So schnell wird Bargeld sicherlich nicht abgeschafft. Wer sollte das auch tun? Ein einzelner EU-Mitgliedsstaat wäre dazu sicherlich nicht in der Lage. Und würde auch keinen Sinn machen. Aber:
Tatsache ist, dass in allen Bereichen des täglichen Lebens immer häufiger unbar, d.h. mit der Giro- oder Kreditkarte bezahlt wird. Die Banken und der Handel unternehmen alles, um ihren Kunden das Kartengeld schmackhaft zu machen. Konnte man in Deutschland Anfangs nur mit der Girokarte im Supermarkt oder beim Discounter bezahlen wurde diese Möglichkeit rasch auf Kreditkarten von VISA- und Mastercard ausgeweitet. Aldi hat jetzt sogar die Bezahlung mit der American Express Karte ermöglicht, obwohl die von Aldi zu entrichtenden Kartengebühren höher sind als bei den beiden anderen Kreditkarteninstituten.
Dann kam als weiteres „Lockmittel“ die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens ohne Eingabe der PIN hinzu. Der NFC-Chip in den neueren Karten machts möglich. Mittlerweile dürfte wohl jeder Supermarkt, Discounter oder Baumarkt mit dieser Technologie ausgestattet sein. Aufgrund der guten Erfahrungen, die die Banken mit dem kontaktlosen Bezahlen bisher machten (wenig Missbrauch) haben jetzt erste Banken das Limit beim kontaktlosen Bezahlen von 25 auf 50 Euro angehoben.
Was kommt als nächstes? Angestrebt wird ein von der EZB und mehreren europäischen Großbanken die Einführung eines einheitlichen Bezahlverfahrens ähnlich dem dänischen Mobile-Pay welches die Überweisung eines Geldbetrages in Sekundenschnelle ermöglicht ohne Einschaltung eines Dienstleisters, wodurch die derzeitigen Gebühren hauptsächlich entstehen. Ein solches Verfahren macht dann auch das Bargeldlose Bezahlen für den Bäcker, den Bauern auf dem Wochenmarkt und anderen Gewerbetreibenden Sinn, die bisher wegen der Gebühren vor der Anschaffung eines Kartenterminals zurückschreckten.
M.E. macht der völlige Verzicht auf Bargeld erst dann einen Sinn, wenn ich dieses in sämtlichen Lebensbereichen nicht mehr benötige. Solange ich aber für zwei Brötchen beim Bäcker noch Klimpergeld benötige kann ich darauf nicht verzichten. Meine Vorliebe für das bargeldlose Bezahlen geht nicht so weit, dass ich nur noch Aufbackbrötchen aus dem Supermarkt esse oder den Wochenmarkt meide.
Und dann wäre da noch ein großer Teil der Verbraucher, vornehmlich Senioren, die sich mit dem Kartengeld schwer bzw. gar nicht anfreunden will. Nun sterben aber ja die in einer rein analogen Welt aufgewachsenen Menschen langsam aus, so dass in Zukunft auch dadurch unbare Zahlungen zunehmen werden, da die junge Generation der digitalen Welt offener gegenüber steht.
Der Trend hin zur bargeldlosen Bezahlung ist unverkennbar. Der Gesamtumsatz im Einzelhandel lag im Jahr 2016 bei 410 Mrd. Euro. Davon sind 45,6 % mit der Kartenzahlung erzielt worden. Tendenz steigend.
Quelle:
https://www.terminaldirekt.de/unternehm ... zahlt.html
Wenn ich jetzt lese:
„Nach Angaben der EZB liegen die jährlichen Kosten der Geldversorgung bei rund einem Prozent der EU-Wirtschaftsleistung, also rund 140 Milliarden Euro. Für Deutschland errechnete das Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin, dass die Kosten des Privatsektors durch die aufwendige Logistik 12,5 Milliarden Euro im Jahr betragen – das macht immerhin 150 Euro pro Kopf. Die reinen Produktionskosten des gesamten Bargeldes sind dabei mit 72 Millionen Euro im Jahr vergleichsweise gering, Gleiches gilt für das Recycling ausrangierter Scheine (174 Millionen Euro).“
Quelle:
https://www.wiwo.de/politik/konjunktur/ ... 83144.html
stellt sich doch folgende Frage:
Wann wird der Zeitpunkt erreicht sein, wo der gewaltige finanzielle Aufwand, der mit der Bargeldversorgung verbunden ist nicht mehr im Verhältnis zu den dann nur noch wenigen Barzahlern den Banken einfach zu teuer wird? Werden die Banken in sagen wir mal 50 Jahren noch bereit sein, einigen wenigen „Bargeldfetischisten“ diese gewaltige Bargeld-Infrastruktur zur Verfügung stellen? Wer soll diese dann finanzieren? Wird der Handel bei nur noch ganz wenigen „aufständischen Galliern“ bereit sein, eine Bargeldkasse zu unterhalten?
Wer es nicht weiß: Infolge der enorm hohen Kosten die mit der Bargeldversorgung verbunden sind kassieren bereits mehrere Banken Gebühren bei der Nutzung des Geldautomaten
bei den eigenen Kunden. Dies können die Kunden nur umgehen, wenn sie ein Kontomodell mit höheren monatlichen Gebühren wählen.
http://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Internet-Geldautomat-Gebuehren-19997647.html
Ich denke, dass diese Entwicklung ganz gezielt von den Banken als auch vom Handel und vielleicht auch von der Politik vorangetrieben wird und dies nur der Anfang eines „Bargeldaussternens“, nicht Bargeldabschaffung ist.