Sprachprobleme der anderen Art.....

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Smiley22

Sprachprobleme der anderen Art.....

Beitrag von Smiley22 »

Hallo,

hier in DK spreche ich normal nur dänisch. Deutsch spreche ich eigentlich nur, wenn ich mal alle 1-2 Monate in Deutschland bin.

Mir fällt jetzt immer öfters auf, das ich in Deutschland aufpassen muss, nicht dänisch zu reden. Auch wenn ich nach Deutschland telefoniere muss ich schon stark aufpassen.
Schreiben geht auf deutsch noch relativ problemlos.

Geht es Euch auch so, oder hab nur ich das Problem?

Jürgen
Fischgrete
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Beitrag von Fischgrete »

Hallo Jürgen,

ich glaube das ist relativ normal. Ich arbeite sowohl in Deutschland als auch in Dänemark in einer englischsprachigen Umgebung und bin mit einem Briten zusammen. Obwohl ich noch deutlich mehr Zeit in Deutschland verbringe als Du, fällt mir häufig erst das englische Wort oder ein ganzer Satz in Englisch ein, bevor ich innerlich auf Deutsch umschalte.
Leider geht das bei mir mit einer Verschlechterung meiner Deutschkenntnisse einher, ohne das ich deshalb besser Englisch sprechen würde. Mir ärgert das total!

Seit neuestem kommt ja nun noch der Dänischsprachkurs dazu, mal sehen, was in einigen Monaten sein wird...
Ich habe schon einige Schwedischkurse hinter mir und stelle fest, daß es das Dänischlernen wirklich erschwert.

Wahrscheinlich gurgle ich bald nur noch! :mrgreen:

Liebe Grüße
Fischgrete
dina
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Beitrag von dina »

Hej Jürgen,

da ich ja mit meinem Mann Deutsch spreche geht es, aber in vielen Bereichen, vor allem wenn ich über die Arbeit spreche, kommen oft Wortneuschöpfungen dabei heraus, da ich das entsprechende deutsche Wort so nicht kenne oder es keine direkte Übersetzung gibt.
Oder mein Satzbau, der ist auch immer öfter dänisch, wenn ich deutsch spreche.
@ Fischgrete
MIR ärgert das total! :wink: :mrgreen:
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

Ich habe leider Sprachprobleme der ganz anderen Art: Es gab mal eine Zeit, da habe ich in Deutschland gelebt und konnte gut englisch :wink:
Jetzt rede ich außerhalb der Familie nur dänisch und wenn ich mich auf englisch verständlich machen soll, kommt nur ein fürchterlich dänisch-englisches Kauderwelsch dabei heraus. Verstehen ist kein Problem, aber aber mir fallen partout selber keine Vokabeln auf englisch mehr ein, d.h. in meinem Gehirn formuliert sich alles auf dänisch, was ich dann für mich auf deutsch übersetzen muss, bevor ich es ins englische übertragen kann. So vergehen dann schon mal mehrere Minuten bis zur englischen Antwort- und mein Gegenüber verliert natürlich die Geduld :(

Meine jüngste Tochter dagegen hat immer mehr Schwierigkeiten mit deutsch, sie mischt die deutschen Sätze mit dänisch und schreiben kann sie es gar nicht - da kommt dann sowas bei raus: hæslig :P ( häßlich )
Da sie aber jetzt erst mal genug anderes in der Schule lernen muss ( 4. Klasse ), lasse ich sie damit in Ruhe, denn ihr Mittelpunkt ist hier und nicht in Deutschland.
Allerdings lesen wir fast mehr deutsche Bücher als dänische. Mir hilft das, das Formulieren auf deutsch aktuell zu erhalten. Vielleicht auch eine Lösung für Jürgen?
Meine Schwester behauptet allerdings, das ich in Gesprächen mit ihr immer mehr dänische Wörter benutze. Mir fällt das gar nicht auf.

Dagmar
goldenmole
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Beitrag von goldenmole »

Mir geht es auch so: spreche seit 6 Jahren beruflich und privat nur noch Englisch.. lese auch kaum noch was auf Deutsch. Versuche jetzt mit dem Baby nur Deutsch zu sprechen und nebenher (mit der daenischen Frau) daenisch zu lernen..
Alle Sprachen naehern sich einem mittelmaessigen Kauderwelsch an..
Mein Englisch wird nicht viel besser da ich nicht von Muttersprachlern umgeben bin, mein Deutsch wird immer schlechter.. und mein Daenisch wird auch nicht besser da wir zu Hause noch Englisch sprechen...

Was mir im Deutschen oft passiert: Ich verstehe natuerlich noch alles, aber die Sprache kommt mir oft subjektiv so steif, formal und unnatuerlich vor. Liegt natuerlich zum Teil an der fuerchterlichen Unsitte alle Filme (oft schlecht) zu Synkronisieren. Dabei wird ja oft direkt vom Englischen ins Deutsche uebersetzt (was oft nicht passt).
Zum anderen habe ich echte Probleme mit dem "Sie" in Deutsch.. kriege ich zum einen kaum noch ueber die Lippen.. zum anderen wird es zunehmend schwer einzuschaetzen wer nun in Deutschland wann gesiezt (heisst das ueberhaupt so) werden will.
Dave-gr
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Beitrag von Dave-gr »

Das ist alles ziemlich normal...

Ich habe die letzten 12 Monate in England verbracht und natürlich englisch gesprochen, aber trotzdem auch viel deutsch, aber als ich vor 2 Wochen zurück kam sagten viel, dass ich einen englischen Akzent hätte und es vielen mir oft Wörter nur auf englisch ein. Außerdem war ich oft nur in der englischen Satzstruktur und habe deutsche Wörter benutzt.... Das Highlight: "ist das Licht gehen aus?" (is the light going off)

Und das alles passierte nach nur 12 Monaten! Wenn man dann lange in DK lebt ist das sehr normal würde ich sagen!

Ich werde jetzt in 10 Tagen auch nach DK ziehen und ich werd mal sehen, wie das mit den Sprachen dann wird...
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

Zum anderen habe ich echte Probleme mit dem "Sie" in Deutsch.. kriege ich zum einen kaum noch ueber die Lippen.. zum anderen wird es zunehmend schwer einzuschaetzen wer nun in Deutschland wann gesiezt wird
:mrgreen: In den Ferien war der frühere Schulleiter unserer Kinder während einer Durchreise zu Besuch. Natürlich haben sie ihn geduzt, er war erst mal entsetzt. Für ihn war es völlig unverständlich, dass hier alle Lehrer nur unter ihrem Vornamen bekannt sind.
Für mich klingt es inzwischen absolut hölzern und ungewohnt, wenn mich jemand Frau P. nennt - wer ist das :P
yngredame

Deutschschwierigkeiten durch Danish-only Schulgang

Beitrag von yngredame »

An Dagmar P.:

Bekommt deine Tochter deutschen Muttersprachenunterricht? Aus deiner Schilderung schließe ich, dass dies nicht der Fall ist.

Ich habe in einigen Beiträgen andernorts in diesem Forum versucht deutsch-dänische Eltern in der Nähe meines Wohnortes (Westen Groß-Kopenhagens) zu erreichen, damit sie auch ihre Kinder zum Muttersprachenunterricht anmelden, da dies die Chancen meines Kindes erhöht, einen solchen Unterricht angeboten zu bekommen.

Grundsätzlich halte ich es für sehr wertvoll, zweisprachig aufzuwachsen, und ich halte es auch für gesellschaftlich nützlich - sowohl in Bezug auf den Arbeitsmarkt als auch für das kulturelle Kapital unserer Gesellschaft ganz allgemein.

Zumal es das Recht von Kindern von EU-Bürgern ist, dass die Schule sie und ihr Elternhaus darin unterstützt, diese Fähigkeit nicht verkümmern zu lassen. Es ist jedoch mein Eindruck, dass die Schule und die Kommunen nicht darüber informieren und oft selbst auch nicht darüber Bescheid wissen.

Zwar steht in den Verordnungen, es sind 12 Kinder die Mindestzahl, um vor Ort einen solchen Unterricht anbieten zu können, im Regelfall 3-5 Wochenstunden. Aber aus der Sicht des einzelnen Kindes ist diese Bedingung Willkür. Es könnten auch andere Modelle des Lernens in Betracht gezogen werden, Kompaktkurse, Absolvierung eines Teils des Lerninhaltes der anderen Fächer in der Muttersprache etc. etc., um diese starren Bedingungen aufzulockern.

Ich höre gern über deine Erfahrungen und Überlegungen.

Mfg Hannah
adi
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Beitrag von adi »

Hejsa,

da kann man ja direkt froh sein, dass es wirklich vielen so geht.
Ich spreche inzw. nur noch dänisch, in der Arbeit, daheim, ...
deutsch nur, wenn ich mich mit deutschen Freunden treffe oder mit der Heimat telefoniere.
Das geht dann so weit, dass ich dänische Wörter in deutsche Sätze einbaue, bzw.mir deutsche Wörter / Äusdrücke nicht einfallen, weil das Denken nun auch auf dänisch abläuft.

Ich habe ca. 2 bis 3 Jahre englisch mit meinem Mann gesprochen - die Umstellung auf dänisch ging zwar holprig, aber stetig voran. Inzw. habe ich riesen Probleme, englisch zu sprechen - wenn man spontan in eine englische Situation geworfen wird, fallen mir nur dänische Wörter ein :oops:

Nun muss aber hart am Deutsch gearbeitet werden, denn meine Bauchmaus soll auf jeden Fall Zweisprachig aufwachsen (und auch deutsch und dänisch als Muttersprachunterricht erhalten) - das heisst, es müssen Gewohnheiten wieder komplett geändert werden. Ich hoffe nur, dass es uns nicht zu schwer fällt bzw. es letztlich aus Bequemlichkeit nicht untern Tisch fällt. Wäre ja auch schade, wenn die Omi sich mit ihrem Enkel nicht verständigen kann.

LG
adi
Mitglied
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Beitrag von adi »

@ yngredame / Hannah:

Warst Du denn erfolgreich bzgl. Muttersprachenunterricht?
Was ist denn mit der St. Petri Schule?

LG
g_abriele
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Beitrag von g_abriele »

Dagmar P. hat geschrieben:Ich habe leider Sprachprobleme der ganz anderen Art: Es gab mal eine Zeit, da habe ich in Deutschland gelebt und konnte gut englisch :wink:
Jetzt rede ich außerhalb der Familie nur dänisch und wenn ich mich auf englisch verständlich machen soll, kommt nur ein fürchterlich dänisch-englisches Kauderwelsch dabei heraus. Verstehen ist kein Problem, aber aber mir fallen partout selber keine Vokabeln auf englisch mehr ein, d.h. in meinem Gehirn formuliert sich alles auf dänisch, was ich dann für mich auf deutsch übersetzen muss, bevor ich es ins englische übertragen kann.
GENAU DAS SELBE hab ich hier - und habe mit meiner Daenisch-Lehrerin darueber gesprochen. (Man bedenke, ich bewerbe mich und geb an, dass ich auch englisch spreche und muss das dann beweisen :roll: ) :D

Ich habe von 1999 bis 2007 in einer eigentlich englischen Firma gearbeitet - also in einer Niederlassung einer englischen Firma und Englisch gehoerte fuer mich zum Alltag ... und JETZT ??? :?

Das gilt auch fuer Franzoesisch - hier kam jemand in die Klasse und ich hab gesagt, dass ich auch ein wenig franzoesisch spreche ... und dann ging es erst richtig los.

Allerdings pfuscht mir die englische Wortstellung immer wieder in mein Daenisch ... also ich denke, so ist Esperanto entstanden :wink: :D

Aber meine Lehrerin meinte, dass sich das wieder verliert, je sicherer man im Daenischen wird
Wenn jemand (Auswanderer-Fragen) oder Fragen zu Fyn beantwortet haben will, versuch ich das gerne per PN (wenn ich kann !)
yngredame

Deutsch als Zweitsprache

Beitrag von yngredame »

@ adi:

Ich habe nur Gutes über die Petri-Schule gehört und finde ihre Lehrpläne und Grundsätze auch vorbildlich, wenn ich sie lese.

Wir Eltern haben das lange und gründlich durchdiskutiert und haben uns trotzdem dagegen entschieden.

Unsere Kinder sind noch klein, der Älteste ist 6 Jahre alt, und ich kann mir nicht vorstellen, wie er es schaffen sollte, alleine mit der S-Bahn nach Nörreport zu fahren, auf der Treppe über die Obdachlosen und ihre Hunde zu steigen, um dann die Schule zu erreichen.

Wir wohnen jetzt 200 m von der lokalen öffentlichen Schule entfernt, die einen sehr guten Ruf genießt, und sogar dahin selbst zu finden fällt dem Sohn noch ein bisschen schwer.

Ich bin dafür, dass er seine Freunde und Freizeitaktivitäten in der Nachbarschaft hat. Mein Neffe wohnte auf dem Land und besuchte eine Privatschule in der Stadt, war damit sehr vom Auto und den Eltern abhängig und in der Freizeit sehr eingeschränkt.

Gerade darum sind wir in einen dicht besiedelten Vorort von Kopenhagen gezogen, wo alles vor der Haustür zu finden ist. Außerdem möchte ich die öffentliche Schule unterstützen, denn ich finde, dass unsere Gesellschaft darunter leidet, wenn sie sich in unzählige Subkulturen aufspaltet.

Die deutsche Identität unserer Kinder soll sie nicht in eine Subkultur hineinführen, sondern wir möchten gerade, dass das Deutsche an ihnen eine Ergänzung ihrer Identität ist, dass kein Widerspruch zwischen Deutsch und Dänisch besteht.

Meine Kinder sind völlig normal wie andere Kinder auch, sie haben ihre Interessen, Neigungen und individuellen Eigenheiten wie alle anderen, das Deutsche ist nur ein Aspekt unter vielen, und ich finde und möchte mich stark dafür einsetzen, dass die Volksschule dafür Platz hat.

Vielleicht aber kommen die Kinder - wenn sie denn möchten und sich dafür eignen - später auf das neue Petri-Gymnasium.
Fischgrete
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Registriert: 05.01.2009, 16:00

Beitrag von Fischgrete »

dina hat geschrieben: @ Fischgrete
MIR ärgert das total! :wink: :mrgreen:
Örgs - was zu beweisen war... :mrgreen:
goldenmole
Mitglied
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Registriert: 10.07.2006, 15:04
Wohnort: Copenhagen

Re: Deutsch als Zweitsprache

Beitrag von goldenmole »

yngredame hat geschrieben:@ adi:

Ich habe nur Gutes über die Petri-Schule gehört und finde ihre Lehrpläne und Grundsätze auch vorbildlich, wenn ich sie lese.

Wir Eltern haben das lange und gründlich durchdiskutiert und haben uns trotzdem dagegen entschieden.

Unsere Kinder sind noch klein, der Älteste ist 6 Jahre alt, und ich kann mir nicht vorstellen, wie er es schaffen sollte, alleine mit der S-Bahn nach Nörreport zu fahren, auf der Treppe über die Obdachlosen und ihre Hunde zu steigen, um dann die Schule zu erreichen.

Wir wohnen jetzt 200 m von der lokalen öffentlichen Schule entfernt, die einen sehr guten Ruf genießt, und sogar dahin selbst zu finden fällt dem Sohn noch ein bisschen schwer.

Ich bin dafür, dass er seine Freunde und Freizeitaktivitäten in der Nachbarschaft hat. Mein Neffe wohnte auf dem Land und besuchte eine Privatschule in der Stadt, war damit sehr vom Auto und den Eltern abhängig und in der Freizeit sehr eingeschränkt.

Gerade darum sind wir in einen dicht besiedelten Vorort von Kopenhagen gezogen, wo alles vor der Haustür zu finden ist. Außerdem möchte ich die öffentliche Schule unterstützen, denn ich finde, dass unsere Gesellschaft darunter leidet, wenn sie sich in unzählige Subkulturen aufspaltet.

Die deutsche Identität unserer Kinder soll sie nicht in eine Subkultur hineinführen, sondern wir möchten gerade, dass das Deutsche an ihnen eine Ergänzung ihrer Identität ist, dass kein Widerspruch zwischen Deutsch und Dänisch besteht.

Meine Kinder sind völlig normal wie andere Kinder auch, sie haben ihre Interessen, Neigungen und individuellen Eigenheiten wie alle anderen, das Deutsche ist nur ein Aspekt unter vielen, und ich finde und möchte mich stark dafür einsetzen, dass die Volksschule dafür Platz hat.

Vielleicht aber kommen die Kinder - wenn sie denn möchten und sich dafür eignen - später auf das neue Petri-Gymnasium.
Naiv gefragt (habe mich mit dem Thema noch nicht so auseinandergesetzt.. meine Tochter ist erst 8 Monate): Internationale oder Zweisprachige Schule macht doch besonders dann Sinn wenn eine spaetere Rueckkehr in das andere Land geplant ist? Ich (in meiner Situation) wuerde auf Anhieb gar nicht zoegern meine Tochter (in DK mit daenischer Mutter geboren) auf eine (gute) daenische Schule zu schicken!?
Smiley22

Beitrag von Smiley22 »

Ich denk mir, wenn man mehr wie eine Sprache kann, hat man auch Vorteile auf dem Arbeitsmarkt.
Würde meine Freundin ein Kind bekommen, würde das Kind zweisprachig erzogen.

Jürgen