Die schreckliche deutsche Sprache von Mark Twain

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Lohnt es sich Deutsch zu lernen?

Ja sicher
7
64%
Ich weiß nicht
2
18%
Zu viel Aufwand (Abgesehen vom Buchstabieren und der Aussprache sollte jemand in 30 Stunden Englisch lernen können, Französisch in 30 Tagen und Deutsch in 30 Jahren. M.Twain)
2
18%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 11

DrTyskland

Die schreckliche deutsche Sprache von Mark Twain

Beitrag von DrTyskland »

Möchte hier allen (mühsam) Deutsch Lernenden Mark Twains Essay "Die schreckliche Deutsche Sprache"* ans Herz legen!

Auszug:

"...Wenn ein Deutscher ein Adjektiv in die Hände kriegt, dekliniert er es und dekliniert es immer weiter, bis der gesunde Menschenverstand ganz herausdekliniert ist. Es ist genau so schlimm wie Latein. Er sagt zum Beispiel:

SINGULAR

Nominativ: mein guter Freund my good friend
Genitiv: meines guten Freundes of my good friend
Dativ: meinem guten Freund to my good friend
Akkusativ: meinen guten Freund my good friend

PLURAL

Nominativ: meine guten Freunde my good friends
Genitiv: meiner guten Freunde of my good friends
Dativ: meinen guten Freunden to my good friends
Akkusativ: meine guten Freunde my good friends

Nun lasse man den Irrenhauskandidaten versuchen, diese Variationen auswendig zu lernen, und sehe zu, wie bald er aufgenommen wird. Man möchte in Deutschland lieber ohne Freunde auskommen, als sich ihretwegen all diese Mühe zu machen. Ich habe gezeigt, was es für eine Plage ist, einen guten (männlichen) Freund zu deklinieren; na, das ist nur ein Drittel der Arbeit, denn man muß eine Vielzahl neuer Verdrehungen und Adjektive lernen, wenn das Objekt weiblich ist, und noch eine weitere Vielzahl, wenn das Objekt sächlich ist. Nun gibt es in dieser Sprache mehr Adjektive als schwarze Katzen in der Schweiz, und sie müssen alle sehr sorgfältig durchdekliniert werden wie die oben angedeuteten Beispiele. Schwierig? - mühsam?- diese Worte können es garnicht beschreiben."

Also ich hätte Deutsch nie gelernt, wenn ich nicht zufällig hier geboren wäre. Drum Hut ab!

Cornelia

* Der Essay ist im Buch "Ein Amerikaner in Heidelberg" oder im Buch "Bummel durch Europa" enthalten.
Den Essay allein gibt es als dünne Broschur bei Werner Piepers Medienexperimenten; sprich jede Buchhandlung kanns bestellen.
Zuletzt geändert von DrTyskland am 12.04.2006, 22:28, insgesamt 2-mal geändert.
henningnielsen

Beitrag von henningnielsen »

Moinsen,

irgend wann muss ich mich dazu bewegen den genannten Text durchzulesen. Ich habe jetzt schon oft genug davon gehört.... :) Lustig lustig.... :)

Übrigens gibt es auch ähnliche Texte über Dänisch :)
Lippe 1
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Registriert: 06.04.2005, 09:12
Wohnort: Lippe

Beitrag von Lippe 1 »

Hej Henning,
wo finde ich ähnliche Texte über Dänisch? Wo muss ich da suchen?

Schöne Grüße aus Lippe
Günter
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej alle,

da Mark Twain schon über 70 Jahre tot ist, sind seine Texte urheberrechtsfrei und daher auch online zu lesen:

- [url=http://www.crossmyt.com/hc/linghebr/awfgrmlg.html]The Awful German Language[/url]
- [url=http://www.reichhold.de/wichern/deutsch/twain.htm]Die schreckliche deutsche Sprache[/url]

Absolute Leseempfehlung! :) Auf Dänisch habe ich es leider nicht gefunden.
There are ten parts of speech, and they are all troublesome. An average sentence, in a German newspaper, is a sublime and impressive curiosity; it occupies a quarter of a column; it contains all the ten parts of speech -- not in regular order, but mixed; it is built mainly of compound words constructed by the writer on the spot, and not to be found in any dictionary -- six or seven words compacted into one, without joint or seam -- that is, without hyphens; it treats of fourteen or fifteen different subjects, each inclosed in a parenthesis of its own, with here and there extra parentheses which reinclose three or four of the minor parentheses, making pens within pens: finally, all the parentheses and reparentheses are massed together between a couple of king-parentheses, one of which is placed in the first line of the majestic sentence and the other in the middle of the last line of it -- after which comes the VERB, and you find out for the first time what the man has been talking about; and after the verb -- merely by way of ornament, as far as I can make out -- the writer shovels in "haben sind gewesen gehabt haben geworden sein," or words to that effect, and the monument is finished.
Es gibt zehn Wortarten, und alle sind sie schwierig. Ein Durchschnittssatz in einer deutschen Zeitung ist eine erhabene und ehrfurchtgebietende Kuriosität; er nimmt eine Viertelspalte ein; er enthält alle zehn Wortarten - nicht in der gehörigen Reihenfolge, sondern durcheinandergewürfelt. Er ist hauptsächlich aus zusammengesetzten Wörtern gebaut, die der Schreiber an Ort und Stelle konstruiert hat und die in keinem Wörterbuch zu finden sind - sechs oder sieben in eines zusammengepreßte Wörter ohne Naht oder Saum - das heißt ohne Bindestriche. Er handelt von vierzehn oder fünfzehn verschiedenen Gegenständen, jeder in einer eigenen Parenthese eingeschlossen, mit zusätzlichen Parenthesen hier und da, die wiederum drei oder vier Unterparenthesen einschließen, so daß Hürden innerhalb der Hürden entstehen; schließlich werden alle Parenthesen und Unterparenthesen zwischen zwei Überparenthesen zusammengeballt, deren eine in der ersten Zeile des majestätischen Satzes liegt und die andere in der Mitte der letzten Zeile - und danach kommt das Verb, und man bekommt zum erstenmal heraus, wovon der Mann gesprochen hat; und nach dem Verb - nur als Verzierung, soweit ich es ausmachen kann - schaufelt der Schreiber „haben sind gewesen gehabt haben geworden sein“ oder Worte ähnlicher Bedeutung hinein, und das Monument ist fertig.
:mrgreen:

-- Martin
Ursel
Mitglied
Beiträge: 3539
Registriert: 22.02.2002, 11:23

Beitrag von Ursel »

Hej vor allem Cornelia - ich habe auch schon dem Himmel gedankt , daß ich meinen Kindern Deutsch als Muttersprache beibringen kann und ohne die Regeln für Ausländer, wie ich sie von meiner Schwiegermutter noch (re)zitiert bekam oder jetzt hautnah bei einer Bekannten feststellte, die Deutsch als Schwerpunktfach in ihrer Lehrerausbildung hatte und an sich sehr gut deutsch konnte (nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Dtld.)

Trotzdem sollten wir bedenken, daß Englisch zwar viel einfacher scheint, weil es kaum Regeln gibt - schon gar nicht die komplizierte Deklination der Deutschen, aber... je tiefer man eindringt, umso mehr Ausnahmen gibt es von den nur anscheinend nicht vorhandenen Regeln.
Im Deutschen ist man damit dann einmal durch - Ausnahmen gibt es im Verhältnis sehr viel weniger.
Das Thema hatten wir aber bereits hier im Forum.

ich bin schon sehr gespannt auf den Deutschunterricht in der 7.Kl. - wobei wir noch Glück mit dem Lehrer zu haben scheinen... und wenn er sich nicht mehr so früher üblich an perfekter Grammatik, sondern an Anwendbarkeit und furchtlosem Reden orientiert, können auch dänische Kinder sicher weiterhin Deutsch lernen!!!

Gruß Ursel, DK --- die den Vorteil deutscher Grammatik auch darin sieht, daß man daraufhin wirklich den Aufbau (fast) jeder Sprache gut durchschaut und leichter lernt!
Zuletzt geändert von Ursel am 12.04.2006, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.
skye

Beitrag von skye »

>>Aufgrund meiner philologischen Studien bin ich überzeugt, dass ein begabter Mensch Englisch (außer Schreibung und Aussprache) in dreißig Stunden, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann. Es liegt daher auf der Hand, dass die letztgenannte Sprache zurechtgestutzt und repariert werden sollte. Falls sie so bleibt, wie sie ist, sollte sie sanft und ehrerbietig zu den toten Sprachen gestellt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, sie zu lernen. << *ggg*

Oh ja, dieser Aufsatz von Mark Twain (und auch die Geschichten über seine Reisen durch Deutschland, A Tramp Abroad/Bummel durch Europa) ist wirklich köstlich zu lesen - besonders, da man selbst als Muttersprachler an vielen Stellen nur nicken und dem Mann im Stillen Recht geben kann. Ich bewundere wirklich jeden, der Deutsch als Fremdsprache lernt (und bin in gewisser Weise froh, dass ich es nicht muss).
Allerdings halte ich die Aussage, man könne Englisch in 30 Stunden lernen für sehr gewagt und nicht zutreffend, auch mit der Einschränkung "ohne Rechtschreibung und Aussprache". Ohne Aussprache und Grammatikregeln kann man sicherlich auch Deutsch deutlich schneller erlernen. Englisch mag am Anfang relativ einfach erscheinen, aber je tiefer man in die Sprache eintaucht, um so schwieriger wird's auch hier.
DrTyskland

Beitrag von DrTyskland »

Hej Martin,
Danke für den Tipp mit dem Internet-Text.
Hatte selbst gesucht, war aber nicht fündig geworden.

Habe noch einen netten Passus des Textes dazugehängt:
Manche von euch werden es ja schon immer gewusst haben, dass das mit den Frauen immer schwieriger ist als mit den Männern, ne... :wink:


Cornelia
Danebod

Beitrag von Danebod »

Auszug:

"...Wenn ein Deutscher ein Adjektiv in die Hände kriegt, dekliniert er es und dekliniert es immer weiter, bis der gesunde Menschenverstand ganz herausdekliniert ist. Es ist genau so schlimm wie Latein.
Das gilt aber nur für hochdeutsch, das ohnehin keine Sprache ist, sondern eine bizarre Mischung der verschiedenen ober- und mitteldeutschen Dialekte...

Mit plattdeutsch ist es einfacher!

SINGULAR

Nominativ: mien goode Frünn my good friend
Genitiv: vun mien goode Frünn of my good friend
Dativ: (to) mien goode Frünn to my good friend
Akkusativ: mien goode Frünn my good friend

PLURAL

Nominativ: miene gooden Frünnen my good friends
Genitiv: vun miene gooden Frünnen of my good friends
Dativ: (to) miene gooden Frünnen to my good friends
Akkusativ: miene gooden Frünnen my good friends
DrTyskland

Beitrag von DrTyskland »

Nachtrag:

"The Awful German Language & Slovenly Peter*" von Mark Twain gibt es im Sommerprogramm 2006 von "Manuscriptum" (Tochter von "Manufactum") als zweisprachiges Bändchen zu 8,- €.

("Es gibt sie noch die guten Dinge" - für sehr gutes Geld... :mrgreen:)

Mal schaun, ob ich es mir vom Urlaubsgeld gönn... :)

Cornelia

* "Der Struwwelpeter"