Sinnvoller wäre es aber trotzdem, sich mit dem Inhalt des Textes auseinanderzusetzen. Unabhängig davon, ob er so gesagt wurde und von wem, scheint er ja einigen Anklang zu finden, also würde sich das schon lohnen, finde ich.
Der Text ist eindeutig populistisch, d.h. der Urheber nimmt für sich in Anspruch, das auszusprechen "was das Volk denkt" und dabei kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das allein legt schon eine gewisse Vorsicht nahe, denn meistens wollen solche Reden weniger das Denken des Volkes ausdrücken, sondern vielmehr subtil lenken. Das macht man, indem man einige Dinge sagt, denen eigentlich jeder zustimmen muss, um dann in einem Taschenspielertrick die scheinbare Schlussfolgerung auf das zu richten, was man eigentlich erreichen will. Dieser Trick funktioniert natürlich um so besser, wenn man unliebsame Fakten "vergisst", worauf annika und andere ja schon hingewiesen haben. Die Bildzeitung bringt es in dieser Disziplin beinahe täglich zu wahren Meisterleistungen (wovon man sich auf [url=http://www.bildblog.de]bildblog.de[/url] in unterhaltsamer Weise überzeugen kann).
Solch ein Knackpunkt liegt logischerweise meistens am Schluss, wenn man den Hörer/Leser bereits für sich gewonnen hat. So in meinen Augen auch hier:
Hier wird ganz lässig insinuiert, dass alle Einwanderer, die sich beschweren oder die Verhältnisse in ihrem Sinne ändern wollen, in einen Topf mit den Gewalttätern, Fahnenverbrennern und Fundamentalisten gehören. Das ist recht geschickt gemacht, so dass der Urheber jederzeit entrüstet zurückweisen könnte, so etwas gemeint zu haben, aber die Wirkung ist da. Wenn sich das nächste Mal ein Ausländer über irgendetwas beschwert oder etwas ändern will, kann man mit dieser Aussage im Rücken guten Gewissens sagen: Dann geh doch!Aber wenn ihr euch ständig beschwert, Mitleid sucht, unsere Fahnen verbrennt, unseren Glauben verurteilt, unsere christlichen Werte missachtet, unseren Lebensstil verurteilt,
Wenn nun jemand auf diese Ungereimtheiten hinweist, kann man ihn dann ganz bequem als Multikulti-Utopisten oder Terroristenverteidiger hinstellen.
Ich glaube nicht, dass ich im Verdacht stehe, ein linker Multikulti zu sein, aber dieser Text bereitet mir Unbehagen, unabhängig von seiner angeblichen oder tatsächlichen Herkunft.
-- Martin