Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

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Steen1981

Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von Steen1981 »

Hallo liebe Forumsgemeinschaft,

meine Freundin und ich (beide um die 40) überlegen nach Süd-Dänemark auszuwandern, aufgrund der schönen Landschaft, netten Menschen und da wir uns in Deutschland schlichtweg kein passendes Eigentum leisten können. Wir arbeiten beide als Beamte bei der Stadt/dem Bundesland Hamburg und mit kaum größeren Eigenkapital und einer möglichen monatlichen Kreditrate von max. 1.500 € ist in Hamburg und weiterer Umgebung kaum etwas sinnvolles zu kaufen, zumal dann i.d.R. noch ein großer Sanierungsstau besteht und die Nebenkosten auch noch dazu kommen... und das alles dann für ein 75m² Mittelreihenhaus in einer kleineren "Satelitenstadt" in der Nähe von Hamburg oder eine 2-Zimmer Eigentumswohnung mit vll. 60m² in Hamburg, wo vorprogrammiert ist, dass man sich als paar nach einer gewissen Zeit auf die Nerven geht :wink: .

Aus u.a. diesen Gründen schauen wir seit einiger Zeit nach Immobilien in Dänemark, da hier (zumindest von den Kaufpreisen und den Immobilienzuständen) meist ein deutlich besseres Preisleistungsverhältnis als in Deutschland besteht. Wir haben uns auch schon versucht zu informieren (Youtube, Boliga, Pendlerinfo usw.), aber natürlich sind dann im Detail doch immer noch Fragen offen, welche vermutlich ein Steuerberater aus der Grenzregion am einfachsten klären könnte?

Ich schreibe mal auf, wie wir uns das in unserer (vermutlich naiven Art) vorstellen.

Wir kaufen ein schönes Haus in Dänemark bis 240.000 € (1.8 Mio. DKK), so in der Gegend um Padborg an der deutschen Grenze. Von hier aus würde man so ca. jeweils 2 Stunden mit dem Auto oder der Bahn bis nach Hamburg benötigen. Aufgrund der Möglichkeit den Arbeitsalltag im Homeoffice zu gestalten ist die Idee, eine kleine und günstige Wohnung zu behalten und von Dienstag bis Donnerstag in Präsenz in Hamburg zu sein und dann von Freitag bis Montag im Häusschen in Dänemark, quasi das man in der Woche jeweils einmal hin und zurück pendelt. Somit hätte(n) ich/wir dann jeweils einen Wohnsitz in Dänemark (Haus) und Deutschland (Wohnung in Hamburg).

Fragen:
Bei uns würde es ja weiterhin einen Wohnsitz in Deutschland geben, da wir auch ausschließlich in Deutschland arbeiten werden.

Als Beamte sind wir m.W.n. in Deutschland weiterhin krankenversichert und würden die Gesundheitskarte in Dänemark zwar erhalten, aber ohne einen echten Anspruch zu haben, richtig?

Kann man ein Haus in Dänemark auch mit einer deutschen Bank finanzieren? Ich habe hier widersprüchliches gelesen, gibt es da Empfehlungen von Euch?

Kann man sein Auto in Deutschland angemeldet lassen, ohne es in Dänemark anmelden zu müssen, quasi das man diese teure Nachversteuerung in Dänemark umgeht?

Was ich mich generell Frage, die Immobilienpreise sind schon deutlich attraktiver als bei uns in Deutschland, aber zahlt man das als Auswanderer (der weiterhin in Deutschland arbeitet) dann ggf. durch monatliche Mehrbelastungen (Steuern, höhere Gebühren beim Müll usw.) ggf. auf die Jahre gerechnet drauf?

Habt Ihr noch Hinweise, die wir in unseren Überlegen einbeziehen sollten?

Vielen Dank schon einmal im Voraus für eventuelle Antworten. Ich habe mich wirklich versucht im Vorwege zu informieren, aber vieles ist nicht so verständlich und ich hoffe, dass hier Menschen mit praktischen Erfahrungen Tipps geben können.

Viele Grüße
Steen81
steelfarmer
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Re: Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von steelfarmer »

Hallo,
ich würde Dir empfehlen das Forum hier zu durchforsten, da werden viele Deine Fragen beantwortet.
Wenn Du in DK lebst, bist Du auch in DK steuerpflichtig und es ist dann Dein Hauptwohnsitz. PKW musst Du dann innerhalb ein paar Wochen ummelden und das wird schon richtig teuer. Pendeln von DK nach HH wird auch nicht ohne.
Aber wie geschrieben, einfach hier im Forum stöbern…
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MBPUNKT
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Re: Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von MBPUNKT »

Eigentlich steht es mir überhaupt nicht zu, mich zu äußern, weil ich null Ahnung von der Materie habe.

Gleichwohl habe ich eure Geschichte mit einer gewissen Faszination gelesen.

Und, wen wundert's, natürlich mit dem letztendlichen Eindruck, das kann nicht gut gehen.

Einmal angenommen, ihr würdet eure finanziellen Möglichkeiten hier in Deutschland ausreizen, völlig egal jetzt, wie bescheiden die Hütte wäre.

Könntet ihr euch die im Vergleich zu DK ca. 25 % höheren Lebenshaltungskosten noch obendrauf leisten? Ihr stellt euch einfach vor, das Leben hier in D wäre ca. 25% teurer, weil es, wie man liest, in DK so ist.

Dazu kämen die Unterhaltungskosten für eine "kleine und günstige Wohnung" in Hamburg. Regelmäßige Fahrtkosten, Fahrzeugverschleiß. Läge auch das in eurem Budget immer noch drin?

Man muss ab 40 nicht gleich krank werden, gleichwohl kommen irgendwann höhere Gesundheitskosten auf euch zu. Jede einzelne Zahnkrone reißt ein Loch von hunderten Euro ins Budget.

Ich mag gar nicht darüber nachdenken, was noch alles an ungeplanten Ausgaben dazu kommen wird.

Aber ich bin auch ein Zögerer und Zauderer. Ich habe trotzdem gedacht, Bedenken vorzutragen kann in diesem Fall nicht schaden.

Und es wäre sehr interessant zu lesen, was Mitglieder schreiben, die das ganze Abenteuer schon hinter sich haben.
Ich kann mich ärgern, bin aber nicht verpflichtet dazu :!:
Pippilotta
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Re: Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von Pippilotta »

Um in DK ein Ganzjahreshaus kaufen zu können müsst ihr mehr als 180 Tage im Jahr in DK leben. Bei der genannten Konstellation ist dies ja auch der Fall. Da ihr aber eine zeitlang in DK arbeitet (homeoffice) müsst ihr unbedingt mit einem Steuerberater klären, wie dies steuerrechtlich angesehen wird – und ob diese Arbeit in DK angemeldet werden muss.

Gelbe Karte werdet ihr in DK bekommen und da diese nur vom Wohnsitz abhängt, ist diese auch voll nutzbar.

Auto: sobald ihr in DK einen Wohnsitz habt, muss das Auto innerhalb von max. 4 Wochen in DK registriert werden und die hohe Abgabe fällt an.

Haus in DK von einer deutschen Bank finanzieren lassen dürfte äusserst schwierig werden. Eventuell mit einem Grenzkonto, wie hier im Forum mehrfach diskutiert.

Die monatliche Mehrbelastung durch die doppelte Haushaltsführung, Fahrtkosten, höhere Lebenshaltungskosten in DK dürfte den eventuellen Preisvorteil beim Hauskauf wettmachen. Von der stressigen Transportzeit und dem „Nomadenleben“ in zwei Haushalten mal ganz abgesehen. Ich habe selbst mal 4 Jahre so gelebt und muss sagen, dass dieses Leben an die Substanz geht. Man ist nirgendwo richtig zu Hause, Freundschaften gehen daran kaputt. In Süddänemark ist es schwer als Deutscher in Kontakt zu Dänen zu kommen. Habe schon oft davon gehört dass es dort zu einer Art „Ghettobildung“ kommt („Klein Deutschland“).

Aufenthaltsgenehmigung: wenn ihr in DK leben wollt und euer Geld aus D bezieht, dann müsst ihr euch in DK als Selbstversorger anmelden und ca. 11.500 €/ Person nachweisen können.

Dürft ihr als Beamte überhaupt euren Hauptwohnsitz im Ausland anmelden?

Überlegt es euch gut, an eurer Stelle würde ich es nicht machen.
VG/ Pippi
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MBPUNKT
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Re: Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von MBPUNKT »

Ich melde mich nochmal zu Wort.

Ein Malermeister aus meiner Nachbarschaft hatte mehrere Jahre lang ein (Ferien-)Haus weiter oben in Ebeltoft zu günstigen Konditionen ganzjährig gemietet. Wann immer es ging, ist er mir der Familie dorthin.

Vielleicht wäre das auch eine Option, erst mal zur Miete in ein Haus zu ziehen. Um mal einen realistischen Geschmack von dieser Pendelei und der doppelten Haushaltsführung zu bekommen.

Apropos Homeoffice, ich weiß nicht, in welcher Behörde ihr arbeitet, aber bekämet ihr überhaupt grünes Licht von eurem Rechenzentrum, von ausländischem Staatsgebiet aus gesichert auf eure Server zugreifen zu dürfen?
Ich kann mich ärgern, bin aber nicht verpflichtet dazu :!:
Fritzi12
Mitglied
Beiträge: 10
Registriert: 06.10.2022, 04:43

Re: Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von Fritzi12 »

Ich sehe das nicht so negativ, wie die anderen Antworten hier bisher. In Deutschland werdet ihr es vermutlich niemals zu einer halbwegs akzeptablen Immobilie bringen können, so wie die Verhältnisse in diesem Land mittlerweile sind....in Dänemark hingegen schon. Allerdings halte ich auch diese Pendelei von Dänemark nach Hamburg dauerhaft für unrealistisch, weil zu teuer und zu aufwendig.

Als Beamte habt ihr natürlich so ziemlich die "schlechtesten" Berufe um ins Ausland zu gehen, aber wäre es denn nicht eventuell möglich, euch von Hamburg nach Schleswig-Holstein, insbesondere vielleicht nach Flensburg versetzen zu lassen? Ich habe keine Ahnung, ob sowas für Beamte möglich ist, aber dann wäre die tägliche Pendelei ja überhaupt kein Problem mehr.
Steen1981

Re: Paar überlegt nach DK auszuwandern - Fragen über Fragen

Beitrag von Steen1981 »

Vielen Dank für die vielen Antworten.

Ich komme langsam zu der Erkenntnis, dass die ursprüngliche Idee bei näherer Betrachtung wohl eher doch nicht umsetzbar sein wird. Hier kamen ja auch schon einige Hinweise, welche ich so noch nicht bedacht hatte (z.B. HomeOffice vs. steuerliche Fragen).

Im Eingangspost hatte ich ja schon die Vermutung geäußert, dass die Minderkosten bei einem Immobilienkauf dann evtl. durch die allgemeinen Lebenskosten (und teilweise doppelten Steuern) egalisiert werden könnten, was sich durch Info´s hier aus dem Forum (auch in anderen Threads) zu bestätigen scheint. Vermutlich muss man so ziemlich komplett auswandern, damit sich die Sache Lohnt.

Da in den Antworten auch einige Fragen aufkamen würde ich diese kurz beantworten wollen.

Ich würde eine Pendelei nicht so kritisch sehen, da ich das auch schon einige Jahre täglich von Lübeck nach Hamburg gemacht habe und in der Idee, wären das 2 Fahrten pro Woche gewesen, also aus meiner Sicht überschaubar. Da nun auch bald das 49 €-Ticket eingeführt werden soll, wären die Kosten ebenfalls überschaubar, zumindest bis zur Deutsch-Dänischen-Grenze und ab da hätte man ein Park & Ride machen können. Es sollte ja auch relativ grenznah bleiben mit dem Wohnort in DK.

Zum Thema Beruf, hier hätte ich mich im Detail informieren müssen, aber das wäre dann erst der nächste Schritt gewesen. Da man aber grundsätzlich nur den Wohnort/-Land wechselt und nicht die Staatsbürgerschaft, vermute ich, dass das möglich wäre. Man schwört ja auch auf die Verfassung und nicht den Wohnort. Da man sich in Deutschland über einen VPN-Tunnel aus dem Homeoffice einwählt, wäre dies sicherlich auch aus Dänemark möglich. Dem Server ist ja egal, welche IP-Adresse sich einwählt, also ich denke schon, dass sowas möglich wäre. Gibt ja auch Beamte die im Ausland (auch im HomeOffice) arbeiten und dort wohnen.

Bezüglich der Krankenkasse hätten wir gar kein Ansinnen, in die dänische zu wechseln, da wir beide eine private Krankenversicherung haben und ich durch z.B. entsprechende Zusatztarife 0 € bei der letzten größeren Zahnbehandlung von mehreren Tausend Euro dazuzahlen musste.

Wie gesagt, durch dieses Doppelsteuerabkommen wird das Thema für uns wohl eher doch nicht interessanter werden, in der von uns angedachten Konstellation. Das rechnet sich dann einfach nicht.

Nochmals Danke an die Menschen, die sich Zeit genommen haben, um ein paar Fragen zu beantworten und andere Blickwinkel aufzuzeigen :-).