Hinnerk hat geschrieben:Hellfried hat geschrieben:
Und? Ging es den demokratischen Ländern Europas in den 70iger Jahren so viel schlechter als heute?
Gab es in West-Deutschland zu DM-Zeiten weniger Wohlstand?
Auch wenn ich nicht hinter dem Spruch "Früher war alles besser" stehe:
Ich gehe mal bei der als Frage formulierten Antwort von Hellfried davon aus, dass er beide Fragen mit nein beantworten würde/will. Hier muss muss ich Hellfried zustimmen. Ich komme beruflich aus dem sozialen Bereich und muss sagen, dass es der breiten Masse in den 1970er Jahren wirtschaftlich deutlich besser ging als heute. Die Armut und die Zahl der Sozialhilfe/Hartz-IV-Empfäger ist in den letzten 40 Jahren kontinuierlich gestiegen. Ganz klar, in den 1970er und 1980er Jahren ging es uns besser. Und da hatten wir noch die "Kleinstaaterei".
Kann es vielleicht sein, dass das vereinigte Europa viel zu sehr glorifiziert wird? Momentan sehe ich nur, dass sich die der EU zugehörigen Staaten ständig gegenseitig ein Bein stellen und jeder nur seine Vorteile sieht und dafür kämpft nach dem Motto "jeder ist sich selbst der Nächste". Das macht Europa kaputt. Hinzu kommt eine Heerschar von Sesselfurzern in Brüssel, die sich um die automatische Abschaltfunktion der Warmhalteplatten in Kaffeemaschinen oder die Bananenkrümmung kümmern anstatt sich Gedanken über Fragen zu machen, die die Welt wirklich bewegen.
Diese sehe ich genauso.
Wenn ich an das Ende der 90iger Jahre und Anfang der 2000er Jahre, zu Zeiten der DM, zurückdenke ging es mir damals persönlich auch nocht weit besser.
Damals konnte man beispielsweise mit 2000 DM monatlich recht gut leben, heute ist man mit 1000 EUR Netto fast schon arm.
Dank Energiewende und der zum Beispiel stark gestiegener Krankenkassenbeiträge und anderer Kosten musste ich letztes Jahr auch mein Haus verkaufen. Im Prinzip arbeitete ich zuletzt nur noch um meine Nebenkosten zu bezahlen. Als ich das Haus im Jahr 2001 kaufte sah dies alles noch völlig anders aus. Damals musste ich für meine DK-Urlaube noch nicht den DISPO bemühen.
Dieses Gerede der Euro - und EU-Beführworter, dass es uns heute im geeinten Europa so viel besser gehen würde als früher, kann ich nicht mehr hören.
Der Wohlstand ist in den letzten Jahren vermutlich bei den oberen 10% und diversen Börsen-Spekulanten gewachsen. Der Normalbürger hat nichts davon. Den meisten Normalverdienern, die ich kenne, geht es heute deutlich schlechter als vor 15 bis 20 Jahren.
Obwohl auch ich Trump als Kotzbrocken sehe, finde ich seine Bemühungen, vor allem die Lebenssituation der eigenen Leute zu verbessern, nicht ganz verkehrt.
Warum muss ein Iphone, welches 700 bis 800 EUR kostet, in China vom Band laufen und kann bei diesem Verkaufspreis nicht in den USA produziert werden? Warum müssen Premium-PKWs in Mexiko zu Billiglöhnen hergestellt werden um sie dann in den USA und Euopa teuer zu verkaufen?
2009 hatte ich mir mal einen Golf-Variant zugelegt, der in Mexiko gebaut wurde. Die Qualität war so grausam und die Mängel so gravierend, dass ich nach einer ausgiebigen Probefahrt die Abnahme des Wagens verweigert habe. Bekannten von mir ging es mit ihrem Mexiko-Golf ähnlich. VW hat offenbar daraus gelernt und nun läuft auch der Golf-Variant wieder in Deutschland vom Band.
Natürlich ist nicht alles schlecht was in Billiglohn-Ländern hergestellt wird. Mit meinem Huawei Smartphone, welches ich 2014 für 89 EUR kaufte, bin ich hoch zufrieden und auch meine Kompaktkameras von Canon, die auch alle "Made in China" sind, haben mich nie enttäuscht.
Dennoch kann ich Trump verstehen, wenn er möglichst viele Produktionsstandorte in seinem Land erhalten möchte und dagegen kämpft, dass beispielsweise Premium-Hersteller ihre Waren in Billiglohnländern fertigen lassen um sie in den USA teuer zu verkaufen.
Das ein 89-Euro Smartphone weder in DE noch den USA zu diesem Preis herstellbar ist liegt auf der Hand aber warum teuere Premium-Marken nicht im eigenen Land produzieren, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Das aktuelle extreme Trump-Bashing, welches ich beispielsweise erneut in der aktuellen SPIEGEL-Ausgabe besichtigen konnte, kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen. Meiner Meinung würde uns in Deutschland ein wenig mehr Trump und etwas weniger Merkel auch nicht schaden. Den Interessen des eigenen Landes Priorität einzuräumen ist jedenfalls in meinen Augen keine Straftat.