Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

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Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

steelfarmer hat geschrieben:Das in D früher Wölfe lebten und dann ausgerottet wurden ist Fakt. Aber vor 200 Jahren hatte der Wolf auch einen natürlichen Feind, den Braunbär.
Auch diese Bären sind in D ausgerottet worden und somit lebt der Wolf am oberen Ende der Nahrungskette in einer Industrie- und Kulturlandschaft in Deutschland. Ist das gewünscht ?
Verstehe ich das richtig? Braunbären regulieren also Wölfe? Genau aus diesem Grund bedarf es der Nennung von Fakten mit Quellenangaben.

Der Vereinfachung halber starte ich mal mit Wikipedia:
Spitzenprädator [...] ist in der Biologie die nicht streng definierte Bezeichnung für einen Carnivoren, der in einem Ökosystem an der Spitze der Nahrungspyramide steht. Er ist somit ein Prädator, der im Unterschied zum Mesoprädator zumindest als ausgewachsenes Individuum selbst keine Fressfeinde hat, gegebenenfalls jedoch Nahrungskonkurrenten. In ihren natürlichen Lebensräumen kommen sie im Allgemeinen in relativ geringer Populationsdichte vor. [...] An Land gelten unter anderem die großen Katzen, Wölfe und Bären und im Meer große Zahnwale wie Pottwal und Schwertwal als Spitzenprädatoren.

Wikipedia: Spitzenprädator, abgerufen am 14.03.2023 https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzenpr%C3%A4dator
Oder mal anders gefragt: Muss der Mensch Schwert- und Pottwale "bestandsregulieren", damit sie sich nicht unkontrolliert vermehren und die Ozeane komplett leerfressen?

Es verhält sich im Meer als auch an Land mit den Spitzenprädatoren doch wohl eher so:
Es ist allgemeiner aktueller Wissenstand, dass sich die Wolfsdichte einer Region ganz eng dem Nahrungsangebot anpasst. [...] Eine Regulierung der Wolfsbestände seitens des Menschen ist somit aktuell nicht erforderlich, der vernünftige Grund zum Töten m. E. nicht gegeben.

Birgit Mennerich-Bunge: Eine amtstierärztliche Sicht auf die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland, Vetimpulse, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 23. Jahrgang – 4 / 2016, Seite 226
https://www.vetimpulse.de/fileadmin/use ... Wolfes.pdf
Zudem unterscheiden sich die Lebensumstände von denen unserer Vorfahren vor 200 Jahren und mehr doch nicht unerheblich. Damals herrschten Armut, kleinstbäuerliche Betriebe mit Kinderarbeit - und weder gab es Monster-Landmaschinen, Smartphones, telemetrische Sender oder GPS, noch elektrifizierte Zäune. Vor allem aber war die wissenschaftliche Wildtierökologie und Verhaltensbiologie noch längst nicht auf dem Stand von heute.

Aber manche Dinge sind auch noch dieselben: Die Lügen und Manipulationen von Menschen, die über Wölfe Fake-News und Panik verbreiten, um ihre eigenen egoistischen Partikularinteressen durchzusetzen. Danke an BLAVANDS HUK für das Stichwort Würger vom Lichtenmoor:
1948 reißt ein Wolf angeblich Hunderte Rinder, Pferde und Schafe zwischen Aller und Weser. Der "Würger vom Lichtenmoor" sorgt für eine regelrechte Hysterie in der Gegend rund um das niedersächsische Nienburg. [...] Wie viele es tatsächlich gewesen sind, bleibt sein Geheimnis. [...] Ein sensationslüsterner Journalist eines Wochenblatts verleiht dem Wolf, der bei Nienburg durch die Wälder schleicht, damals seinen mörderisch klingenden Beinamen. Die Aufregung um den "Würger" wird wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zum medialen Sommerloch-Ereignis. [...] Eine Zeitzeugin erinnert sich: "Die Leute waren ängstlich. Es war die Blaubeerzeit, keiner ging mehr in den Wald Blaubeeren pflücken. Und einige haben gerochen, dass es nach Löwe oder nach Puma riecht." Die Hysterie nimmt damals groteske Züge an. [...] Christiane Schilling hat sich ausführlich mit dem "Würger" beschäftigt und für die Jahre 2017 und 2019 eine Wanderausstellung des Landesmuseums Hannover mit vorbereitet. Dass sich in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre ein regelrechter Wolfshype entwickelt hat, liegt ihr zufolge vor allem an der umfangreichen und reißerischen Presseberichterstattung 1948. [...] Auch die Menschen auf dem Land hätten ihren Anteil an der Legende um den "Würger" gehabt, sagt sie. Während es den Wolf ja tatsächlich gegeben und er einige Tiere gerissen hat, so sind es doch eher die Taten, die er nicht begangen hat, die ihn zur Legende werden ließen. [...] "Ich weiß, dass im Dorf so manchen Sonntag auf so manchem Braten dem Wolfe zugeprostet wurde. Nach dem Motto: Möge er noch lange bestehen. Viele Leute haben natürlich schwarz geschlachtet und dann gesagt: 'Das war der Würger.' Damit hatten sie einen Freifahrtschein, um sich den Bauch vollzuschlagen." Damals ist das ein offenes Geheimnis. Zu weit voneinander entfernt liegen die Tatorte, zu glatt erscheinen die Wunden an manchem Schaf und Rind. Viele Tiere werden nachweislich von Menschen getötet. Bezeichnenderweise nimmt die Zahl "gerissener" Tiere nach der Währungsreform am 21. Juni 1948 und der sich daraus entwickelnden Marktwirtschaft deutlich ab.

NDR, 27.02.2023: Der "Würger vom Lichtenmoor": Als die Angst vorm Wolf umgeht https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... f3882.html
Und damals wie heute fehlt es auch nicht an Jägern, die sich als furchtlose Drachentöter dafür abfeiern lassen wollen, die wilde Bestie mit den nahezu übernatürlichen Fähigkeiten erlegt und damit die Menschheit gerettet zu haben:
Dann gab es eine riesige Treibjagd: 1.500 Treiber waren am 15. Juni 1948 unterwegs und keiner hat ihn gefunden." Fazit: ein sehr großer Aufwand ohne den geringsten Ertrag. [...] Jäger Hermann Gaatz aus Eilte hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wolf zu erlegen. In seinem Tagebuch beschreibt er ausführlich, wie er das Tier am 27. August 1948 zur Strecke bringt. Tags darauf habe er das geschossene Raubtier vor versammelter Journalistenschar präsentiert, berichtet die im Bundesarchiv dokumentierte Wochenschau "Welt im Film" in allen Einzelheiten und spürbar beeindruckt: "Es war ein ausgewachsener Wolfsbastard von 1,70 Meter Länge. Das mörderische Gebiss zeigte fünf Zentimeter lange Hauzähne. Der glückliche Raubtierjäger wurde geehrt und gefilmt - und die erfundenen Fabelwesen verschwanden aus der erhitzten Fantasie der Bevölkerung."

NDR, 27.02.2023: Der "Würger vom Lichtenmoor": Als die Angst vorm Wolf umgeht https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... f3882.html
Damals wie heute:
"Politiker und Wolfsgegner machen den Menschen Angst, um sie zu manipulieren", so der Wissenschaftler. "Das ist zynisch und schmutzig, aber der Trick wird oft angewandt, einfach weil er so gut funktioniert."

John Linnell, Biologe am Norwegischen Institut für Naturforschung in Trondheim, im SPIEGEL-Interview mit Julia Koch, DER SPIEGEL Print-Ausgabe 10/2018, Julia Koch: Gefährliche Märchen, 03.03.2018, Seite 105
Textpassagen und Linkverweise können ja so aufschlussreich sein...
gerdson
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von gerdson »

Nach den üblichen Tiraden gegen die Jäger und Landwirte, hier ein etwas objektiverer Beitrag:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 84178.html
steelfarmer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von steelfarmer »

Moin Gerdson,

super Text, endlich mal was objektives.
Bin gespannt wann „die jungen Mitteleuropäer“ hier wieder das große „copy paste“ veranstalten.

Denke man könnte diesen „never ending“ threat auch schließlich - hat wenig mir DK zu tun…
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25örefan
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von 25örefan »

gerdson hat geschrieben: 19.03.2023, 09:32 Nach den üblichen Tiraden gegen die Jäger und Landwirte, hier ein etwas objektiverer Beitrag:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 84178.html
👍
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25örefan
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von 25örefan »

steelfarmer hat geschrieben: 19.03.2023, 10:09 Moin Gerdson,

super Text, endlich mal was objektives.
Bin gespannt wann „die jungen Mitteleuropäer“ hier wieder das große „copy paste“ veranstalten.

Denke man könnte diesen „never ending“ threat auch schließlich - hat wenig mir DK zu tun…
👍🏼
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Polly
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Polly »

Nach den üblichen Tiraden gegen die Jäger und Landwirte, hier ein etwas objektiverer Beitrag
Was bedeutet objektiv.
Wenn nun die Natur parteiübergreifend angesehen betrachtet wird. Politisch geregelt wird ... Politik ist schmutzig und wirtschaftlich gesteuert, schmierig und bestechlich.
Opfer ist am Ende die Natur.

Ja, das hat weniger mit Dänemark zu tun und ist nicht anlehnend der Thematik Wölfe aber schon mal nach dem Schlagwort "Fuchswoche" gegoogelt?
Und das Vertrauen in Jägerschaft beibehalten?

Was da teilweise an Metzelei veranstaltet wird ist frei von jeder Regelung und Sinnhaftigkeit!
Ich könnte zig Beispiele liefern von Möchtegern-Jägern die auch Greifvögel zum angeblichen Schutz für Nurztiere vergiften, erschlagen und erschießen.

Und Jagdscheine zu erlangen scheint neuer Sport zu sein.
https://ljv-brandenburg.de/jagd-in-bran ... eiblicher/
Mir scheint, zu jagen ist eine neue Form der Selbstverwirklichung.
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Was soll denn bitte an einer politisch einseitig gefärbten dahergeplauderten FAZ-Kolumne unter der Rubrik "Stallgeruch" "objektiver" als (wissenschaftliche) Zahlen und Fakten sein?

Der einseitig und vor allem emotional gefärbte Beitrag hat offensichtlich zum Ziel, einen Wissenschaftler zu deskreditieren, der das Verhalten von Hunden und Wölfen in menschlicher Obhut in Gefangenschaft erforscht. Das hat mit wildlebenden Wölfen zunächst erstmal ziemlich wenig zu tun. Im Grunde versucht die Autorin, den Wissenschaftler stellvertretend für alle Menschen als lächerlich darzustellen, die ihre Meinung anhand wissenschaftlicher Fakten bilden und eine Wolfsbejagung als untaugliche Scheinlösung erkannt haben und entsprechend ablehnen.

Dabei verweist sie auf das Leid der angegriffenen Nutztiere, das die "Freunde des Wolfes" nicht "zu erweichen" vermag. Dabei reiche es doch, "die entsprechende Praxis in anderen europäischen Ländern – etwa in Frankreich und Schweden – zu betrachten" und dabei selbst der AfD zu bescheinigen, dass sie die richtige Sache vertrete.

Nur fragt die Autorin leider nicht, welche Effekte die Wolfsbejagung in Schweden und Frankreich für die Nutztierhalter überhaupt hervorgebracht hat, denn das wäre interessant gewesen. In Schweden kommt es immer wieder zu Nutztierrissen und es vergeht kaum eine Woche, in der es keine Meldung über einen "närgågna vargen" gibt - also einen Wolf, dem die ständige Bejagung eben keine "Scheu" beigebracht hat, wie uns die Jäger doch immer wieder versprechen. Und genau das ist es doch, womit Union, AfD, Jägerschaft und faz-Journalisten frohlocken: Dürfen wir den Wolf erstmal bejagen, sind alle Probleme gelöst!

Auch ein Blick nach Frankreich offenbart eher das Gegenteil: Jedes Jahr werden dort trotz Wolfsjagd 12.000 Nutztiere gerissen.¹ Zum Vergleich: In Deutschland waren es ohne Wolfsbejagung 3.374 im Jahr 2021.² Das sollte doch stutzig machen, ob die angepriesene einfache Lösung mit der Jagdwaffe in Wahrheit gar keine ernstgemeinte ist, weil sie allenfalls die Jagdlust auf die "Krone der Raubwildjagd" entsprechender Waidleute befriedigt, ansonsten aber mehr schadet als sie nützt. Vor allem aber weder Nutztiere effektiv schützt noch Begegnungen zwischen Mensch und Wolf verhindert.

Spannend ist dann noch die Aufforderung, den Thread zu sperren, weil er angeblich nichts mit Dänemark zu tun hat - wohlgemerkt, nachdem man ihn selbst mit einseitigen Anti-Wolf-Berichten aus Deutschland geflutet hat, obwohl dafür ein eigener Thread unter dem Titel "Der Wolf in Deutschland pro und contra" zur Verfügung steht.

Deshalb komme ich nochmal auf das Leid der Nutztiere zurück. Es steht in der Verantwortung der Tierhalter, seine Tiere zu schützen. In Dänemark hat sich die wolfsabweisende Zäunung als absolut wirksam erwiesen.⁴ Das Risiko der "Bedrohung von Nutztieren" (faz), als handele es sich bei der Nutztier-Massenproduktion in der Landwirtschaft um aussterbende Spezies, lässt sich am effektivsten durch Herdenschutzmaßnahmen vermindern.

Setzt man jetzt aber mal das Leid von ein paar gerissenen Weidetieren, denen der Halter einen effektiven Schutz verwehrt hat, ins Verhältnis zu dem Leid, das die Landwirtschaft selbst seinen Opfern antut, so stellen wir am Beispiel Dänmark³ fest:

- Dänemark ist das Land, das die weltweit höchste Fleischerzeugungsrate im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat
- 85 Prozent der Legehennen in Dänemark haben gebrochene Brustbeine
- eine halbe Million Käfighühner leben auf der Fläche eines DIN A4 Blatts plus einer Postkarte ohne jemals das Tageslicht zu sehen
- drei von vier Turbomasthähnchen können aufgrund ihrer Körperform nicht richtig laufen und fallen teilweise vornüber
- Milchkühe werden regelrecht ausgebeutet - von 2002 bis 2020 steig bei einem Rückgang der Tierzahl von sieben Prozent die jährliche Milchleistung um 25 Prozent (!)
- bekamen 2003 noch 75 Prozent der Kühe Weidegang, waren es 2020 nur noch 30 Prozent
- 2021 betrug die Zahl der in ferne Länder exportierten, zum Teil erst 14 Tage alten Kälber, 40.546 Tiere und damit 60% mehr als 2016. Da diese Saugkälber nicht eigenständig trinken können, erleiden sie auf dem Transport Hunger, Durst und Erschöpfung
- obwohl der Dyreetisk Råd die Käfighaltung von Minks für inakzeptabel erklärt hat, darf die Pelzindustrie wieder in die "Produktion" gehen, nachdem Millionen von Minks aufgrund der Pandemie als Überträger gekeult worden sind
- bei den jährlichen Kontrollen von Fødevarestyrelsen weist jeder dritte Schweinebestand Mängel auf
- die Ferkelsterblichkeit liegt bei 29.000 Tieren pro Tag (!)
- jedes Jahr werden 17,5 Mio. Ferkel kastriert, davon die Hälfte ohne Betäubung
- und obwohl inzwischen verboten, werden trotzdem 95 Prozent der Ferkel die Schwänze abgeschnitten
- 14 Mio lebende Ferkel werden jährlich in ferne Länder exportiert
- die Sauensterblichkeit liegt bei rekordverdächtigen 16 Prozent
- zwei von fünf Sauen haben Magengeschwüre
- ein Schlachtschwein von 100 kg lebt auf 0,65 m² - entsprechend in etwa einer Duschkabine
- zwischen 20 und 40 Prozent ihres Lebens ist eine Sau in Kastenständen fixiert
- das Verhältnis von landwirtschaftlicher Nutzfläche für Tierfutter beträgt 75%, das für direkten menschlichen Verzehr dagegen gerade einmal 4%

Und jetzt bitte nochmal darüber nachdenken, ob das relativ kurze Leid eines auf der Weide im heimischen Herdenverband vom Wolf gerissene Weidetier, welches durch einfache Herdenschutzmaßnahmen zudem ziemlich sicher hätte verhindert werden können, wirklich eine "Bedrohung von Nutztieren" darstellt und ob tatsächlich die Wolfsfreunde sind, die in der Bejagung von Wölfen keine effektive Lösung zur Vermeidung solcher Nutztierrisse sehen, für die "das Leid dieser zum Teil qualvoll verendenden Tiere so wenig zählt" (faz).

An dem Tierleid der geschilderten unerträglichen Zustände in der dänischen Nutztierhaltung ist jedenfalls nicht der Wolf schuld. In Deutschland sieht es nicht viel anders aus, und so verwundert es doch, dass der Hinweis auf das Tierleid ausgerechnet aus den landwirtschaftlichen Kreisen kommt, deren Branche und System sich großteils effektiven Schutzmaßnahmen verweigern und selber Tierleid im ganz großen Stil produzieren.

¹ Stuttgarter Nachrichten, 23.04.2021: Ein Wolf auf Durchreise im Elsass https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ ... 15722.html
² DBBW: Bericht zu Prävention uns Nutztierschäden 2021 https://www.dbb-wolf.de/mehr/literatur- ... erschaeden
³ Altinget, 19.12.2022: Debat - Dyrenes Beskyttelse: Dyrevelfærden lider under landbrugets effektivisering https://www.altinget.dk/foedevarer/arti ... tivisering
TV2, 10.03.2023: 161 husdyr endte sidste år som ulveføde, viser opgørelse https://nyheder.tv2.dk/samfund/2023-03- ... -opgorelse
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Ny Hinnerk
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Ny Hinnerk »

@ DjM:
Sehr gut und nachvollziehbar recherchiert und geschrieben. Ich versuche so auch gegenüber einem Jägerpaar zu kommunizieren welches ich durch meine Frau kennenlernte. Es macht keinen Sinn. Da schalten die Grünrocke stur auf Durchzug und sind nicht einmal bereit andere Meinungen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskutieren. Ein Klassiker ist da immer noch die Tollwut mit deren Begründung wohl irgendwann auch der allerletzte Fuchs zur Strecke gebracht wird.
Mittlerweile gilt die Tollwut im westlichen Europa als ausgerottet. Bei allen bisher untersuchten Labormedizinischen Untersuchungen von Wolfsrissen wurde kein Tollwuterreger gefunden. Mit fünf Fällen 2004 am stärksten von der Tollwut betroffen war zwar der Fuchs. Vom 2. Quartal 2006 bis jetzt wurden in Deutschland allerdings keine Fälle von Tollwut bei Wild- oder Haustieren mehr gemeldet. Da lassen selbst die Erkenntnisse des Friedrich-Löffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit und das Pendant zum Robert-Koch-Institut) die Jägerschaft eiskalt.
Und so lebt die Legende in der Jägerschaft weiter. Warum wohl?

Ich frage mich manchmal wo mehr gelogen wird, bei den Politkern oder den Jägern?
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gerdson
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von gerdson »

Hinnerk, ich kenne mit großer Sicherheit mehr Jäger als Du. Aber keinen einzigen, der die "Tollwut" als auch nur irgendwie relevant relevant bezeichnet, wenn es um die Bejagung von Raubwild geht. Du solltest da die Meinung Deiner mutmasslichen schon etwas betagten Bekannten nicht verallgemeinern. Der Raubwildjagd geht übrigens nur ein Bruchteil der Jäger nach, aus unterschiedlichen Gründen. Objektiv kann man sagen, dass Füchse nicht vom Aussterben bedroht sind, Rebhühner hingegen schon. Letztere leiden allerdings noch mehr unter den Gegebenheiten der modernen Landwirtschaft, diese wiederum kann man nicht nur den bösen Fleischerzeugern (und -essern) oder sonstigen Landwirten anlasten, sondern gleichermaßen einer "Umweltpolitik" die Biogas und -diesel fördert um Gedeih und Verrecken. Da spielt ja auch der Schutz der Raubvögel plötzlich nicht mehr so eine große Rolle, wenn Windräder gebaut werden sollen usw. usf.
Aber nun kommen wir wirklich weit vom Thema ab.
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Ny Hinnerk
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Ny Hinnerk »

Na ja, wenn du meinst… Dann wundere ich mich darüber, wie angehende Jäger in Kompaktseminaren auf die Jägerprüfung vorbereitet werden. Das sind dann wohl alles alte Jäger, die nichts dazugelernt haben, und dieses Unwissen an den Nachwuchs weitergeben.
Aber egal, ich will mich hier nicht weiter mit Jägern und Jagdfreunden anlegen. Das macht keinen Sinn und führt zu nichts. Nur so viel: Sehr viele Jäger halten noch immer an der Mär vom großen bösen Wolf fest der nicht nur Rotkäppchen verschlingt sondern es auch auf z.B. auf der Wiese oder im Wald spielende Kinder abgesehen hat.
Ja, viele Jäger haben es langsam kapiert, dass das Argument Tollwut nicht mehr zieht wenngleich Tollwut immer noch ein Thema ist. Da muss dann jetzt der Wolf der Brüder Grimm her.

Ich mag den Wolf in freier Natur, auch hinter dem Haus. :D
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Hendrik77
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Hendrik77 »

Hier ein paar Zahlen aus dem Jahr 2022 von Wölfen in Dänemark u.a. was Angriffe auf Nutz u. Haustiere angeht. https://netnatur.dk/ingen-ulveangreb-ba ... gn-i-2022/
Med venlig hilsen
Hendrik77
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Dänemark: Zuwachs an Wölfen führte 2022 nicht zu einer entsprechenden Zunahme an Nutztierrissen

Obwohl die Anzahl der Wölfe von 9-10 im Jahr 2020 auf 29 im Jahr 2022 angestiegen ist, gab es keine enstprechende Erhöhung von Nutztierissen. In nur 32 von 68 gemeldeten Fällen wurde ein Wolf als Verursacher festgestellt; in den übrigen Fällen handelte es sich um freilaufende Hunde, Füchse oder andere Ursachen.

Zudem habe es nicht einen einzigen Angriff auf Weidetiere hinter wolfsabweisenden Zäunen (1,10 m Höhe und elektrifiziert) gegeben.

Damit ist die simple alte Gleichung der Wolfsgegner im Sinne von "mehr Wölfe, mehr Risse" wieder einmal in der Praxis widerlegt worden.

Naturguide.dk, 07.03.2023: Flere ulve i Danmark har ikke givet tilsvarende flere angrib på husdyr https://naturguide.dk/trods-flere-ulve- ... lsvarende/
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Dänemark: Rehwildbestand hat sich in den letzten 13 Jahren halbiert: Die Wölfe waren's nicht!

In Deutschland wird von Jägern ständig beklagt, dass die Wölfe das Wild in den Wäldern dezimierten, obwohl die jährlichen Jagdstrecken diesen Trend nicht abbilden. So titelte die Ostfriesen-Zeitung am 21.12.2021 nach Aussagen eines örtlichen Hegeringleiters, dass das Wild "Verlierer der Entwicklung" sei, welches dem "Wolfswachstum nicht entkommen" könne: "Wo ist das Wild hin? Im Zweifelsfall vom Wolf gerissen".

Aber eine Untersuchung des Nationalt Center for Miljø og Energi kommt zu dem Schluss, dass es z. B. in Norddeutschland keine Tendenz einer Verringerung des Rehwildbestands gibt.

Anders sieht die Lage in Dänemark aus. Basierend auf den Jagdstrecken der Jäger ist die Anzahl der erlegten Rehe in den letzten 13 Jahren um 42 Prozent geschrumpft. Auf Fünen ist die Zahl von Jägern getöteter Rehe binnen eines Jahres sogar um 23 Prozent geschrumpft.

Einen Zusammenhang mit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2012 gebe es aber nicht, da sich der Reh-Bestand dort bereits seit 1996 im Rückgang befindet - und bislang überhaupt keine Wölfe auf Fünen dokumentiert worden sind.

Vielmehr liegen die Ursachen vermutlich an einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit und/oder an einer Änderung der Lebensgrundlagen wie z. B. Verschiebungen bei der Art und dem Ausmaß des Anbaus landwirtschaftlicher Nutzpflanzen.

In Südschweden, Südnorwegen und Norddeutschland sei das Phänomen des Rehwildrückgangs bislang nicht aufgetreten.

TV2, 17.03.2023: Sygdom kan være årsag til halvering i antallet af rådyr https://nyheder.tv2.dk/samfund/2023-03- ... t-af-radyr
NTC
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von NTC »

Puh, man könnte meinen einige haben nichts besseres zu tun, als hier zu schreiben. Ich muss zugeben, dass ich das nicht alles lesen werde. Aber wenn ich nur die Textlängen anschaue…. das wird mir dann irgendwie doch zu anstrengend.
steelfarmer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von steelfarmer »

NTC hat geschrieben: 21.03.2023, 00:46 Puh, man könnte meinen einige haben nichts besseres zu tun, als hier zu schreiben. Ich muss zugeben, dass ich das nicht alles lesen werde. Aber wenn ich nur die Textlängen anschaue…. das wird mir dann irgendwie doch zu anstrengend.
👍
Unglaublich was hier für ein krampfhafter Überzeugungswahn herrscht. Vielleicht sollten die Mitteleuropäer einfach auch mal andere Meinungen akzeptieren.
Frage mich ob man hier im Forum einzelne Threats auf eine „ignorieren“ Liste stellen kann.