25örefan hat geschrieben:Und bevor ich auf Eure anderen Punkte eingehe, wie ist denn Eure Antwort auf meine wiederholt an Euch gestellte Frage:
„Und wo Ihr schon immer darauf hinweist, dass sich die Politik bezüglich Wolf über den Mehrheitswillen der Bevölkerung hinwegsetzt (was ich bisher nicht sehe), dann fragt Euch doch mal, ob sich diese Mehrheit sich wohl ihre Meinung zum Thema Wolf in Auseinandersetzung gestützt auf Fakten und Bewertungen von unterschiedlichster Seite gebildet hat oder ob nicht auch sie einer „Filterblase“ aufsitzt und die Mehrheitsmeinung nicht vorwiegend emotionaler Natur ist.“
In die Emotionen von 80% der Menschen - also rund 66 Mio.-, die den Wolf in Deutschland befürworten, haben weder wir noch Du einen Zugriff, weshalb solche "Fragen", insbesondere wenn sie auch noch penetrant wiederholt werden, in den altbekannten Baukasten schmutziger Rhetorik-Tricks ohne inhaltlichen Wert gehören.
Dafür gibt es repräsentative Meinungsumfragen, die folgende Ergebnisse pro Wolf erbracht haben:
2011 bei
79% (Forsa)
2014 bei
71% (Yougov),
2015 bei
80% (Forsa)
2017 bei
74% (Linzer Market-Institut, Österreich)
2017 bei
75% (gegen Abschüsse von Wölfen, haz-Umfrage)
2018 bei
79% (Forsa)
Um sich ein Bild zu machen, wieviele Menschen denn den Wolf bejagen wollen, finden wir Indizien in den von Jägern initiierten Petitionen gegen den Wolf:
- Bekenntnis gegen den Wolf: 2.421 Unterstützer (openpetition, 2015)
- NDS: Herr Umweltminister, setzen Sie dem Wolf Grenzen, jetzt: 7.037 Unterstützer, davon nur 3.609 aus Niedersachsen (openpetition, 2015)
- Kein Schutzstatus für Wolf und Luchs, Aufnhame ins Jagdrecht: 1.017 Unterstützer (openpetition, 2014)
In Österreich hat die Lobby Klartext gesprochen,
wie mit der Bevölkerung umzugehen ist:
Die Bevölkerung "geistig umdrehen"
In Österreich ist die Zustimmung in der Bevölkerung zum Wolf genauso hoch wie in Deutschland: 80%. Auf einer Diskussionsveranstaltung zum "Wolf im Alpenraum" in Lienz (Osttirol) wurde vom Referenten Klartext über das Vorhaben und die dazugehörigen Instrumente gesprochen, die Meinung dieser Menschen gezielt zu ändern:
Zitat:
„80 Prozent der Bevölkerung sind für den Schutz des Wolfes. Die müssen wir geistig umdrehen."
Tiroler Tageszeitung, 01.06.2018: Diskussion in Lienz: Den Wolf mit PR-Maschinerie bekämpfen http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/14418077-91/diskussion-in-lienz-den-wolf-mit-pr-maschinerie-bek
Die Bevölkerung, die die Ansichten der Minderheiten-Interessen aus Agrar- und Jagdkreisen nicht teilen will, soll mittels einer "
PR-Maschinerie" durch "Viehalter und Bauernstand" entsprechend "
geistig umgedreht" werden. Das von den Interessengruppen gewünschte "Umdenken" könne erst erreicht werden, wenn "
Freizeitsportler, Touristen und Erholungssuchende" den Wolf als "
Gefahr" begreifen würden.
Folglich müsse man der Bevölkerung "
ein Problem machen" (ebenda).
Und der Weser-Kurier fällt übrigens nicht zum ersten Mal durch eine leicht verzerrte Berichterstattung aus der Wolfsgegner-Brille auf.
Demnach sind die ausgewählten Menschen, die zu Wort kommen:
- der niedersächsiche CDU-Fraktionschef
- der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft
- der Sprecher der Vereinigung deutscher Landesschafzuchtverbände, nannte Wölfe auch schon "Schädlinge ohne Lebensrecht"
- der ehemalige Wirtschaftsminister von Niedersachsen, jetzt Umweltminister
Normalbevölkerung? Wissenschaftler? Experten der Behörden vom Bundesamt für Naturschutz oder der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf? Fehlanzeige.
Die "SPD-Waidgenossen" arbeiten übrigens auch recht siegesgewiss an ihrem politischen Einfluss auf die Politik.
Wir haben kein offizielles Mandat der Partei (SPD), sind aber gut vernetzt und werden gehört. [...]
Wir haben vor, uns als Fachleute dauerhaft in die jagdpolitische Diskussion einzubringen und wollen versuchen, konstruktiv auf den Minister einzuwirken. Und das werden wir schaffen.
Waidgenossen. Initiativkreis sozialdemokratischer Jägerinnen und Jäger, Interview mit der Jagdzeitung Wild und Hund 11.06.2014
http://www.waid-genossen.de/cms/website.php?id=/n/news/data6118.htm
Fragt sich, ob es sich CDU und SPD auf Dauer leisten können, über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg allein Politik für die 1% Landwirte und 0,4% Jäger zu machen... Aktuell hat die Bundes-GroKo ja bekanntermaßen ihre Mehrheit bereits eingebüßt und würde im Falle von Neuwahlen nicht weitermachen können wie bisher.
Es wirkt so, als sollten wie beim Glyphosat oder der Verlängerung der Jagdpachtverträge in den Schutzzonen des Weltnaturerbes Wattenmeer nochmal schnell Fakten geschaffen werden, bevor der Wähler die Regierungsparteien abwählen kann.
Eine andere Initiative der Agrarlobby und der ihr dienenden Politiker aus Niedersachsen ist übrigens bei dem Wunsch nach Fortsetzung der tierquälerischen, betäubungslosen Ferkelkastration im Bundesrat gerade gescheitert.