Der Wolf in Deutschland / Pro u. Contra

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Polly
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Polly »

Naja SteffenHH, es wird immer wieder unliebsame Begegnungen zwischen Mensch und Tier geben.
Meinst du nicht?

Einer Kollegin hat ihre eigene Stute den Finger abgebissen.
Hunde beißen...Zechenbisse sind verantwortlich für tödlich verlaufende Erkrankungen.

Ich weiß, weit ausgeholt aber wäre Aufklärung nicht besser als subtile Vernichtung von etwas, was uns nur gerade einfach etwas fremd ist?
SteffenHH
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von SteffenHH »

Polly hat geschrieben:Naja SteffenHH, es wird immer wieder unliebsame Begegnungen zwischen Mensch und Tier geben.
Meinst du nicht?

Einer Kollegin hat ihre eigene Stute den Finger abgebissen.
Hunde beißen...Zechenbisse sind verantwortlich für tödlich verlaufende Erkrankungen.

Ich weiß, weit ausgeholt aber wäre Aufklärung nicht besser als subtile Vernichtung von etwas, was uns nur gerade einfach etwas fremd ist?
Kann es sein, dass du hier den Adressaten verwechselt hast?
Falls nicht, ich war so lange in diesem Thread nicht aktiv - worauf beziehst du dich?
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Polly
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Polly »

Ja, habe ich. :oops:
@25örefan war gemeint. Bezogen darauf:
Ist das grundsätzlich so...?
Sorry! :D
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

"Vom Naturschützer zum Lobbyisten" - das bringt es bei Gregor Beyer genau auf den Punkt. Er ist selbst FDP-Mitglied, "passionierter Jäger" und vertritt u. a. die Interessen jener Jäger, die auf den Wolf gerne schießen wollen.

Und dass er dabei alles andere als sachlich vorgeht, wird in dem Artikel auch konkret beschrieben. Da ist von einer "Schlacht" die Rede, und sein "Handwerkszeug" dafür stamme "aus dem Handbuch der Lobbyisten".
Die Basis einen und mobilisieren, Kampagnen fahren, Druck erzeugen, ein Thema auch mal emotional zuspitzen. [...] Dass der Ton oft eher schrill als gemäßigt ist und manches Wort ganz bewusst in die Eskalation führt, bestreitet er nicht.

Märkische Allgemeine, 06.06.17: Gregor Beyer - Vom Naturschützer zum Lobbyisten http://www.maz-online.de/Brandenburg/Vom-Naturschuetzer-zum-Lobbyisten
Wenn man mit diesem Wissen nun eine "Informationsveranstaltung" dieses Mannes besucht, wieviel Prozent Wahrheit und wieviel Prozent an emotionaler Zuspitzung, Problem-Inszenierung und bewusster Führung "in die Eskalation" darf man dann wohl erwarten?
[...]für Beyers Lobbyarbeit ist der Wolf ein gefundenes Fressen: Die Ziele des Forums lassen sich wunderbar mit dem Schutz unschuldiger Lämmer verweben. Wer hätte da kein Verständnis für die Landnutzer? Beim Thema Wolf können die sich sogar noch halbwegs glaubhaft als Außenseiter inszenieren [...]

Märkische Allgemeine, 06.06.17: Gregor Beyer - Vom Naturschützer zum Lobbyisten http://www.maz-online.de/Brandenburg/Vom-Naturschuetzer-zum-Lobbyisten
Hier wird genau das betrieben, was der norwegische Biologe John Linnell vom Institut für Naturforschung in Trondheim und Mitautor des bekannten Linnell-Reports über Wolfsangriffe, in der Spiegel-Ausgabe 10/2018 anmahnt:
"Politiker und Wolfsgegner machen den Menschen Angst, um sie manipulieren [...]. Das ist zynisch und schmutzig, aber der Trick wird oft angewandt, einfach weil er so gut funktioniert."

(Quelle: Spiegel 10/2018, "Gefährliche Märchen" von Julia Koch, Seite 104-105).
Die Manipulation wird besonders deutlich anlässlich des aktuellen Artikels über Beyers "Informationsveranstaltung". Vor dem Hintergrund seiner oben beschriebenen Strategie der emotionalisierenden Zuspitzung und der schrillen Töne bedient er sich für seine "Informationsveranstaltung" ausgerechnet des Mottos "Wissen statt Märchen", um den Inhalt dann selbst mit reichlich mit den für die Jagdszene typischen Märchen zu füllen, die völlig im Widerspruch zu den Erkenntnissen moderner Wildbiologie und den Ergebnissen der aktuellen Wolfsforschung stehen. Er bedient sich der alternativen Wahrheiten der traditionellen Jäger, nicht der der modernen Wissenschaft.

Und so mutet auch dieses seiner Argumente entsprechend mau an:
„Jeden zu erschießen, ist aus heutiger Perspektive falsch. Aber ist es deshalb richtig, keinen zu erschießen?“, sagte Beyer und plädierte für einen Mittelweg.

Südkurier, 11.03.2018: Jäger und Experten kritisieren Landespolitik https://www.suedkurier.de/nachrichten/b ... 30,9651856
Dann wäre aus seiner Sicht also richtig, ein paar unauffällige Wölfe oder gleich ein paar mehr zu erschießen? Welchen Sinn und Zweck solte das haben, da dadurch weder Weidetiere besser geschützt würden noch Menschen und Wölfe sich nicht mehr begegneten?

Der Sinn dahinter ist der Spaß an der Wolfsjagd, die ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung für offenbar eine so tolle Gaudi hält, dass dafür bewusst unbeteiligte Menschen verunsichert, verängstigt und manipuliert werden, um das Schießen auf lebende Wolfs-Zielscheiben zum reinen Freizeitvergnügen zu legitimieren.

"Zynisch und schmutzig" trifft es wirklich auf den Punkt!
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Reimaracarc
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Reimaracarc »

Ich finde, man sollte natürliche Mittel verwenden um Reviere abzustecken. Sodass Wölfe jetzt nicht neben dem Kindergarten laufen, wie mal gezeigt worden sind.
Es gibt da bestimmt was gutes? Sowas wie die "Verpiss-dich-Pflanze" nur etwas größer. Vielleicht eine Pheromonenwolke vor Siedlungen?
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Wenn man den Hintergrund zu den Lobby-Methoden beispielsweise von Gregor Beyer liest, erklären sich die Mythen vom bösen Wolf an Waldkindergärten und Schulbushaltestellen eigentlich von selbst.

So sei laut SPIEGEL 10/2018 bei der Bundestagsdebatte am 02.02.2018 ein "modernes Fabelwesen" geboren worden. Eine Kreatur, die "nicht Rotkäppchen und Großmutter, dafür aber kleine Jungs und Mädchen auf dem Schulweg und im Kindergarten verschlinge".

Es ist völlig normal, dass wandernde Wölfe, vor allem Jungwölfe, auf ihren Erkundungen auch mal durch Siedlungen laufen.

Hierzu schreibt das Bundesamt für Naturschutz:
Läuft etwa ein Wolf bei Tag in Sichtweite von Ortschaften oder Einzelgehöften oder bei Nacht direkt an Ortschaften vorbei oder durch diese hindurch, besteht beispielsweise kein Handlungsbedarf. Dies gilt auch für Wölfe, die nicht sofort beim Anblick von Menschen und Autos flüchten, sondern zunächst stehen bleiben und beobachten. Hierbei ist anzumerken, dass Wölfe Menschen in Kraftfahrzeugen nicht wahrnehmen und dadurch viele Beobachtungen auf kürzere Distanzen aus Kraftfahrzeugen möglich geworden sind.

Die hier genannten Verhaltensweisen sind alle in Bezug auf den Menschen als ungefährliches und nicht problematisches Verhalten einzustufen. Auch das bisher seltene Auftreten von Wölfen in Siedlungen bei Tag stellt kein problematisches Verhalten dar, sofern dies nur in Einzelfällen beobachtet wird. Daher besteht bei diesen Verhaltensweisen kein Handlungsbedarf.


Bundesamt für Naturschutz 11/2017: Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das Management
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/artens ... halten.pdf
Der Goldenstedter Wolf wurde abends gegen 22:00 Uhr außerhalb der Ortschaft angeblich gesehen - da waren dort keine Kinder.
Der Wolf in Dörmte lief an der Bushaltestelle vorbei, als der Schulbus längst weg war. Da waren keine Kinder.
Der Wolf in Winsen lief an einem Sonntag am Zaun des Kindergartens vorbei, als dort überhaupt keine Kinder waren.

Natürlich wollen die Lobbyisten in den Köpfen zwingend die Verknüpfung von Wölfen und kleinen Kindern herstellen, und sind dabei ja offensichtlich auch relativ erfolgreich.

In Europa leben 18.000 Wölfe und 740 Mio. Einwohner - und nichts ist passiert. John Linnell vom Norwegischen Institut für Naturforschung in Trondheim befasst sich laut SPIEGEL 10/2018 seit 30 Jahren mit dem Thema und hat für seinen bekannten "Linnell-Report" sämtliche Wolfsangriffe der letzten 450 Jahre untersucht und ausgewertet. Ein Ergebnis:

"In Europa hat es in den letzten 40 Jahren keine tödlichen Wolfsangriffe auf Menschen gegeben." Der Wolf sei eine Projektionsfläche für politische Konflikte wie "Dörfler gegen Städter, Tradition gegen Moderne" oder "Jäger gegen Tierschützer".

Keine Ahnung, ob eine "Verpiss-Dich-Pflanze" da Abhilfe schaffen könnte - eine Wolfsbejagung täte es auf jeden Fall nicht.
Hinnerk

Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Hinnerk »

Die jungen Mitteleuropäer hat geschrieben: Keine Ahnung, ob eine "Verpiss-Dich-Pflanze" da Abhilfe schaffen könnte - eine Wolfsbejagung täte es auf jeden Fall nicht.
Es sei denn es wird das Ziel gesteckt den Wolf gänzlich auszurotten. Jeder Abschuss wird mit einer Prämie belohnt ebenso der Fang oder Vergiftung dieses Untiers. Im 19. Jh. hat man das ja in D. schon mal geschafft. Dann geht das heute auch noch.

P.S. Das war natürlich Sarkasmus. Aber nicht wenige Menschen und Politiker denken so.
BLAVANDS HUK
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von BLAVANDS HUK »

Kann mich aus meiner Jugendzeit noch gut an den ausgestopften Wolf & das Kopfpräparat eines Wolfes im Landesmuseum Hannover erinnern. Eine Schauergeschichte mit der Überschrift ,,Der Würger von Lichtenmoor"! Wenn dieses Präparat mit dem gleichen! Text dort noch immer vorhanden ist wundert mich nicht das Schulkindern & Erwachsenen so leicht etwas vorgemacht werden kann! Zumindest müsste der Beschreibungstext um das Wort ,,WÜRGER" entschärft werden!
Hinnerk

Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Hinnerk »

Was den Schutz von Weidetieren vor Wölfen betrifft: Die Industrie hat sich längst auf diesen „Markt“ eingestellt und bietet sehr effiziente Schutzmaßnahmen in Form von Maschen-Elektrozäunen an, die bis zum Boden reichen und vom Wolf nicht untergraben werden. Beim Versuch des Untergrabens kommt es unweigerlich dazu, dass der Wolf einen heftigen Stromschlag erhält und nach wiederholten Versuchen von seinem Vorhaben ablässt.
Bei dem Strom handelt es sich zwar um eine relativ hohe Spannung allerdings bei niedriger Stromstärke von 10 Milli-Ampère (mA). Ein Stromschlag ist für den Menschen zwar erschreckend aber nicht gefährlich. Deshalb ist die Errichtung eines solchen Zaunes an Viehweiden auch in unmittelbarer Nähe von öffentlichen Wegen ja auch erlaubt.

Im niedersächsischen Ammerland wo ich aufgewachsen bin sind jedes Jahr Schäfereibetriebe mit ihren Schafherden unterwegs und ziehen mit ihren Tieren von Weide zu Weide. Dabei muss dann jedes Mal (ca. alle vier Tage) der Elektrozaun neu gesetzt werden, der hier allerdings dazu dient, dass die Tiere (jeweils um 250 Stück) nicht ausbüxen.

Da auch die unmittelbar an unserem Grundstück liegende Weide jedes Jahr von der Deichschäferei genutzt wird habe ich mich wiederholt mit den Leuten von der Schäferei unterhalte und ihnen bei dem Einzäunen beobachten können. Diese Arbeit ist im Nu getan. Der aufgerollte etwa 80 cm hohe Maschenzaun wird mithilfe eines kleinen Traktors automatisch an der Weidengrenze abgerollt und dann von einem fußläufigen Helfer im Spaziertempo aufgestellt. Hat der Traktorfahrer den Zaun abgerollt hilft er mit. So ist eine Weide von ca. 5 ha Größe in gut einer Stunde eingefriedigt.
Klar, diese Einfriedigung ist ganz speziell für Wanderschäfer gedacht und dient nicht zum Schutz gegen Wölfe. Aber: Laut Aussage des Schäfers sei ein solcher Zaun bei entsprechender Höhe auch vollkommen ausreichend als Schutz gegen Wölfe. 100 cm sollten seiner Meinung nach vollkommen ausreichen. Zwar könnten Wölfe durchaus noch höhere Zäune überwinden. Die Wahrscheinlichkeit dass dies geschehe sei aber außerordentlich gering und kalkulierbar. Die Industrie empfiehlt bei Eletrozäunen übrigens eine Höhe von 90 cm.
Ansonsten sollte der Zaun bei einer dauerhaften Einfriedigung nur stabiler gefertigt sein.

Der Schutz von Weidetieren vor Wölfen scheint also nicht unmöglich. Zumindest können Weiden wenn vielleicht nicht 100-prozentig aber dennoch äußerst effizient gegen Wölfe geschützt werden. Die Frage ist nur, wer das bezahlt.
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25örefan
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von 25örefan »

Hinnerk hat geschrieben: Da auch die unmittelbar an unserem Grundstück liegende Weide jedes Jahr von der Deichschäferei genutzt wird habe ich mich wiederholt mit den Leuten von der Schäferei unterhalte und ihnen bei dem Einzäunen beobachten können. Diese Arbeit ist im Nu getan. Der aufgerollte etwa 80 cm hohe Maschenzaun wird mithilfe eines kleinen Traktors automatisch an der Weidengrenze abgerollt und dann von einem fußläufigen Helfer im Spaziertempo aufgestellt. Hat der Traktorfahrer den Zaun abgerollt hilft er mit. So ist eine Weide von ca. 5 ha Größe in gut einer Stunde eingefriedigt.
Klar, diese Einfriedigung ist ganz speziell für Wanderschäfer gedacht und dient nicht zum Schutz gegen Wölfe. Aber: Laut Aussage des Schäfers sei ein solcher Zaun bei entsprechender Höhe auch vollkommen ausreichend als Schutz gegen Wölfe. 100 cm sollten seiner Meinung nach vollkommen ausreichen. Zwar könnten Wölfe durchaus noch höhere Zäune überwinden. Die Wahrscheinlichkeit dass dies geschehe sei aber außerordentlich gering und kalkulierbar. Die Industrie empfiehlt bei Eletrozäunen übrigens eine Höhe von 90 cm.
Ansonsten sollte der Zaun bei einer dauerhaften Einfriedigung nur stabiler gefertigt sein.
80 cm mobiler Abrollzaun, wegen seiner Instabiltät stromgeführt, dient allein der Beaufsichtigung (Schutz gegen „Ausbüxen).
Ansonsten ist bei Deinem Schäfer wohl der Wunsch der Vater des Gedankens.
Und was die Indusrie empfiehlt, ist wohl kaum ein Maßstab.
Erst 90, dann 100, dann 120, dann 140cm mit ordentlich „Wumms“ versehene Stromlitze und Untergrabeschutz sind mittlerweile die revidierten Empfehlungen. Unsere Weide- , Heide- und Deichlandschaften als Hochsicherheitstrakte mit zusätzlicher Gefährdung anderer Wildtiere bei gleichzeitig nicht einmal garantierter Sicherheit und zusätzlich hohen Kosten.
Wofür?
"Es sieht der Mensch die Welt fast immer durch die Brille des Gefühls, und je nach der Farbe des Glases erscheint sie ihm finster oder purpurhell."
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Ronald
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Ronald »

Hinnerk hat geschrieben:Was den Schutz von Weidetieren vor Wölfen betrifft: Die Industrie hat sich längst auf diesen „Markt“ eingestellt und bietet sehr effiziente Schutzmaßnahmen in Form von Maschen-Elektrozäunen an, die bis zum Boden reichen und vom Wolf nicht untergraben werden.
Doch weil die Übergriffe zunehmen und eine wolfssichere Einzäunung des 30 Hektar großen Weidelandes im Fiener Bruch nicht praktikabel ist, hat sich das Ehepaar Matthies schweren Herzens dazu entschlossen, die Rinderhaltung nach 25 Jahren aufzugeben. Dabei glaubten die Züchter alles richtig zu machen. Fleisch aus extensiver Weidehaltung ist gefragt. Außerdem sind die Tiere ihrer Angus-Herde perfekte Landschaftspfleger.
Hinnerk

Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Hinnerk »

Zu der Frage, wie ein Zaun als Schutz von Weidetieren vor Wölfen beschaffen sein muss sagt Cord Leymann in „Land und Forst“, eine Zeitschrift des deutschen Landwirtschaftsverlages:
“ Weidetierhalter können gegen den Wolf Schutzzäune errichten. Für den Zaunbau gibt die Niedersächsische Wolfsrichtlinie drei Varianten vor. Hier das Wichtigste in Kurzform:
• Mechanisch wirkender Zaun: Hergestellt aus Maschendraht oder Knotengeflecht. Höhe mindestens 120 cm + 30 cm Untergrabeschutz durch in den Boden eingegrabenes Geflecht. Untergrabeschutz alternativ durch ein an der Außenseite waagerecht ausgerolltes und fixiertes Geflecht von mindestens 100 cm Breite.
• Kombiniert mechanisch/elektrisch wirkender Wolfszaun: Maschendraht oder Knotengeflecht mit mindestens 120 cm Höhe oder mindestens 90 cm hoch + 1 bis 2 Drähten oben zur Erreichung einer Gesamthöhe von wiederum 120 cm. Abstand der Drähte je maximal 20 cm. Als Untergrabeschutz wird auf der Außenseite in 20 cm Höhe bei einem Abstand von mind. 15 cm zum Geflecht ein Stromdraht angebracht.
Elektrozaun: Mehrere Reihen Litzen, Draht oder Elektronetz. Höhe mindestens 90 cm, Abstand der Drähte/Litzen max 20 cm. Weidezaungerät mit Entladeenergie von mindestens 1 Joule.

Quelle: https://www.agrarheute.com/tier/weideza ... ten-530427

Diese Angaben findet man in verschiedenen Veröffentlichungen von landwirtschaftlichen Interessenverbänden und auch der Industrie. Inwieweit sich die z.Z. noch in der Erprobungsphase befindlichen Zaunkonstruktionen in der Praxis bewähren muss sich noch zeigen. Das Problem mit dem Wolf ist einfach noch zu frisch, als dass hier und jetzt das Nonplusultra präsentiert werden kann. Viehhalter und Industrie befinden sich da noch in der Erprobungsphase.
Über eines scheinen sich die Experten allerdings sicher: Ein Untergrabeschutz ist bei einem Elektrozaun der bis zum Boden reicht nicht erforderlich. Ein noch so schlauer Wolf wird es nicht vermeiden können, bei seinen Untergrabungsversuchen den Elektrozaun zu berühren. Die Schläge, die er dabei vornehmlich an der empfindlichen Nase erhält sind ganz erheblich. Schließlich sind die im Handel erhältlichen Weidezaungeräte vornehmlich für große Tiere wie Rinder und Pferde konstruiert, die zur Abschreckung schon einen ordentlichen Schlag benötigen.

Unser Hund, ein zweiter Labrador-Retriever, hat wiederholt Bekanntschaft mit einem Elektrozaun gemacht. Die Wirkung auf das Tier ist um ein vielfaches heftiger als ein Elektrohalsband (Teletak), welches leider noch immer in der Hundeausbildung hier und da genutzt wird. Unser Hund war einmal nach einer solchen Zaunbekanntschaft über eine Stunde vollkommen apathisch, winselte eine ganze Zeitlang nur und war nicht ansprechbar. Nach einem Vorfall war es mir fast einen Monat nur mit gutem Zureden und sanfter Gewalt möglich, Anton an dem Zaun, wo er seine böse Erfahrung machte, vorbei zu führen.
Warum sollte sich da wohl ein Wolf anders verhalten als ein Hund, ein Bulle oder ein Pferd?
Ich glaube gern, dass ein nicht elektrifizierter Zaun ohne Untergrabeschutz wenig oder auch keinen Schutz gegen Wolfsübergriffe bietet. In der Lüneburger Heide habe ich zwar keine Wölfe sehen können aber Weideflächen mit Schafen, die die Schafhalter einzig mit einem s.g. Wildschutzzaun versuchten vor Wölfe zu schützen. Diese Zäune bestehen aus einem Maschendrahtgeflecht von ca. 120-150cm Höhe und einem Maschenmaß von ca. 30x10cm. Es sind da unterschiedliche Konstruktionen zu sehen. Kein Zaun hatte einen Untergrabeschutz.
Ja dann…
Aufgefallen ist mir dabei, dass nur Schafhalter mit einigen wenigen Tieren, das waren dann eher Leute, die Schafe eher als Hobby hielten die Weide mit einem Elektrozaun absicherten. Meine Frage an einen solchen Hobby-Schafzüchter, warum gerade die Schäfer mit sehr vielen Tieren auf der Weide diese nicht besser absichern leuchte ein: Die Kosten. Es macht nun mal einen Unterschied, ob ein ein oder zehn oder gar noch größeres Gelände mit einem Elektrozaun eingefriedigt werden muss.
Fazit: Weidevieh vor Wolfsrissen zu schützen scheint gar nicht so problematisch. Es sind einfach die damit verbundenen hohen Kosten, die die Viehhalter scheuen.
Und da denke ich schon, dass hier schleunigst die Politik finanzielle Hilfen nicht nur versprechen sollte. Wer den Wolf schützen möchte und ihn unter strengen Schutz stellt hat auch dafür zu sorgen, dass geschädigte Viehalter entsprechend entschädigt werden und ihnen finanzielle Hilfen für einen effizienten Schutz ihrer Weidetiere bereit stellt.
Aber leider wird da der Ruf nach der billigeren Lösung immer lauter. Aber ob die etwas bringt? In Gegenden mit einer zu hohen Wildschweinpopulation haben vermehrte Abschüsse nur das Gegenteil gebracht. Die verbliebenen Schwarzkittel vermehrten sich daraufhin wie blöd.
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25örefan
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von 25örefan »

Hinnerk:
Fazit: Weidevieh vor Wolfsrissen zu schützen scheint gar nicht so problematisch. Es sind einfach die damit verbundenen hohen Kosten, die die Viehhalter scheuen.
Genau, das scheint so zu sein...
Bisher sind noch alle Zäune, auch Elektrozäune von Wölfen überwunden worden.
Frag mal in Tierparks und Wolfsgehegen nach, mit welchen Zaunhöhen und Stromstärken dort gearbeitet wird.
So sieht zum Beispiel ein Zaun des Wolfsgeheges im Nationalpark Bayerischer Wald aus:
Bildhttps://www.br.de/nachrichten/niederbay ... r-100.html
Sollen unsere Weide-, Heide- und Deichlandschaften an Fluss und Meer so als Hochsicherheitstrakte mit zusätzlicher Gefährdung anderer Wildtiere gestaltet werden?
Und was die Kosten anbelangt, natürlich scheuen die Weidetierhalter die Kosten, insbesondere für Zäune die nahezu Bauwerke sind, auch im Unterhalt enorme Summen verschlingen und somit eine Weidetierhaltung beim nötigen Einzäunen von vielen Hektar Weide und kilometerlangen Deichen an Meer und Flüssen noch unrentabeler machen.
Hier mal eine Kostenrechnung:
Der Bauer könnte sein Vieh mit 1,20 Meter hohen Elektrozäunen schützen. Aber Dommel bewirtschaftet 334 Hektar Land, größer als 450 Fußballfelder. Allein das rund 20 Hektar große Winterquartier wolfsicher einzuzäunen, würde 40.000 Euro kosten. Im Sommer müssen die Zäune umgesetzt werden, wenn eine Weide abgegrast ist und die Herde auf eine andere wechselt.
[url]http://www.taz.de/!5385189/[/url]
PS
Und wofür das Ganze?
Nur weil wir (?) auch wieder ein von Mythos und Mystik umgebenen Großprädator in unseren Wäldern heimisch haben wollen obwohl dieser weltweit nicht vom Aussterben bedroht ist, ein Fehlen in den vergangenen 150 Jahren seit seiner Ausrottung in Westdeutschland keinen nennenswerten ökologischen Nachteil gebracht hat und auch in Zukunft keinen ökologischen Vorteil bringen wird?
Oder weil wir damit unser(?) vermeintlich ökologisches Gewissen beruhigen können?
Oder weil Umweltschutzverbände (allen voran der Nabu) damit ordentlich Spendengeld in ihre Kassen spülen?
Oder weil einige der vehementesten Verteidiger der Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Wolf damit ihren Lebensunterhalt bestreiten?
Oder, oder, oder...
Lesenswert dazu (man muß dort nicht allem zustimmen, aber man kann zumindest mal darüber nachdenken):
http://www.taunusreiter.de/IV_Wolf.html
"Es sieht der Mensch die Welt fast immer durch die Brille des Gefühls, und je nach der Farbe des Glases erscheint sie ihm finster oder purpurhell."
H. C. Andersen

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Ronald
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von Ronald »

Das Bild erinnert mich an das Raptorengehege im Jurassic Park. :shock:

Aber auch andere Wolfgehege sind, wenn auch weniger martialisch, sicher umzäunt.
Gleichwohl für Weidetierhalter alleine aus kalkulatorischer Sicht nicht durchführbar und nicht überall ist Strom für die Zäune verfügbar.
Ruppiner Tierpark:
[img]http://www.maz-online.de/var/storage/images/maz/lokales/ostprignitz-ruppin/tierpark-nach-sturm-xavier-wieder-offen/634671561-1-ger-DE/Tierpark-nach-Sturm-Xavier-wieder-offen_pdaArticleWide.jpg[/img]
So lange der Zaun nach Sturm Xavier nicht repariert ist, müssen die Besucher draußen bleiben.
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25örefan
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung

Beitrag von 25örefan »

ndr.de/ Nachrichten
Auch die Wölfe sind Thema im Koalitionsvertrag
In Berlin unterzeichnen CDU, CSU und SPD ihren Koalitionsvertrag. Eine Neuheit findet sich unbestritten im 177 Seiten dicken Vertrag: Er hat - als erster Koalitionsvertrag seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland - einer Wildtierart einen eigenen Absatz gewidmet: den Wölfen. Auf Seite 88 steht:

"Wir wollen, dass Wölfe, die Weidezäune überwunden haben oder für den Menschen gefährlich werden, entnommen werden."

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) hatte sich für diesen Satz stark gemacht und erklärt, die Politik wolle beim Thema Wolf zwischen allen betroffenen Seiten vermitteln. Doch weder Schäfer noch Umweltschützer sind mit dem Ergebnis zufrieden.
https://www.ndr.de/nachrichten/Auch-die ... fe546.html
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