Seite 1 von 3

Seehundfell

Verfasst: 12.03.2014, 20:56
von Lars J. Helbo
Heute Abend ist Hofbal bei der Königin. An sich nichts besonderes, aber auf Facebook sah ich gerade das hier:

https://www.facebook.com/ElleniFolketinget

Ellen Trane Nørby sitzt im Folketing für Venstre. Bis vor kurzem war sie politischer Sprecher der Partei. Jetzt macht sie davon Pause, weil sie ein Kind erwartet.
Heute zeigt sie auf Facebook ein Bild vom Hofball. Für diese Gelegenheit hat sie ganz bewusst ein Kleid von der Designer "jspr jensen" gewählt - mit ein Top aus grönländischer Seehundfell.

Re: Seehundfell

Verfasst: 12.03.2014, 21:50
von SandraundSven
Und?

Re: Seehundfell

Verfasst: 12.03.2014, 22:00
von Touri
Vielleicht will Lars uns damit sagen, dass Seehundfelle und die Jagd auf Seehunde in Dänemark topaktuell sind. Vielleicht wurde das Top von der dänischen Fischereiindustrie gestiftet.

Touri

Re: Seehundfell

Verfasst: 12.03.2014, 23:44
von Lars J. Helbo
Ich denke, das ist ganz klar, wenn man das Link lesen kann ...

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 00:01
von Hendrik77
Hejsa !
Die Grönländer haben aber bestimmt ein anderen Bezug zu Seehunden wie der Fischer aus Jüdland :!:
OT
Ach, ich bin ja nur der doofe Deutsche der keine eigene Meinung haben sollte bzw. nur glücklich sein sollte nicht sofort ausgewiesen zu werden. :wink:

Med venlig hilsen
Hendrik77

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 07:12
von lyset
Hier ist die Übersetzung des Textes im Link, den Lars meint.

Ellen Trane Nørby sagt:

Ich habe heute beschlossen, zum Hofball der Königin ein Design aus grönländischem Seehundfell zu tragen. Robbenfang und –produktion sind Teile der grönländischen Kultur und sind es durch Jahrhunderte gewesen. Wenn wir das Wort des WWF dafür haben, dass sie auf verantwortliche Art und Weise vor sich gehen, wird es Zeit, dass wir sowohl in Dänemark als auch in der EU eine neue Debatte bekommen. Eine Debatte, die auf Wissen und Fakten anstatt auf Gefühlen und Vorstellungen aufbaut. Mein Cape ist ein Design von Jspr. Jensen.

Damit macht sie nicht nur einen Kniefall vor der Königin, die ihre Untertanen in Grønland so sehr liebt, sondern auch vor den Grönländern, denen gegenüber Dänemark aus guten Gründen ein permanent schlechtes Gewissen hat (darüber bitte die Geschichte der Besetzung Grönlands lesen) und selbstverständlich vor der „grovædende“ dänischen Fischereiindustrie (wie Touri richtig vermutet).

Ich hoffe, ich habe es richtig interpretiert, Lars.
Hendrik77 hat geschrieben:Die Grönländer haben aber bestimmt ein anderen Bezug zu Seehunden wie der Fischer aus Jüdland :!:
OT
Ach, ich bin ja nur der doofe Deutsche der keine eigene Meinung haben sollte bzw. nur glücklich sein sollte nicht sofort ausgewiesen zu werden. :wink:
Natürlich haben die Grönländer einen anderen Bezug zum Robbenfang und zur Seehundjagd, sie bildeten ihre Nahrungs- und Lebensgrundlage. Die Fischer in Dänemark, nicht nur in Jütland suchen in Seehunden und Robben die Schuldigen am Rückgang der Fische. Ihre eigene Gier kann daran nicht Schuld sein. :mrgreen:

OT
Dein OT Satz lies sich merkwürdig, woher kommen deine Komplexe? :P

Lyset

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 11:52
von SandraundSven
Danke Lyset für die Aufklärung.

Sven

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 13:10
von 25örefan
lyset hat geschrieben:...
Natürlich haben die Grönländer einen anderen Bezug zum Robbenfang und zur Seehundjagd, sie bildeten ihre Nahrungs- und Lebensgrundlage.
Lyset
Wenn man in alter Tradition und zugleich artenschonend mit natürlichen Ressourcen umgeht, finde ich den Seehund -und Robbenfang und die Verarbeitung von Fell, Fleisch und Knochen unproblematisch.
Ob die Verwendung des Fells als reines Schmuckstück (auch wenn wie hier mit symbolträchtiger Bedeutung) ebenso unproblematisch ist, darüber kann man streiten.

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 13:40
von Lars J. Helbo
lyset hat geschrieben:sondern auch vor den Grönländern, denen gegenüber Dänemark aus guten Gründen ein permanent schlechtes Gewissen hat (darüber bitte die Geschichte der Besetzung Grönlands lesen)
Das halte ich für Unfug. Ich kenne zumindest niemanden hier, der einen "schlechten Gewissen" gegenüber Grönland hat.

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 13:45
von Lars J. Helbo
25örefan hat geschrieben:Wenn man in alter Tradition und zugleich artenschonend mit natürlichen Ressourcen umgeht, finde ich den Seehund -und Robbenfang und die Verarbeitung von Fell, Fleisch und Knochen unproblematisch.
und genau das ist der Standpunkt, der von den meisten Dänen vertreten wird. Und das war ja auch das, was Ellen Trane Nørby in ihr Beitrag gesagt hat: Man muss die Diskussion auf grund von Fakten und nicht von Gefühle führen.

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 14:28
von Tatzelwurm
In der Geschichte habe ich so nichts von Besatzung gelesen,
ist für mich auch nicht so nach zu vollziehen,

Ressourcensicherstellung ist wohl eher richtig.
Wer mehr davon profitiert ist dann schon klar,
aber schlechter ist es den Inuit bestimmt nicht gegangen.

Detlef

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 15:30
von 25örefan
Tatzelwurm hat geschrieben:In der Geschichte habe ich so nichts von Besatzung gelesen,
ist für mich auch nicht so nach zu vollziehen,

Ressourcensicherstellung ist wohl eher richtig.
Wer mehr davon profitiert ist dann schon klar,
aber schlechter ist es den Inuit bestimmt nicht gegangen.

Detlef
Ist jetzt OT aber gehört doch dazu:
In der Geschichte habe ich so nichts von Besatzung gelesen,
ist für mich auch nicht so nach zu vollziehen,
Na ja, man kann es schon so nennen:
"Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb Grönland isoliert. 1940 schloß der dänische Botschafter in Washington mit den USA einen Vertrag, der diesen die militärische Nutzung strategisch wichtiger Inseln erlaubte. Die USA übernahmen die Versorgung der Bevölkerung. "
https://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=415
Mehr dazu hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland#Rolle_der_Norweger_und_D.C3.A4nen

... aber schlechter ist es den Inuit bestimmt nicht gegangen.
Schlechter als wann?
Schlechter als vor der Aufgabe ihrer traditionellen Lebensweise geht es den Inuit Grönlands trotz einer jährlichen Zuwendung jährlich 3,5 Milliarden Dänischen Kronen vom dänischen Staat vielfach doch.
"Laut einer dänischen Reportage sollen ein Drittel der Mädchen bis 15 Jahre sexuell missbraucht worden sein und Grönland eine der höchsten Selbstmordraten der Welt haben, dies vor allem bei Kindern und Jugendlichen.[13] Danach hatte der Suizid, ebenso wie der sexuelle Umgang miteinander, in der Historie (siehe Absatz über die anderen Kulturen im Artikel Suizid) in der Inuitgesellschaft einen anderen Stellenwert als in der christlichen Kultur. Alkoholmissbrauch ist in Grönland eine weitverbreitete Krankheitsursache. Die meisten Straftaten wie Körperverletzung und Totschlag werden unter Einfluss von Alkohol begangen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich sei größer als in den Vereinigten Staaten. Die Schulbildung sei schlecht, es gebe hohe Abbruchquoten. Nur zwei Prozent der Schüler erreichen einen Universitätsabschluss, viele Studenten denken darüber nach, Grönland zu verlassen. Das Land sei von einem sozialen Zusammenbruch bedroht.

Im Jahr 2009 steht Grönland zum ersten Mal auf der Liste der Länder, die die UN-Kinderrechtskonvention missachten. Nach Angaben der UNICEF leidet jedes sechste grönländische Kind an Unterernährung und geht hungrig in die Schule oder ins Bett."
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland
Die formale Entkolonialisierung und die wirtschaftliche Öffnung blieben nicht ohne Folgen für die traditionelle Jägergesellschaft der Inuit, sodass viele auch von einer „kulturellen Kolonialisierung“ sprachen, vor der die Inuit zu Zeiten der Isolation weitgehend geschützt waren. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Jägergesellschaft schlagartig ins Industriezeitalter versetzt. Die Umwälzungen schufen unmittelbar bessere Lebensbedingungen und Ausbildungsmöglichkeiten nach dänischen Standards, sie führten jedoch auch zu einer tiefgreifenden nationalen Identitätskrise. Alkohol und Kriminalität wurden zu einem Problem.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland#Rolle_der_Norweger_und_D.C3.A4nen
Das Land befindet sich wie viele ehemalige Kolonien in einer nationalen Identitätskrise mit allen damit verbundenen Problemen: Alkoholismus, Kriminalität, soziale Verwahrlosung.
http://www.welt.de/reise/article1930653/Bei-den-Inuit-am-kalten-Ende-der-Welt.html
Das Zitat ist aus dem Jahre 2008, ich glaube aber nicht dass sich in den letzten 5-6 jahren viel geändert hat.
Die Lebensumstände der Inuit in Kanada weisen übrigens deutliche Parallelen auf. Es ist also kein alleiniges dänisches Problem

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 15:47
von Tatzelwurm
Nun ja,

viele Völker haben ihre Indentität im Laufe der Geschichte verloren.
Ob nun die Inuit in Kanada, die Indianer in den USA oder die
Indios in Südamerika, die Hottentotten in Südafrika
oder die Sachsen und die Bayern in der BRD.
Das ging nicht immer friedlich und reibungslos ab.

Das Ruhrgebiet hat auch den industriellen Umschwung
ohne Allohol geschafft.
Der Spruch "früher war alles besser" gilt eben nur bedingt.

Das sollte jetzt kein Freispruch für irgendwelche Widerlichkeiten in der
Vergangenheit sein, aber mir fehlen manchmal
die Grauabstufungen bei manchen Beiträgen,
vor allen Dingen dann wenn man den Anspruch hat,
nur meine Interpretation der Geschichte ist richtig.

Vor 1920 hat man im dänisch/deutschen Grenzgebiet auch nicht gefragt,
wer zu wem gehört und von Besatzung hat weder noch die andere Seite gesprochen.

Ab dem 9.April 1940 war das etwas ganz anderes.

Detlef

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 16:45
von Lars J. Helbo
Man kann natürlich immer die Geschichte unterschiedlich interpretieren. Hier ging es aber eigentlich um die Behauptung, die Dänen würde die Jagd auf Seehunde wegen schlechter Gewissen gegenüber den Grönländern unterstützen - und das halte ich für Unfug, seil es ein solch schlechter Gewissen einfach nicht gibt.

Re: Seehundfell

Verfasst: 13.03.2014, 17:01
von 25örefan
viele Völker haben ihre Indentität im Laufe der Geschichte verloren.
Ob nun die Inuit in Kanada, die Indianer in den USA oder die
Indios in Südamerika, die Hottentotten in Südafrika
oder die Sachsen und die Bayern in der BRD.
Das ging nicht immer friedlich und reibungslos ab.
Deshalb ist der Ausdruck " Besatzung" ja nicht grundverkehrt.
Das Ruhrgebiet hat auch den industriellen Umschwung
ohne Allohol geschafft.
Nein, nicht ohne ,sondern gerade mit Pilsken un Schnäpsken :mrgreen:
Aber mal Spass beiseite,
Die historische Entwicklung im Umgang mit Alkohol hat in Europa eine jahrhundertealte "Tradition". der Umgang damit wurde erlernt und auch gemaßregelt (Religion, Gesetze etc.)
In das Leben vieler Naturvölker wie Indianer in Nordamerika, Indios in Südamerika, Aborigines in Australien, Inuit auf Grönland und in Kanada ist der Alkohol urplötzlich getreten und das zu Zeiten, in denen ihre Identität sowieso bedroht und ein maßvoller Umgang mit der Droge nicht mehr erlernbar war und fatale Folgen hatte und hat. Es gab auch keine religiösen Schranken wie z.B. im Islam, die restriktiv hätten wirken können. So war und ist z.B. in islamisch afrikanischen Ländern in der Zeit der Kolonisation und danach Alkohol ein nahezu unbekanntes Problem.