Patriarchin - Matriarchin - Prinzessin - doppelt gemoppelt

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Berndt

Patriarchin - Matriarchin - Prinzessin - doppelt gemoppelt

Beitrag von Berndt »

Ich habe 2 Fragen, die irgenwie etwas gemeinsam haben.
Es gibt Patriarchen und Matriarchen. Warum sagt man dann ”die Patriarchin” (Fernsehfilm in 3 Teilen), statt Matriarch?.
Da mit der Bezeichnung Matriarch ja eine Person weiblichen Geschlechts gemeint ist, wäre diese Bezeichnung angebrachter. Es gibt allerdings die Bezeichnung Matriarchin, die mir aber irgendwie ”doppelt gemoppelt” vorkommt.
Denn ein Matriarch ist ja eine Frau und braucht nicht die Endung - in.
Und es gibt Prinzen und Prinzessinnen. Warum heißt "der weibliche Prinz" eigentlich nicht einfach Prinzess, (wie Steward – Stewardess, oder Baron - Baroness).
Eigentlich finde ich Prinzessin – also genau wie Patriarchin/Matriarchin - ”doppelt gemoppelt”.
Mir fehlt in den gezeigten Beispielen die deutsche Logik.
Kann mir es jemand näher erklären?
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

Das Beispiel zeigt mal wieder, wie wenig sich deutsche Medien mit der eigenen Sprache auskennen..., oder wie frei sie damit agieren dürfen :wink:

Den Begriff "Matriarchatin" gibt es im Deutschen nicht! - auch wenn er fälschlicherweise manchmal verwendet wird. Da der Begriff matriarchat eigentlich Frauenherrschaft bedeutet, so ist doch zweifelhaft, inwieweit es wirklich geschichtlich existierte. Somit ist es auch nicht der Gegenpart zum anerkannten Patriarchat.

Prinzessin und Prinzess existieren beide, allerdings ist die Form Prinzess eher veraltet. Warum sich die Prinzessin eingebürgert hat? Als wahrscheinlich würde ich die einfachere Aussprache der Flexion zugrunde legen. Meine Logik versagt da auch, leider.

Inwieweit ein Wort verbreitet ist, kann man hier sehen:
http://wortschatz.uni-leipzig.de/

Gruß

Dagmar
Kanelstang
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Beitrag von Kanelstang »

Patriarchin soll sicher in diesem Sinne darauf verweisen, dass es sich um eine Frau in einer Art "Männerdomäne" handelt (ohne jetzt den Film zu kennen, ich habe nur davon gelesen).
So gesehen eine Art Gegenentwurf zum geläufigen Begriff Patriarch, der eine Familie/Firma führt.
Zumal das Wort Patriarch/in sicherlich den meisten Deutschen geläufiger ist als Matriarch. :wink:

Ich würde dem ganzen keine wirkliche sprachliche Logik zuordnen, sondern eher einen künstlerischen Sinn, der das ganze "griffig" macht.
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Mein zugegebenermaßen gutwilliger Erklärungsversuch wäre folgender: Meines Wissens haben moderne Wissenschaft und andre professionelle Beobachter niemals ein blühendes Matriarchat gefunden. Deshalb sind unsere Vorstellungen eines Matriarchats nebulös, die meisten kennen das Wort nicht, bzw. könnten es nicht richtig anwenden. Denn ist eine Matriarchin das gleiche wir ein weiblicher Patriarch? Haben die weiblichen Familienangehörigen und Bediensteten mehr zu sagen als die männlichen? Regieren/leiten Frauen genauso wie Männer? Tja.

Unter Patriarchin kann man sich viel mehr vorstellen: Eine Frau, die nach Art eines Patriarchen schaltet und waltet.

Das andere ist rein sprachliche Gewohnheit. Leider gibt es im deutschen eine starke und sogar zunehmende Tendenz, das natürliche Geschlecht von Personen immer genau zu benennen und auseinanderzuhalten. "Prinzessin" und "Äbtissin" sind eingebürgerte Formen wohl aus einer Zeit, als die Endung -ess noch niemand verstand. Prinzess habe ich noch nie gehört, ausser als eine Art Namensbestandteil in Übersetzungen aus dem Englischen.
Berndt

Beitrag von Berndt »

Danke für eure Antworten.
Wegen der Benennung Patriarchin fällt mir eben ein, daß eine Frau in DK lærer, borgmester, minister, frisør usw. sein kann, ohne die Endung -inde (lærerinde usw.) = Die Gleichberechtigung der Frau.
Gibt es auf deutsch überhaupt Bezeichnungen von Personen/Wesen, wo die beiden Geschlechter gleich behandelt werden - ohne -in :roll:?
Als Außenseiter gibt es ja Genie und Engel, aber so weit reicht die Konsequenz wohl nicht, daß die übliche Endung -in hier hinzugefügt wird?
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Mir fällt unmittelbar nur Thai ein - alternativ steht Thailänder bzw. Thailänderin. Israeli wird auch für Männer und Frauen gebraucht, aber Israelin scheint für Frauen zu dominieren. Genie ist grammatisch sächlich und daher kein Problem. Bei Engel liegt es wohl daher, dass es keine Engel mit weiblichen Eigenschaften gibt. Putten sind grammatisch fast immer weiblich, aber tatsächlich männlich. Auch ja, Gourmet gebraucht man für Männer und Frauen. Es gibt viele andre Fremwörter, vor allem aus dem Englischen, die keine weiblichen Formen kennen.

Ansonsten wird es immer unüblicher Sätze wie "sie ist Sportler" zu verwenden.

Ob die dänische oder die deutsche Weise Ausdruck der Gleichberechtigung ist, kann man diskutieren. Ich glaube weder noch. Früher war eine Bürgermeisterin (in manchen Gegenden) die Frau des Bürgermeisters, und vielleicht hört man das im dänischen noch heute heraus, wenn man borgermesterinde oder borgermesterske sagen würde. Ich kenne keinen, der im Deutschen Bürgermeisterin noch über die Ehefrau sagen würde. Eine Bürgermeisterin amtiert selber. (Im Hessischen und wohl auch im Norddeutschen hört man noch Bürgermeistersche über die Ehefrau oder Tochter.)
Berndt

Beitrag von Berndt »

Es gibt ja auch Pfarrfrau > Frau Pastor, die mit dem Pastor verheiratet ist, im Gegensatz zu: Frau Pastorin, die - verheiratet oder unverheiratet - selber amtiert.
Und auf dänisch "kvindelig ambassadør" (vom Französischen) = ambassadrice, die also als Botschafterin tätigt ist, und nicht "nur" die Frau des Botschafters ist.

Danke für alle Erklärungen, die man im Wörterbuch leider nicht finden kann.
Frank H.

Beitrag von Frank H. »

Og undertegnede medlæser takker for både spørgsmål og svar.
Berndt, det er pudsige og altid interessante sproglige nuancer Du bemærker,
mellem tysk og dansk, samt i begge sprog hver for sig.
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Augenblick, Berndt, du beschäftigst dich hier mit alten Formeln.

"Frau Pastor" ohne Name und "Frau Pastor X" gibt es möglicherweise noch unter Alten auf dem Land, sind aber stark veraltend. Bei "Frau Pastor" ohne Name gebraucht würden viele Pastor als Nachname interpretieren. "Pfarrfrau" habe ich noch nie gehört, ich kenne Pfarrer(s)frau.

Die Amtsinhaberin kann mit Frau Pastorin ohne Name angeredet werden, ansonsten mit Frau X. Über sie spricht man als Pastorin X oder "die Pastorin, Frau X,".

Im übrigen gibt es hier ja offenbar eine Logik.

Bei Botschaften würde ich von Botschafterin im Gegensatz zu Botschafterfrau sprechen.

Du schreibst "unverheiratet"; dass Fräulein + Name nicht mehr der normale, höfliche Sprachgebrauch ist, weisst du sicher?
Berndt

Beitrag von Berndt »

Hej Michael.
Nochmals vielen Dank für die Richtigstellungen.
Fräulein: Ja, man bemerkt es in Filmen immer öfter > Frau X, deren Verlobter leider zum 2. Mal fremd gegangen ist, oder so was ähnliches.
Ich versuchte nur den Unterschied zwischen der Frau, die mit einem Pastor verheiratet ist, und der Frau, die selber Pastor ist, zu erklären, in der Hoffnung, daß ich es richtig verstanden hatte.