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Verfasst: 03.03.2004, 14:51
von saedis
"Ich lebe eben lieber dort wo ich gerne gesehen bin, mich sicher fühle und gut behandelt werde."
hm - ob man da in D so behandelt wird?
kurzer ausriss aus meinen letzten jahren:
kind geb. 1997, trennung, scheidung, mann zahlt (trotz titel) den unterhalt wie er gerade kann (oder will?). keinen job gefunden, arbeitslosengeld für 1 jahr - und dann?
arbeitslosenhilfe - kein anspruch, da ich mit 650€ unterhalt (die ich aber nicht regelmässig bekomme - lediglich von gericht festgesetzt) drüber liege; sozialamt das gleiche.
und dann?
muss ganz ehrlich sagen das ich vom deutschen system mehr als enttäuscht bin. und ich bin mit der obigen situation kein enzelfall - traurige realität in D´s bürokratie.....
Verfasst: 03.03.2004, 15:01
von iri
Den Satz mögt ihr wohl alle - lach -.
Du schreibst es ja selbst. In Deutschland hast du die Sozialhilfe, hier in Dänemark habe ich sie nicht.
Anders gesagt.
Hier würde ich verhungern, in Deutschland gibt es wenigstens etwas zu essen für mich.
Das ist doch schon mal eine Grundlage.
Dass das Leben manchmal reichlich bescheiden mit einem umgeht passiert doch aber auch überall, sollte also nicht so unbedingt in den direkten Vergleich DK + D, finde ich.
Ausserdem hat man in einer Gesellschaft nicht nur Rechte sondern auch Pflichten. Die Pflichten sind mir zur Genüge abverlangt worden. Die Rechte wie z.B. Schulbesuch habe ich nicht bekommen.
Gruss
Iri
Verfasst: 03.03.2004, 15:22
von MichaelD
Hallo Saedis.
Bei Iri geht es ja darum, dass sie trotz der Fähigkeit von ihrem Mann versorgt zu werden, nicht in DK bleiben darf! Von finanziellen Ansprüchen ist keine Rede.
Zu deinem Problem in D: Das deutsche soziale Netz ist bestimmt auch nicht toll - und es wird abgebaut, scheinbar klaglos. Du weisst aber hoffentlich, dass es Ansprüche für dein Kind und solche für dich gibt. Der Unterhalt ist wahrscheinlich eher für dein Kind? Dann sollte das nichts mit deinen eventuellen Ansprüchen gegen die Kassen zu tun haben. Auch Ansprüche auf Wohngeld können bestehen. Deinen ehemaligen Mann musst du wohl verklagen (- das ist natürlich schrecklich). Kann der Unterhalt so nicht eingetrieben werden, muss das Sozialamt bezahlen.
Die Ämter sind leider selten eifrig, einen über alle Ansprüche zu informieren. Hierin liegt allerdings Parallelität mit Dänemarks Einwanderungsbehörden.
Verfasst: 03.03.2004, 17:09
von saedis
hm, kam wohl nicht ganz richtig rüber, eigentlich auch off topic, wollte eigentlich nur deutlich machen das man in D ohne arbeit auch nicht gerade die rosigsten aussichten hat.
ne, sozialhilfe habe ich eben NICHT bekommen, da ich 650€ "einkommen" habe (192€ pflichtminimumunterhalt fürs kind und der rest für mich).
KEINERLEI unterstützung durch den staat - weil mit 650€ im monat (wenn man sie denn bekommt, wie gesagt, das hat das gericht festgelegt...), hat man ja genügend geld.
selbst die krankenkasse für mich und den zwerg musste ich selber zahlen...
hätte ich nicht superliebe freunde und eltern wäre ich wahrscheinlich in der zeit auf der strasse gelandet...
nur am rande: bin 32 jahre alt, habe einen beruf gelernt und stehe mit beiden beinen im leben - aber diese zeit hat mir sehr deutlich gezeigt wie du (als deutsche) in D behandelt wirst.
Verfasst: 03.03.2004, 17:15
von Lars J. Helbo
allegra schrieb:
>Sachbearbeiter, die Gesetze und Erlasse so oder so auslegen, gibt es
>in Deutschland auch - muß nicht mal böser Wille sein.
Stimmt, es gibt aber trotzdem einen wesentlichen Unterschied. In D kann man jede Entscheidung eines Sachbearbeiters beim Verwaltungsgericht anfechten - und wenn es eilig ist, kann man eine einstweilige Verfügung beantragen. In DK _gibt_ es gar keine Verwaltungsgerichte.
Verfasst: 03.03.2004, 17:21
von Ursel
Hej allesammen!
Irgendwie hat dieser Satz ausgelöst, daß einige aneeinander vorbeireden.
Wenn ich in Ingrids Situation nach Dtld. ginge, käme es mir eben auf die Sicherheit an, dort als deutscher Staatsbürger ein recht auf Lebensraum zu haben, also nicht den Stuhl vor die Tür gersetzt zu bekommen.
Nicht mehr und nicht weniger.
Wie sich dann die familiäre, soziale, berufliche, etc. Lage verändert und ergibt, das ist - wie ja auch Michael schrieb - überall nicht sicher, dafür gibt nie un dnirgends Garantien - und tot umfallsn kann ich auch hier wie da, unbestritten.
Es geht aber aber um die rechtliche Grundlage, auf der ich dem einen Land bleiben kann und in dem anderen offenbar nicht - obgleich die EU einem Freizügigkeit vorgaukelt.
Und selbst wenn man (offenbar) einmal das Recht erworben hat, im Land zu bleiben, kann dies durch nachträgliche Gesetzesänderungen schnell wieder anders ausehen etc.
Zu deiner Frage, Allegra:
ich weiß ebenvondieser Frau,die durch Ausweisung bedroht war; sie hat versucht,die dänische staatsbürgerschaft anzunehmen.
Andere Fälle geistern durch die Presse, meist ändert sich dadurch die lage der betroffen zu ihren Gunsten.
Und ich kenne einen Fall, wo die Sachbearbeiter tatsächlich damit drohten, notfalls mit Polizeigewalt ein Familienglied (deutsch ohne Aufenthaltsgenehmigung) aus dem Haus der Familie zu holen --- dazu ist es nicht gekommen, weil die betreffende Person selbst gegangen ist.
Ich denke, als Ausländer ohne gültige Aufenhaltsgenehmigung bist Du eben widerrechtlich in einem fremden Land, also haben die betreffenden Staatsorgane durchaus das Recht, Dich rauszuwerfen, so unschön das ist - hier nicht anders als in Dtld.
Grüße aus einem sonnigen, aber eiskalten DK --- Ursel
Verfasst: 03.03.2004, 17:44
von Allegra
"Ich denke, als Ausländer ohne gültige Aufenhaltsgenehmigung bist Du eben widerrechtlich in einem fremden Land, also haben die betreffenden Staatsorgane durchaus das Recht, Dich rauszuwerfen, so unschön das ist - hier nicht anders als in Dtld."
Ja, nur hier wird's gemacht - mit teilweise schrecklichen Konsequenzen!
Verfasst: 03.03.2004, 21:34
von Ursel
Hej Allegra!
Diese Antwort verstehe ich jetzt nicht ganz:
Glaubst Du, hier werde es nicht gemacht? (Sind also die, die eiligst Kind und Kegel nach Dtld geschafft haben, um das Polizeiaufgebot zu vermeiden, umsonst geflüchtet?)
Oder nochmal nachgefragt: Denkst Du jetzt an Asylbewerber oder EU-Bürger?
Über erstere müssen wir gar nicht weiter reden, diese Fälle kenne ich aus unserer ai--Arbeit auch zur genüge, leider.
Hier geht es jetzt aber um EU-Bürger.
Etwas ratlose grüße . Ursel, DK
Verfasst: 04.03.2004, 13:56
von Allegra
Hallo Ursel,
meine Antwort war gestern etwas zu eilig, im Vorbeischauen rasch hingeschrieben. Ja, ich meinte natürlich Asylbewerber - hinkender Vergleich, klar, aber es sind ja auch "Ausländer ohne gültige Aufenhaltsgenehmigung".
Und ob sich die dänischen Behörden in dem von Dir genannten Fall stur gestellt hätten, ist ja nicht erwiesen, deswegen hätte es mich eben interessiert, ob Du von jemandem weißt, bei dem so etwas wirklich hart durchgezogen worden ist.
Grüße,
allegra
Verfasst: 04.03.2004, 15:08
von Ursel
Hej Alegra!
Diesmal bin ich in Eile --- Der Vergleich hinkt alsosehr, denn asylbewerber haben andere Ansprüche und kommen aus ganz anderen Ländern, sie haben auch keinerlei Anknüpfung (nromalerweise jedenfalls) an das andere land.
Jedoch, indem von mir bekannten Fall waren alle Beteiligten und Zuschauer incl. uns sehr fest davon überzeugt, daß es besser war, freiwillig zu gehen und anders zu "kämpfen" als die Polizei abzuwarten.
Einen Beweis, daß sie nun 100% gekommenwären, habenwir nicht, aber was soll das jetztauch? Im Recht wärensie gewesen, die Frage ist also letztendich doch hypothetisch...Man hat zumindest das Damoklesschwert über sich hängen - darunter lebt man nicht sehr gut.
Der fallv on Caroline auf dk-mor-i-udlandet liegt zwar auch wieder etwas anders, aber die Unsicherheit isteben dieselbe- und zudem: ohne Aufenthaltsgenehmigung hast Du eben keinen Zugang zu den simpelsten Sachen - ganz zu schweigen von Krankenversicherung, Ausbildung, Sozialleistungen, Kinderinstitution oder was es auch sei --- wie schwierig und belastend so ein Leben ohne Rechte un dmit anhaltender Bedrohung der Ausweisung (die ja oft Trennung von geliebten Menschen bedeutet) ist, kann sich wohl nur jemand vorstellen, der es probiert hat.
Eilige Grüße --- Ursel mit gaaanz viel Sonnenschein hier in DK.
Verfasst: 04.03.2004, 16:04
von Allegra
"Man hat zumindest das Damoklesschwert über sich hängen - darunter lebt man nicht sehr gut."
Da gebe ich Dir natürlich völlig recht!