Manchmal Grusel?

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brave
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Beitrag von brave »

reimund1012 hat geschrieben:Hallo,

ich habe es ja schon andernorts ein paar Mal erwähnt das ich mir früher hin und wieder mal eine "Auszeit" gegönnt habe, und ein oder zwei Wochen ganz allein nach DK gefahren bin.
Vorzugsweise im Spätherbst, weil dann meist die einzige Gelegenheit war die vielen Urlaubstage die ich in den Ferien nie nehmen durfte endlich mal (zumindest teilweise) zu "verbraten".

Dazu ziehe ich Häuser in Waldgebieten, wie Jegum, Hennyby oder Houstrup, oder Hemmet jedem "Strandhaus" vor.
Und da kann es ganz schön einsam werden.

Nun bin ich ja alles andere als ein Typ der alleine Angst haben muss, denn wenn ich mich formatfüllend aufbaue, dann wäre es wohl eher der Einbrecher der in panischer Angst davonrennen würde.

Trotzdem ist es ein seltsames Gefühl so ganz alleine in einem verwunschenen Häuschen im herbstlichen Wald zu wohnen.
In einer Gegend wie Houstrup, speziell im "alten Teil" wie z.B. am Vestre Hennby Vej kurz vor dem Wald, sind ja praktisch alle Häuser im Herbst unbewohnt, und dazu noch von alten und hohen Bäumen regelrecht zugewuchert.
Die meisten Herbsturlauber nutzen ja gerne die günstigen Preise für komfortable Häuser im moderneren Teil.

Angst oder gar "Grusel" kann man das aber nicht nennen, sondern eher ein schwer zu beschreibendes Gefühl von Unwirklichkeit.
Fast so wie einem intensiven Traum.
Im Sommer, also kurz vor oder nach der Touristensaison, wenn es manchmal fast eben so einsam sein kann, ist dieses leichte Trancegefühl seltsamerweise nicht zu spüren.
Genauso wie in den Häusern in den Dünen, wo dieses Feeling auch nicht in denselben Maße aufkommt.

Ich habe lange gerätselt woran das wohl liegen mag, und bin zu der Ansicht gekommen das es diese absolute Stille ist, die wir als Stadtbewohner ja überhaupt nicht mehr kennen

Wer nicht gerade auf einem einsamen Gehöft irgendwo im abgelegensten "deutschen Outback" wohnt, sagen wir mal in der Rhön oder dem Knüllgebirge, der ist ein gewisses "Grundrauschen" einfach gewohnt und vermisst dieses unbewusst.

Denn wirklich still ist es im dichtbevölkerten Deutschland doch praktisch nirgendwo.
Selbst in den ruhigsten Vororten spielt immer irgendwo ein Radio, läuft ganz leise 10 Häuser weiter ein Staubsauger den man gar nicht bewusst wahrnimmt, oder irgendwo bellt ein Hund.
Dazu trägt der Strassenlärm auch seinen Teil bei, denn selbst im tiefsten Sauerland, 30 km von der nächsten Autobahn weg ist die immer noch ganz leise wahrzunehmen wenn man sich konzentriert.
Vom Strassenlärm im 5 km weit entfernten Nachbarort mal ganz zu schweigen.

In den meisten dänischen Ferienhausgebieten an der Westküste, sofern diese nicht in Hörweite der Brandung liegen oder der Wind mal wieder kräftig pfeift, ist aber geradezu gespenstig ruhig.
Die Gegenden sind extrem dünn besiedelt, die Dänen verbringen mangels Night-Life-Angebotes ihre Abende meist zu Hause und brausen nicht die halbe Nacht in der Stadt herum, es gibt keine Fabriken mit Nachtarbeit, so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr in Abendstunden und auch keine Autobahnen oder Schnellstrassen in Hörweite.
Nicht mal Kühe muhen zu dieser Jahreszeit auf der Weide, und selbst in den Wäldern ist größeres Wild als Karnickel eher die Ausnahme.

Also, wen wunderts das sein Unterbewusstsein registriert das irgendetwas anders ist als im "Normalzustand", und somit vorsichtshalber einen subtilen Alarm im Nervenkostüm auslöst ?
Da das Großhirn aber nicht weiss warum das Kleinhirn da fortwährend latente Alarmsignale sendet ohne diese genauer spezifizieren zu können, wird man halt unruhig, grübelt darüber nach warum das so ist, findet aber keine logische Erklärung.
Nachts schläft man fürchterlich unruhig, wacht andauernd auf und weiss nicht warum.
Ähnlich wie bei alten Ehepaaren, die ähnlich reagieren wenn das gewohnte Schnarchen oder Atmen des Partners wegfällt, weil der gerade irgendwo unterwegs ist.
Und wenn man dann aufwacht und darüber nachgrübelt was einen denn nun aus dem Tiefschlaf gerissen hat, und plötzlich registriert das man seinen eigenen Herzschlag oder das Blut in den Ohren rauschen hören kann, dann soll es schon Fälle gegeben haben, bei denen die Betroffenen regelrechte Panikattacken bekommen haben.

Wie auch immer, mich wird es nicht davon abhalten können wieder in der dunklen, stillen Jahreszeit nach DK zu fahren.
Notfalls auch wieder allein, denn ich bekomme wegen meines neuen Jobs erst frühestens Ende Oktober das erste Mal Urlaub, muss meinen Jahresurlaub aber noch in diesem Jahr vollständig nehmen.
Wohingegen meine Frau ihren Urlaub schon weitesgehend auf Verdacht verplanen musste weil ihre Firma das so will.

Aber wenn man weiß warum man die ersten paar Tage so unruhig ist und schlecht schläft, dann geht man das viel entspannter an.
Ich habe mir da einen ganz speziellen Rhythmus angewöhnt.
Da ich nachts alleine in DK eh schlecht schlafe sitze ich dann eben gegebenfalls mit einem gutem Buch und einem noch besseren Cabernet Sauvignon bis 3 Uhr Uhr morgens vor dem Kamin, und schlafe mich dann halt am Vormittag aus.

Komischerweise regnet es in DK im Herbst ja oftmals besonders gerne am Vormittag, und nachmittags reisst es dann oft auf und es scheint manchmal sogar noch ein wenig die Sonne.
Das ist dann die richtige Zeit für Strand, Heide und Klitplantage.
Nach einer Woche spielt sich der Rhythmus aber wieder in normalere Dimensionen ein.

Gruß

Reimund
Deine Beiträge-sie fehlen hier so
sorry fürs OT...
aber Reimund deine Beiträge sind es die die Sehnsucht nach Dänemark aufflammen lassen...
ich hoffe es geht dir gut/besser!


Seid lieb gegrüßt...
Iris & Rasselbande

Manchmal ist das schwierigste nicht das Loslassen,
sondern zu lernen, von vorn anzufangen
N.Sobon
GedankenReich
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re

Beitrag von GedankenReich »

Ich kann mich an einem Urlaub mit meinen Eltern erinnern.
Ich weiss beim besten Willen nicht mehr genau wo es war.
Ein Detail habe ich...es war das Jahr der Gladbecker Geiselnahme,
ich weiss nicht,warum ich es mir gemerkt habe.
Nun denn...hinter unserem Haus verlief damals nach 30 mtr, Grundstück
mit Heideboden ein kleinerer Bach hinter einem Zaun....ob es am Wasser lag oder einfach nur wetterbedingt,ich weiss es nichtz...aber ich kann mich
an einen Abend voller Nebel erinnern...man trat abends vor die Tür und konnte kaum seine Hand vor den Augen sehen...im Mondschein konnte
man wohl noch diffus die Umrisse des kleinen Zauns ausmachen..sonst nur Nebel...wohin man schaut...ich glaube ich kam mit vor wie in The Fog
und bin schnell wieder ins Haus geflüchtet....das war arg unheimlich als Kind.
MaryLou
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Beitrag von MaryLou »

Achtung: OT


@ Brave: Das habe ich mich in letzter Zeit öfters gefragt, was aus dem Mann mit den langen Einträgen geworden ist (= Reimund), da man schon so lange nichts mehr gelesen hat. Weißt du mehr?
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brave
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Beitrag von brave »

MaryLou hat geschrieben:Achtung: OT


@ Brave: Das habe ich mich in letzter Zeit öfters gefragt, was aus dem Mann mit den langen Einträgen geworden ist (= Reimund), da man schon so lange nichts mehr gelesen hat. Weißt du mehr?
ich habe in der Plauderecke vor einiger zeit einen Thread erstellt, mit der Frage nach Reimund, bisher eruhr ich nichts neues :(


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