Hundevorsorge

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KERSTINUNDDIRK
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Hundevorsorge

Beitrag von KERSTINUNDDIRK »

Ich war heute mit meinem Mäuschen nochmal beim Tierarzt. Sie hat Arthrose und bekommt halbjährlich eine Spritzenkur.

Meine Frage: Wie sieht es in Dänemark regional mit Zecken etc aus? Wir als Wildhandel haben unsere mit Bravecto gedopt (ich weiß, dass ist doof, aber letztendlich die Entscheidung zwischen Pest und Cholera). Hier hat es aber vor Zecken gewimmelt. Gerade nach der Wildübernahme hingen die sonst voll von dem Viehzeug.

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gerdson
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von gerdson »

Hier im Raum Padborg hat es dieses Jahr ungeheure Mengen Zecken gegeben. Wird im Rest des Landes nicht besser gewesen sein, das liegt am sehr milden Winter.

Dem Wild geht es da nicht anders als den Hunden - ein Jaeger erzaehlte mir, sie haetten an einem jungen Hirschen mehr als 100 von den Viechern gefunden.

Wir selbst benutzen fuer die Hunde eine Mischung aus verschiedenen aetherischen Oelen - die Hunde moegen den Geruch auch nicht sonderlich, es wirkt auch nicht 100% - aber doch verblueffend gut. Diese Nervengifte direkt auf die Haut zu geben ist auch nicht so schoen...
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Ny Hinnerk
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Ny Hinnerk »

Wir benutzen seit 20 Jahren das Protectorhalsband Scalibor. Das ist ursprünglich gegen Sandmücken entwickelt worden und war anfangs nur in südeuropäischen Staaten bekannt. Erst als man die Erfahrung machte, dass das Halsband auch sehr gut gegen Zecken wirkt wurde es auch bei uns vertrieben. Der Vorteil von Scalibor ist der, dass der Wirkstoff nicht wasserlöslich ist und daher gut für Hunde geeignet ist, die für ihr Leben gern im Wasser toben. Ein Halsband reicht für die ganze Saison.
Das Halsband gibts in zwei Größen, 48 und 65 cm und kostet online um die 20 Euro, beim Tierarzt fast 20 Euro mehr. Für unseren Labrador-Retriever brauchen wir das längere.
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Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Ny Hinnerk hat geschrieben:Der Vorteil von Scalibor ist der, dass der Wirkstoff nicht wasserlöslich ist und daher gut für Hunde geeignet ist, die für ihr Leben gern im Wasser toben.
Da schreibt aber selbst der Hersteller etwas anderes:
Obwohl gelegentlicher Kontakt mit Wasser die Wirksamkeit des Halsbandes nicht beeinträchtigt, ist das Halsband immer vor dem Schwimmen und Baden des Hundes abzunehmen, da der Wirkstoff für Fische und andere im Wasser lebende Organismen schädlich ist.
Es ist zu verhindern, dass Hunde in den ersten fünf Tagen nach Anlegen des Halsbandes zum Schwimmen in Gewässer gehen.

MSD Tiergesundheit: Scalibor® Protectorband 4% w/w https://www.msd-tiergesundheit.de/produ ... and-4-w-w/
Da der Wirkstoff sich ja aber im Fell verteilt, muss man sich überlegen, ob er nicht doch auch ins Wasser gelangen könnte. So wird auch Kleinkindern von Intensivkontakt mit einem halsbandtragenden Hund abgeraten - oder mit ihm in einem Bett zu schlafen. Außerdem kann es nach Herstellerangaben "in seltenen Fällen [...] während des Tragens des Halsbandes zum Ansaugen von Zecken kommen.
Unter ungünstigen Bedingungen kann daher eine Übertragung von Infektionskrankheiten durch Zecken [...] nicht völlig ausgeschlossen werden." (ebenda).

Der umstrittene Wirkstoff in Bravecto® hat nach aktueller Kenntnislage keinen repellierenden Effekt; d. h. er tötet die Zecke zwar zuverlässig, aber erst nachdem sie gebissen hat - womit Krankheiten, die innerhalb von Sekunden übertragen werden, u. U. nicht zuverlässig verhindert werden können. Für uns stellt sich dann die Frage, ob Risiken und Nutzen dann überhaupt noch in einem Verhältnis stehen. Ein Spot On kann man notfalls noch zügig mit Wasser und Seife entfernen (unser Rüde reagierte mit massivem Juckreiz und Hautausschlag) - ein oral verabreichtes Insektizid, das Hundeblut in ein Nervengift verwandelt, welches über einen langen Zeitraum jedes saugende Insekt zuverlässig in die ewigen Jagdgründe befördert, kann ich nicht mal ebenso wieder rausfiltrieren. In Betracht der doch angeblich seltenen, aber beträchtlichen Nebenwirkungen ist das kein gutes Gefühl - insbesondere, wenn man bedenkt, dass die wohl häufigste durch Zecken übertragene Krankheit bei Hunden in unserer Region die mit Antbiotika gut behandelbare Borreliose sein dürfte.

Zudem haben wir langhaarige Hunde, deren Haare wir gern im Frühjahr den brütenden Vögeln zur Verfügung stellen. Damit verbieten sich Insektizide als Spot On-Produkte:
Das Nistmaterial besteht nämlich häufig aus ausgebürsteten Hundehaaren, an welchen sogenannte Ektoparasitika haften. Diese wiederum sind in den Wirkstoffen enthalten, die Hunde vor Zecken und Flöhen schützen sollen. Da die Jungvögel jedoch kein schützendes Gefieder besitzen, können die Ektoparasitika ungehindert in den Körper eindringen und die Vögel töten.

Focus, 18.05.20: Niederländische Studie belegtHundehaare können Jungvögel töten - Tierschützer bitten um Vorsicht https://www.focus.de/wissen/natur/niede ... 03736.html
Solange wir in der Region keine Sandmücken oder Auwaldzecken haben, und damit auch bislang keine Fälle von Leishmaniose oder Babesiose, üben wir uns in Gelassenheit, scheren die Hunde und in diesem Jahr hieß es besonders: absammeln, absammeln, absammeln (Zecken). Kokosöl hilft nur bedingt, und beim Bernsteinhalsband hatten wir das Gefühl: schad' nix, hilft nix, sieht aber verdammt gut aus. :mrgreen:
gerdson
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von gerdson »

hm - da die armen Jungvoegel genauso unter Parasiten leiden, kann es ihnen potentiell aber auch nutzen...
Egal - wir muten das den Hunden auch nicht mehr zu. Bei uns hilft diese auf Kokosöl basierende Ölmischung ganz gut.
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Die Evolution hat Wildvogelpopulationen hervorgebracht, die seit Millionen von Jahren mit Parasitendruck gut zurecht kommen. Ich vermute mal, dass auf menschengemachte SPOT ON-Präparate noch keine Anpassung erfolgt ist. Das Dilemma ließe sich ja aber leicht vermeiden:
Die Studie untersuchte demnach tote Vögel - auf der Suche nach Giftstoffen im Körper. Dabei stießen sie aber nicht etwa auf die vermuteten Pestizide, sondern auf Stoffe, die bei Haustieren angewendet werden, um ihr Fell von Zecken und Flöhen zu befreien. [...] In einem nächsten Schritt untersuchten die Forscher daraufhin das Nistmaterial der Vogelnester - und stießen auf Hundehaare! Die armen Jungvögel müssen die Hundehaare nicht einmal fressen, um zu sterben - die Stoffe gelangen bereits durch die nackte, ungeschützte Haut kurz nach dem Schlüpfen in den Körper der Tiere ein.

WLZ, 23.05.20: Jungvögel-Sterben: Studie vermutet Pestizide als Grund - und macht dann eine erschreckende Entdeckung https://www.wlz-online.de/panorama/hund ... 70968.html
Ansonsten sind wir ganz Deiner Meinung: Wir wägen auch ab, in welchem Verhältnis die Nebenwirkungen der Präparate zu den Auswirkungen der Krankheiten stehen, für deren Prophylaxe sie gedacht sind. Auf Leishmaniose und Babesiose können wir auch verzichten, aber die sind hier ja zur Zeit (noch) nicht das Thema, und weiter nördlich in Dänemark sicherlich auch noch nicht.
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Ny Hinnerk
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Ny Hinnerk »

@ Die jungen Mitteleuropäer:

Was die Wasserbeständigkeit des Scalibor-Halsbandes betrifft: Sicherlich ist es so, dass beim Baden des Hundes etwas Wirkstoff ins Wasser abgegeben wird. Da im Gegensatz zu billigen Halsbändern aus dem Zoohandel dieses Protectorband nicht einfach oberflächlich mit dem Wirkstoff behandelt wurde sondern bis in den Kern des Materials „durchtränkt“ ist und der Wirkstoff zudem nicht wasserlöslich ist bleibt die Wirkung eine gesamte Zeckensaison erhalten. Das ist unsere Erfahrung.

Der Wirkstoff von Scalibor ist nicht Bravecto (den du erwähnst) sondern Deltamethrin. Ich weiß zwar, dass es das auch nicht besser macht aber welches Medikament ist schon frei von möglichen Nebenwirkungen? Wenn ich mir allein die Beipackzettel von „harmlosen“ Schmerzmitteln durchlese… ich könnte längst tot sein. :shock:
Grundsätzlich gilt bei Medikamenten Wirkung und mögliche Nebenwirkungen gegenseitig abzuwägen. Unser Tierarzt hat dazu eine glasklare Einstellung: Spot-ons wie Frontline steht er eher ablehnend gegenüber, weil seiner Erfahrung nach diese Mittel relativ häufig von Hunden nicht vertragen werden und diese teils starke Hautreaktionen oder gar Wesensveränderungen zeigen. Bei Scalibor habe er derartiges noch nicht beobachten können und sei ihm von Hundehaltern auch noch nicht berichtet worden.
Unser letzter Hund, ein Labrador-Retriever hat vom ersten Lebensjahr jeden Frühling das Scalibor-Halsband bekommen und ist bei stets bester Gesundheit immerhin 15 ¼ Jahre alt geworden.

Was alternative Mittel wie Teebaumöl, Citrusextrakte, Schwarzkümmelöl und sonstige Öle und Naturprodukte betrifft: Die helfen meist gar nicht. Viel schlimmer aber ist, das Hunde bei Anwendung derartiger Mittel häufig stark aber still leiden. So haben Hunde bekannterweise einen vielfach stärkeren Geruchssinn als Menschen. Wenn die nun ständig den Duft oder Gestank ätherischer Öle riechen müssen grenzt das schon an Tierquälerei.
Du nennst als Alternative Kokosöl. Ok, das enthält keine ätherischen Öle und ist weitgehend geruchsneutral. Wenn das Öl aber wirken soll musst du den ganzen Hund damit einreiben. Wie soll das bei einem Tier mit langem Fell denn gehen? Und vor allen Dingen: Wie sieht der nach einer solchen Behandlung aus, die zudem alle paar Tage wiederholt werden müsste?

Umweltproblematik, Wasserbelastung, Gefährdung der Vogelwelt: Ich denke, dass du hier aus einer Mücke einen Elefanten machst. Ich bin da ganz pragmatisch und sage mir, dass man noch nicht einmal von einer homöopathischen Dosis sprechen kann die unserer Hund beim Baden im 9km langen Tjele Langsø oder in der Ostsee an Nervengift beim Baden abgibt. Zudem baden nur die wenigsten Hunderassen.

Das umwelt-und tierfreundlichste Mittel ist natürlich das tägliche Absuchen des Hundes nach Zecken und deren Entfernung. Auch unsere Hunde blieben trotz Scalibor nicht immer von Zecken verschont. Wir haben da wirklich alles was der Handel da anbietet ausprobiert. Am besten sind wir mit Zeckenhaken in Form eines Kuhfußes gefahren, die es von versch. Herstellern als Satz mit drei oder vier Haken unterschiedlicher Größen gibt.

Da fällt mir ein Witz ein, der in diesem Zusammenhang passt: Da gehen zwei Frauen im Aldi für eine Geburtstagsfeier einkaufen weil doch da die Würstchen, Snacks und Knabbereien am billigsten sind. Als sie beim Tierfutter vorbeikommen meint die eine Frau zur anderen „Willst du nicht noch eine Tüte Hundefutter für deinen Wuffi mitnehmen?“ Die andere daraufhin total entsetzt: „Aber doch nicht von Aldi!“
Den Witz könnte man als Gleichnis verstehen.
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KERSTINUNDDIRK
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von KERSTINUNDDIRK »

Guten Morgen,

ich wollte ja keine Diskussion lostreten über Sinn und Unsinn diverser Mittel.

Meine Hunde haben in den letzten Jahren einmal im Jahr die Bravecto bekommen, weil es für uns die beste Lösung war. Auf Halsband und Spot on haben die alle reagiert. Bei Bravecto ist nichts.

Ich wollte nur wissen, ob es so viele Zecken sind, das ein Schutz sinnvoll ist. Alle drei sind langhaarig, dadurch ist das mit dem Absammeln schlecht.

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Pippilotta
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Pippilotta »

laut unserem Tierarzt und der Hundetrainerin gibt es in DK recht viele Zecken und ein Schutz des Hundes ist dringend zu empfehlen.
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Ny Hinnerk hat geschrieben:Der Wirkstoff von Scalibor ist nicht Bravecto (den du erwähnst) sondern Deltamethrin. Ich weiß zwar, dass es das auch nicht besser macht aber welches Medikament ist schon frei von möglichen Nebenwirkungen? Wenn ich mir allein die Beipackzettel von „harmlosen“ Schmerzmitteln durchlese… ich könnte längst tot sein. :shock:
Bravecto ist kein Wirkstoff, sondern der Markenname. Nirgendwo haben wir behauptet, dass Bravecto der Wirkstoff von Scalibor ist. :roll:
Scalibor ist das Halsband, das kontinierkich Wirkstoff abgibt und Bravecto ist eine Tablette
Die jungen Mitteleuropäer hat geschrieben:ein oral verabreichtes Insektizid
,die den Wirkstoff in die Blutbahn des Hundes abgibt. Schmerzmittel sind keine Insektizide/Nervengifte. Du kannst selbst entscheiden, was Du Dir einwirfst; Dein Hund aber nicht, die Vogelküken nicht und auch die Wasserorganismen auch nicht. Bei einem Rückgang der Insekten von rund 80% machen WIR uns schon Gedanken, welchen Impact UNSER Handeln hinterlässt -von Mücken aus Elefanten würden wir da nicht sprechen.
Dass Dein Hund 15,5 Jahre wurde, freut uns sehr. Der kettenrauchende Altkanzler Helmut Schmidt wurde auch fast 97, woraus wir jetzt dennoch nicht pauschal ableiten würden, dass Rauchen die Gesundheit fördert. :wink: Muss halt alles jeder für sich entscheiden.

@KERSTINUNDDIRK

Statens Serum Institut hat auch eine Seite über Zecken, die vielleicht noch ein paar interessante Informationen enthält.

Über 50 Jahre war vor allem Bornholm Risikogebiet für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 2018 gab es auch einen Fall auf Fünen, 2019 einen in Jütland und 3 auf Seeland (2019, 2009, 2008). Eine Untersuchung von Zecken auf Hunden in Süd- und Westdänemark ergab einen Prozentsatz von 15% der Hunde mit borrelieninfizierten Zecken und 7% mit babesieninfizierten ("Hundemalaria"). 1% hatte ehrlichieninfizierte Zecken, 0,6% Bartonella henseleae ("Katzenkratzkranheit") und 17% Rickettsien. Negativ war der Test auf Francisella tularensis ("Hasenpest"). Ehrlichien sind zuvor bei Zecken auf Bornholm, in Tokkekøb Hegn und bei Viborg nachgeweisen worden.

Vgl. STATENS SERUM INSTITUT, 25.07.2019: Tema om sygdomme fra skovflåter https://www.ssi.dk/aktuelt/temaer/skovflat

Sagt natürlich alles nichts über die Menge der Zecken insgesamt aus, aber vermutlich ist es ähnlich wie in Deutschland.
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Ny Hinnerk
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Ny Hinnerk »

Die jungen Mitteleuropäer hat geschrieben: 04.12.2020, 13:58 Bravecto ist kein Wirkstoff, sondern der Markenname. Nirgendwo haben wir behauptet, dass Bravecto der Wirkstoff von Scalibor ist. :roll:
Das war dann ein Missverständnis meinerseits. Nur brachtest du Bravecto ins Spiel, obwohl es doch vorher um Scalibor mit dem Wirkstoff Deltamethin ging. Da ich nicht wusste, dass Bravecto ein Markenname eines anderen Medikaments ist ging ich davon aus, dass dies ein Wirkstoff ist.
Sorry.
Meine Frau und ich sind von Scalibor vollkommen überzeugt. Aber letztlich muss da ein jeder selbst entscheiden. Unser Tierarzt, der eher für ein Vertreter der "sanften Medizin" ist schwört darauf. Wenn es ihm ums Geld ginge würde er doch wohl eher zu Spot-on Präparaten greifen.
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Ny Hinnerk hat geschrieben: Nur brachtest du Bravecto ins Spiel, obwohl es doch vorher um Scalibor mit dem Wirkstoff Deltamethin ging.
Nein, Hinnerk, Bravecto brachten die Threadersteller Kerstin und Dirk im Eingangspost ins Spiel. :wink:
KERSTINUNDDIRK hat geschrieben:Wir als Wildhandel haben unsere mit Bravecto gedopt (ich weiß, dass ist doof, aber letztendlich die Entscheidung zwischen Pest und Cholera).
Aber wenn wir zwischen Bravecto und Scalibor entscheiden müssten, weil eine durch Zecken übertragene Krankheit kursiert, deren Risiken die von hochwirksamen Nervengiften überwiegen, würden wir der äußeren Anwendung den Vorzug geben.

Vereinzelt auch in Dänmark entdeckt ist eine neue Zeckenart, die bislang in der Türkei und Afrika beheimatet war: HYALOMMA :shock:
Die ist doppelt bis fünfmal so groß wie unsere nomalen Zecken und wartet nicht passiv auf Grashalmen auf ihre Opfer, sondern verfolgt sie aktiv und in hohem Tempo:
Die Hyalomma-Zecke ist fünfmal so groß wie der gemeine Holzbock, ihre Beine sind auffällig gestreift, sie kann schnell laufen und sie überträgt Krankheiten, die zum Tod führen können. [...] Hyalomma-Zecken sind sogenannte Jagdzecken. Sie haben Augen, mit denen sie gut sehen, laufen schnell auf ihre Opfer zu und können sie über eine Distanz von 100 Metern verfolgen.

NDR, 20.08.2018: Tropen-Zecke: Wie gefährlich ist Hyalomma? https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... ma100.html
Danmarks Radio hat im Juni darüber berichtet:
Men der er risiko for, at andre alvorlige sygdomme kan komme til Danmark i de kommende år, fordi flåt-arten Hyalomma marginatum kommer tættere og tættere på os. Arten er dobbelt så stor som den danske skovflåt. Den er almindelig i Tyrkiet og Mellemøsten, men er de seneste år blevet fundet gentagne gange i lande tæt på os. Blandt andet England, Tyskland og Finland.

DR, 02.06.2020: Trækfugle kommer med kæmpe-flåter: Kan bringe ebola-lignende sygdom til Danmark https://www.dr.dk/nyheder/viden/natur/t ... sygdom-til
Der Epidemiologe René Bødker, der am Institut für Veterinär- und Haustierwissenschaften an der Universität Kopenhagen durch Zecken übertragbare Krankheiten erforscht, hat bereits einige Exemplare in Dänemark entdeckt. Auf die erste wurde er durch eine Pferdebesitzern aufmerksam gemacht, die zwei seltsame große Zecken mit schwarz-gelb gestreiften Beinen von ihren Pferden abgesammelt hatte. Ein Projekt unter der Leitung der Universität Uppsala in Schweden überwacht auch dänische Zugvögel auf Zecken. Die Vogel-Station in Skagen, die am Monitoring für Dänemark beteiligt ist, hat selbst noch keine Hyalomma entdeckt. Jedoch würden auf etwa 10% der Zugvögel Zecken entdeckt, so dass man insgesamt von einer sehr großen Anzahl Zecken ausgehen könne.

Desweiteren kann man dem Artikel entnehmen, dass die Region Tisvilde Hegn auf Nordseeland eine Häufung von Zecken aufweist, die den Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis in sich tragen.

Nochmal explizit als Gefahr für Hunde wird auf die auffällige, bunte Auwaldzecke verwiesen (dänisch engflåten, Dermacentor reticulatus), da diese die gefürchtete "Hundemalaria" (Babesiose) übertragen kann. Die Auwaldzecke könne sich schon bald in Süddänemark ausbreiten, da sie in Norddeutschland bereits etabliert sei.
"Die Auwaldzecke ist von vergleichbarer Größe wie die heimischen Zecken, trägt aber eine graue Marmorierung auf dem Rücken. Und darauf sollte man achten", meint René Bødker. Insbesondere die Hundebesitzer. "Diese Zeckenart kann eine richtig gefährliche Erkrankung bei Hunden auslösen, die der Malaria beim Menschen ähnelt. Wenn sich diese Zecke in Dänmark ausbreitet, kann das vielen Hunden in Dänemark das Leben kosten", so der Wissenschaftler.

DR, 02.06.2020: Trækfugle kommer med kæmpe-flåter: Kan bringe ebola-lignende sygdom til Danmark https://www.dr.dk/nyheder/viden/natur/t ... sygdom-til


Keine Ahnung, wie viele Hunderte und mehr Zecken wir bislang - vor allem aber in den letzten Jahren und insbesondere in diesem - bei unseren Hunden (seltsamerweise weniger bei den Pferden) abgesammelt haben, aber weder die Riesen-Monsterzecken noch die auffallend Bunten waren bislang dabei *Schweiß von der Stirn wisch*.

Wenn das demnächst soweit sein sollte, gehe ich selbst nur noch mit einem selbstgenähten Anzug aus Scalibor-Halsbändern aus dem Haus. Und schlucke vorher eine Bravecto. :mrgreen:
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25örefan
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von 25örefan »

Zecken hatte unser Hund sowohl in D als auch in DK.
Viele Jahre haben wir uns gescheut, auf Chemie zum Schutz vor Zecken zurückzugreifen.
... bis es unseren Hund mit der durch Zecken übertragenen Anaplasmose infiziert wurde, mit der nicht zu spaßen ist . Glücklicherweise konnte die Erkrankung mit mehreren Antibiotika-Kuren in Schach gehalten werden. Seitdem bekommt er Advantix (Imidacloprid und Permethrin) welches in Kombi zweier Wirkstoffe Insektizide, akarizide Wirkung hat.
Nebenwirkungen gab es im Gegensatz zu den Halsbändern (lokale allergische Reaktionen am Applikationsort Hals) bisher nicht.
Leider können trotz manchmal gegenteiliger Behauptungen sowohl Halsbänder als auch Spot-On’s mit diesen oder ähnlichen Wirkstoffen systemische Nebenwirkungen haben. Da muß man halt abwägen.
Nochmal würden wir jedenfalls nach der Anaplasmoseerfahrung (Lahmheit, Schmerzen, zentralnervöse Störungen) nicht mehr auf einen chemischen Schutz verzichten. Zeckenbefall hatten wir unter Behandlung mit Advantix bisher im Gegensatz zu davor (trotz vermeintlich wirksamen Teebaumöl, Kokosöl, Knoblauch) nur in äußerst geringem Ausmaß.
Auch wenn die Werbung und auch Tierärzte manchmal anderes versprechen, häufiges Nasswerden, besonders Baden (bei einem Labrador wie unserem kaum zu vermeiden😄) verringert/ verkürzt leider nach meinen Recherchen*** die Wirkdauer.
***Siehe zu Advantix u.a. hier : https://www.vetpharm.uzh.ch/tak/05000000/00056909.01
Da leider trotz Behandlung trotzdem hin und wieder Zeckenbefall auftritt, sorgen wir dafür, diese möglichst schnell zu entdecken und zu entfernen, da Zecken schädliche Erreger erst nach einem längeren Zeitraum des Saugvorgangs ins Blut abgeben.
Beste Erfahrung haben wir dabei mit den O‘TOM- Zeckenhaken gemacht.
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von KERSTINUNDDIRK »

Aus diversen Hundeforen kenne ich ja die Meinungen schon. Letztendlich muss jeder selber entscheiden.

Advantix werde ich mir mal angucken.

Wenn unsere drei Bravecto behandelt sind, hat bis jetzt noch keine Zecke trotzdem angedockt. Und alle anderen Spot ons haben übelste Hautprobleme bei den Kleinen (3 kg) ausgelöst.

Das Halsband hatte ich bei meiner Dackeldame mal probiert (sie ist leider schon im Regenbogenland) und sie hat um das Halsband rum das Fell verloren.

Es ist alles irgendeine Chemie, aber ehrlich gesagt, ich würde das sogar auch nehmen, wenn es schützt. Hier haben so viele Borriliose. Und ich hatte schon so viele Bisse durch die Verarbeitung bzw. beim Zerlegen des Wildes. Die Armen hängen voll. Eigentlich sind wir froh, dass hinter uns lassen zu können.

Venlig Hilsen
Kerstin og Dirk
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Re: Hundevorsorge

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Eine, wie wir finden, sehr gute und differenzierte Betrachtung zu diesem (und auch sonst diversen veterinärmedizinischen Themen) bietet der Blog von Tierarzt Ralph Rückert:

Ralph Rückert, Tierarzt, 17.05.2020: Die Isoxazoline Bravecto, Nexgard, Simparica und Credelio: Nützlich, sinnvoll oder gefährlich? https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/d ... 3&ID=20972

Das Fazit, das man daraus ziehen kann: Es kommt darauf an! 100% Sicherheit und Wirksamkeit bei 0% Nebenwirkungen gibt es leider nicht - so ein "Mittel" müsste wohl erst noch erfunden werden.