Meinungsfreiheit in D ???

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wofu
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Beitrag von wofu »

Moin, moin,

abwarten und Tee oder sonstwas trinken. War die Eva H. nun Angestellte oder freie Mitarbeiterin, wer von uns kann das schon genau sagen? Ist sie nun richtig entlassen worden oder nur vom Sender genommen? Konnte sie ggf. entlassen werden oder gibt es noch eine satte Abfindung, die wir als Gebührenzahler dann berappen dürfen? Oder gibt es (wie in den Beispielen aus DK einen schönen langen Prozeß, am Ende evtl. zugunsten der Rausgeworfenen, weitere Zahlungen für den Verdienstausfall, womöglich noch wegen Imageverlustes ohne TV-Auftritte? ...

Viele Fragen und hier (wohl) kaum konkretes Wissen hierzu. Richtig ist doch, daß es der guten Eva zum wiederholten Male gelungen ist, auf sich aufmerksam zu machen, sonst würde hier ja auch nicht darüber diskutiert werden. Aufmerksamkeit um jeden Preis ist doch für (viele) Promis entscheidend. Je mehr man im Gespräch ist, desto mehr wird von den Büchern verkauft oder die Einschaltquoten steigen. Frei nach dem Motto: Das müssen wir ja jetzt aus eigener Anschauung testen...

Wir in D haben es halt schwer mit dem Geschichts- und Nationalbewußtsein vor allem außerhalb von WM-Zeiten. Schade, daß wir nicht endlich mal weiter kommen.

Abwartende Grüße

Wolfgang,

der häufig genug an Dänemarks Küsten an das Dritte Reich erinnert wird, dabei die Haltbarkeit des Betons im rauhen Seeklima beachtlich findet, aber deshalb alles andere als ein Anhänger jeglichen militärischen Machtstrebens ist.
udo66

Beitrag von udo66 »

Ich hatte mal einen Kumpel, der echt meinte, was fuer eine Leistung "wir" deutschen erbracht haetten im 2.weltkrieg. Deutsche Wertarbeit und Gruendlichkeit. Das ist der Fluch: einerseits respektiert und anderseits gefuerchtet und zurecht verachtet.
Da hat er voller Nazi-romantik geschwaermt - alles andere wird ja beim schwaermen ausgeblendet:

Ja was haette mann alles mit dem geld machen koennen, was man anderen weggenommen hat. ( Nicht wegnehmen)
Mit all den Renten, die gezahlt werden mussten. ( keine Soldaten losschicken)
Mit all den Wiedergutmachungen.
Mit all den Bomben und Waffen, die man gekauft hat mit dem Geld von ausgeraubten und enteigneten Menschen.
Was hat man an Kultur in Deutschland zerstoert und in Europa, und an Menschenleben mit Familien sich vergangen.

Alles auf Kosten/Leben von "Suendenboecken" also Juden, Andersdenkenden, Homosexuellen und sog. Zigeunern!
Die fetten Nazis haette man selber haengen und einsperren muessen.
Nur haben die etwas unheilvolles Losgetreten - ich glaube um das Machtgefuehl geht es denen plus ne menge Fremdkapital aneignen im Deckmæntelchen des Rechts sich vollzusaugen.
Was so eine machtvolle Uniform und Position doch ausmacht.
...
Tatzelwurm__1

Beitrag von Tatzelwurm__1 »

Hej,

und was haben deine Ausführungen mit Eva Hermann und der Meinungsfreiheit zutun.

Geschichte verarbeiten sieht anders aus.

Detlef
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Na gut, ich versuche mal ein kleines Resume - so wie ich die Sache nach dieser Diskussion verstehe:
Ich denke, dass sich das Thema nicht mit Logik betrachten lässt. Du hast sicher Recht mit Deiner Argumentation, doch in Deutschland läuft die Diskussion anders herum. Wäre ich eine Person, die in der Öffentlichkeit steht würde folgender Satz: "Im dritten Reich schien die Sonne und das finde ich gut" gemacht zu:"das dritte Reich finde ich gut" . Damit würde ich sofort in die rechte Ecke gestellt werden.
Da ist bestimmt etwas dran. Eva Hermann hat also nicht das Dritte Reich gelobt - eigentlich. Sie hat aber versäumt in der vorgeschriebene Form sich vom dritten Reich zu distanzieren. Das hätte sie in ihre Position wissen müssen.

Es geht hier so zu sagen um eine Art Geheimkode, der in D allgemein bekannt ist, von alle Verwendet wird und dessen Einhaltung zumindest von alle öffentliche Persönlichkeiten erwartet und gefordert wird. Das Problem dabei ist natürlich, dass es eben ein Geheimkode ist, den man eigentlich nur voll verstehen kann, wenn man damit aufgewachsen ist.

Ich als Ausländer, der damit nicht aufgewachsen bin, verstehe den Kode nicht. Daher verstehe ich nicht das Problem mit den Äußerungen Eva Hermanns. In meine Ohren sind sie absolut harmlos. Ich kann an keine der Zitaten irgendetwas problematisches sehen. Aber ich denke eben, dass es daran liegt, dass ich diesen (verletzten) Geheimkode nicht kenne, oder zumindest nicht verinnerlicht habe.

Nun stellt sich allerdings die Frage, warum die Deutschen sich diesen Geheimkode unterwerfen? Ich denke mikel hat das genau getroffen:
Das war für Lars doch nur ein Beispiel, wie tief innesitzend die Deutsche Angst doch ist, sich fehlzuverhalten. Hat der Deutsche Angst vor sich selber, vor seiner Art, alles zu übertreiben wenn es zu ernst wird? Hat er Angst vor dem Ausland, die dann mit allen Fingern über unsere Grenze zeigen und rufen:"Da geht es schon wieder los!"
Ich habe zumindest öfters gehört, es gehe darum, dass man sich dem Druck des Auslandes fügt. Wenn man sich diese Beschränkungen abwerfen würde, dann würde ein Aufschrei um die Welt gehen. Deshalb geht das nicht anders.

D.h. weil das Ausland es so verlangt unterwirft man sich ein Geheimkode, den kein Ausländer versteht - glaube ich - oder? Also, irgentetwas verstehe ich nicht :roll:
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tysk-pige
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Beitrag von tysk-pige »

Hallo Lars,

ich glaube Dein Resume trifft es ganz gut. Was fehlt sind die alten Verstrickungen mit dem dritten Reich, die noch nicht wirklich alle ihre Konsequenz erfahren haben. Z.B. so etwas wie im Falle Filbinger/Oettinger.

Zitat: Das war für Lars doch nur ein Beispiel, wie tief innesitzend die Deutsche Angst doch ist, sich fehlzuverhalten. Hat der Deutsche Angst vor sich selber, vor seiner Art, alles zu übertreiben wenn es zu ernst wird? Hat er Angst vor dem Ausland, die dann mit allen Fingern über unsere Grenze zeigen und rufen:"Da geht es schon wieder los!"

Ich denke die Angst geht noch einen Schritt weiter, denn noch immer leben viele Menschen aus der Zeit des dritten Reiches, die viel zu verbergen haben. Denk nur an die ganzen Enteignungen, die Zwangsarbeiter bei Firmen, die heute immer noch dicke Geschäfte machen. Es müsste noch eine ganze Menge aufgeräumt werden.
Doch die, die das tun müssten, haben auch die Macht es zu verhindern.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Naja, Lars, den Geheimcode "Jantelov" habe ich versucht, vielen zu erklären, die hier nicht leben und aufgewachsen sind - vergeblich. :wink:
Der kommt zwar nicht aus dem Ausland, aber man unterwirft sich ihm auch und es funktioniert immer noch! :wink:

Trotzdem denke ich, daß man im Leben im Ausland und mit Ausländern auch lernen kann, die Sache mal anders zu betrachten, differenzierter und nicht mehr nur "deutsch".
Vor 20 Jahren hätte ich jedenfalls auch hier noch sehr viel anders diskutiert!
:wink:
Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
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tømrermester
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Beitrag von tømrermester »

Es ist wirklich schwierig zu erklären wie es sich anfühlt ein Deutscher zu sein, Lars. Es sind immerhin nur 60 Jahre vergangen und das Schreckenscenario steckt immernoch tief in den Köpfen.
Die Angst und der Scham ein Deutscher zu sein wird aber ganz langsam weniger werden. Diejenigen die noch aktiv am Krieg teilgenommen haben (besonders die die es mussten) und diejenigen die mitansehen mussten wie Juden abtransportiert wurden haben die grösste Angst und die grösste Scham.
Deren Kinder, geboren ab 1945 - ca. 1970, haben die Ängste und Scham deren Eltern mitbekommen und sind dazu erzogen worden sich besonders im Ausland nicht auffällig zu benehmen. Die Eltern erzählen meist nichts von der Nazi-zeit und deren Kinder spüren, dass irgendwas nicht stimmt ein Deutscher zu sein
Die 2. und jüngste Generation sieht die ganze Sache schon etwas lockerer und kann "schon" ohne Probleme die deutsche Fahne aus dem Autofenster wehen lassen. Erst wenn die 2. Generation im Bundestag sitzt tritt hoffentlich "normalität" in Deutschland ein und man kann über Beiträge wie die von Hermann nur kopfschüttelnd lachen.
Dies sind Beobachtungen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis in Deutschland. Andere mögen andere Erfahrungen haben.

Klaus
werner48
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Beitrag von werner48 »

Tut mir leid, als Nachkriegsgeborener empfinde ich weder Angst noch Scham ein Deutscher zu sein. Allerdings (um auch das gleich abzudecken) fällt es mir auch schwer darauf Stolz zu sein; das hat aber mehr mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands zu tun.
MfG werner48 (wobei 48 = Geburtsjahr)
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tømrermester
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Beitrag von tømrermester »

werner48 hat geschrieben:Tut mir leid, als Nachkriegsgeborener empfinde ich weder Angst noch Scham ein Deutscher zu sein. Allerdings (um auch das gleich abzudecken) fällt es mir auch schwer darauf Stolz zu sein; das hat aber mehr mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands zu tun.
MfG werner48 (wobei 48 = Geburtsjahr)
Vielleicht gehörst du zu den wenigen wessen Eltern dir auf deine Fragen plausibel erklären konnten, warum so wenig Aufstand gegen das Naziregime geleistet haben. Warum so wenig Menschlichkeit zeigen konnten und den Juden, Schwulen, Kommunisten, Zigeunern uvm. geholfen haben. Warum Abertausende den Militärparaden, die auf den Weg in den Krieg waren, auf den Strassen zujubelnden.

Wie gesagt sind es nur 60 Jahre her und der Verstand der Menschen kann sich in der kurzen Zeit nicht besonders geändert haben. Mir ist klar, dass es in Deutschland um 1930 nicht rosig aussah und dass Hitler den Leuten eine Perspektive geben konnte aber davon bis andere Leutes Leid in Kauf zu nehmen ist in meinen Augen sehr weit. Der Spruch, dass damals keiner etwas gesehen hat glaube ich nicht.

Klaus
Ursel
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Beitrag von Ursel »

HejKlaus!

Aufarbeitung ist wichtig, und ich denke, Dtld. ist da auf einem sehr guten Weg - trotz Deiner kritik :wink:
Im Nachhinein läßt sich vieles sagen...

Wieso ist das irakische Volk ein vom Diktator geknechtetes und das deutsche Volk durchgängig verbrecherisch in der Meinung der Menschen?
Wieso soltle es schwerer sein, gegen einen irakischen, chilenischen, russichen Diktator in dnen Widerstand zu gehen als gegen einen deutschen?

Und damit will ich weiß Gott kein Verbrechen der Nazis kleiner machen, aber sogar heute leben in Dtld. viele Miollinen Menschen,denen Politik ziemlich egal ist, die auf Arbeitslosigkeit, Ausländer und "die da oben" schimpfen und eher die Flucht ergreifen als etwas aktiv ändern (wollen).
An der politischen Gleichgültigkeit oder Resignation hat sich nirgends viel geändert!

Viele waren aktive Nazis, manche verblendet, anderer wirklich überzeugt. Viele waren Mitläufer aus opportunistischen Gründen.
Und vielen war Politik eben einfach egal, solange sie überlebten.
Alles menschlich.
Mit fatalen Folgen. Leider!

ich fühle aus unserer Geschichte eine Verantwortung, so etwas nie mehr zuzulassen - das bringt letztendlich hoffentlich auch weiter als Scham und Schuldgefühle,die nur der haben kann (sollte), der wirklich etwasverbrochen hat!

Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

weil das Ausland es so verlangt unterwirft man sich ein Geheimkode, den kein Ausländer versteht - glaube ich - oder?
Das erinnert schon ein wenig an [url=http://www.dr-mueck.de/HM_Denkhilfen/HM_Therapeutische_Geschichten/HM_Hammergeschichte_Watzlawick.htm]Paul Watzlawicks Geschichte mit dem Hammer des Nachbarn[/url], nicht wahr? :)

-- Martin
tømrermester
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Beitrag von tømrermester »

Ursel hat geschrieben: ich fühle aus unserer Geschichte eine Verantwortung, so etwas nie mehr zuzulassen - das bringt letztendlich hoffentlich auch weiter als Scham und Schuldgefühle,die nur der haben kann (sollte), der wirklich etwasverbrochen hat!

Gruß Ursel, DK
Ich bin völlig deiner Meinung!

Ich habe in der Zeit nicht gelebt und habe keine Schuldgefühle, habe mich aber besonders als Kind und Jugendlicher geschämt ein Teil des deutschen Volkes zu sein. Die Angst darauf angesprochen zu werden, dass ich ein deutscher bin, der Juden vernichtet hat, war sehr ausgeprägt. Dass es in Wirklichkeit Nazis waren und nicht, pauschal betrachtet, Deutsche interessiert nicht.

Dies sehe ich aber mittlerweile wesentlich gelassener und ich sehe an meinen Kindern, dass sie auch kein Problem damit haben einen deutschen Pass zu haben.

Klaus
mikel
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Beitrag von mikel »

Martin Hofer hat geschrieben:Das erinnert schon ein wenig an [url=http://www.dr-mueck.de/HM_Denkhilfen/HM_Therapeutische_Geschichten/HM_Hammergeschichte_Watzlawick.htm]Paul Watzlawicks Geschichte mit dem Hammer des Nachbarn[/url], nicht wahr? :)

-- Martin
Schon richtig Martin, nur wissen wir vorher was passiert und klingeln deshalb erst gar nicht. Weil der Nachbar dann ja überall rumerzählt, was er für einen seltsamen Nachbarn hat. Wir sind wie der Mann mit dem Bild und der Nachbar gleichzeitig.

:wink: mikel
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
(Albert Einstein)
udo66

Beitrag von udo66 »

Tatzelwurm hat geschrieben:Hej,

und was haben deine Ausführungen mit Eva Hermann und der Meinungsfreiheit zutun.

Geschichte verarbeiten sieht anders aus.

Detlef
Detlef, ich glaube einfach, du machst nicht nur hohle kommentare, du bist es auch.
D.
Tatzelwurm__1

Beitrag von Tatzelwurm__1 »

Hej,

irgendwie war die Diskussion bisher sehr lehrreich und hat Niveau,

aber irgendwie scheint der Dackelwurm beim schweissen einige
giftige Dämpfe in die Nase bekommen zu haben,
die jetzt anscheinend seine Gehirntätigkeit beeinflussen.
Hoffentlich bleiben keine Schäden zurück.

Grüsse
Detlef
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