Nun scheint auch die Debatte in Dänemark weiter in Gang zu kommen:
https://www.change.org/p/hilf-mit-und-r ... u/17937947
Hier die deutsche Übersetzung des Beitrags:
Wer A gesagt hat, muss nicht zwingend B sagen. Er muss erkennen können, dass A vielleicht nicht richtig gewesen ist.
Wir BELTRETTER sind eine Initiative, der sich bereits zahlreiche Gemeinden, Parteien, Unternehmen, Organisationen und Vereine in Norddeutschland angeschlossen haben. Und wir werden immer mehr. In Gärten, auf Feldern, an Straßen in Norddeutschland stehen bereits mehr als 15.000 blaue Holzkreuze. Sie sind das Symbol des Widerstands gegen das geplante gigantische Bauprojekt Belttunnel. Und auch diese werden immer mehr. Uns alle hier eint, dass wir davon überzeugt sind: Der Fehmarnbelttunnel wäre ein verhängnisvolles, unwirtschaftliches, hoch riskantes, der Umwelt massiv schadendes Projekt. Und wir sind erleichtert, dass auch in Dänemark endlich eine Diskussion zu diesem Milliarden-Projekt aufflammt. Insofern bedanken wir uns für die hier in dieser Zeitung veröffentlichten Diskussionsbeiträge.
Allerdings irritiert uns die Wortwahl. Da werden Begriffe wie „Schützengräben“ und „Schlammschlacht“ benutzt. Ebenso irritierend ist für uns das Verhalten der staatlichen dänischen Tunnelbaufirma Femern A/S. Unserer Meinung nach hat sie ein beängstigendes Eigenleben entwickelt. Sie handelt und kommuniziert zum Selbsterhalt. Und investiert offenbar hohe Budgets in Kommunikationskampagnen, die auf Politiker in Deutschland und Dänemark sowie auf die Bevölkerung beider Länder einwirken sollen.
Deutschland und Dänemark sind sich geografisch und im Herzen sehr nah, unterscheiden sich jedoch auch in vielen Punkten. Bei uns in Deutschland leben mehr als 80 Millionen Menschen auf teilweise sehr engem Raum. Das Leben in Deutschlands Metropolen ist oft laut. Die gesamten Belastungen für den einzelnen Bürger und Familien sind sehr hoch geworden. Sie leiden unter Lärmbelastungen, Lichtverschmutzung und immer stärkerem Verkehr. Umso wichtiger werden Ausgleich und Erholungsgebiete. Ich glaube, in Dänemark nennt man so etwas „hyggelig“.
Ostholstein und auch die kleine verletzliche Insel Fehmarn sind solche Orte des Rückzugs und der Entspannung. Hier lebt man daher hauptsächlich vom Tourismus. Er ist die Existenzgrundlage so vieler Menschen hier. Viele Unternehmen sind Familienbetriebe. Ihnen würde die Existenzgrundlage entzogen, entstünde hier wirklich eine der größten und unserer Meinung nach riskantesten Baustellen Europas. Wenn ich dann in Leserbriefen von Tunnel-Befürwortern lese, wir hätten hier keinen Tourismus, empfinde ich das als einer der vielen Ferienvermieter sehr respektlos und unerhört. Vielleicht sollen solche Aussagen aber auch die öffentliche Wahrnehmung in Dänemark manipulieren.
Uns wird zudem immer deutlicher: In Dänemark ist das deutsche Planungsrecht kaum bekannt. Es unterscheidet sich massiv vom Vorgehen in Dänemark. Hier bei uns reicht kein einfaches Gesetz, um mit dem Bauen beginnen zu können. Hier muss eine Sache bis ins Detail geplant sein. Erst dann gibt es eine Genehmigung. Beängstigend: Femern A/S scheint das deutsche Planungsrecht nicht zu kennen oder ignoriert es mit Vorsatz und bindet so seit vielen Jahren wertvolle Kapazitäten in deutschen Behörden. Unlängst wurden etliche – zum Teil eklatante – Planungsmängel gerügt. Das Land Schleswig-Holstein hat bei Femern A/S sogar eine bessere Qualitätskontrolle angemahnt.
Im Juli hat Femern A/S unseren Behörden eine überarbeitete Planung vorgelegt. Und auch sie weist wieder Lücken und halbherzige Angaben auf. Ist das Unprofessionalität? Oder nimmt man das deutsche Planungsrecht nicht ernst? Oder kennt man es gar nicht richtig?
So oder so: Da sollte man nervös werden. Als dänischer Steuerzahler, als dänischer Politiker und vor allem als dänischer Verkehrsminister. Wir BELTRETTER haben viele, viele Tage und Nächte damit verbracht, die Unterlagen zu prüfen und den Menschen hier vor Ort zu helfen, ihre Sorgen und Fragen zu formulieren. In kurzer Frist sind etwa 14.000 Widerspruchsschreiben bei der zuständigen Behörde eingegangen.14.000!
Um dies einschätzen zu können: Jede so genannte „Einwendung“ umfasst etliche Seiten. Bei der Behörde in Kiel stapeln sich Pakete und Kartons mit Widerspruchsschreiben von Menschen, die diesen Tunnel nicht wollen. Zudem haben bereits mehr als 86.000 Menschen eine Petition gegen die geplante Beltquerung unterzeichnet. Der Widerstand ist immens. Und er wächst weiter. Und er wird in Klagen gipfeln. Ein Grund für diesen beeindruckenden Widerstand ist auch:
Die hier betroffene Region ist weitaus dichter besiedelt als das Gebiet auf der anderen Seite des Fehmarnbelts. Und die vielen betroffenen Menschen hier wollen und werden kämpfen.
Wir empfinden es als arrogant und inakzeptabel, wenn behauptet wird, in diesem so schönen Teil Deutschlands lebe kaum jemand und hier gäbe es keinen Tourismus. Die Wahrheit ist: Eine große Region lebt hier hauptsächlich vom Tourismus. Und die größte Baustelle Europas – über Jahre hinweg Urlauber vergraulend – wäre ihr Tod. Und wofür? Milliarden für einige Minuten Zeitersparnis?
Als gäbe es nicht viel dringlichere Probleme, die einer Lösung und Investitionen bedürfen. Unser Appell: Das Projekt muss endlich objektiv und unabhängig bewertet und auf den Prüfstand gestellt werden. Wer A gesagt hat, muss nicht zwingend B sagen. Er muss erkennen dürfen, dass A nicht richtig gewesen ist.