Wenn man Nationalstolz hat, ist man dann stolz auf Errungenschaften, Leistungen etc., die in/ von einem bestimten Land erbracht wurden? Wenn ja, kann man doch eigentlich nur stolz sein auf Errungenschaften, Leistungen etc., an denen man selbst beteiligt ist/ war. Kann man stolz sein oder hat man ein "Anrecht" darauf stolz zu sein auf das, was die Vorfahren erbracht haben? Warum sollte man darauf stolz sein, wenn man doch selber nichts dazu beigetragen hat und es doch nur dem Zufall geschuldet ist, in welchem Land man von Geburt aus lebt und welcher Nation man von Geburt aus angehört. Und selbst wenn man zu Errungenschaften, Leistungen etc. in einem bestimmten Land beigetragen hat, rechtfertigt das Nationalstolz für dieses bestimmte Land, diese bestimmte Nation? Hätte man zu Errungenschaften, Leistungen etc. in einem anderen Land, in einer anderen Nation beigetragen oder wäre auch nur in ein anderes Land oder in eine andere Nation hineingeboren, hätte man per Zufall eben für dieses Land Nationalstolz. Nationalstolz ist also rein zufällig, bzw. austauschbar.
Zudem stellt sich die Frage, wozu Nationalstolz dient. Der Abgrenzung gegenüber anderen Nationen in Bezug auf etwas besser können, von etwas mehr haben etc , also überlegen sein?
In diesem Sinne habe ich persönlich keinen Nationalstolz. Ich kann vielleicht Errungenschaften, Leistungen etc. "meines" Landes, "meiner" Nation bewundern, gutheißen, für andere für Länder empfehlens- und erreichenswert halten und sehe es daher wie Johannes Rau:
( Johannes Rau am 16. März im TV-Nachrichtensender «N24». manager-magazin.de 19.03.2001, stuttgarter-nachrichten.de Jahresrückblick 2001/März)"Man kann nicht stolz sein auf etwas, was man selber gar nicht zu Stande gebracht hat, sondern man kann froh sein oder dankbar dafür, dass man Deutscher ist. Aber stolz kann man darauf nicht sein [...]. Stolz ist man auf das, was man selber zu Wege gebracht hat."
Und zur Frage, ob zwischen einem "guten" Nationalstolz (und die dafür laut wikipedia gebräuchlichen Synonyme Nationalgefühl, Patriotismsmus, Vaterlandsliebe) und einem "schlechtem" Nationalstolz (Nationalismus oder Chauvinismus) unterschieden werden kann folgende kritische Anmerkungen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Patriotismus"Sozialpsychologische Studien des 21. Jahrhunderts legen nahe, dass die Unterscheidung zwischen gutem Patriotismus und kritikwürdigem Nationalismus oder Chauvinismus keine Grundlage in der Realität hat. Der Jenaer Psychologe Christopher Cohrs kommt zu dem Ergebnis:
„Menschen mit patriotischen Einstellungen lehnen Nationalismus nicht ab. Vielmehr geht beides oft Hand in Hand.[11]“
Eine Studie Adam Rutlands unter Kindern zeigte, dass die Zustimmung zur eigenen Nation eng mit einer Abwertung anderer Nationen korreliert.[12] Auch der deutsche Soziologe Wilhelm Heitmeyer kommt in seiner Langzeituntersuchung Deutsche Zustände zu dem Ergebnis, dass eine positive Einstellung zur Demokratie und ihren Werten einen besseren Schutz vor fremdenfeindlichem und rassistischem Gedankengut darstelle, welches durch eine patriotische Grundeinstellung eher gefördert werde."