aus dem Deutschen übernommen haben, im Prinzip wieder durch Anglizismen ersetzt, die ursprünglich eigentlich aus dem Dänischen selbst abstammen.
Gruß
Reimund
da ich gerade darauf warte das mein "Töchterchen" sich endlich meldet um von ihrer "Abiturpartyvorbereitungsfeier" abgeholt zu werden, habe ich mir diesen Thread mal genauer durchgelesen.
Ich bin ja auch immer an sprachlichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten interessiert, und klinke mich da auch mal ein.
Berndt hat völlig recht.
Die deutsche Sprache ist verglichen mit dänisch oder englisch schon extrem "detailverliebt" , und so interessanterweise dem französischen, also einer romanischen Sprache, eigentlich "seelenverwandter" als den germanischen"Schwestersprachen" in Skandinavien oder anglistischem Sprachraum.
Als Techniker staune ich immer wieder das man auf englisch selbst komplizierte Sachverhalte mit unglaublich wenigen Worten eindeutig erklären kann.
Und selbst im deutschen Sprachraum gibt es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle in der Artikulierung derselben Sachverhalte.
Verglichen mit einem Österreicher oder einem Schwaben sind die Norddeutschen ja regelrecht "wortkarg", und können sich trotzdem mit weniger Worten mindestens genauso eindeutig ausdrücken.
Meine persönliche Theorie ist daher, dass die manchmal etwas umständliche, überkorrekte Ausdrucksweise im deutschen eigentlich von unseren Nachbarländern im Süden und Westen beinflusst wurde.
Die Franzosen und Italiener kennenja auch die tollsten und umständlichsten Wortschöpfungen für an sich relativ simple Sachverhalte, aber dafür wesentlich weniger knappe Redewendungen wie sie in Skandinavien oder England üblich sind.
Anders ausgedrückt:
Einen Text aus einer romanischen Sprache kann man viel eher wortwörtlich übersetzen, als einen dänischen oder englischen.
Möglicherweise ist Luther an allem "Schuld", denn als er seine Bibel ins "Deutsche" übersetzte gab es das "neuzeitliche Deutsch" als einheitliche Sprache ja noch gar nicht.
Was wir heute als "hochdeutsch" bezeichenen ist sozusagen ein "Kunstprodukt", welches einzig und allein zu dem Zweck geschaffen wurde um eine sprachliche Basis zu "installieren", welche sowohl im süddeutsch-österreicheischen, als auch im mitteldeutschen und plattdeutschen Sprachraum verstanden werden konnte.
Ergo wurde dabei wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen, denn die zum Teil völlig neuen Wortschöpfungen mussten ja im Norden, Süden, Westen und Osten gleichermaßen eindeutig verständlich sein.
Nun ist der Mensch ja von Natur aus faul, und im Laufe der Jahrhunderte wurde so manches umständliche Wort zunächst einmal nach Möglichkeit abgekürzt, oder eben im allgemeinen Sprachgebrauch durch ein knapperes ausländisches Lehnswort ersetzt.
Und da die doch recht "blumige" französische Sprache dafür halt weniger geeignet ist, werden bis heute halt die knappen englischen Bezeichnungen kurzerhand implementiert.
Was eben zum Phänomen des heute üblichen "Denglish" geführt hat.
Aus einer "Kurzreise" ist somit ein "Trip" geworden, aus einem "Schlussverkauf" ein "Sale", aus einer "Veranstaltung" ein "Event" usw.
Ähnliches ist zwar auch in DK zu beobachten, aber bei etlichen Worten ist das eigentlich gar keine "Überfremdung", da englisch ja seit der Eroberung Britanniens durch die Angelsachesen im Grunde genommen eine Abbart des dänischen ist.
Da werden genau genommen eher Lehnsworte die die Dänen aus dem Deutschen übernommen haben, im Prinzip wieder durch Anglizismen ersetzt, die ursprünglich eigentlich aus dem Dänischen selbst abstammen.
Gruß
Reimund
@Berndt: Stimmt vielleicht, dass es eher Ausnahmen sind. Deine übrigen Erklärungen finde ich aber nicht überzeugend.
Wenn du Ferkelchen als Zusammensetzung wie die anderen auffasst, dass ist es lærred wohl auch? Im übrigen glaube ich, dass das normale Wort für grisebasse, zärtlich verstanden, einfach Ferkel ist.
"Abendtau" kenne ich gar nicht. Das Phänomen ist gegebenenfalls so exotisch, dass es angemessen ist, es Abendtau zu nennen. "Tau" ohne nähere Präzision ist immer Morgentau.
@Reimund
Ich meine nicht, dass man das Thema hier mit Detailverliebtheit oder Wunsch nach Blumigkeit erklären kann. Ich meine eher, dass man es im Deutschen aus irgendwelchen Gründen mehr akzeptiert, wenn Leute sich in schwafeligen Phrasen ausdrücken. Lieber den Satz aufblähen, als mal eine Denkpause einlegen.
Damit nicht gesagt, dass es an anderen Stellen richtig ist, vom Streben nach grösserer Präzision/genauerer Widergabe individueller Sprachstile zu sprechen.
Angelsächsisch hat viel mehr mit Plattdeutsch/Westgermanisch/Nordseegermanisch zu tun, als mit Dänisch/Nordgermanisch. Daran ändert auch die Aufnahme von hunderten dänischen Wörtern im Frühmittelalter nichts. Die speziellen Änderungen des Charakters der englischen Sprache traten erst in der Zeit der Verwirrung durch das Altfranzösisch der Normannen und der anschliessenden teilweisen Romanisierung der Oberschicht auf. Mit der dänischen Besiedelung in Nordostanglia haben sie nichts zu tun.
Wenn du Ferkelchen als Zusammensetzung wie die anderen auffasst, dass ist es lærred wohl auch? Im übrigen glaube ich, dass das normale Wort für grisebasse, zärtlich verstanden, einfach Ferkel ist.
"Abendtau" kenne ich gar nicht. Das Phänomen ist gegebenenfalls so exotisch, dass es angemessen ist, es Abendtau zu nennen. "Tau" ohne nähere Präzision ist immer Morgentau.
@Reimund
Ich meine nicht, dass man das Thema hier mit Detailverliebtheit oder Wunsch nach Blumigkeit erklären kann. Ich meine eher, dass man es im Deutschen aus irgendwelchen Gründen mehr akzeptiert, wenn Leute sich in schwafeligen Phrasen ausdrücken. Lieber den Satz aufblähen, als mal eine Denkpause einlegen.
Damit nicht gesagt, dass es an anderen Stellen richtig ist, vom Streben nach grösserer Präzision/genauerer Widergabe individueller Sprachstile zu sprechen.
Angelsächsisch hat viel mehr mit Plattdeutsch/Westgermanisch/Nordseegermanisch zu tun, als mit Dänisch/Nordgermanisch. Daran ändert auch die Aufnahme von hunderten dänischen Wörtern im Frühmittelalter nichts. Die speziellen Änderungen des Charakters der englischen Sprache traten erst in der Zeit der Verwirrung durch das Altfranzösisch der Normannen und der anschliessenden teilweisen Romanisierung der Oberschicht auf. Mit der dänischen Besiedelung in Nordostanglia haben sie nichts zu tun.
@ MichaelD --Von mir:
Ich wußte nicht, daß morgendug einfach = Tau.
Aber auf dänisch sagt man ja: "når duggen falder" (logischerweise aftendug) - Und: "Smilet forsvandt som dug for solen" (= logischerweise morgendug). Wie man sieht: sowohl Tau als dug können in bestimmten Zusammenhängen alleine stehen.
Ferkel: es fällt mir eben ein: Die Schweinezüchter sprechen von smågrise als Bezeichnung für Ferkel / Ferkelchen. Wie auch immer, du behälst in diesem Fall recht: Ferkel ist kürzer.
Um es zu erklären habe ich es direkt ins deutsche übersetzt.morgendug -> Tau - und grisebasse -> Ferkel). Beide Wörter sind ja Benennungen, wo man bzw. zwischen Morgen- oder Abendtau unterscheidet: Tau = dug - morgendug eller aftendug, und einen Kosenamen für gris = grisebasse, also Ferkel = Ferkelchen, verwendet.
Ich wußte nicht, daß morgendug einfach = Tau.
Aber auf dänisch sagt man ja: "når duggen falder" (logischerweise aftendug) - Und: "Smilet forsvandt som dug for solen" (= logischerweise morgendug). Wie man sieht: sowohl Tau als dug können in bestimmten Zusammenhängen alleine stehen.
Ferkel: es fällt mir eben ein: Die Schweinezüchter sprechen von smågrise als Bezeichnung für Ferkel / Ferkelchen. Wie auch immer, du behälst in diesem Fall recht: Ferkel ist kürzer.
"Når duggen falder": Wieso logischerweise Abendtau?
Tau entsteht doch dadurch, dass bodennahe warm-feuchte Luft unter einen Sättigungspunkt abgekühlt wird (nicht aber ausgetauscht). Da das seine Zeit braucht, entsteht der Tau in den letzten Stunden der Nacht und verschwindet, wenn die Sonne die Luft wieder über den Punkt aufheizt.
Tau entsteht doch dadurch, dass bodennahe warm-feuchte Luft unter einen Sättigungspunkt abgekühlt wird (nicht aber ausgetauscht). Da das seine Zeit braucht, entsteht der Tau in den letzten Stunden der Nacht und verschwindet, wenn die Sonne die Luft wieder über den Punkt aufheizt.
Ich verstehe deine Gegenfrage nicht
Nochmals, ohne zu technisch zu sein: "Auf dänisch sagt man ja: "når duggen falder" (logischerweise aftendug)".
In DK entsteht der Tau schon früh am Abend.
Ich stelle mir dann einen schönen Sommerabend auf der Terrasse vor. Um 22 Uhr wird die Oberfläche des gedeckten Tisches langsam feucht, manchmal um 21 Uhr, oder aber erst um 23 Uhr, abhängig von der Temperatur, der Windstärke und der Luftfeuchtigkeit. Also auf dänisch logischerweise Abendtau. -> Laut Wikipedia: "Man siger at duggen falder om aftenen. Hvornår det sker, afhænger af luftens temperatur og luftfugtigheden".
Wenn man dann am nächsten Morgen aufsteht, stellt man vielleicht fest, daß der Tau immer noch da ist, allerdings wird der Tau auf dänisch dann in Morgentau umbenannt. Und allmählich "forsvinder den som dug for solen" .
Nochmals, ohne zu technisch zu sein: "Auf dänisch sagt man ja: "når duggen falder" (logischerweise aftendug)".
In DK entsteht der Tau schon früh am Abend.
Ich stelle mir dann einen schönen Sommerabend auf der Terrasse vor. Um 22 Uhr wird die Oberfläche des gedeckten Tisches langsam feucht, manchmal um 21 Uhr, oder aber erst um 23 Uhr, abhängig von der Temperatur, der Windstärke und der Luftfeuchtigkeit. Also auf dänisch logischerweise Abendtau. -> Laut Wikipedia: "Man siger at duggen falder om aftenen. Hvornår det sker, afhænger af luftens temperatur og luftfugtigheden".
Wenn man dann am nächsten Morgen aufsteht, stellt man vielleicht fest, daß der Tau immer noch da ist, allerdings wird der Tau auf dänisch dann in Morgentau umbenannt. Und allmählich "forsvinder den som dug for solen" .
Vielleicht hat es ein bischen mit Romantik und "hygge" zu tun.
Auf einer Webseite habe ich unter dänischen Markisenherstellern diesen Text gefunden:
"En markise beskytter mod det skarpe sollys samt giver et behageligere indeklima i den varme tid.
Desuden giver den mulighed for at sidde ude i længere tid, når duggen falder på en sommeraften –
markisen forhindrer nemlig duggen i at ramme dig - og holder på varmen. (Die Unterstreichung ist von mir).
Was mich eigentlich wundert ist, daß dieses Verkaufsargument auf den entsprechenden Webseiten
deutscher Markisenhersteller nicht angeführt wird. Gibt es in D wirklich nicht dieses Problem mit
"aftendug" auf offenen Terrassen
Auf einer Webseite habe ich unter dänischen Markisenherstellern diesen Text gefunden:
"En markise beskytter mod det skarpe sollys samt giver et behageligere indeklima i den varme tid.
Desuden giver den mulighed for at sidde ude i længere tid, når duggen falder på en sommeraften –
markisen forhindrer nemlig duggen i at ramme dig - og holder på varmen. (Die Unterstreichung ist von mir).
Was mich eigentlich wundert ist, daß dieses Verkaufsargument auf den entsprechenden Webseiten
deutscher Markisenhersteller nicht angeführt wird. Gibt es in D wirklich nicht dieses Problem mit
"aftendug" auf offenen Terrassen