Meinungsfreiheit in D ???

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Lars J. Helbo
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Meinungsfreiheit in D ???

Beitrag von Lars J. Helbo »

Wir haben ja mehrmals über die unterschiedlichen Auffassungen zur Meinungsfreiheit in unseren beiden Ländern diskutiert. Mir war ja auch klar, dass es wesentliche Unterschiede gibt. Trotzdem bin ich über den Fall Eva Herman entsetzt.

Nach Tagesschau.de, wurde sie wegen der folgende Äußerung entlassen: "Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die 68er abgeschafft wurden". In meinen Augen ist dies kaum eine Meinungsäußerung. Es ist doch kaum mehr als die Wiedergabe einer geschichtlichen Tatsache - und das ist also in D verboten?

Ich will gar nicht zu ihre Meinungen oder Bücher Stellung nehmen. In eine Zeit, wo über Kribben plätze etc. diskutiert wird, halte ich es aber für sehr wichtig, dass es auch jemanden gibt, der diese Seite vertritt - damit D nicht zu bewusstlos "Skandinavien hinter her läuft". Das ist aber eine andere Sache.

Mir geht es aber um die Meinungsfreiheit. Ich denke der Fall zeigt deutlich, wie problematisch es ist, wenn man die Meinungsfreiheit begrenzt und anfängt zwischen "zulässige" und "nicht zulässige" Meinungen zu unterscheiden. Dadurch gibt es nämlich immer die Möglichkeit unbeliebte Meinungen als "extrem" abzustempeln und sie daraufhin zu verbieten - ohne sich mit den Inhalten auseinander setzen zu müssen. Das ist bequem. Für die Demokratie ist es aber tödlich.

Nun erklärt die NDR, es habe frühere Vorfälle gegeben: "Leider ist es nicht der erste Vorfall dieser Art. Auch Frau Hermans geplanter Auftritt bei einer Unterorganisation der rechtspopulistischen FPÖ, den sie erst nach Intervention absagte, war ein solches Missverständnis." In meinen Augen ist dies absolut unerträglich.

Erstens hat ein Arbeitgeber ganz generel nicht darüber zu empfinden, ob die Mitarbeiter in ihre Freizeit an öffentliche Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Wenn das hier passiert wäre, dann wäre der Chef jetzt vermutlich arbeitslos. Zweitens kann es doch nicht angehen dass ein deutscher, öffentlich rechtlicher Sender darüber entscheidet, welche demokratisch gewählte Parteien im benachbarten und befreundeten Ausland "akzeptabel" sind und wer nicht.
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Tatzelwurm__1

Beitrag von Tatzelwurm__1 »

Hej Lars,

grundsätzlich gebe ich dir ja recht.

Aber Eva Hermann war Angestellte beim einem öffentlich, rechtlichen
Sender, zudem eine Person die in der Öffentlichkeit steht und sich gerne in dieser sonnt.
Daher sollte sie ihre Äusserungen in eben dieser Öffentlichkeit, schon genau abwägen,
weil
1. gerade vergleiche mit dem 3. Reich bei uns immer noch nicht wertefrei diskutiert werden können
2. ihre Meinung schnell mit der Meinung ihres Arbeitgebers verwechselt werden könnte
und
3. weil öffentlich, manche einfach strukturierten Leute, nicht unterscheiden können, dass dies ganz alleine Eva Hermanns Meinung war.

Meiner Meinung nach müsste aber eine gefestigte Demokratie,
so wird es jedenfalls von unserer behauptet, Meinungsäusserungen einzelner Personen durchaus vertragen können, ohne dass dabei hysterisch gehandelt wird.

Also ein ganz schön schwieriges Thema.

Detlef
testmod
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Beitrag von testmod »

Ihre Äußerung zu den Werten der Familie,Kinder und das Mutterdasein,welches im dritten Reich gefördert wurde,hat aber einen anderen Hintergrund.
Sie hätte sich mal besser mit der Geschichte der damaligen Zeit befassen müssen,dann wär es nicht zu so einem Eklat gekommen.Aber eines hat sie doch erreicht.Sie ist wieder im Gespräch,wie damals bei ihrem ersten Buch!
Hitler hat seinerzeit bestimmte Zwecke mit seiner Familienförderung verfolgt.Dazu wurde auch heute ausgiebigst hier in der Presse Stellung genommen.
Siehe z.B.hier:

http://www.bild.t-online.de/BTO/leute/2007/09/10/herman-eva/hg-hermaneva,geo=2465530.html
jj
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sagt mal ???

Beitrag von jj »

Wenn Frau Herman das gesagt hat:

„Aber es ist damals auch das, was gut war, und das sind die Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt, ...“

was bitte schön hat das mit Meinungsfreiheit zu tun???

Es gibt anscheinend immer noch Leute, die nicht begriffen haben, das nichts, aber auch garnichts im 3.Reich gut war. Und wer solche Leute in Schutz nimmt und auf die "Meinungsfreiheit" pocht, insbesondere hier in Deutschland, hat nichts verstanden.

Die Äusserung von Frau Herman hat das gleiche Kaliber wie die Stammtischparolen wie z.B. : na immerhin hat "er" die Arbeitslosigkeit abgeschafft, und schöne Autobahnen hat "er" auch gebaut".

Echt: armes Deutschland, wenn über so eine Entscheidung auch noch diskutiert wird.
udo66

Originaltext

Beitrag von udo66 »

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/455/132215/

sonst noch ein anderer...
ORIGINALARTIKEL:

Eva Herman
"Die Frau von heute ist im Stechschritt unterwegs"
Tagesschau-Moderatorin Eva Herman macht die Emanzipation für den Kindermangel in Deutschland verantwortlich. Und nicht nur das.

Tagesschau-Sprecherin Eva Herman provoziert mit ihrem Cicero-Aufsatz.
Foto: AP

Tagesschau-Sprecherin Eva Herman macht den Feminismus dafür verantwortlich, dass die Deutschen angeblich auszusterben drohen. Mit dieser provokanten These meldet sich die 47-Jährige in der aktuellen politischen Debatte zu Wort.

In einem drei Seiten langen Beitrag für die Zeitschrift Cicero schreibt sie, die Emanzipation habe die Frauen zwischen widersprüchlichen Rollenanforderungen zerrieben und für die Mutterrolle unbrauchbar gemacht. Herman kritisiert „Selbstüberschätzung und unreflektierte Emanzipationsgläubigkeit“ der Frauen.

„Die Frau von heute ist im Stechschritt unterwegs“, schreibt die dreifach geschiedene Mutter eines Sohns, die neben ihrer Arbeit bei der Tagesschau Moderatorin beim NDR ist und mehrere Bücher geschrieben hat.

Defizite wegen „fehlender Bemutterung“
„Weder in der Karriere noch in der Küche ist die Frau voll handlungsfähig“, meint sie. Partner und Kind kämen ebenfalls zu kurz. „Wegen fehlender Bemutterung“ würden bei fast der Hälfte aller Kinder in Deutschland in vorschulischen Untersuchungen deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen festgestellt.

Am ernüchterndsten sei aber: „Die Frauen, die vor knapp einem halben Jahrhundert entschlossen und hoffnungsvoll dem Ruf der Emanzen und Feministinnen auf dem Weg nach weiblichem Erfolg folgten, sind im beruflichen Kampf gegen die Männer am Ende ihrer Kräfte und Ressourcen angelangt“, schreibt Herman.

„Sie sind ausgelaugt, müde und haben wegen ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien.“ Sie frage sich seit Jahren, ob berufstätige Frauen wirklich das Recht auf unbegrenzte Selbstverwirklichung hätten oder ob die Emanzipation nicht ein fataler Irrtum gewesen sei.

Eva Herman ist offenbar dieser Meinung: „Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst gesichert haben.“

Vorzeigefrauen - selbstgefällig und eitel
So genannte Vorzeigefrauen sollten sich auf den Prüfstand stellen und sich fragen lassen, welche Ziele sie eigentlich leiten, meint die 47-Jährige. „Die ehrliche Antwort wäre: „Es sind Selbstgefälligkeit und Eitelkeit“, kritisiert Herman.

„Wir Frauen sind dem Wahn verfallen, uns beweisen zu müssen, dass wir zu allem fähig sind.“ Dieser Zwang führe unweigerlich in die „Entweiblichung“ der Frau und die „Entmännlichung der Herrenwelt“, schreibt sie. Die Männer „zucken nur noch verständnislos mit ihren breiten Schultern, an die wir uns so gern lehnen möchten“.

» Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrags die Familie zusammenhalten kann. «

Eva Herman
Die Frauen würden von materiellem Druck zum Geldverdienen getrieben und vergeudeten dabei ihre „wunderbaren Kräfte“, schreibt Herman weiter. „Wer einmal den Wert häuslichen Friedens in Harmonie und Wärme kennen lernen durfte, einen Ort, der Sicherheit, Glück und Seelenfrieden gibt, weiß, wovon die Rede ist.“

Die Anführerinnen der Emanzipation hätten schon damals nicht gewusst, „was das Glück bedeutet, ein Baby zu bekommen, einen liebenden Mann an der Seite zu haben und (...) etwas zu erschaffen, was man den Familiensegen nennt“, kritisiert Herman. „Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrags die Familie zusammenhalten kann.“

Das solle aber nicht heißen, dass sich die weibliche Existenz ausschließlich darauf stütze, erklärt Herman. „Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben. Doch all das sollte in Maßen geschehen.“


Der Gedanke oder die Idee ansich sind nicht ganz verkehrt, nur ist die Frau recht dumm, und moeglicherweise schaffen ihre Aussagen den Nazis in Deutschland noch Fahrtwind und Treibstoff zum brandstiften.
Fehlt nur noch, dass sie sich mit Haider ablichten laesst und dann sagt, das
er doch eigentlich ein netter Mann ist...
D.
Zuletzt geändert von udo66 am 10.09.2007, 23:08, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Also, "gebürtiger Däne", mache ich mich mal zum advocatus diaboli.

Du hast vergessen, daß ein Däne (wohnhaft in DK) diese Frage hier aufgeworfen hat.
Also nix mit
Echt: armes Deutschland, wenn über so eine Entscheidung auch noch diskutiert wird.
Und zugegeben, mir ist früher die dänische Meinungsfreiheit auch zu weit gegangen - schließlich habe ich als Kind den Maulkorb noch viel mehr gespürt als die heutige Generation, die den Kopf nicht mehr einzieht, wenn sie zum Fußball mit der Dtld-Fahne zieht.

Mir gefallen weder die Äußerungen von Frau Hermann noch die Sprüche des Dritten Reiches und ihrer leider niemals aussterbenden Anhänger.
Aber wo endet denn das Recht auf Meinungsfreiheit und wo fängt es an?
(Wir haben auch schon versucht, es in dem anderen Thread in Zusammenhang mit dem Partenverbot zu diskutieren.)

Alle Diktatoren haben Angst vor dem Wort (m.E. zu Recht), sie lassen Bücher verbrennen, Theaterstücke und Filme verbieten etc. - ist ein Verbot eines solchen Satzes nicht dasselbe?

Immerhin rechne ich als Deutsche mir inzwischen durchaus als Verdienst an, daß unsere Nation inzwischen, auch wenn es anfangs sicher schwierig war, die leidvolle Geschichte aufzuarbeiten.
Das ist mehr als so manche andere Nation von sich sagen kann, die auch nicht immer eine blütenreine Weste hatte.
(Und nein, ich will damit nicht von der deutschen Schuld ablenken, sie kleiner reden - ich will nur sagen: Wir haben uns der Geschichte gestellt, indem wir die Schuld anerkannt haben, aber eben auch weiter vorwärts schauen und Verantwortung übernehmen.)
Wir haben versucht, daraus zu lernen.
Gaaaanz langsam trauen wir uns auch zu sagen, vor allem, wir die Nachgeborenen:
Nein, wir tragen keine Schuld daran, aber wir ziehen daraus Lehren und tragen eine Verantwortung.
Die Verantwortung dafür, daß sowas nie mehr passieren darf.
"So etwas" - schließt das nicht eigentlich auch mit ein, daß es niemals mehr so weit kommen darf, daß Menschen ihre Meinung nicht mehr äußern dürfen?
Hat es so nicht angefangen???
Hat es es nicht damit angefangen, daß unbequeme, "andere" Meinungen nicht mehr geäußert werden durften, sondern sogar Strafen nach sich zogen?

Ich glaube, DARÜBER wundert sich ein Däne, der auch viele Jahre in Dtld. gelebt hat und in dessen Land (also auch Deinem) Rechtsradikale weitaus mehr äußern dürfen als in Dtld.

Und auch wenn ich die Entscheidung des NDR nachvollziehen kann, so weckt sie eben andererseits auch "nationale Erinnerungen" an eine Zeit, in der es Mut erforderte, eine andere Meinung zu haben und zu äußern, weil sie "denen da oben" nicht paßte, weil sie nicht konform war.

Tja, wo fängt man da an und wo hört man dann auf - und vor allem. wer darf das bestimmen???

Genau mit solchen Sprüchen wie dem oben zitierten hat man das deutsche Selbstwertgefühl jahrzehntelang kleingehalten.
Meistens ohne zu hinterfragen, was da wirklich abläuft, was wirklich gesagt ist, was wirklich gemeint ist.

Daß Du nicht einmal realisierst, aus welcher Richtiung die Kritik an der begrenzten Meinungsfreiheit kommt, zeigt einmal mehr die vorgefaßte Meinung, die das Ausland über Dtld. hat - (paßt evtl. zu Berndts Thread über das Bilder Dänen über die Deutschen?).

Nachdenkliche Grüße - Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Mir geht es wie gesagt eigentlich gar nicht um die Meinungen, die sie vertreten. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Themen, die sie anspricht, gerade jetzt in D sehr wichtig zu diskutieren wären. Man ist dabei einige wesentliche Gesellschaftliche Änderungen durchzuführen (Kribben plätze etc.). Das hat weitreichende Folgen, und daher sollte es ordentlich überlegt werden.

Aber statt nun über die Inhalte zu reden kommt das hier. Derjenige, der die unbequeme Fragen stellt, wird einfach in die rechte Ecke abgeschoben und damit ist die Diskussion beendet. Das kann doch aber nicht richtig sein.
3. weil öffentlich, manche einfach strukturierten Leute, nicht unterscheiden können, dass dies ganz alleine Eva Hermanns Meinung war.
Genau wegen diese schlichten Leuten ist die Vorgehensweise fatal. Das Problem ist doch, dass die Frau auch sehr viel wesentliches und sinnvolles gesagt hat. Wenn sie nun auf Grund von irgendwelche Nebensätze in die rechte Ecke verbannt wird, dann werden genau diese schlichten Gemüter ganz umgekehrt folgern. Sie werden sagen: "Oh, ist sie wirklich so rechts, das habe ich gar nicht gedacht, ich fand sie eigentlich immer sehr vernünftig, also kann dieses rechte ja gar nicht so schlimm sein".

Gleichzeitig verpasst man dann eine einmalige Gelegenheit eine sehr wichtige Diskussion zu führen - schade.
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tømrermester
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Beitrag von tømrermester »

Hat es in Deutschland jemals Meinungsfreiheit gegeben? Wenn ja, wann?

Die Einführung des Radikalenerlasses in 1972 und das damit verbundene Berufsverbot hat immer noch Gültigkeit, obwohl der europäische Gerichtshof 1995 befunden hat, dass der Radikalenerlass gegen die elementaren Bestandteile der Meinungsfreiheit und Menschenrechte verstosse.

Untreue gegenüber des Staates kann und wird mit Berufsverbot bestraft. Eva Hermann war angestellt an einem öffentlich, rechtlichen Sender. Als Journalistin hätte sie dies wissen und sich klarer und unmissverständlich äussern müssen. Ich kann nicht glauben, dass sie ein Nazi ist!

Wenn man als deutscher zb. auch sagt, dass Ferdinand Porsche´s Käfer von Hitler zum Volkswagen gemacht wurde und dies die brillianteste Idee der Autogeschichte war, kann der Verherrlichung des dritten Reichen bezichtigt werden, weil man gleichzeitig damit ausdrückt, dass nicht alles verkehrt war, was Hitler machte. Heute wird versucht Volkscomputer und Volkshandys nach dem gleichen Schema zu verkaufen.

So ist es nun mal in Deutschland und es wird sich aufgrund seiner geschichtlichen Erfahrung nichts ändern. Ob man dies für gutheisst oder nicht! Diskussionen sind ausgeschlossen, Lars!

Klaus
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Guten Morgen Klaus!

Nur ganz schnell:
So ist es nun mal in Deutschland und es wird sich aufgrund seiner geschichtlichen Erfahrung nichts ändern. Ob man dies für gutheisst oder nicht! Diskussionen sind ausgeschlossen, Lars!
Das liegt doch aber nicht (nur) an den Deutschen!
Schau doch, wie gerade ein Däne hier reagiert hat (und dies obwohl er die nase nach Dtld. hineingesteckt hat und wissen müßte, daß es dort nicht mehr wie im Nazi-Dtld. aussieht!).
Wenn man gewohnt ist, daß einem bei jedem recht-anrüchtigen Satz von außen eins auf die Mütze gegeben wird, berechtigt oder nicht, begründet oder nicht, nur einfach mit zeigefinger auf die Geschichte, dann zieht man den Kopf wohl auch schon vorher ein.

Sind die anderen Länder (wie DK), die mehr Meinungsfreiheit haben, unkritischer oder im Gegenteil sich der Gefahren (welcher?) weniger bewußt?

ich finde, Dtld. schaut sehr selbstkritisch auf sich, während andere Länder mit mindestens ebenso viel rechtem Gedankengut den Finger lieber ... auf Dtld. richten. Ist ja bequemer als bei sich selberanuzfangen.

Und wieder steigt dann die Frage auf:
Wie bekämpft man dann dieses Gedankengut?
Und wieviel Meinungsfreiheit ist erlaubt, gewünscht?
Und wieviel ist Meinungsfreiheit überhaupt wert, wenn sie begrenzt wird?
Ist Meinungsfreiheit nicht vielmehr ein unteilbares Gut und nichts mehr wert und ad absurdum geführt, wenn auch nur der kleinste Gedanke nicht mehr frei geäußert werden kann?

Weiterhin nachdenkliche Grüße - Ursel, DK
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werner48
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Beitrag von werner48 »

Hejssa Lars,
da hast Du mal wieder ein, in Deutschland jedenfalls, heißes Eisen angepackt. Was willst Du eigentlich von einer Nation erwarten, die ihre gesamte Geschichte auf die 12 Jahre des 3.Reiches reduziert?
Da müssen ja Sachen rauskommen, wie Du zu recht aufgreifst:
Lars J. Helbo hat geschrieben:Aber statt nun über die Inhalte zu reden kommt das hier. Derjenige, der die unbequeme Fragen stellt, wird einfach in die rechte Ecke abgeschoben und damit ist die Diskussion beendet. Das kann doch aber nicht richtig sein.
Das absolute Totschlagsargument in Deutschland! Zu allem hat sicher mal irgendeine Größe aus der NS-Zeit mal was gesagt - wenn Du also kaltgestellt werden sollst, muß man nur so lange suchen, bis eine Äußerung von Dir der einer aus jener Zeit ähnelt und schon biste weg vom Fenster. Alles klaro?
Umgekehrt funktioniert das genauso. Du kannst jederzeit Dein privates, mit offentlichen Mittel finanziertes, Mahnmal (und sei es noch so irrwitzig) errichten lassen. Jeder Bürgermeister oder Politiker, der sich dagegen ausspricht, ist sofort klein zu kriegen mit dem Argumenten: "Ach, sie fanden wohl die NS-Zeit in Ordnung? Sie stemmen sich gegen das Erinnern?"
Nicht einfach hier zu wohnen, Lars!
Venlig hilsen
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mikel
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Beitrag von mikel »

Das mit den Nazis ist meines Erachtens völlig uninteressant und was Eva absondert will ich auch nicht kommentieren. Das war für Lars doch nur ein Beispiel, wie tief innesitzend die Deutsche Angst doch ist, sich fehlzuverhalten. Hat der Deutsche Angst vor sich selber, vor seiner Art, alles zu übertreiben wenn es zu ernst wird? Hat er Angst vor dem Ausland, die dann mit allen Fingern über unsere Grenze zeigen und rufen:"Da geht es schon wieder los!"
Woher kommt nur unser Fehlen an Gelassenheit und innerem Zusammenhalt. Denn nur mit innerem Zusammenhalt und einer allgemeinen Volksweisheit kann man erreichen, dass Extremsituatuionen erst gar nicht entstehen.

Und genau hier ist der Unterschied von Deutschland zu allen anderen Nationen. Im Dritten Reich wurde nämlich eindrucksvoll vorgeführt, dass es möglich ist, ein ganzes eigentlich doch im Grunde intelligentes und friedliches Volk zur Annahme eines inneren Zusammenhalts zu führen, der diese Diktatur ermöglichte. Ich bringe hier jetzt nicht den Vergleich Aktiv- und Passivrauchern zu Aktiv- und PassivNazis.

Und vor einer solchen Verselbstständigung der Volksseele haben hierzulande zumindest die Entscheidungsträger, die in der Öffentlichkeit stehen immense Angst. (Neuzeitliche Hexenverbrennung?).

Der Deutsche muss Vertrauen gewinnen zu sich selbst, sonst wird das nix.

Bravo Lars, für ein Stück weiteres Wachrütteln

Michael
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
(Albert Einstein)
Ingrid A.
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Beitrag von Ingrid A. »

Tja, das stimmt. In Deutschland ist das mit der Meinungsfreiheit so eine Sache.

Eigentlich: Ich darf sagen, was ich will. Ich darf meine Meinung äußern.

Nun fällt es mir schwer, folgendes zu schreiben bzw. auszudrücken:

Ich gehöre - wie noch einige hier im Forum - zur Nachkriegsgeneration. Wir wurden über die damalige Zeit informiert bis zum Gehtnichtmehr. Ich glaube nicht, dass die nachfolgenden Generationen noch so viel über diese finstere Zeit gelernt haben, so wie wir.

Ich selbst stand immer etwas "zwischen den Stühlen". Mit einem "braunen Vater" und einer nicht viel weniger "braunen" Restfamilie gesegnet und dann mit den Eintrichterungen der Schule konfrontiert, ist mir zum guten Schluss nichts anderes übrig geblieben, als mir meine eigene Meinung zu bilden. Hilfe hatte ich dabei von meiner Mutter, die trotz ihrer Vergangenheit mir half, zu verstehen, dass doch mehr die Schule recht hatte.

Daher fällt es mir schwer zu schreiben, dass ich trotz allem Frau Hermanns beistehen muss:

Wir haben das Recht der Meinungsfreiheit, nur leider in allem, was diese unselige Zeit betrifft, ist es einfach taktisch unklug und sogar dumm, irgendetwas positives daran zu finden. Meinungsfreiheit hin oder her. Ich denke, Frau Hermanns müsste eigentlich intelligent genug sein, um zu wissen, was sie sagt. Daher bin ich der Ansicht, dass sie genau das gemeint hat, was sie gesagt hat.

Um Meinungsfreiheit in Deutschland zu umgehen, bemächtigt sich unsere Regierung übrigens mit einer netten Waffe: Sie umgeht "Volksentscheide". Ich kann mich in meinem Leben an nur eine einzige Volksbefragung erinnern und da gings um die Volkszählung, die dann doch durchgeführt wurde.

Da kann ich mich noch an ein nettes Gespräch mit Dänen erinnern. Wir waren damals in Kerteminde, als die Volksumfrage "Euro ja oder nein" war. Die Meinung einiger Dänen war damals, dass es in DK so oft Volksentscheide für etwas gibt, bis die öffentliche Meinung der "gewünschten" Meinung entspricht. :wink:

Übrigens: Ich denke, den Euro würde es bei uns nicht geben, wenn man uns gefragt hätte, wie so viele andere nette Kleinigkeiten.....
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Da kann ich mich noch an ein nettes Gespräch mit Dänen erinnern. Wir waren damals in Kerteminde, als die Volksumfrage "Euro ja oder nein" war. Die Meinung einiger Dänen war damals, dass es in DK so oft Volksentscheide für etwas gibt, bis die öffentliche Meinung der "gewünschten" Meinung entspricht.
das habe ich sogar eine bekannte Politikerin öffentlich sagen hören - und damals (Anfang der 90er) ging es um die EU und nicht um den Euro.
In DK ist das ein öffentliches Geheimnis, und daher sind mir Volksentscheidungen längst nicht so ein demokratisches, an DK lobenswertes Ding wie anderen.

Denn Deinem letzten Satz, Fabula, fehlt leider ein kleines,aber entscheidendes Wörtchen:
Übrigens: Ich denke, den Euro würde es bei uns noch nicht geben, wenn man uns gefragt hätte, wie so viele andere nette Kleinigkeiten.....
(rotes noch von mir eingefügt! :x )

Gruß Ursel, DK
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tysk-pige
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Doppelmoral

Beitrag von tysk-pige »

Hallo Lars,

ich denke wir Deutschen haben unsere unheilvolle Vergangenheit noch nicht wirklich aufgearbeitet. Es gibt hier eine merkwürdige Doppelmoral.
Wir haben zwar ständig Angst davor, dass Äußerungen - wie bei Eva Hermann - uns in eine rechte Ecke stellen, doch es gibt es gibt eben auch noch andere.

Wie ein anderes Beispiel zeigt:
[url=http://www.tagesspiegel.de/politik/Deutschland-Regierung-Personalien;art122,1882110]Oettinger[/url]

Ich stimme Dir voll zu, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung ein unverzichtbares demokratisches Recht ist.

Laut Voltaire „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.”

Doch es muss auch für Meinungen, die gegen Ethik und Moral sprechen, Konsequenzen geben. Die Schwierigkeit ist, die Interpretation und Beurteilung von Meinungsäußerungen wie bei Frau Hermann.

Doch wie sahen denn die Konsequenzen bei Herrn Oettinger aus? Oder in Vergleichbaren Fällen? Ohne jetzt eine Lawine lostreten zu wollen...

Vielleicht interessiert Dich folgender [url=http://www.vauban.de/pub/wette.pdf]Vortrag[/url]

Es ist und bleibt ein sehr, sehr schwieriges Thema.

Langfristig muss sowieso jeder die Konsequenzen aus seinem Denken und seinem Handeln selber tragen. Nämlich dann, wenn er vor seinem Schöpfer Rechenschaft ablegen muss... :wink:

Gruß
HH-Deern
tømrermester
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Beitrag von tømrermester »

Ursel hat geschrieben: Und wieder steigt dann die Frage auf:
Wie bekämpft man dann dieses Gedankengut?
Und wieviel Meinungsfreiheit ist erlaubt, gewünscht?
Und wieviel ist Meinungsfreiheit überhaupt wert, wenn sie begrenzt wird?
Ist Meinungsfreiheit nicht vielmehr ein unteilbares Gut und nichts mehr wert und ad absurdum geführt, wenn auch nur der kleinste Gedanke nicht mehr frei geäußert werden kann?

Weiterhin nachdenkliche Grüße - Ursel, DK

Guten Morgen auch für dich, Ursel!

Es besteht ein immenzer unterschied zwischen Gedankengut und Meinungsfreiheit! Es ist in Deutschland seit ewigen Zeiten verpöhnt sich öffentlich kritisch dem Staate gegenüber zu äussern. Dabei ist es egal, ob man ein rechtes oder linkens Gedankengut veröffentlicht. Egal ob der Staat BRD heisst oder DDR hiess. Ist man Angestellter des deutschen Staates kann "Radikalismus" zur Entlassung führen - in der DDR sogar zur Verhaftung.
Dieses steckt tief in jedem Deutschen drin und es wurde einem von Kindheit auf gelehrt, dass man seine Klappe hält, wenn man es zu was bringen will.
Oh Mann, ich denke an die Zeit zurück (1980) als ich als Zivi vom Verfassungsschutz verhört wurde, weil ich an einer öffentlichen Vereidigung der Soldaten friedlich demonstriert hatte, wo Wehrpässe verbrannt wurden. Dieses Verhör steckt mir immernoch in den Adern!

Leitsätze in:
Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Gedanken_sind_frei

Danmark
Kæmp for alt, hvad du har kært;
dø, om så det gælder,
da er livet ej så svært,
døden ikke heller.

Klaus