Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

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Callista
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Callista »

Passend zum Thema lese ich gerade in der Zeitung, dass in unserem Landkreis für den Aufbau klimastabilerer Wälder, die "massiv unter Vitalitätsverlust" leiden, Fördergelder zur Verfügung gestellt werden. Zuschüsse gibts fürs Mulchen von Flächen vor Neupflanzungen, für Nachpflanzungen von hitzeresistenten Bäumen und für Wildschutzzäune zum Schutz vor schädigendem Wildverbiss.

Zwar ist Wald nicht mit Heide und das Klima im Bergischen Land nicht mit dem in Westjütland zu vergleichen, dennoch finde ich es bemerkenswert, dass "Wissenschaftler" im Husby-Naturnationalpark genau gegenteilige Maßnahmen für sinnvoll halten. Dort sollen Tiere nicht aus-, sondern eingesperrt werden. Dort ist Rinde abschälen, Boden zerwühlen und junge Triebe abfressen ausdrücklich erwünscht. Und von riesigen
Flächen, auf denen angepasste, insektenfreundliche Planzen wuchsen, wird jahrelang mittels dicker Plastikfolie jegliches Leben
ferngehalten.
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Stimmt. Wie die "Natur" aussieht, wenn domestizierte Rinder in ihrem abgesperrten Areal nicht genug zu fressen finden und in ihrem Überlebenskampf dann die Bäume in Höhen von bis zu 2m abschälen, kann man auf den Fotos in diesem DR-Bericht über die Situation in Mols Bjerge sehen:

Je wilder, desto besser? Ausgehungerte Tiere haben eine Debatte über Rinder und Pferde als Naturpfleger entfacht:

DR, 19.03.2021: Jo vildere, jo bedre? Udsultede dyr har sat gang i debatten om kvæg og heste som naturplejere https://www.dr.dk/nyheder/indland/jo-vi ... -heste-som

Und was noch äußerst befremdlich ist: Im Kampf gegen die Kartoffelrose legt ausgerechnet das dänische nationale Umweltamt Naturstyrelsen den dänischen Grundeigentümern den Einsatz von Roundup nahe:

Ungewöhnliche Aufforderung des Umweltamtes: Nimm Roundup zur Bekämpfung der Kartoffelrose

DR, 09.04.2016: Usædvanligt tiltag fra Naturstyrelsen: Brug Roundup mod hybenrosen https://www.dr.dk/nyheder/regionale/syd ... hybenrosen

LandbrugsAvisen, 11.04.2016: Naturstyrelsen: Brug Roundup mod hybenrosen https://landbrugsavisen.dk/naturstyrels ... hybenrosen

Dabei zeigten sich die dänischen Wasserverbände bereits 2011 über die Funde von Glyphosat und den Beistoffen von Roundup in dänischen Trinkwasserbrunnen besorgt.
Die Trinkwasserverbände finden immer mehr Spritzgifte in den Trinkwasserbohrungen, wie neue Zahlen belegen. Unter den alarmierenden Stoffen befindet sich auch der Favorit von Landwirten und Gartenbesitzern: Roundup. Wir stehen vor einem großen Problem, lautet es von den Wissenschaftlern. [...] Besonders besorgt zeigen sich die Experten darüber, dass man mittlerweile auch Glyphosat, die aktive Komponente von Roundup, im Trinkwasser nachgewiesen hat. "Wenn wir den Verbrauch unserer Spritzgifte nicht runterfahren, können wir kein sauberes unbehandeltes Trinkwasser mehr liefern", warnt Carl-Emil Larsen.

ING, 24.11.2011: Bekymrede forskere: Sprøjtegiften Roundup har ramt drikkevandsboringer https://ing.dk/artikel/bekymrede-forske ... ger-115866
Merkwürdiger "Naturschutz". Dann doch lieber die Kartoffelrose, samt ihrem Juckpulver für alle, die sie mit vollkommen unverhältnismäßigen Mitteln bekämpfen. Werde mir gleich noch ein paar Stecklinge aus meinem Bestand ziehen. :wink:
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25örefan
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von 25örefan »

Wie soetwas ausgehen kann, wenn man glaubt das Rad kleinflächig mit Zaun drumherum zurückdrehen zu können, zeigt eindringlich das „Naturschutzgebiet“ Oostvaardersplassen in den Niederlanden.
https://www.daserste.de/information/pol ... o-102.html
"Es sieht der Mensch die Welt fast immer durch die Brille des Gefühls, und je nach der Farbe des Glases erscheint sie ihm finster oder purpurhell."
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Callista
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Callista »

Noch drastischere Bilder gibts in diesem Film (mit deutschen Untertiteln) am Ende des Artikels :

http://fvnj.eu/oostvardersplassen-neue-natur-oder-tierquaelerei-in-den-niederlanden

Eingezäunte Natur ist eben NICHT pure Natur.
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Tatzelwurm2 »

Hej,

was sind das für Fach Idioten, die da im den dänischen Ministerien planen
und arbeiten,
aber
zum Glück gibt es ja hier im Forum kompetente Fachleute, die das alles viel, viel besser wissen
und viel besser vorausschauen können.
Dazu werden dann nur die Artikel verlinkt, die die entsprechende Meinung wiedergeben.
Ist dann so wie bei machen Gutachten, wer die bezahlt, bekommt die entsprechende Bewertung.

Detlef
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25örefan
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von 25örefan »

Und Du so, was ist Deine Meinung, wie ist Dein Gutachten?
"Es sieht der Mensch die Welt fast immer durch die Brille des Gefühls, und je nach der Farbe des Glases erscheint sie ihm finster oder purpurhell."
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Polly
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Polly »

Hej zusammen :)

Ich trage meine Gedanken schon einige Tage mit mir herum. Musste jetzt mein Schneckenuralt - Tablet neu starten, weil mein neues Gerät und mein älteres Gedächtnis das Passwort nicht mehr zusammen bekommen.

Ich bin ja auch so ein verträumtes Wesen, das gerne bestehen lässt was sich bewährt.
Zu diesem Thema erwische ich mich jedoch bei überraschend frischen Gedanken.
Ich habe überlegt, was denn sonst in dieser rauen Küstennähe überhaupt an Vegetation in Frage käme?
Tatsächlich gibt es eine Reihe an Pflänzchen, die durchaus eine Bereicherung wären. Pflänzchen, die ich nicht kannte. Weil das Erscheinungsbild üblicherweise ja wirklich aus wilder Rose, Heide und Gräsern besteht. Fast selbstverständlich ohne das hinterfragt wird, warum eigentlich ... ist halt so. Gehört zur Urlaubsdestination...Wir lieben es ja. :mrgreen:

Ich hatte die Absicht, alle aufzuführen ... irre. :D
Also alle hier aufgeführt:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Strandpflanze


Die Kartoffelrose:
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Kartoffel-Rose
Die Kartoffelrose als invasiver NeophytProblematik

Die Kartoffelrose ist insbesondere in großen Abschnitten der Nordseeküste landschaftsprägend. Luftbildaufnahmen belegen, dass sich das Verbreitungsgebiet der Kartoffelrose in Dänemark seit über 50 Jahren kontinuierlich erweitert, es gibt keine Hinweise darauf, dass die Bestände überaltern und wieder verschwinden. Der wichtigste Ausbreitungsmechanismus ist dabei das klonale Wachstum.

Die Art verändert das Landschaftsbild sowie die Lebensgemeinschaften von Dünen und Küstenheiden.[4] Sie verdrängt vor allem kleine und lichtbedürftige Küstenarten und kann auch in die deutlich artenreicheren Sanddornbestände eindringen und diese zurückdrängen. Von den Arten, die generell selten und schützenswert sind, wird besonders häufig Stranddistel, Krähenbeerheide, Sand-Lieschgras und Bibernellrose verdrängt.[5] Aus Gründen des Arten- und des Biotopschutzes sind Vorkommen von Kartoffel-Rosen in Dünen und Küstenheiden daher unerwünscht.
Niemand muss also befürchten, dass sie gänzlich aus dem Bild unserer Urlaubslandschaft verschwindet.
Aber während wir wieder gen Heimat reisen, freuen sich heimische Tiere eines Tages und hoffentlich darüber, nicht mehr jeden Tag Leberwurst essen zu müssen.

Es wird ein langer Weg werden aber es spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, der Nahrungskette einen Frischekick zu verpassen.
Ich habe auch in anderen Themen angesprochen, dass unsere Natur leidet ...ein Umbruch zur Vielseitigkeit kann nicht von Schaden sein.
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Polly
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Polly »

...Flächen, auf denen angepasste, insektenfreundliche Planzen wuchsen, wird jahrelang mittels dicker Plastikfolie jegliches Leben
ferngehalten.
Nach meinem Verständnis wird ja nicht jeder Wildwuchs Plan gemacht.
Es wird exakt die von Wildrosen kompakt bewucherten Flächen betreffen. Und sicher nicht alle. Und noch weniger alles auf einmal. Der Tisch muss bis zum nächsten Mahl gedeckt bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Insekten auf Diät gesetzt werden.

Ja, es mutet zunächst bedrückend an aber wenn die Perspektive bunter und nahrhafter sein kann, dann ist es in Kauf zu nehmen.
Ich hoffe, es gelingt.
Callista
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Callista »

Die Rewilding-Idee, also dass sich Natur ganz von allein regelt, ist offensichtlich überall auf dem Vormarsch. Wird ja auch mit EU-Geldern gefördert und man erhofft sich durch diese Wilde-Welt-Naturparks kräftige Zuwachsraten beim Tourismus.

Allerdings sind auch einige
Rewilding-Experimente nach anfänglichen Erfolgen gescheitert. Der MDR berichtete über das Natur-schutzgebiet "Wilde Weide" in Thüringen, wo ebenfalls zahlreiche ausgesetzte Rinder verhungerten und Brutvogelbestände empfindlich eingebrachen. https://www.mdr.de/investigativ/wilde-w ... n-102.html
In Oostvaardersplassen wird erwogen, die Gatter an einigen Stellen zu öffnen und Korridore zu anderen Naturparks zu schaffen, damit die Tiere bei Bedarf eine Chance zum Ausweichen bekommen. Im Yellowstone-National-park wurden vor Jahren Wölfe ausgesetzt mit dem Ziel, die vielen Hirsche "auf natürliche Weise" zu dezimieren. Das funktionierte leider nur so lange, bis alle Hirsche aufgefressen waren; danach verschwanden auch die Wölfe wieder.

Schwedische Forscher haben - unter dem Eindruck von Plänen, die Rentierweide im Norden des Landes für ein neues Rewilding-Experiment zu nutzen - Prognosen erstellt: Biber und Dachse würden mit dem Populations-
zuwachs von Wölfen verschwinden, der Rotfuchs würde den kleineren und weit selteneren Bergfuchs verdrängen und der Elchbestand würde ohne Jagd stark wachsen, was im kargen Lappland enormen Schaden an der Vegetation befürchten lässt. Die wahren Gewinner würden - in Kombination mit dem Klimawandel - Wildschweine und Gänse sein.

Wenn es mit dem Rewilding schon in großen Arealen nicht immer klappt - wie soll es dann auf 9,6 eingezäunten Quadratkilometern der Husby-Klitplantage funktionieren? Oder ist eine Wildtierbrücke zur Strasøplantage geplant?
Theo
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Theo »

Hallo!

Mein erster Beitrag in diesem Forum passt so denke ich gut hierher. Meine Frau und ich betrachten die dänische Nordseeküste und da insbesondere Vester Husby nach unzähligen Dänemarkurlauben seit Anfang der 1970er Jahre fast als unsere zweite Heimat.
In den letzten 50 Jahren hat sich recht viel in Vester Husby getan. Viele alten Häuser existieren nicht mehr, wurden saniert oder abgerissen und neu errichtet. Zudem wurde der ganze Ferienhausbereich erweitert und wird es weiterhin. Aber dies nur nebenbei.

Zur Husby Klitplantage allgemein:
Ich meine zu recht behaupten zu können, dass ich dieses Naturreservat sehr gut kenne und auch die Bereiche, die nur zu Fuß erwandert werden können. Die Hauptwege sind heute im Gegensatz zu früher mit Feinschotter bzw. Split versehen und im Gegensatz zu dem an der südlichen Grenze grob geschotterten Græmvej sehr gut mit dem Rad zu befahren. Zudem ist das Wegenetz in den vergangenen 20 Jahren weiter ausgebaut worden. Die Beschilderung der versch. Wanderrouten ist vorbildlich. Dennoch sind selbst in der Hochsaison stets nur wenige Menschen in der Klitplantage anzutreffen, so wenige, dass man sich unterwegs grüßt.

Zur Kartoffelrose (Klitrose, Heckenrose):
Die Kartoffelrose ist in allen Dünen-und Küstenbereichen Dänemarks anzutreffen. Ich finde sie mit ihren duftenden Blüten recht schön. Zudem sind sie eine wertvolle Bienenweide. Nie hatte ich den Eindruck, dass diese Pflanzenart irgendwo ins Uferlose wächst und andere heimische Pflanzenarten verdrängt.

Was nun die Beseitigung der Kartoffelrose im Rahmen des angesprochenen EU-Projekts betrifft: Da werden EU-weit nach Möglichkeiten gesucht diese invasive Pflanzenart in ihrer Ausbreitung zu beschränken und da wo sie tatsächlich einheimische Pflanzenarten zurückdrängt zu beseitigen. Dänemark hat sich an diesem Programm beteiligt und in der Husby Klitplantage großflächig die Kartoffelrose mit Unkrautfolie/Flies versucht diese zu ersticken. Dieses Versuchsprogramm fand in der Husby Klitplantage nur abseits des offiziellen Wegenetzes im nordwestlichen Teil der Plantage im Dünenbereich statt und wurde bereits 2018 abgeschlossen. Ich habe das gesamte Versuchsareal mühsam zu Fuß erkundet und keinen Fetzen Folie entdecken können. Was da in dem ausgewiesenen Versuchsgebiet der Klitplantage 2017/2018 vorging kann ich nicht sagen, weil ich diese Gegend seinerzeit nicht gänzlich durchstreift habe.
Die Kartoffelrose ist jedenfalls in der Plantage insbesondere in den Dünenbereichen weiterhin präsent aber keineswegs dominant.
Alle Aufregung umsonst?

Zäune und Tore: Es gibt zweierlei Zäune in der Klitplantage. Zum einen sind es Elektrozäune mit denen Vieh, das da eines Tages ausgesetzt bzw. ausgewildert werden soll in den für sie bestimmten Bereichen gehalten werden sollen. Wege die durch diese Bereiche führen wurden mit Toren versehen damit die Tiere nicht ausbüchsen. Für Wanderer und Radfahrer sind selbstschließende Tore vorhanden so dass diese nicht ausgesperrt werden.
Diesem Vorhaben stehe ich ablehnend gegenüber, da es in der Klitplantage keinerlei Weideflächen im herkömmlichen sinne gibt. Sollen sich da Kühe von Kartoffelrosen, Brombeergestrüpp, Heidekraut und anderem niederen trockenen und stacheligen Pflanzen ernähren? Und wie kommt das Vieh an Trinkwasser?
Ich sehe in Gedanken schon jetzt die entsetzten Gesichter von Touristen denen in der Klitplantage ausgemergelte und sich kaum auf den Beinen haltenden Rinder begegnen. Und das Vieh wird sich in Gedanken sagen „Bitte erlöst mich von dieser Qual und fahrt mich endlich zum Schlachthof“.

Dann gibt es aber noch Bereiche, die mit nicht elektrifizierten niedrigen Drahtzäunen (zwei Drähte, ca. 70 cm hoch) eingezäunt sind. Diese Zäune sollen dem Wild Schutz bieten. Ich kam darüber mit einer Art Ranger in einer Uniform ins Gespräch der in der Plantage patrouillierte und der deutschen Sprache halbwegs mächtig war. Dieser erzählte mir, dass diese Zäune nicht dazu dienen, dass das Wild nicht aus den eingefriedeten Bereichen ausbricht sondern die Touristen nicht noch mehr illegale Trampelpfade durch die Plantage anlegen und in den Rückzugsgebieten das Wild aufscheuchen. Am schlimmsten aber würden es Radfahrer mit elektrisierten und mit Ballonreifen ausgestatteten Montainbikes treiben, die ohne jede Rücksicht auf die Natur durch die Schutzgebiete brettern und dafür teils in organisierten Gruppen anreisen.

Mich haben diese Zäune nicht im geringsten gestört. Als Radfahrer und Wanderer habe ich abseits der offiziellen Wege ohnehin nichts verloren. In den Dünenbereichen der ostfriesischen Inseln z.B. ist das ja nicht anders.

Im Eingangsbeitrag erwähnte Rodungen
Ja, die haben stattgefunden und fanden auch schon vor 30 Jahren statt wie in anderen „kultivierten“ Wäldern auch. Würde man den Wald sich selbst überlassen entwickelt der sich zum Urwald. Das ist ja manchmal auch gewollt Problem ist nur, dass sich auf dem kargen Sandboden von selbst nur schwer neuer Wald entwickeln kann. Der vorhandene wurde ja auch künstlich angelegt. Und so wurden und werden auf den gerodeten Flächen neue Schonungen mit einer anspruchslosen Kiefernart angelegt.

Ein weiterer Grund für die Rodungen: Es sollen durch Erdaushub acht Feuchtgebiete in der Klitplantage geschaffen werden die zwar in der Sommerzeit weitestgehend austrocknen können, ansonsten aber die Brutbedingungen für eine Vielzahl von Amphibien, Insekten, Vögeln und Pflanzen fördern und als Feuchtigkeitsspender dienen sollen
.
Was den Zustand der Wege in der Husby Klitplantage betrifft: „Von schwerem Gerät zerstörte Wegen“ war während unseres Urlaubs nichts zu sehen. Da sah das vor 30 Jahren noch anders aus.

Hier ist das (ehemalige) Versuchsgebiet zur Kartoffelrosenbeseitigung eingezeichnet (letztes Bild). Aber wie gesagt, da existiert kein Zipfel Folie mehr:

Bild

Bild

Bild

Bild

(Aufgenommen von der Infotafel der Aussichtsdüne Marens Maw)

Weitere Infos:
https://m.vestkystnatur.dk/oplev/indsat ... nket-rose/

https://naturstyrelsen.dk/naturbeskytte ... estkysten/

(den themenrelevanten Links nachgehen!)
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25örefan
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von 25örefan »

@Theo
👍👍👍
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Wattenkieker
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Wattenkieker »

Hallo Theo,
sehr gut geschrieben und beschrieben. Ich kann deine Angaben nur bestätigen. Wir waren nach langer Abstinenz auch einmal wieder in Vester Husby. Da habe ich wie in früheren Jahren mit dem Rad und zu Fuß die Klitplantage durchstreift. Es ist in der Tat keine so genannte Unkrautfolie zur Beseitigung der Kartoffelrose mehr zu sehen oder irgendetwas, was auf eine maschinelle Beseitigung der Pflanze hindeutet. Von schwerem Gerät aufgewühlte Wege ist ebenfalls nichts zu sehen.
Ganz im Gegenteil wurden die Wege durch die Plantage in den letzten Jahrzehnten sehr verbessert wovon insbesondere Radfahrer profitieren. Auch wurde dieses Wegenetz noch erweitert und besser beschildert. Ich habe die Wege aus früheren Zeiten jedenfalls in schlechterer Erinnerung.

Apropos Rodungen: Die sind in einem Kulturwald zu dessen Erhalt erforderlich. Sofern dann für Neuanpflanzungen oder wie in der Klitplantage gerade erfolgt Feuchtgebiete für Vögel und anderes Getier angelegt wird ist das doch nur zu begrüßen.

Ob Veränderungen positiv bewertet werden liegt immer im Auge des Betrachters. Um eine objektive Bewertung abzugeben sollten aber immer die Hintergründe erfolgter oder geplanten Neuerungen oder Veränderungen in die Meinungsbildung einbezogen werden. Was die Gatter betrifft, die die Radfahrer in der Plantage hin und wieder „ausbremsen“ (beim Durchfahren zwei bis drei): Ich fühlte mich dadurch nicht gestört, auch wenn ich den Grund für diese Gatter (Beweidung) nicht gutheißen kann.
In den Dünenlandschaften unserer deutschen Nordseeinseln werden doch Wanderer wesentlich stärker in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Und auf den Nordseedeichen müssen Wanderer wegen der Schafe auch Tore öffnen und schließen. Ganze Strandabschnitte sind da während der Brut-und Setzzeit für Menschen absolut tabu.

OK, es sind in der Husby Klitplantage auch „Kampfradler“ unterwegs die mit verkniffenem Gesichtsausdruck nur geradeaus blickend die Plantage als Trainingsgebiet für den Radsport nutzen und für die Natur kein Auge haben. Da ist natürlich jedes Hindernis ärgerlich, auch der mitten auf dem Weg geschobene Kinderwagen. Eine Frechheit so was! Was haben Mütter mit ihren Zwergen im Wald verloren?
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

PFAS: Aus für 43 von 60 Beweidungsprojekten zur Landschaftspflege an dänischen Küsten

"Das Ende der Weidetierhaltung" wird nicht vom Wolf, sondern vom Menschen verursacht - das betrifft jedenfalls 43 von 60 staatlichen Landschaftspflegeprojekten mit Weidetieren an dänischen Küsten. Im Januar ermittelte das Umweltamt Naturstyrelsen grenzwertüberschreitende PFAS-Werte in 60 von 67 Proben aus dänischen Küstengebieten, in denen Weidetiere zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Dabei ergaben die Proben, dass sich die schwer abbaubaren Chemikalien nicht nur im Erdboden anreichern, sondern auch im Gras sowie im Blutkreislauf der Weidetiere nachgewiesen wurden.

Bei Kindern schade die Stoffgruppe PFAS dem Immunssystem, während sie bei Erwachsenen zu erhöhten Cholesterinwerten und Fruchtbarkeitsstörungen führen würde. Hohe Konzentrationen erhöhten zudem das Krebsrisiko. PFAS kämen u.a. in Lebensmittelverpackungen, Löschschaum und Imprägniermitteln zum Einsatz und würden aufgrund ihrer schlechten Abbaubarkeit auch als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet.

2021 seien in Korsør hohe Blutkonzentrationen bei Einwohnern nach dem Verzehr von Fleisch festgestellt worden, welches von Weidetieren von kontaminierten Flächen stammte.

PFAS können über Staubpartikel eingeatmet und über Getränke und Nahrung aufgenommen werden, wo sie sich über die Lungen und den Verdauungstrakt im Körper ausbreiten. Bei Schwangeren gehen sie auch in das Fruchtwasser und nach der Geburt in die Muttermilch über. Weil der Körper kaum fähig zur Ausscheidung der Stoffgruppe ist, reichert sich die Chemikalie im Körper an. Je nach Art wird die Halbwertszeit der Stoffgruppe auf zwischen zwei und acht Jahren beziffert.

Einer Rundfrage unter dänischen Kommunen zufolge liegt das Grundwasser in jeder fünften Kommune über dem Grenzwert - sowie bei vier von fünf Regenwasserproben.

Mit Karte über die betroffenen Regionen: TV2 Nyheder, 14.04.2023: PFAS-fund i græs og blod sætter stop for græssende kvæg https://nyheder.tv2.dk/politik/2023-04- ... ende-kvaeg
Callista
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Callista »

Im Turist-Guide steht, dass die Neugestaltung und Ganzjahres-Beweidung der Husby-Klitplantage den Besuchern "eine Vielzahl von Natur-Erlebnissen" ermöglichen soll. Wir sind vor Ort und sehen uns die Veränderungen an.

Man radelt und wandert jetzt an Elektro-Zäunen entlang. Für ihre Errichtung wurden breite Schneisen geschlagen. Auf einer kleinen Rad-Rundtour mussten wir 8 Mal absteigen, um Gatter zu öffnen. Eine 8 - 10 Mal zu betätigende Pumpe öffnet die Tore. Fans von Hindernis-Parcours und Trimm-dich-Geräten werden ihre Freude haben. Für schlanke Wanderer und Wanderinnen gibt es Durchlässe.

Was ist mit den ursprünglichen Bewohnern der Klitplantage, mit Rehen, Füchsen, Hasen usw. ? Sind die jetzt ein- oder ausgesperrt? Versorgen die sich jetzt in den Gärten der angrenzenden Ferienhäuser?

Vielleicht siedelt sich ja, wie es erhofft wird, die Zauneidechse in der Klitplantage an. Das Angebot an Zäunen ist ja groß.

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Theo
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Re: Zäune in der Husby Klitplantage bei Vester Husby

Beitrag von Theo »

Callista hat geschrieben: 08.06.2023, 12:48 ... Man radelt und wandert jetzt an Elektro-Zäunen entlang. Für ihre Errichtung wurden breite Schneisen geschlagen. Auf einer kleinen Rad-Rundtour mussten wir 8 Mal absteigen, um Gatter zu öffnen...
Na, so dramatisch wie du es beschreibst sieht es in der Husby-Klitplantage nun wirklich nicht aus. Ich hatte ja bereits beschrieben, wie wir die Klitplantage im letzten Sommer vorfanden. Wir hatten unser Ferienhaus wie immer direkt nebenan. Und so war ich in den Abendstunden dort häufig per Rad unterwegs. Als Radfahrer muss ich in der Husby-Klitanlage nicht ein einziges Gatter öffnen. Die sind nur für Fahrzeuge der Waldarbeiter bestimmt. Neben jedem Gatter befindet sich ein durch eine Metallfeder selbstschließendes Tor ähnlich wie auf den Nordseedeichen in Deutschland. Und, ist es so schlimm mal vom Fahrrad abzusteigen?
Im übrigen musste ich während keiner einzigen Rundfahrt in der Plantage acht Tore überwinden. Im übrigen halten diese Tore vielleicht einige der „Kampfradler“ von der Klitplantage zurück die nicht selten ohne Rücksicht auf Verluste durch die Wallachei rasen. Die neuen Zäune verhindern zudem, dass sich Leute mit Geländefahrrädern und teils E-Unterstützung verbotenerweise quer durch das Gelände kämpfen.

Ja und es gibt Schneisen und größere Waldeinschläge/Rodungen. Die sind aber notwendig. Aber bevor ich mich wiederhole:

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