Warum soll Ilka Reinhardt nicht neutral sein, wenn sie vom Sächsischen Staatsministerium zur Wolfsbeauftragten ernannt wurde? Ohne Aluhut haben uns Deine Beiträge irgendwie besser gefallen.25örefan hat geschrieben:Eine wissenschaftliche Studie von Ilka Reinhardt und Gesa Kluth, die trefflich am Wolf verdienen und die Gründerinnen (Leiterin I.Reinhardt) des LUPUS – Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland und des Freundeskreises freilebender Wölfe sind, wobei I.Reinhardt vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft zur Wolfsbeauftragten ernannt wurde.
Die Studie, nach der die Jäger die Gruppe sind, die die Wölfe im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung am allermeisten ablehnen - und zwar aus eigennützigen und finanziellen Gründen - ist nicht von Ilka Reinhardt und Gesa Kluth. Würdest Du Dich mit den verlinkten Quellen ernsthaft beschäftigen, hättest Du diese Fakten zur Kenntnis genommen:
Im Rahmen dieses F&E Vorhabens wurde der Bericht "Wölfe, Jagd und Wald in der Oberlausitz" von U. WOTSCHIKOWSKY (2006) erarbeitet. [...] Ergebnisse aus der Meinungsumfrage (KACZENSKY 2006) sowie Erfahrungen aus vier Jahren Wolfsmanagement in Sachsen, die das Konfliktfeld Wolf-Wild-Jagd betreffen, fließen ebenfalls in diesen Abschnitt ein. [...] Nach einer Umfrage von GÄRTNER & HAUPTMANN (2005) halten 46 % der befragten Jäger in der Oberlausitz (N = 257) den Wolf in der Kulturlandschaft für nicht akzeptabel. Diese Einstellung teilen nur 10 % der befragten Bevölkerung im Wolfsgebiet.
Bundesamt für Naturschutz, I. Reinhardt, G. Kluth: Leben mit Wölfen Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland, BfN-Skript 201, 2007, Seite 90-91 https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf
Stattdessen beglückst Du die Leser wieder nur mit einer weiteren Jagdquelle, nämlich einem Experten für Jagdwirtschaft, der laut "Deutschem Jagdlexikon" seit 2005 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Deutschen Jagdverbandes ist und das Insitut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der privaten Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien leitet.
Laut einer anderen Arbeit des Professors geht es dem Image der Jagd leider gar nicht gut.Ein Merkmal der BOKU ist die enge Zusammenarbeit mit Industrie und Wirtschaft, welches sich besonders in Partnerprojekten bemerkbar macht.
Wikipedia: Universität für Bodenkultur Wien https://de.wikipedia.org/wiki/Universit ... ultur_Wien
Zum Gegensteuern braucht es daher wirksame Medienkampagnen.Wenn also die urbane Gesellschaft nicht mehr nachvollziehen kann, was ein Jäger macht und warum er etwas macht, dann schwindet der Rückhalt in der Gesellschaft für die Jagd immer mehr. Es tickt eine gesellschaftliche Zeitbombe, die ohne Entgegensteuern schwer zu beherrschen ist. [...] Trotz dieses geringen Bevölkerungsanteils fühlt sich die Jagd als starke und einflussreiche Gruppierung. Sie zeigt das typische Verhalten einer Minderheit, die eng zusammengeschweißt ist, weil die Mehrheit sie ignoriert oder gar ablehnt.
Wir leben in Demokratien, bei denen Minderheiten wie die Jägerschaft leicht überrollt werden. Es waren demokratische Entscheidungen, die vor ca. 30 Jahren im Kanton Genf die Jagd abgeschafft und später in den Niederlanden oder im Raum Berlin die Zahl der jagdbaren Wildarten stark eingeschränkt haben.
K. Hackländer: Das Bild von Jagd und Jäger in der Gesellschaft, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein - Jagd und Jäger im Visier, Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, Seite 1-2 https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Der Gesetzentwurf, den das Bundesumweltministerium nun im Kabinett durchgesetzt hat, trägt allein die Handschrift von Lobbyisten und steht im völligen Widerspruch zu den eigenen Informationen, die selbiges Ministerium auf seiner Website veröffentlicht hat.Dazu sollten die Jäger auch wiederholt mit notwendigen Argumenten pro Jagd geschult werden. Zusätzlich bedarf es einer gezielten und langfristigen Medienkampagne seitens der Jagdverbände mit professioneller Unterstützung. Wer glaubt, dass dies nicht finanzierbar ist, setzt die falschen Prioritäten. [...] Der Weg zu einem guten Image ist steinig und teuer. Davon können Lobbyisten, Wahlkampfmanager und Markenproduzenten ein Lied singen.
K. Hackländer: Das Bild von Jagd und Jäger in der Gesellschaft, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein - Jagd und Jäger im Visier, Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, Seite 1-2 https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Nach dem Gesetzentwurf sollen zukünftig beliebig irgendwelche Wölfe geschossen werden, bis Nutztierschäden "ausbleiben". Herdenschutz findet dabei keine Erwähnung mehr. Dass das eigentlich nichts bringt und auch noch kontraproduktiv ist und sogar die Art auf lange Sicht gefährdet, kann man unter den FAQ nachlesen:
Der Moraltheologe Prof. Michael Rosenberger hat in einer Arbeit, die ebenfalls der Seite der obigen Jägertagung zu entnehmen ist, vier dominierende Motive für die Jagd festgestellt. Neben der "Freude an der Natur" waren das vor allemEine Bejagung ist grundsätzlich keine Lösung für den Herdenschutz, weil die verbleibenden Wölfe weiterhin ungeschützte Nutztiere angreifen werden. Außerdem werden bestehende Rudelstrukturen schnell zerstört und zuwandernde Wölfe und elternlose Jungtiere noch eher auf schlecht geschützte Nutztiere zurückgreifen als auf Rehe oder Wildschweine. [...] Diese Zonen würden damit jedoch auch als sogenannte "Senke" wirken und nachteilige Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der gesamten Population Deutschlands haben. Hinzu kommt, dass mit dem Töten eines Rudels das Revier frei würde. Es ist davon auszugehen, dass sich sofort wieder andere Wölfen ansiedeln. Ein Rückgang von Übergriffen auf Nutztiere ist damit nicht zu erwarten.
Bundesumweltministerium: Eine ehemals ausgerottete Art und ihre Rückkehr: Der Wolf in Deutschland, FAQ: Kann man Wölfe nicht aus landwirtschaftlich geprägten Regionen vertreiben? https://www.bmu.de/themen/natur-biologi ... nd/#c22616
- Jagd als Sport ("Der Jäger empfindet sein Tun als eine Art Wettkampf mit dem Wild")
- Ausübung von Macht ("zeigt sich dann z.B. darin, dass JägerInnen sich die Freiheit der Entscheidung, ob und welches Tier sie töten, äußerst ungern nehmen lassen. Da hat ihnen niemand hineinzureden.")
- Jagd als Statussymbol (" ist das Jagen einer der Bereiche, in dem die stärksten Privilegien gelten und der am klarsten die Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Gruppen ausdrückt.")
Als einen Aspekt benennt Rosenberger auch die "Hierarchisierung der Tiere", bei der die Trophäenträger die "Lieblinge" darstellen, während trophäenlosen "Nutztieren" häufig "Nichtbeachtung und Geringschätzung" entgegenschlage. Zu der Einstellung vieler Jäger zum Raubwild, zu dem auch die Wölfe zahlen, schreibt der Moraltheologe:
Gerade wurde wieder ein illegal erschossener Wolf bei Celle aufgefunden. Das müsste inzwischen Nr. 37 in Deutschland sein.Auf der dritten Stufe stehen die Beutegreifer, das Raubwild. Oft genug werden sie direkt bekämpft, man sieht sie als KonkurrentInnen an und stellt ihnen (trotz aller Beteuerungen der Jagdverbände zum Teil sogar mit üblen Methoden wie dem Einsatz von Gift) nach. Aber das geschieht dann nicht mehr rational und maßvoll, sondern oft sogar in blindem Hass und tiefer Aggression.
Prof. Dr. Michael Rosenberger: „Waid-Gerechtigkeit“- Grundzüge einer christlichen Ethik der Jagd 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein - Jagd und Jäger im Visier, Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, Seite 4 - 13 [/size] https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Und man muss bedenken, dass die die gefundenen Wölfe nur diejenigen sind, die zunächst entkommen sind und deshalb nicht rechtzeitig nach dem "Schießen, Schaufeln, Schweigen"-Prinzip beseitigt worden sind.
Wir halten die Jäger aus obigen Gründen für die am wenigsten geeignete Gruppe für die Zuständigkeit für ein Wolfsmanagement oder für die Ausführung einzelner Managementmaßnahmen. Das Image und der Status als "Naturschützer" ist dauerhaft beschädigt, insbesondere wenn Lobbyisten nun fachlich nicht nachvollziehbare Gesetze durchgeboxt haben, die keinem Weidetierhalter auch nur einen einzigen Vorteil bringen werden.