"Hört auf zu träumen" Gedanken zum auswandern

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Ach Corinna, Dir ist das sicher auch schon zugestoßen (vielleicht bei Deinem Schiottland-Forum=, denn Du beschreibst es genau, wie es ist.
Natürlich kann man nicht alles weitergeben, natürlich wird jeder auch seine eigeneErfahrung machen, aber man kann doch sogar hier im Forum sehen, daß die, die schon eine Weile hier sind, oft das gleiche erlebt haben, sich über das gleiche gewundert haben, gefreut oder geärgert.
SO falsch kann es dann doch auch nicht sein.

Besonders "nett" finde ich dann den häufigen Spruch: "naja, aber die Dänen sind ja so freundlich, man muß nur auch freundlich sein - wie man in den Wald hineinruft ..."

Unterstellt irgendwie (finde ich), als ob wir anderen hier jahrelang mit der Keule in der Hand rumlaufen und sie den Eingeborenen erstmal auf den Kopf hauen - und deshalb eben so "schlechte Erfahrungen" gemacht haben :roll:

Solche Leute machen ja nicht nur einen spezifischen Eindruck der Deutschen bei den Dänen, sie strapzieren manchmal auch die Geduld und darunter leiden ann, die wirklich gerne wissen wollen, wie es wirklich ist.
Das tut mir dann hinterher oft selber leid.

naja, aber das ist auch überall wie im richtigen Leben - DK(-Forum) macht da keine Ausnahme!

Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
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dina
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Beitrag von dina »

Die Aussage "alle Dänen sind Freundlich"ist genauso absurd wie alle Ostfriesen sind doof,alle Bayern jodeln,alle Schwaben sind geizig etc.
Ich habe in DK nicht mehr oder weniger freundliche Menschen getroffen als anderswo.Im Gegenteil ,ich empfindefinde die Art vor allem weiter oben im Norden eher als sachlich-nüchtern.
Das liegt mir persönlich eher als die oft aufgesetzt wirkende Freundlichkeit,die ich in Österreich erlebt habe,oder von Südosteuropäern.
Das ist jetzt kein Urteil,sondern persönliche Einschätzung!
Was die Sprache betrifft,ein kleines Beispiel:Als mein Sohn klein war,spielte er Fussball im Verein.Alle Kinder verstanden sich gut,egal welcher Nationalität.Später änderte sich das,es bildeten sich Gruppen,in denen dann
in der Muttersprache gesprochen wurde,was die Deutschen Kinder natürlich ausschloss. Oder es stehen ein paar Mütter zusammen und unterhalten sich,eine andere z.B.Türkische Mutter kommt dazu und spontan wird das Gespräch auf Türkisch weitergeführt.ich fand das einfach unhöflich.
Das hat absolut nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun!
Ich finde TOLERANZ ist die Grundvoraussetzung für Menschliches Zusammenleben,man darf sie nur nicht überstrapazieren,und jeder muss seinen Anteil beitragen.

Ein anderer Punkt ist auch,was jeder für sich vom Leben erwartet.Ich bin eher ein genügsamer Typ,Statussymbole sind mir ziemlich wurscht,davon ist mein Selbstwertgefühl nicht abhängig
und Zufriedenheit kommt eh von innen,wobei das passende Umfeld natürlich auch wichtig ist.Gerade die Mentalität und den gewissen Grad von Gelassenheit mag ich an DK.Ackern für meine paar Kröten muss ich sowieso überall
Für meinen Mann steht bei unseren Plänen eher im Vordergrund,endlich wieder eine richtige Arbeit zu finden,das Gefühl zu haben,gebraucht zu werden und nicht zum alten Eisen zu gehören,noch was wert zu sein.


:) Aber egal wie es nun kommt,das Leben geht weiter...

Tina
Ingrid A.
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Beitrag von Ingrid A. »

Musste heute morgen - was sehr selten vorkommt - mit dem Bus fahren und da hat man ja Zeit, wenns draußen noch dunkel ist, zum Nachdenken. :wink:

Nachdenken auch über das, was ich gestern hier in diesem Thread geschrieben habe. Das ich im Grund meines Herzens immer noch gerne auswandern würde nach Dänemark. Aber....

Ich bin nicht sehr gerne hier in Deutschland, ich mag die Entwicklung, die alles um mich herum langsam aber stetig nimmt, nicht sonderlich. Aber es ist die einzige Heimat, die ich kenne.

Und ich bin deutsch. Und ich gehöre dazu. Wielange würde es dauern, bis ich sagen könnte, ich bin "dänisch"? Bis ich wrklich dazugehören würde? Würde ich das jemals schaffen?

Wenn wir auswandern würden, würden wir es ja nicht aus einer Notsituation tun, aus finanziellen Gründen, aus Arbeitslosigkeit, nein.
Sondern einfach nur, weil wir gerne in Dänemark sind und uns das Land gefällt. Aber würde das wirklich ausreichen?

Ich weiß nicht, ob ich immer "Gast" sein möchte. :roll:

Angst.... wie Maybritt schon geschrieben hat.
pipeline
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Beitrag von pipeline »

Die Aussage "Alle Daenen sind so freundlich" (kann man beliebig die "Daenen" durch "Schotten" ersetzen) ist auch sowieso so eine typische Urlauberauffassung. Klar sind die, die man im Urlaub trifft, freundlich - in der einen oder anderen Form sind die ja schliesslich auf die Urlauber "angewiesen", und Unfreundlichkeit oder auch nur Gleichgueltigkeit ist geschaeftsschaedigend. Das sind aber eher selten dieselben Menschen, mit denen man zu tun hat, wenn man als Ausgewanderter in selbigem Lande lebt.
Ich habe meine ersten 2 Jahre in Schottland gekellnert. Auf der Insel Skye, die fast ausschliesslich vom Tourismus lebt. Hatte also auch weiterhin mit den Menschen zu tun (oder sagen wir mit der gleichen Art Menschen), mit denen ich vorher als Urlauber zu tun hatte. Nur halt jetzt von der anderen Seite. Und hab also ganz genau mitgekriegt, dass "hintenrum" da ganz andere Toene herrschen. Fuer den Schotten ist ja der Ami, was fuer den Daenen der Deutsche ist (in Urlauberzahlen). Und da fielen doch sehr sehr boese Worte - wir koennen sie nicht ausstehen, aber wir brauchen sie, also sind wir nett zu ihnen!

Und daher bin ich im Urlaub immer sehr sehr vorsichtig damit, mir eine schnelle Meinung ueber meine Gastgeber zu bilden. Die wollen mein Geld. Verstellen kann sich (fast) jeder.

PS ich bin uebrigens vor 9 Jahren nach Schottland gegangen, weil es mein "Schlaraffenland" war. Gebe ich ganz offen zu. Sollte aber nur fuer ein halbes Jahr den Sommer ueber sein. Wer denkt denn, dass in Schottland 9 Jahre lang Sommer ist! :wink: - Nein, hatte halt sehr gut geklappt, und der Hotelbesitzer fragte, ob ich ueber Winter bleiben wolle, er haette da Uebersetzungsarbeiten fuer laue Tage etc etc... naja und dann kam nachher der Punkt, an dem ich nicht mehr zurueckwollte. Aber die Ausgangssituation war nie eine "Auswanderung" :wink:
Und in Fettnaepfe bin ich reichlich getreten... und es ist eigentlich nur ein "Akt von Nettigkeit", wenn ich selbige anderen ersparen will, aber wie sagte mein Opa schon - wer nicht hoeren will, MUSS fuehlen! :wink:
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Guten Morgen, Fabula!

Ich werde nie schreiben / sagen: ich bin dänisch.
Trotzdem gehöre ich hier dazu.

Es kommt sicher auch darauf an, was man mit seiner alten Heimat verbindet - weder die Dänen, die ich kenne, noch die Deutschen, die ich kenne, noch ich selber würden wohl schreiben / sagen: Ich hasse Dtld., alles Mist da etc., wie es derzeit soviele Auswanderungswillige hier tun.
Dieses Dtld. hat mich ja geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin + die Jahre in DK dann obendrauf.
Wie kann ich das einfach negieren?
Deshalb mag ich den Begriff Neu-Däne auch überhaupt nicht. Und ich kenne keinen Dänen, der sich so mir nichts als Neu-Deutscher vereinnahmen ließe.
Denn jeder Einwanderer bringt ja auch ein Stück Kultur seines Landes mit ... selbst, die die hier geboren sind ... erleben, wie ihre Eltern Feste aus ihrer Heimat feiern, Essen aus ihrer Heimat kochen, die Sprache der Heimat lesen, Bücher von dort etc.
Und ichweiß von vielen, die irgendwohin ausgewandert sind (und besonders von mirselber :D ), daß gerade im Ausland einem bewußt wird, wie deutsch man doch eigentlich ist ... und daß das gar nchts Schlechtes sein muß!

Wenn man sich dessen bewußt ist, daß man eben ein Stück andere Vergangenheit und dadurch auch Persönlichkeit hat als die meisten im neuen Land, dann kann das neue Land ja auch eine Bereicherung werden.
(Undich für das neue Land!!!)
Dann habe ich doch nicht meine alte Heimat verloren, sondern eine neue dazubekommen.
Es liegt an mir, wie ich das sehe, was ich daraus mache.

Wer krampfhaft versucht, immer so zu sein wie die anderen,wird vermutlich scheitern - nicht nur er selbst, auch die Dänen wissen und merken ja schnell,daß man woanders herkommt, manches anders kennt, anderes anders sieht etc.
Darauf muß man sich allerdings im Guten wie im Schlechten einstellen.

Tja, ich vergleiche das Auswandern ja oft mit einer Liebe -- Verliebtheit - das sind die Urlauber, Liebe (die vieles überdauert und erträgt) das findet sich dann irgendwann beim Ausgewandterten.
Genauso kann ich aber die Schwiegereltern herbeiholen:
Sie verlieren doch beim positiven Denken keinen Sohn oder keine Tochter,sondern bekommen das Gegenstück noch dazu!

Oder wie meine Tochter in anderem Zusammenhang einmal sagte:
ich bin nicht halb deutsch und halb dänisch, ich bin ganz deutsch und ganz dänisch!

Recht hat sie!

Einen schönen Start ins Wochenende - Ursel, DK
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Simba
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Beitrag von Simba »

Was geben diese Leute denn für ein Bild von uns Deutschen im Ausland ab? Da können einem all diejenigen leid tun, die gut vorbereitet einen solchen Schritt tun, sowie der kleine Prozentsatz, die sich trotz drauflosauswandern durchbeißen wollen.
Also ganz so wild seh ich das nicht. Okay, in der letzten Zeit wird das Auswandern geschürt durch oberflächliche Fernsehberichten von Menschen, die mehr oder weniger keiner Vorbereitung, dafür aber viel Glück haben und es dann angeblich schaffen, wobei ja immer wenns interessant wird der Bericht schon wieder vorbei ist. Trotzdem scheint das bei manchen jetzt den Eindruck zu wecken, was die können kann ich schon lange.

Aber wenn man mal jetzt wirklich die Deutschen so betrachtet, die im Ausland leben, sind die meisten ganz normal und in Ordnung. Sicherlich haben alle verschiedene Gründe und Ziele, aber die allermeisten finden sich normal in den Alltag ein. Die paar peinlichen Deutschen, ganz ehrlich, die gibts in D auch. Und peinliche Einwanderer gibts auch aus anderen Ländern. Also ich finde nicht, dass man sich da gross über das deutsche Bild im Ausland Gedanken machen muss.
Was viel schlimmer als die paar peinlichen Hansel im Ausland das deutsche Image prägt, sind die Deutschen, die immer und überall ihr eigenes Land schlecht machen und keinerlei Werbung für D machen. Das wirkt viel nachhaltiger und deshalb ärgert es mich auch so.
Und ich bin deutsch. Und ich gehöre dazu. Wielange würde es dauern, bis ich sagen könnte, ich bin "dänisch"? Bis ich wrklich dazugehören würde? Würde ich das jemals schaffen?
Tatsächlich finde ich die Deutschen, die völlig ihre Verbindung nach D aufgeben viel merkwürdiger. Hab schon Leute kennengelernt, die nach nur wenigen Jahren schon nicht mal mehr richtig deutsch sprechen konnten (oder wollten?), ihren Kindern die Sprache/Kultur nicht weitergegeben haben usw. Für mich völlig unverständlich.
Ob Du jemals sagen kannst, Du bist dänisch? Ich weiss nicht, denn Kindheitserfahrungen sind enorm wichtig um wirklich alles nachempfinden zu können. Aber logisch, je länger Du in einem Land zubringst, desto weniger fallen die Unterschiede auf.
Wann Du dazugehörst? Ganz ehrlich, ich bin hier noch nicht mal ein Jahr, trotzdem hab ich das Gefühl, ich gehöre dazu. Wenn ich auf der Strasse gehe, treffe ich doch schon einige Menschen, die ich kenne. Die Kinder haben schon Freundschaften geschlossen. Wichtig, aber eben auch wie in D oder anderswo, am allgemeinen Leben teilnehmen. Also Veranstaltungen besuchen, Sport oder Hobby in Vereinen betreiben, in der Bücherei anmelden, vielleicht mal einen Kurs besuchen... Man darf sich halt nicht im Haus verbarikadieren. (wobei das in D ja auch die Voraussetzung ist, wenn man wo neu ist und dazugehören will)

LG Simba
Rørviger

Beitrag von Rørviger »

Simba hat geschrieben:
Tatsächlich finde ich die Deutschen, die völlig ihre Verbindung nach D aufgeben viel merkwürdiger. Hab schon Leute kennengelernt, die nach nur wenigen Jahren schon nicht mal mehr richtig deutsch sprechen konnten (oder wollten?), ihren Kindern die Sprache/Kultur nicht weitergegeben haben usw. Für mich völlig unverständlich.
Ob Du jemals sagen kannst, Du bist dänisch?
Nun, es gibt ja zweifelsohne deutsche Emigranten, die mit Fug und Recht Alles "Deutsche" von sich legten, weil dieses "Deutsche" sie Nichts weniger als vernichten wollte. Daran sollte man auch mal denken...und diese Opfer eher nicht wegen Ihres Verhaltens schelten.

[Wobei ich mit Schrecken an die "Verräterdiskussion" denke, als Willy Brandt, Herbert Wehner oder Marlene Dietrich und/oder Thomas Mann nach Deutschland zurückkehrten.]

ICH kann gut verstehen, dass Menschen wie Billy Wilder, Robert Siodmak und viele tausende Andere ihre "deutsche Identität" mehr oder minder ablegten.

Persönlich kann ICH meine deutschen Wurzeln kaum verneinen, warum auch, ich MAG vieles an Deutschland, habe familiäre und freundschaftliche Bindungen UND will und muss eben ab und an nach Berlin, an die Mosel oder ins Ruhrgebiet um die notwendige Vielfältigkeit einzuschnuppern.

:wink:

Ausserdem LIEBE ich Mettenden, Pumpernickel, Panhas, Maultaschen und hunsrücker luftrockene Blutwurst. (sowie 1000 andere Dinge)

Andererseits, nach 36 Jahren habe ich in Deutschland einen leichten dänischen Akzent, in DK einen leichten deutschen.

Das ist dann einfach nur noch Emigrantenschicksal., keine Absicht.

Aber, meine (schwulstig ausgedrückt) HEIMAT, ist heute hier, in DK, ganz klar., ich habe hier halt die meiste Zeit meines Lebens gelebt.
joe100
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Beitrag von joe100 »

Hej,

zunächst noch einmal DANKE, dass endlich einmal ein thread frei bleibt von Anfeindungen, trotz der unterschiedlichen Aussagen und Meinungen in den Beiträgen.
Ich gestehe, hier in den letzten Monaten echt mein Problem mit diesem Forum gehabt zu haben, und war es mehr als einmal richtig leid.

In den letzten 20 Jahren hat es oftmals Situationen gegeben, da stank mir das Leben hier in Deutschland aus unterschiedlichsten Gründen. Was hat mich gehalten. Am wenigsten Existenz- oder Umwanderungsangst. Hatte und habe also den klaren Vorteil gegenüber vielen aktuell, dass ich in einem sicheren Einkommensverhältnis stehe, und nicht deswegen weg muss.

Möglichkeiten, ja sogar Angebot aus DK lagen vor – daran lag es also auch nicht.

Fehlende Mobilität; nee- nun wirklich nicht; wir gingen jederzeit überall hin, wenn wir müssten.

Bedenken vor dem dörflichen Leben – nee; bin von Hamburg aus in ein Dorf in NRW gezogen – kenne die Unterschiede also.

Zum einen war es die Verantwortung hier für eine Reihe Kollegen und Mitarbeiter, zum anderen aber meine Liebe zu diesem Land und Heimat.

Seit 20 Jahren reise ich jährlich mehrfach durch aller Herren Länder, schreibe mir also zu, Verhältnisse, Mentalitäten und auch klimatische Bedingungen vergleichen zu können.

Nicht, dass ich ohne Kritik wäre (unsere „Besserwisserei“, unser stetige Richten über alles, das schon oftmals schlechte Wetter in den Mittelgebirgen....), aber ich verweigere mich dieses Land und meine Mitmenschen in dem Negativlicht zu sehen, in das es/wir oft gestellt werden.

Ich kenne kein Land, wo es sich so frei leben lässt. Es ist meine Sprache, mein Essen, meine Natur, meine Infrastruktur, meine politische Ordnung, meine Verwaltung......

Dänemark ist für mich mehr als ein Urlaubsland; echte Freunde leben dort und wahrscheinlich wird es unser Alterswohnsitz.

Hätte ich gehen müssen oder muss ich morgen gehen, dann aber doch mit sehr realistischen Einschätzungen, dessen was mich erwartet.

Diese wird hier oft vermisst.

Natürlich kann und sollte man gehen, wenn man sich berufen fühlt. Besonders wenn die Arbeit hier nicht vorhanden oder unbefriedigend ist und dort bessere Aussichten bestehen.
Auch sollte man sich vorbereiten, Sprache, ein bestimmtes Wissen um Kultur/Geschichte aneignen und zur Anpassung an das Leben bereit sein.

Aber man kann und darf nicht eine Garantie darin sehen, sondern muss jederzeit auf die Notwendigkeit der Rückkehr vorbereitet sein.
Wir werden gerufen und kommen als Gäste, die eventuell irgendwann auch einmal wieder ungebeten sind und benachteiligt werden.
Ich empfinde so eine Entwicklung als normal.

Der entscheidende Rat (schon wieder so eine typisch deutsche Eigenschaft) ist für mich, dass wer gehen will nicht alles „für immer und alle Zeit“ plant. Gehen, erleben, reagieren – das ist es.

Hils
Dieter
mikel
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Beitrag von mikel »

Hej Dieter,

Es muß ja niemand, wie du richtig sagst, vor allem, wenn das Trennen der Wurzeln weh tut.

Du wirst mir sicher zustimmen, allen anderen Erfolg zu wünschen, nach dem Motto:

"denn vor die Tugend hätten die Götter den Schweiß gestellt, wäre aber einer erst zum Gipfel gelangt, alsdann werde sie leicht, wie schwer sie zuvor auch gewesen, zu erlangen."

mikel
Simba
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Beitrag von Simba »

Nun, es gibt ja zweifelsohne deutsche Emigranten, die mit Fug und Recht Alles "Deutsche" von sich legten, weil dieses "Deutsche" sie Nichts weniger als vernichten wollte. Daran sollte man auch mal denken...und diese Opfer eher nicht wegen Ihres Verhaltens schelten
Okay, mein Fehler. Ich hätte vielleicht dazu schreiben müssen, dass diese Leute, die ich da kennenlernen durfte natürlich alle in etwa in meinem Alter sind und Kinder im Schulalter haben. Also definitiv keine ehemaligen Kriegsopfer. :wink:

LG Simba, die sich gerade fragt, wie alt sie sich wohl anhört :mrgreen:
Michael Peters
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Beitrag von Michael Peters »

Hallo zusammen,

nachdem ich hier nun viele Seiten in Sachen Auswandern etc. gelesen habe, mich über mancherlei "blauäugig" (um es mal gemässigt zu schreiben) gewundert habe...komme ich zu dem Schluss das für etliche das Wort weglaufen sicher ein treffendes wäre. Vor was weiss ich nicht und wird im Einzelfall wohl auch verschiedenste Gründe haben.

So sicher wie das vielzitierte "Amen" in der Kirche ist jedenfalls, das man ohne einen Grundwortschatz zu beherrschen den falschen Weg genommen hat bzw. nehmen wird. Und das nichtwissen um vielerlei Dinge des täglichen Lebens im Ausland, auch wenn es teilweise kaum mehr als nur einen "Steinwurf" weit weg liegt, hat teilweise nichts mehr mit "blauäugig" zun tun. Die Kategorie muss zweifelsohne anders heissen.

Viele Wiederholungstäter in Sachen DK-Urlaub, zu denen ich auch seit 20 Jahren gehöre, lernen Dänisch...interessieren sich für Sitten und Gebräuche...und vieles mehr. Und dann gibt es Auswanderer die das "gelobte Land" noch nicht einmal im Urlaub gesehen haben, geschweige denn auch nur ein Grundwissen über das Land haben...

Kratz...Grübel...Ich verstehe da was nicht, wie dem Anschein nach die meisten von euch auch

Ich bin zwar bei weitem nicht der erste dem es so geht...aber loswerden musste ich das auch mal

allen ein frohes Osterfest

Michael
Simba
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Beitrag von Simba »

Naja, also ganz so negativ kann man das aber auch nicht sehen. Logisch ist es besser, wenn man die Sprache beherrscht und mehr über das Land weiss. Aber dazu hab ich einfach auch hier schon zuviele Menschen kennengelernt, die ein Jobangebot hatten und das dann trotz fehlender Sprachkenntnisse angenommen haben. Und die leben immer noch hier, kommen gut zurecht und lernen das Leben und die Sprache halt hier Schritt für Schritt.
Eigentlich zählt etwas anderes viel mehr, und zwar, wie flexibel eine Person ist. Ist jemand total eingefahren, dann helfen auch alle Dänischkenntnisse nichts. Dann wird er sich trotzdem nicht auf Neues einlassen können.
Es ist schwerer ohne grosse Vorbereitung, aber sicherlich nicht unmöglich.

LG Simba, immer wieder verwundert, warum man alle Menschen über einen Kamm scheren muss
sushirobot

grübel....

Beitrag von sushirobot »

vielleicht sollten wir anfangen auswandern zu definieren...

in meinen augen geht es doch vielmehr um wegziehen, die welt wird immer kleiner, als ich in den frühen 90ern einige zeit in quebec lebte, hab ich briefe geschrieben, nach hause, nach einigen monaten nicht mehr.. heute skype ich oder schreib emails, alles wird dichter, neuronaler, grossartig, wenn ich in berlin jemanden treffe der mir gut gefällt, ziehe ich für den menschen auch nach kopenhagen, auf jedenfall lieber als nach bayern!
wohlgemerkt ich rede über einzelpersonen nicht über familien, das ist ne andere geschichte, wobei ich glaube das ein umzug von berlin nach passau, für eine familie genauso schwierig ist wie nach kph.
aber gründe gibt es viele, und den glauben an einen goldenen topf am ende des regenbogens gibt es nicht nicht nur in amiland...
vielleicht sollten wir aufhören anderen blauäugigkeit vorzuwerfen und erstmal bei uns selber schauen. meine güte wir reden über dänemark, und nicht über südchina, so wie ich das verstanden hab sind die grenzen doch gerade in jütland fliessend, oder?
erleben wir nicht gerade wie ein kleines land gehypt wird als land der unbegrenzten möglichkeiten...sollten wir nicht vielleicht an einer anderen stelle ansetzen und uns fragen wie manche medien funktionieren und warum wir sie ignorieren sollten, warum sie spalten und einfache menschen in irgendwelchen foren sachen über andere menschen sagen lassen, für die sie an ihren stammtischen in ihrer dorfkneipe höchstwahrscheinlich einen anständigen tritt kassierten?!

umgezogen, aber niemals ausgewandert

sr
Ursel
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Registriert: 22.02.2002, 11:23

Beitrag von Ursel »

vielleicht sollten wir anfangen auswandern zu definieren...
Das haben wir in diesem Forum schon oft getan, mindestens einmal hieß der Thread auch so ähnlich wie "Umziehen oder Auswandern?".


Für mich ist es durchaus auswandern, wenn jeand in ein fremdes Land zieht.
denn wie ich schon öfters ausgeführt habe, gibt es Unterschiede in Gepflogenheiten, die einfach (kultur-)historisch bedingt sind und trotz aller bayerisch-hamburgischen (oderwie in meinem eigenen Fall württembergischen-rheinländischen) Unterschiede doch nicht so "leicht" zu überbrücken sind wie diese.
Sprich:
Bayern und Hamburg, Stuttgart und Köln haben doch die die gleiche deutsche Geschiochte - kennen mehr über Karl den Großen als Christian IV, haben eine eigene (oftmals leidvolle( Sicht der eigenen Nationalität, Geschichte, ... und kennen die gleichen Dichter, Musiker, Kindheitsfilme, Schlager, ...
Und nicht zu vergessen die Sprache.
Auch wenn man es schwer finden mag, einen süddeutschen Dialekt als Norddeutscher zu verstehen, so ist die Amtssprache in Deutsch.
Meine Anträge für was auch immer, meine Steueerkrlärung (sowie die Gesetzgebung dafür), deie Predigt im Gottesdienst, den lokalen Wetterbericht im Radio etc. --- all das verstehe ich auf Anhieb.
Und auchwenn ich nicht den lokalen Dialekt beherrsche (undevtl. erst lernen muß zu verstehen), so versteht doch die Umgebung, was ICH sage und brauche!
Wie ich finde ein nicht zu unterschätzender Vorteil!

Ganz zu schweigen von den Träumern, die in Bayern nicht nach 3 Jahren aufwachen und feststellen, daß sie dort wie Ausländer behandelt werden, sprich keine Aufenthaltsberechtigung mehr haben, wenn sie sich nicht selbst versorgen können...

Aberwie gesagt, dieses Thema gibt es bereits, wer suchet,der findet.

Einen schönen Nach-Ostertag noch - Ursel, DK



Und komischerweise scheinen viele (hier?) ja auch anuznehmen, ein Umzug nach Bayern sei ein größes Übel bzw. eine schwierigere Angelegenheit als ein Auswandern nach DK!
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Kikus
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oops

Beitrag von Kikus »

Hallo alle oder auch ein Hej

ich glaube, hier bin ich richtig... eigentlich hab ich nie ans Auswandern gedacht und dennoch ergibt es sich jetzt einfach mal so für mich.

Ich muss gestehen, ich habe richtig Muffensausen, Angst zu versagen, nicht den Ansprüchen gerecht zu werden, zumal ich die Sprache zwar mit Eifer lerne / ich hab noch 6 Wochen Zeit / aber das Artikulieren fällt mir doch sehr schwer.

Als Perfektionistin, die ich von Haus aus bin, mag ich nicht aussprechen, was ich nicht akkurat beherrsche, trotzdem gehe ich... nicht in das gelobte Land, sondern in ein neues Leben. Nochmal anfangen Das ist mit 37 Jahre alten Gewohnheiten und tiefeingebrannten Intoleranzen (ich meine damit nicht mein globales Verständnis) gar nicht so einfach.

Was ich hier lese über Träume und Wünsche und Verwünschungen und Versuchen wach zu rütteln, was nicht geweckt werden will, erstaunt mich doch arg.

Deutschland ist, belegt durch eine internationale Studie (ECA), ein lebenswertes Land und liegt direkt hinter Dänemark auf Platz 3 im Vergleich der Europäischen Länder. Viele der sogenannten "Träumer" wollen nicht arbeiten, für das was sie wollen, sondern suchen lieber einen leichten Ausweg = Flucht = Auswandern
Der leichteste Weg ist meist der Gefährlichste, pflegte bereits meine Großmutter zu sagen.


Was ich über Dänemark weiß, lässt mich nicht zögern oder nachdenken.. ich lass mich einfach darauf ein.. Es wird anstrengend und noch anstrengenender, das weiß ich aber es ist die Neugier , der Wille, etwas zu packen, was sich jetzt noch nicht erahnen lässt, die mich in ein fremdes Land umziehen lässt. Ich hoffe und denke, dass es die richtige Einstellung ist.

Mir fehlt es nicht an den Grundvorraussetzungen (abgesehen von der Sprache) aber mir fehlt noch ein wenig die Zuversicht.

So hoffe ich, dass die Dänen keine Unmenschen sein werden, mir meine sprachlichen Unzulänglichkeiten und meine Pølsertyskerer-Eigenschaften nachsehen und ich meinen Landsleuten eine gute Vertreterin in Dänemark sein werde.

Soooooooo verschieden sind wir nämlich gar nicht.

Also keine Bangemacherei, was den Schritt angeht, sondern bitte Aufklären, real beraten, so wie die Dänen und die Deutschen es gleichfalls tun, die Hand reichen.

Bin ich mit dieser Einstellung etwa schon Auslanddeutsche?

Grüße Kikus.. fängt am 01.06-07 in Dänemark an zu arbeiten, zu schlafen, zu lernen und irgendwann danach auch an zu leben :)
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