Was ist denn hier los? Krach im einst so harmonischen Paradies?
@Touri: Das Problem mit dem dänischen Hundegesetz ist ja vor allem auch der Umgang damit in der Öffentlichkeit.
Anstatt auf lückenlose Transparenz zu setzen, hält man sich mit den Zahlen lieber bedeckt und rührt stattdessen lieber ein bisschen die Marketingtrommel.
So kommen denn auch ganz unterschiedliche Zahlen bezüglich der tatsächlich getöteten Hunde zustande:
Aus der NOZ, 25.04.16:
Nach Angaben des Tierschutzvereins Fair Dog wurden so bisher 2000 Hunde getötet. Vor zwei Jahren waren es laut Fair Dog noch 1500. Die offiziellen Angaben vom dänischen Landwirtschaftsministerium lagen damals bei 600.
Online -Petition: Dänisches Hundegesetz: Tausende fordern Abschaffung der „Todeslisten“ | noz.de http://www.noz.de/deutschland-welt/gut-zu-wissen/artikel/704234/danisches-hundegesetz-tausende-fordern-abschaffung-der-todeslisten
Wenn in zwei Jahren zu den 1500 getöteten Hunden nochmal 500 hinzugekommen sind, das Landwirtschaftsministerium selbst aber keine aktualisierten Zahlen veröffentlicht, düften bei dem einen oder anderen Hundebesitzer schon mal die Alarmglocken schrillen.
Übrigens profitiert der Tourismus in Dänemark derzeit genau wie Deutschland von der angespannten Sicherheitslage in vielen ehemals beliebten Urlaubsländern, wie z. B. der Türkei, Tunesien, Ägypten etc. Die wegen des Hundegesetzes aus Deutschland fernbleibenden Touristen können auf diesen Weise zunächst durch sicherheitsorientierte (Neu)kunden kompensiert werden. Diese sind in der Regel aber weniger "treu", wenn der Sommer mal wieder ins Wasser fällt, andere Ziele mit günstigeren Preisen locken, sich die Sicherheitslage wieder enstpannt etc.
Jydske Vestkysten berichtete am 13.07.16 von einem erneuten Aufpoppen des "
Shitstorms" gegen das dänische Hundegesetz in den sozialen Medien, nachdem Tasso seine Reisewarnung aktualisiert hatte. Bei VisitDenmark stellt man zufrieden fest, dass die etablierte Presse in Deutschland die Pressemitteilung von Tasso nicht aufgegriffen habe. Der Tagesspiegel habe bei VisitDenmark zwar angerufen, die Geschichte dann aber ruhen lassen. Aber auf die sozialen Medien in Deutschland habe VisitDenmark natürlich keinen Einfluss... - wie bitte? Es wäre ja interessant zu wissen, wie der "Einfluss" von VisitDenmark auf den deutschen Tagesspiegel konkret ausgesehen hat?
Der Geschäftsführer von VisitDenmark betont, dass es keinen Fall gegegeben hätte, bei dem ein Hund deutscher Touristen aufgrund des Hundegesetzes eingeschläfert worden wäre.
Dem widersprechen allerdings die Leserbriefschreiber zu dem Artikel und nennen konkret die aktuelleren Fälle von den Hunden "Karma" und "Poul".
Eine dänische Leserbriefschreiberin bezeichnet es als unglaublich, dass man den deutschen Touristen nicht die Wahrheit sagt und stattdessen so tue, als ob es diese Fälle nicht gäbe.
http://www.jv.dk/artikel/2343473:Varde--Tysk-shitstorm-mod-dansk-hundelov-popper-stadig-op
Was ist eigentlich aus der Kampagne von VisitDenmark geworden, für die man extra Gelder gefordert hatte, um dem deutschen Markt mit 80 Millionen Einwohnern Rechnung zu tragen? Wir erinnern uns:
Derfor er der behov for en grundig kampagne, ikke så meget for at forklare reglerne, men for at informere om, at tyskere, der holder ferie i Danmark med hund, kan gøre det trygt, og at de er meget velkomne.
http://www.vielskerhunde.dk/hunde-artikel/149-ferie_med_hund_i_danmark_hundelov_og_tyskland/
Man benötige also eine gründliche Kampagne - in der allerdings es weniger darum gehen solle, über den Inhalt des Hundegesetzes zu aufzuklären - als vielmehr die Deutschen darüber zu informieren, dass sie in Dänemark willkommen sind und ihren Urlaub sicher mit ihrem Hund verbringen können...
Kein Wunder, dass VisitDenmark die Werbeaktionen von Holstebro begrüßt:
Da hundeloven trådte i kraft i 2013, tog mange tyske turister flugten og valgte andre feriesteder end Danmark. [...] Derfor laver Holstebro nu barer til hundene, hvor de rundt omkring i kommunen kan få frisk vand ligesom hunden får en velkomstpose med vejledning og godbidder i.
http://www.limfjordupdate.dk/vestjylland-til-kamp-imod-skraemte-tyske-hundeturister
Übersetzung: Als das Hundegesetz 2013 in Kraft trat, ergriffen viele deutsche Touristen die Flucht und wählten andere Reiseziele als Dänemark. [...] Deshalb richtet Holstebro nun Hundebars ein, wo den Vierbeinern an verschiedenen Stellen der Kommune frisches Wasser sowie eine Willkommenstüte mit Informationen und Leckerchen angeboten werden.
Das ist ja toll - und wenn mein zuchtpapierloser Streuner-Mischling zwecks entfernter Ähnlichkeit mit einem Listenhund oder einer unvorhergesehenen Rangelei mit einem Artgenossen beim Freilauf im Hundewald von den dänischen Behörden eingeschläfert worden ist, bleibt mir ja immerhin noch eine "Willkommenstüte", ein paar Leckerli und das schlagkräftige Argument, auch noch ein paar Øre Wassergeld gespart zu haben.
Frage: Wenn der Urlauber-Wauzi das Land aufgrund des Hundegesetzes nicht lebend verlassen sollte - spendiert Holstebro dann eigentlich auch eine "Abschiedstüte" oder "Kondolenztüte"??? 