Wie angenehm muß es sein, sich auf der Seite der Guten zu wähnen.
Nur ob‘s hilft:
Sagen wir es ganz deutlich: Das ist Wunschdenken. Die EU verursacht derzeit ca. 9 % der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen. 2030 sollen es nach den Plänen der Europäischen Kommission höchstens noch 7 % sein. Selbst wenn wir uns sehr ins Zeug legen, können wir den weltweiten Ausstoß von Klimagasen in zehn Jahren um ein bis zwei Prozent verändern. Selbst mit einer hohen CO2-Steuer in Deutschland fällt der Anstieg der Temperaturen weltweit maximal 0,1 °C geringer aus. Nach dem derzeitigen Stand wären das 3,2 °C statt 3,3 °C bis zum Jahr 2100. Wenn die deutsche Regierung ihren Reduktionsplan ehrgeiziger gestaltet, ruiniert sie allenfalls die Wirtschaft, aber sie ändert nicht das Weltklima.
Selbst die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens ändern daran wenig. Nehmen wir einmal an, die Staaten der Welt halten sich tatsächlich daran. Nach den Prognosen des Ölkonzerns BP und der internationalen Energieagentur wird sich der Ausstoß von Treibhausgasen dann bis 2040 weiter erhöhen, und zwar überall, ausgenommen in Europa. Die Folge: Ein Temperaturanstieg von mehr als 2,5 °C gegenüber dem Beginn des 20. Jahrhunderts wäre unvermeidlich.
1)
Mal nur auf CO2 bezogen:
Es besteht Einigkeit darüber, dass unsere Luft 0,038 Prozent CO2 enthält.
Wenn man wie momentan davon ausgeht, dass davon 70 Prozent natürlich und die restlichen 30 Prozent anthropogen (menschengemacht) sind, dann entsprechen diese 30 Prozent menschengemachten CO2-Anteils lediglich einem CO2-Anteil an der Gesamtluft von 0,0114 Prozent.
Der Anteil Deutschlands daran wird mit 3,1 Prozent angegeben.
Damit beeinflusst Deutschland 0,0003534 Prozent des CO2 in der Luft.
Wenn es schon nicht leicht erklärbar ist, Klimaveränderungen vorrangig/ hauptsächlich an Veränderungen des 0,038prozentigen Anteils von CO2 an der Gesamtluft festzumachen, dann fällt es noch umso schwerer, mit dem 0,0003534 prozentigen Anteil Deutschlands an den Veränderungen sämtliche Anstrengungen, zukünftige Einschränkungen, milliardenschwere Ausgaben und Steuerbelastungen Deutschlands zu rechtfertigen und in panisch überstürzter Eile voranzutreiben.
Nun könnte es ( und heißt es oft genug) Deutschland und Europa sollte/ soll eine Vorreiter-/@Vorbildrolle einnehmen.
Aber ob die restliche Welt darauf wartet und dem gar nacheifert?
So heißt hier:
Die Europäer betonen gerne, dass ihnen die Rolle der Wächter über die Menschenrechte und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zufällt. Nur erinnern sich ehemalige Kolonien wie Indien und Indonesien durchaus noch an das brutale Vorgehen europäischer Kolonialherren in vergangenen Zeiten. In China sind der Opiumkrieg und die ungleichen Verträge noch immer unvergessen. Davon mal abgesehen, blüht in China und Indien der Nationalismus. Viele Chinesen sind davon überzeugt, dass ihr Land nach dem Ausscheiden der USA Vorreiter des weltweiten Klimaschutzes ist. Indien ist stolz darauf, ihren Energiehunger hauptsächlich durch den Ausbau von erneuerbaren Energien zu stillen, allerdings gehen auch neue Kohlekraftwerke ans Netz.
Außerdem sehen Afrikaner und Asiaten zunächst die Europäer in der Pflicht, ihre Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. Schließlich haben sie bereits im neunzehnten Jahrhundert damit angefangen, riesige Mengen Kohle und Öl zu verbrennen.
Und man sollte auch nicht vergessen, dass Menschen in den Schwellenländern nicht auf Strom, Autos, Flüge oder Fleisch verzichten wollen – also auf all die Dinge, die sich jetzt gerade erst leisten können. Sie werfen den Europäern und Amerikanern vor, fast zweihundert Jahre auf Kosten aller anderen gut gelebt zu haben, und jetzt plötzlich von aller Welt Bescheidenheit zu fordern. Die Schwellenländer sehen Ihren Beitrag zum Klimaschutz eher in neuen Technologien, zu denen auch moderne Kernkraftwerke gehören.
1)s. Link unten
Und auch der zitierte Capital-Artikel kommt zu dem Schluss:
Und es gibt Hunderte Millionen Menschen, die auch noch von einem Mittelstandsleben wie in Europa träumen. Sie wird man nur überzeugen können, wenn Europäer zeigen, dass Klimaschutz nicht mit Wohlstandsverlusten einhergeht.
https://www.capital.de/wirtschaft-polit ... aet-hapert
Und wer glaubt mit Verboten, Steuern und Strafen das Klima retten zu wollen, muß erstmal vor allem belastbare technische Alternativen haben. :
Irrtum:Die technischen Probleme des CO2-Ausstiegs sind gelöst. Die Politiker müssen nur die richtigen Rahmenbedingungen vorgeben (Stichwort CO2-Steuer).
Wie gerade erwähnt, steckt die Technologie des CCS noch in den Kinderschuhen. Das gleiche gilt für weitere wichtige Bestandteile des CO2-Ausstiegs. Hier einige Beispiele:
Der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft ist vorläufig noch zu teuer (Artikel in Spiegel Online).
Strom muss in ganz großem Maßstab gespeichert werden (zwischen 10 und 50 Terawattstunden), um einige Wochen winterlicher Windstille auffangen zu können (Stichwort: Dunkelflaute), wenn man nur erneuerbare Stromquellen zulassen will.
Für den internationalen Flug- und Schiffsverkehr gibt es bisher kein tragfähiges Ausstiegs-Konzept.
Die technischen Voraussetzungen für einen schnellen CO2-Ausstieg in Deutschland hat Volker Quaschning von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Technik bereits im Jahr 2016 vorgerechnet (hier mein Blogbeitrag dazu). Ergebnis: Sie haben kaum Chancen, realisiert zu werden.
Wenn man bedenkt, dass für die Lösung all dieser Probleme allenfalls fünf Jahre zur Verfügung stehen, darf man daran zweifeln, ob sich technischen Anlagen schon rechtzeitig entwickelt und gebaut werden, wenn man nur die richtigen Gesetze erlässt
1)s. Link unten
Dazu gesellt sich die Fragwürdigkeit der Lenkungsmaßnahmen, die auf die Brieftasche der Bürger der Bürger abzielen:
Zum Thema CO2-Steuer: man möge mir nachsehen, dass ich es für abwegig halte, die Welt mit dem Erheben von Steuern retten zu wollen. Zum einen werden die Menschen sich kein neues Auto zulegen, nur weil das Benzin 20 Cent teurer wird, und sie werden auch ihre Heizung nicht früher umbauen. Die Kosten wären jeweils viel zu hoch. Der Lenkungseffekt wird überschätzt, zumal wenn das Steueraufkommen nicht für den Umbau der Energiestruktur verwendet wird, sondern lediglich umverteilt wird (abzüglich des Verwaltungsaufwands natürlich). Außerdem interessiert es die übrige Welt nur sehr am Rande, welche Steuern wir in Deutschland erheben.
1)
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwer ... iskussion/