Unverständlich für Dänen

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MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Heh Ihr alle, könnt Ihr nicht mal einen etwas sachlicheren Ton einschlagen? Dieses Rumgehacke bringt doch nicht weiter!

@Martin: Zweier Thesen, mit denen du hier kommst, bin ich nicht einverstanden:
1. Du sprichst von einer Umverteilung zu Lasten der Unterschichtfamilien, falls man den Weg hin zu mehr Kindertagesstätten und womöglich weniger Kindergeld geht.
Die Frage muss man zwar im Auge behalten, aber abgemachte Sache ist die Verschlechterung nicht. Denn zum einen sind zahlreiche Familien in Deutschland auf Sozialhilfe/ALG2. Die letzten Zahlen die ich kenne, sagen ca. 15% aller Kinder. Diese bilden ja wohl die Unterschichtfamilien. Hier wird aber ohnehin das Bedürfnisprinzip angewandt und die gesamten Finanzen aufgestockt. Zum anderen entstehen durch mehr Kindertagesstätten/Tagesmutterangebote jede Menge Jobs für niedrig qualifizierte Mithelfer, von denen gerade diese Personengruppe profitiert.

2. Die These, dass die "Lasten" von Kindern zu 100% der Gesamtgesellschaft aufzubürden sind und NICHT zu erheblichen Anteilen den Familien, halte ich auch für falsch. Zum einen passt mir die ganze finanzielle Sichtweise nicht, siehe Ursels Beitrag. Zum zweiten meine ich, dass Kinder auch ökonomisch wertvolle Beiträge für Ihre Eltern leisten, nicht zuletzt im Alter. Zum dritten halte ich es nicht für wünschenswert, dass bestimmte Subkulturen Ihren in Manglen af Perspektiven oder kulturell bedingten Fortpflanzungseifer ohne Mass ausleben. Zum vierten kann ich feststellen, dass die von Dir gezeigten Zahlen ja gerade belegen, dass es einen nicht unerheblichen Familienlastenausgleich gibt. Allerdings meine auch ich, dass der Familienlastenausgleich wesentlich verbessert werden sollte.

Wichtiger ist aber etwas anderes: Man sollte mal endlich an der Effektivitet der Instrumente arbeiten. Die Anerkennung von Kindererziehungszeiten bei der Rente verbessert die Lage von Familien mit Kindern nicht. Lohnzuschläge an Beamte wegen Kindern sind schlicht ungerecht. Die steuerliche Förderung von Betriebskindergärten führt zu Verschwendung und gleichzeitig zu Mittelknappheit und Versorgungslücken am anderen Ende. Warum sollen besserverdienende Alleinverdiener/Hausfrauenehen ohne Kinder Krankenversicherungsbeiträge sparen dürfen? Usw. usf.

Gruss Michael
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

Das Schlimmste an solchen Mediendiskussionen ist für mich, dass jeder Meinungsvertreter prompt Studien aus dem Hut zaubert, die genau seine Ansicht widerspiegeln. Wer ein bißchen stöbert kann zu jeder noch so abstrusen Theorie irgendwo eine Studie finden :(

In NRW gibt es viel zu wenig Krippenplätze, und doch stand gestern in der Zeitung, dass Gewalttaten um 17,8% zugenommen haben in Köln.
Wäre die Zahl mit mehr Krippenplätzen noch höher gewesen, oder beweist es das Gegenteil :?: Alles Auslegungssache.

Ich bezweifle sehr, dass es all diesen öffentlichen Sprechern am Wohl des Kindes liegt, wohl eher an Publicity.

Gruß

Dagmar,

3 Jahre zu Hause geblieben, dann 1 Jahr Vollzeit berufstätig, dann 4 Jahre Teilzeit, momentan wieder zu hause - ergo: Meine Kinder müssen die Normalsten der Welt sein :mrgreen:
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej Michael!
Diese bilden ja wohl die Unterschichtfamilien. Hier wird aber ohnehin das Bedürfnisprinzip angewandt und die gesamten Finanzen aufgestockt.
Genau das habe ich ja geschrieben: Wer, wenn nicht diese Menschen, haben die Zeit, sich selbst um ihre Kinder zu kümmern? Wenn sie das nicht tun, muss die Gesellschaft neben ihrer "Stütze" auch noch die Ganztagesbetreuung finanzieren. Ja, darin liegt auch die Chance, diese Kinder möglicherweise besser zu fördern als ihre Eltern das könnten. Man sollte sich aber ehrlicherweise klar darüber sein, was man damit sagt: "Ihr habt zwar die Zeit, Eure Kinder selbst zu hüten, seid aber so dumm/faul/verkommen, dass das doch lieber der Staat machen sollte". So ausgedrückt wird dem sicher nicht mehr jeder zustimmen wollen.
Zum einen passt mir die ganze finanzielle Sichtweise nicht
Verstehe ich nicht, welche wäre Dir denn lieber?
Zum zweiten meine ich, dass Kinder auch ökonomisch wertvolle Beiträge für Ihre Eltern leisten, nicht zuletzt im Alter
Ist in dieser Studie bereits alles eingerechnet.
Zum dritten halte ich es nicht für wünschenswert, dass bestimmte Subkulturen Ihren in Manglen af Perspektiven oder kulturell bedingten Fortpflanzungseifer ohne Mass ausleben.
Oha. :shock: Kannst Du das ein wenig genauer ausdrücken?
Zum vierten kann ich feststellen, dass die von Dir gezeigten Zahlen ja gerade belegen, dass es einen nicht unerheblichen Familienlastenausgleich gibt.
Naja, das ist Definitionssache. Wenn wir uns mal den gesamten Generationenvertrag wegdenken, also sowohl Familien"förderung" als auch gesellschaftliche Alterssicherung, dann sind wir wieder beim "natürlichen" System: Wer Kinder hat wird von ihnen im Alter versorgt; wer nicht, muss fürs Alter finanziell zurücklegen. Der Generationenvertrag hat das auf eine gemeinschaftliche Basis gestellt, um dort Elend abzufangen, wo diese individuelle Altersvorsorge versagt hat (Kinder verstorben bzw. gespartes Geld verloren).

Gegenüber diesem "Urzustand" ist der derzeitige Zustand in Deutschland eine Umverteilung des Geldes weg von den Familien. Eben jene 45 Milliarden jährlich, die im "natürlichen" System beiden Familien blieben. Das war definitiv nicht Sinn des Generationenvertrags.

-- Martin
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Noch was vergessen:
Zum anderen entstehen durch mehr Kindertagesstätten/Tagesmutterangebote jede Menge Jobs für niedrig qualifizierte Mithelfer, von denen gerade diese Personengruppe profitiert.
Nur mal gesetzt den Fall, alle Hausfrau-Mütter gäben ihre Kinder in die Ganztagesbetreuung und stünden damit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Selbst wenn die alle ausgebildete Kindergärtnerinnen, Erzieherinnen usw. wären: Es ist doch klar, dass nicht alle in den Betreuungseinrichtungen arbeiten können, sonst wären wir ja wieder beim vorherigen Zustand.

-- Martin
LutraLutra
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Beitrag von LutraLutra »

Hej,

Michael schrieb u.a.
Zum anderen entstehen durch mehr Kindertagesstätten/Tagesmutterangebote jede Menge Jobs für niedrig qualifizierte Mithelfer, von denen gerade diese Personengruppe profitiert.
Das ist ja auch ein Problem, das ich kaum wage anzusprechen. Möchten oder müssen Eltern ihre Kinder an niedrig qualifizierte Mithelfer abgeben?

Die Wahlfreiheit - aber das wurde schon mehrfach betont- sollte gewährleistet werden- aber wenn man sich für eine frühzeitige Betreuung entscheiden muss, dann bitte mit Qualität, Aus- und Fortbildung- .

Tarka :wink:
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

MichaelD hat geschrieben:1. Du sprichst von einer Umverteilung zu Lasten der Unterschichtfamilien, falls man den Weg hin zu mehr Kindertagesstätten und womöglich weniger Kindergeld geht.

Gruss Michael
Und das käme gerade in den sozialen Brennpunktgebieten den Kindern zugute. Leider ist in vielen Unterschichtfamilien nur das Kindergeld ausschlaggebend, die Versorgung der Kinder dagegen nicht. In den Kitas ist wenigstens die Grundversorgung gewährleistet, die sie zu Hause traurigerweise nicht haben.
Ich fände die Steichung des Kindergeldes zugunsten von besseren Betreuungsmöglichkeiten und besserer Unterrichtsausstattung in den Schulen, sowie kostengünstigeren Angeboten im musischen und sportlichen Bereich erheblich gerechter!

Gruß

Dagmar
galaxina
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Beitrag von galaxina »

dazu bei spiegel-online folgendes:
Entnervtes Augenrollen, vor allem bei jüngeren Journalistinnen; ansonsten stellte sich die Erkenntnis ein, dass Herman tapfer die Werte eines bestimmten Milieus verteidigt, das den Sonderweg in grundsätzliche Wertedebatten als Ausweg aus den politischen und sozialen Verhältnissen versucht. Die christlich überbaute, wertkonservative Mittelschicht tut sich scheinbar immer noch schwer, den rigorosen Flexibilitätsgeboten der nachmodernen Welt auch ideologisch nachzukommen. Real mag man schon so leben - die Kleinen früh in die Kita, beide berufstätig, und wenn nur einer, dann immer hart an der Leistungsgrenze -, ideell soll wenigstens die Idee einer Alternative erhalten bleiben.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,469140,00.html

deutschland (WEST) bleibt eben in den 50'er jahren stecken...
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Bevor sich der Eindruck, das Kindergeld sei bereits Familienförderung, allzu fest setzt: Das Kindergeld ist nicht, wie oft mißverstanden, ein staatlicher Zuschuss, sondern in Wahrheit ein Ausgleich für zu viel bezahlte Steuern (in Form von Mehrwertsteuer für die zusätzlich nötigen Einkäufe). Auf diese Weise wird (wie erst kürzlich wieder vom Verfassungsgericht bestätigt) zumindest das Existenzminimum der Kinder steuerlich freigestellt -- die Steuerfreiheit des Existenzminimums ist generelles und eigentlich selbstverständliches Prinzip der Steuergerechtigkeit.

Wo wir gerade dabei sind: Das Erziehungsgeld, das ja bereits ein halbes Jahr nach der Geburt des Kindes drastisch absinkt und nach spätestens drei Jahren endet, gleicht den Verdienstausfall in der ersten Zeit nach der Geburt teilweise aus (zu einem geringen Teil, wohlgemerkt), so wie Kranken- oder Rentenkassen Verdienstausfälle in anderen Lebenslagen sozialverträglich abfangen. Auch hier handelt es sich also nicht um eine milde Gabe, sondern um eine elementaren Grundsatz unseres Sozialsystems.

-- Martin
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Lassen wir doch die Herman mal aus dem Spiel. Zu ihr ist eigentlich [url=http://www.sueddeutsche.de/,ra5l6/kultur/artikel/890/103787/]schon alles gesagt[/url].

-- Martin
Rørviger

Beitrag von Rørviger »

Es gab in den letzten Tagen NOCH 2 Diskussionsrunden übers Thema, die BEIDE sehr viel besser als "Christiansen" waren:

Hier der stream von "HartaberFair" vom WDR von gestern:

http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?p=4&b=148

(Da war die unsägliche Frau Herman auch dabei)

und

"KlippundKlar" vom RBB 27..2.2007:

http://www.rbb-online.de/_/includes/multimediakonsole/mmkonsole_jsp/key=multimedia__5537850.html

BEIDE Sendungen sind sehr sehenswert.
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Heh, das geht ja wie der Wind. Da schreibt man einen Beitrag, und noch am selben Tag kommen 5-10 Antworten.

@Martin Hofer:
Ob die Familien af ALG2 Betreuungsleistungen Anspruch auf Vollzeitbetreuung ihrer Kinder haben, kann man ja steuern. Was ich mit dre Aufstockung der Finanzen sagen will ist, dass diese Familien finanziell nicht schlechter gestellt werden, wenn das Kindergeld fällt.

Mit der einseitig finanziellen Sichtweise meine ich, dass Kinder eben auch viel Freude spenden. Kinder sind nicht nur eine finanzielle Last. Eine volle Kompensation finanzieller Nachteile fände ich übertrieben.

Citat:
"Citat:
Zum dritten halte ich es nicht für wünschenswert, dass bestimmte Subkulturen Ihren in Manglen af Perspektiven oder kulturell bedingten Fortpflanzungseifer ohne Mass ausleben.

Oha. Kannst Du das ein wenig genauer ausdrücken?"

Hiermit meine ich, dass es für alle Teile der Gesellschaft attraktiv sein sollte, Kinder zu bekommen. Das heisst auch für die beruflich erfolgreichen, anpassungsfähigen, intelligenten Bürger. Ich halte es nicht für erstrebenswert, dass Personen mit negativem sozialen, kulturellen oder biologischem Erbe überproportional für die Reproduktion der Gesellschaft stehen sollen. In manchen Kreisen gilt es als ein hoher Wert viele Kinder zu haben, auch wenn die Eltern diesen Kindern kaum für unsere Gesellschaft relevanten Kompetanzen mitgeben können. Die Instrumente der Familienförderung/familären Steuergerechtigkeit sollten dies berücksichtigen. Deshalb ist ein hohes Kindergeld nicht das optimale Instrument.

@Martin und LutraLutra
Was die Mithelferjobs für niedrig qualifizierte Arbeitslose angeht: Ich denke nicht so sehr an qualifierte Pädagogen, sondern an das ergänzende Personal. Ich setze möglicherweise fälschlicherweise dänische Verhältnisse voraus, wo das ausgebildete zum unausgebildeten Personal zahlenmässig etwa im Verhältnis 1:2, bestenfalls 1:1 steht. Ein solche Verteilung ist sinnvoll, es muss nicht jeder fortgeschrittene Betreuungs- und Problemlösungskompetenz haben. Auch unausgebildete Personen haben oft die persönlichen Kompetenzen, Kinder vernünftig zu betreuen. Das beweisen ja Millionen Mütter und Väter täglich. Trotz allem funktioniert es in den meisten Familien ja scheinbar gut.

Es ist klar, dass nicht alle für den Arbeitsmarkt freiwerdenden Mütter in der Tagesbetreueung Jobs finden können. Das wäre ja auch idiotisch. Die weitaus meisten sind in anderen Berufen ausgebildet und können im zweifelsfall dort sehr viel mehr nützen, als als Kinderbetreuer. Was mich interessiert und worauf ich hinwies, sind Personen ohne Berufsausbildung, denen man eben wie geschrieben neue Perspektiven als Helfer schafft.

Gruss Michael
[/quote]
pipeline
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Beitrag von pipeline »

Ich habe hier zwar bis jetzt nicht mitdiskutiert, wollte aber noch anmerken, dass ich es fuer eine ziemliche Frechheit halte, wenn westdeutsche Politiker die Kindererziehung in der DDR so runterziehen. Ich als Jahrgang 72 hab sie komplett durchlaufen. Als ich 12 Wochen alt war, ist meine Mutter wieder zur Arbeit und ich wurde tagtaeglich in der Krippe abgegeben. Dann KiGa, dann Schule und nachmittags Schulhort.

Ich kann mir nicht vorstellen, ass auch nur EIN EINZIGES "westdeutsches" Kind mit seinen Eltern eine so tolle Beziehung aufgebaut hatte wie ich (und meine Schwester) mit meinen. Schlicht und ergreifend deshalb, weil meine Eltern ein ausgeglichenes Leben fuehrten, mit "Gleichaltrigen" Kontakt hatten, und abends dann auch noch LUST hatten, mit uns zu reden, zu spielen, sich zu befassen. Und vor allem: es gab dann auch immer Dinge, ueber die man reden KONNTE, so als Mutter und Kind. Denn man hockte nicht den ganzen Tag aufeinander und hatte denselben Tagesablauf. Es gab Dinge, die man zu diskutieren hatte, Dinge, die der andere nicht wusste.
Das mal ganz abgesehen von der allumfassenden Betreuung in der Kinderkrippe und Kindergarten, soziales Verhalten, vorschulische "Ausbildung". Uebrigens war auch die Bewegung an der frischen Luft etwas voellig normales und regelmaessiges.

Wenn ich mir manchmal so anschaue, was fuer Leute in Deutschland Kinder zur Welt bringen (nicht nur da, schon klar!) und diese dann auch noch eigenhaendig "erziehen", dann wird mir schwindelig.
Vor diesem Hintergrund die Frau, die sich eine schnelle Rueckkehr in die Berufswelt wuenscht, als "Gebaermaschine" zu bezeichnen, ist kriminell. Die echten "Gebaermaschinen", das sind die Unterschichts-Madams mit den ganzen Kevins und Kimberleys, die nur hinter dem Kindergeld her sind und deren Kinder dann sehr gerne hinter verschlossener Tuer am Teppich kauen duerfen. Und da diese "Muetter" ja eh den ganzen Tag zuhause hocken (in welchem Zustand, das sei dahingestellt), werden sie von seiner Verwirrtheit dem Bischof Mixa abgesegnet, denn sie machen es offensichtlich richtig. Fein.

Ich sag ja auch gar nicht, dass dies ein deutschland-alleiniges Problem ist. Gerade wenn es um Kinder und Geburtsraten etc geht, da gibt es ueberall Beispiele. In Edinburgh hat vor etwa einem jahr eine Elfjaehrige ein Kind zur Welt gebracht. Gezeugt nach einer "durchzechten Nacht" :shock: mit einem Dreizehnjaehrigen den sie kaum kannte. Verwunderlich, dass sie die aelteste Tochter einer alleinerziehenden Dreissigjaehrigen ist, die noch 4 weitere Kinder hat (von 4 verschiedenen Vaetern) und drogenabhaengig ist und von Sozialhilfe lebt? Die elfjaehrige "Mutter" ist uebrigens unter anderem auch Kettenraucherin und hat sich immer dafuer eingesetzt, ihr Baby behalten und selbst aufziehen zu wollen (was daraus wurde, weiss ich nicht).
Sicher, ein ziemlich drastischer Fall, aber unterstreicht fuer mich dramatisch die Nachteile der Daheim-Erziehung (die uebrigens in GB wohl noch weiter verbreitet ist als in D, weil hier die Kinderbetreuung nahezu unbezahlbar ist - ein halbes Durchschnittsgehalt geht drauf im Monat, was bedeutet, dass es sich nicht lohnt, arbeiten zu gehen).

Ich bin immer wieder fuer die KiTa. Selbst wenn ich "Hausfrau" waere, mindestens 4-5 Stunden am Tag wuerde ich mein Kind in eine KiTa stecken. Nicht weil ich keine Lust drauf haette, den ganzen Tag das Kind um mich zu haben, sondern wegen der Auspraegung des sozialen Verhaltens, das eine Daheimerziehung einfach nicht in dem Masse bieten kann!
annikade
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Beitrag von annikade »

pipeline hat geschrieben:Ich habe hier zwar bis jetzt nicht mitdiskutiert, wollte aber noch anmerken, dass ich es fuer eine ziemliche Frechheit halte, wenn westdeutsche Politiker die Kindererziehung in der DDR so runterziehen. Ich als Jahrgang 72 hab sie komplett durchlaufen. Als ich 12 Wochen alt war, ist meine Mutter wieder zur Arbeit und ich wurde tagtaeglich in der Krippe abgegeben. Dann KiGa, dann Schule und nachmittags Schulhort.

Ich kann mir nicht vorstellen, ass auch nur EIN EINZIGES "westdeutsches" Kind mit seinen Eltern eine so tolle Beziehung aufgebaut hatte wie ich (und meine Schwester) mit meinen. Schlicht und ergreifend deshalb, weil meine Eltern ein ausgeglichenes Leben fuehrten, mit "Gleichaltrigen" Kontakt hatten, und abends dann auch noch LUST hatten, mit uns zu reden, zu spielen, sich zu befassen.
Hej,

auch wenn Du (und Karl-Eduard von Schnitzler) es Dir nicht vorstellen kannst, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch ein paar andere, ähnlich tolle Eltern-Kind-Beziehungen geben.

gez.: ein zuhausebetreutes Berlin-West-Kind mit Schwester. 8)

Im übrigen gibt es meiner Ansicht nach gegen eine vernünftige Betreuung der ganz Kleinen auch nichts einzuwenden. Wenn die Eltern das so möchten oder auch wegen Berufstätigkeit nicht anders darstellen können, sollte es das Angebot geben.

Umständehalber musste mein Sohn auch mit 1,5 Jahren in den Kindergarten - im Osten! *huch!*. Bis jetzt konnte ich keine relevanten bleibenden Schäden feststellen: Er sagt trotzdem nicht "Kaufhalle", sondern "Supermarkt" und nicht "Plaste", sondern "Plastik". Ist also doch schon wichtig, dass man zu Hause noch ein bisschen weitererzieht.

Gruß

/annika
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Also Corinna, hier muß ich doch wohl nochmal antworten, obwohl oder eben gerade WEIL hier schon (fast) alles gesagt wurde.

Es ist Dein gutes Recht, Dich über die Haltung mancher Westdeutschen Politiker oder anderer zu entrüsten, aber Deine Arguemnte sind doch etwas aberwitzig:
Ich kann mir nicht vorstellen, ass auch nur EIN EINZIGES "westdeutsches" Kind mit seinen Eltern eine so tolle Beziehung aufgebaut hatte wie ich (und meine Schwester) mit meinen
Unterstellst Du jetzt nicht auch?
Und sind es nicht gerade Unterstellungen, die Du den anderen vorwirfst (wie war das mit dem Glashaus noch?)

DAS empfinde ich jetzt als äußerst unverschämt :!:
Mindestens genauso wie das, was Du anprangerst :!:

Und was sollen uns Deine Beispiele von Kindern, die Eltern werden?
Willst Du damit allen Ernstes behaupten, zuhause betreute Kinder seien da mehr "gefährdet".
(Daß in England sowieso ganz andere Gründe für frühe Schwangerschaften und Heiraten gültig sind --- wie übrigens seinerzeit in der DDR auch - müßte Dir eigentlich bekannt sein.)
Aber Sachlichkeit hast Du wohl ganz außenvor gelassen in deiner Argumentation!

Wenn Du die Beiträge aller gelesen hättest, hättest Du (hoffentlich) auch zur Kenntnis genommen, daß kaum jemand generell gegen außerhaus- Betreuung ist - die Diskussion entspringt bei dem Zeitpunkt und der täglichen Dauer.
Und Träumereien dänischer junger Mütter à la "man müßte in Dtld. wohnen, da kann man zuhause bleiben" - woraufhin ich die jungen Mütter aufklären mußte, daß in Dtld. das Geld dann nicht so sprudele und daß evtl. dort eine andere Prioritierung stattfände - oder auch Erklärungen von (dänischen!) Pädagogen u.a., es sei wohl auch eine Art von verstecktem Neid bei einigen, wenn ich mich über die Ewig-Frage "Wie, du bis zuhause, langweilst du dich nicht?" wunderte - diese Dinge belegen dies notdürftig, aber immerhin.

Im übrigen kannst Du sicher sein, daß auch im Außer-haus-betreuten Dk Kinder Eltern werden.

Kopfschüttelnde - gelinde gesagt - Grüße - Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
pipeline
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Beitrag von pipeline »

Meine Antwort ist weg! :roll:

Ursel, ich habe absichtlich masslos uebertrieben - weil ich auch die doch meist sehr allgemeingueltige Verfluchung der DDR-Erziehung als masslos uebertrieben empfinde.

Ich habe die Gefaehrdung zuhause"erzogener" Jugendlicher absichtlich NACH meinen Ausfuehrungen zu asozialen Gebaermaschinen erwaehnt. Aber du musst auch zugeben, dass die Erziehung zuhause und die gleichzeitige Bildung eines sozial ausgeglichenen Bewusstseins auch unter allerbesten Voraussetzungen ein schmaler Grat ist - und einer, der viele Muetter sehr schnell ueberfordern kann.