Maryleen hat geschrieben:
Was mich an der ganzen Hetze gegen den Kopenhagener Zoo stört:
Alle europäischen Zoos stehen vor demselben Problem.
Und deutsche Zoobetreiber haben den Zoo Kopenhagen gut verstehen können und sind ganz einig mit dem Direktor in der Problemstellung und Handhabung:
Was
mich an der Diskussion stört: Wer entscheidet denn darüber, dass eine Zucht und die Arterhaltung unter solchen Umständen
zwingend erforderlich ist? Zwingend für wen? Wer profitiert denn davon? Wer hat denn einen Nutzen von der Arterhaltung, wenn die natürlichen Lebensräume gar nicht mehr existieren? Will man lebende Fossilien erhalten? Auf Kosten der eingesperrten und ihrem Lebensraum beraubten Tiere?
FAZ-Zitat, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere-in-zoos-muessen-zur-bestandserhaltung-sterben-12865173.html
In beiden Fällen erklärt der Zoo sein Vorgehen mit seinem Zuchtprogramm. Das Ziel dabei ist klar: „Die Zoos haben den Auftrag, stark bedrohte Arten zu erhalten“, sagt Thomas Willms, Kurator des Frankfurter Zoos. Für die nächsten 200 Jahre sollen 90 Prozent der genetischen Vielfalt einer Tierart erhalten werden. „Unsere Wunschvorstellung wäre: für alle Ewigkeit und 100 Prozent, aber das ist nicht realistisch“, sagt Helmut Mägdefrau, Zoologe und stellvertretender Direktor des Nürnberger Tiergartens.
Von
wessen Auftrag reden wir also?
FAZ-Zitat, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere-in-zoos-muessen-zur-bestandserhaltung-sterben-12865173.html
Denn Zoos haben das gleiche Problem wie die Menschen auf der Erde: Der Platz ist begrenzt.
Bei diesem Vergleich fällt mir irgendwie nur der Postillon-Artikel ein!!!
und:
Auch Auswildern sei keine Lösung, sagt Mägdefrau. Zum einen seien auch viele Nationalparks übervölkert – allein in Afrika müssten in naher Zukunft 30.000 Elefanten geschossen werden. Zum anderen müsste der Schutz der Tiere in der Freiheit gewährleistet sein. Doch die Zerstörung des Lebensraums und die Wilderei verhinderten das.
Wozu also bitte das (selbst) auferlegte ehrgeizige Zuchtprogramm, das wilde Tiere zu einem nicht artgerechten Leben in enger Gefangenschaft und das Töten überzähliger gesunder Tiere so unabdingbar macht?
FAZ-Zitat, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere-in-zoos-muessen-zur-bestandserhaltung-sterben-12865173.html
Zootiere dagegen leben unter ähnlichen Bedingungen wie die meisten Deutschen: Sie haben Reviergarantie, Futtersicherheit und medizinische Versorgung. Die Bestände wachsen, der Platz für die Tiere reicht nicht aus.
Da bleibt wohl auch für die Deutschen nur der Weg des Artikels im Postillon...
Für mich stellt sich erneut die Frage: Wozu braucht man also Zoos?
FAZ-Zitat, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere-in-zoos-muessen-zur-bestandserhaltung-sterben-12865173.html
Dass die Kopenhagener Giraffe vor Publikum und sogar vor Kindern zerlegt wurde, ist aus Sicht von Helmut Mägdefrau nicht schlimm. „Zoos haben inzwischen einen Bildungsauftrag, den sie früher nicht hatten.“ Kinder seien da unvoreingenommen. „Es ist eine reine Vernunftentscheidung. Alles andere ist Gefühlsduselei.“
Wer in aller Welt hat den Zoos denn einen Bildungsauftrag erteilt? Helmut Mägdefrau ist Biologe und Zoologe - aber weder Pädagoge noch Psychologe. Was also befähigt diesen Mann dazu, so ein Urteil sprechen zu dürfen? Die abfällige Bemerkung bezüglich der Gefühlsduselei ist genauso arrogant wie Strædes Theorie von dem vermeintlich falschen Tierverständnis der Protestler.
Maryleen hat geschrieben:
@ Hundeeinschläferungen @ Mitteleuropäer:
Dazu kann ich nichts sagen - kenne ich mich nicht aus.
Wenn stimmt, was Du berichtest, fände ich das auch krass.
Naja, so mal eben ausgedacht haben wir uns das nicht! Die Aussage kommt vom aktuellen Fødevareminister, Dan Jørgensen, und dem darf man vermutlich Glauben schenken. Hat vielleicht auch nicht jeder mitbekommen; bei all den Ministerrokaden verliert man offenbar selbst in DK schnell mal den politischen Durchblick...
http://politiken.dk/debat/profiler/dan-joergensen/ECE2231500/aflivning-af-raske-hunde-skal-stoppes/
http://www.tv2lorry.dk/artikel/207045?autoplay=1&video_id=89020
http://sondagsavisen.dk/2013/41/tusindvis-af-raske-hunde-aflives.aspx
Maryleen hat geschrieben:
@ Zoodirektor im Spiegel-Interview
Ein gutes Interview, finde ich.
Ich kann auch nicht richtig herauslesen, dass der Zoo-Direktor diejeningen verurteilt, die so empört über seine Maßnahmen sind. Ich finde, er erklärt wieder logisch, wieso der Zoo dies tun musste.
Wie gesagt, der Zoo kreiert hier ja seine eigenen Theorien und Notwendigkeiten; es geht hier ja nicht um unabdingbare übergeordnete Naturgesetze. Niemand ist gezwungen, Wildtiere in einem Zoo gefangen zu halten. Insofern würde ich das in meinen Augen von Stræde genutzte etwas heuchlerische Wörtchen (tun) "musste" ehrlicherweise mit "wollte" ersetzen. Wer sonst wenn nicht die Betreiber vom Zoo selbst sollte dafür verantwortlich sein?
Maryleen hat geschrieben:Da käme dann die Übertreibung der Reaktion mal gut zum Ausdruck
Dass die Reaktion übertrieben ist, ist Deine ganz persönliche Sicht der Dinge.
Ich glaube nicht, dass Kindern als den zukünftigen Erdenbewohnern geholfen ist, wenn man sich nur für die Menschen allein einsetzt und dabei die Mitgeschöpfe, Natur und Umwelt mit Füßen tritt bzw. ignoriert, dass dies durch andere Menschen geschieht.