Papierfischchen-Invasion

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Die jungen Mitteleuropäer
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Papierfischchen-Invasion

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Invasion der Papierfischchen in Dänemark:

Augen auf im Dänemark-Urlaub: Der Nachrichtensender TV2 Nyheder meldet heute eine massenhafte Zunahme von skægkræ in dänischen Haushalten, ctenolepisma longicaudata, den sogenannten Papierfischchen¹, nicht zu verwechseln mit Papierschiffchen.

Was nach Origami klingt und aussieht wie petrophaga lorioti (Steinlaus)², war laut TV2 noch bis vor wenigen Jahren relativ unbekannt in Dänemark. Die aus der Familie der Schuppenfischchen stammenden Papierfischchen ernähren sich gern von Papier und Pappe, können aber auch von allen anderen möglichen Dingen leben "außer von Hartmöbeln".¹
Zu ihren bevorzugten Speisen zählen Papier, Tapeten, Baumwolle, Bilder, Bücher und die meisten trockenen Nahrungsmittel. Materialien tierischen Ursprungs wie Wolle, Leder, Pelz, Seide usw. werden dagegen weniger bevorzugt.³

Ins Haus kommen die mit den Silberfischchen verwandten, aber ungleich größeren ungebetenen Gäste u. a. über Pakete vom Postamt, Kartons, Bücher, Brot oder Speiseverpackungen von Bestell- und Außer-Haus-Services. Anders als Silberfischchen kommen Papierfischchen mit Trockenheit gut zurecht.¹

Glücklicherweise sind Papierfischchen weder giftig noch bissig und übertragen nach heutigem Wissensstand keine Krankheiten auf den Menschen. Es wird vermutet, dass sie aus Norwegen eingewandert sind, wo sie schon länger bekannt sind und aufrund ihrer Bedrohung für Dokumente in Archiven, Kunstobjekte in Museen etc. als Schädlinge klassifiziert sind.¹ Hier stellt der Austausch von Exponaten der Museen untereinander eine weitere Verbreitungsquelle dar.³

In Norwegen, wo die Fischchen 2013 erstmals entdeckt wurden, sei die Population in den vergangenen Jahren "explodiert". Funde in Dänemark gab es bereits im Aalborg Staatsarchiv und im Hjørring Kommunearchiv.³

Bjørn Arne Rukke ist als Forscher in der Abteilung für Schädlingskontrolle am Norwegischen Folkehelseinstitut tätig. Anfangs würde man die nachtaktiven Tierchen nicht bemerken, sagt er, aber nach einiger Zeit könnten es so viele sein, dass man sie in Kaffeetassen, Obstschälchen oder unter Möbeln finden würde. Für Privatpersonen sei die Belastung aber vor allem psychischer Natur.
In Norwegen sei anhand von Versicherungsstatistiken festgestellt worden, dass vor allem neuere Gebäude von Papierfischchen heimgesucht würden.
"Wir haben den Grund dafür bislang nicht ausmachen können. Es ist zwar reine Spekulation, aber wir tippen, dass es an der großen Zahl Neuanschaffungen für Wohnausstattungen z. B. in Küchen, Bädern usw. liegt, die komplett neu eingerichtet werden. Aus unserer Sicht stellen diese verpackten Waren eine wesentliche Verbreitungsquelle dar, so dass mit den neuen Möbeln und dergleichen unter Umständen auch Papierfischchen mit ins neue Heim einziehen."

Videnskab.dk, 02.02.2020: Skægkræet kommer: Nyt skadedyr til fare for arkiver og museer https://videnskab.dk/kultur-samfund/ska ... -og-museer
Insektenforscher sind von den Papierfischchen begeistert. Die Insektenfamilie der Schuppenfischchen, zu den Papierfischchen und Silberfischchen gehören, habe sich seit 400 Mio. Jahren grob gesehen kaum verändert. Ihr robuster Bauplan hätte ihnen ein Überleben über einen so langen Zeitraum ermöglicht.³

Und vor 400 Mio. Jahren hätten die lustigen Fischchen vom heutigen globalen Warenverkehr und obendrauf einer Corona-bedingten Kartonflut rund um den Erdball nicht mal zu Träumen gewagt. Es gibt auch Gewinner der heutigen Situation :mrgreen:

¹ TV2 Nyheder, 06.11.2021: Nyt skadedyr invaderer danske hjem – kommer i måltidskasser og rugbrød https://nyheder.tv2.dk/2021-11-06-nyt-s ... g-rugbroed
² Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ, 20.10.2008: Neuigkeiten über die Steinlaus : Man frisst sich so durch
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 15146.html
³ Videnskab.dk, 02.02.2020: Skægkræet kommer: Nyt skadedyr til fare for arkiver og museer https://videnskab.dk/kultur-samfund/ska ... -og-museer