Robbe (Jungtier) eben gerade am Vejers Strand erschossen

[Lars J. Helbo]

Eigentlich geht es hier um eine Debatte über den Umgang mit Seehunden.

Stimmt, dazu müsste man aber erst feststellen und akzeptieren, dass der Seehund keine bedrohte Tierart ist.

[Hinnerk]

Mit ansteigendem Tourismus in den Küstenregionen steigt auch die Anzahl der Heuler (von der Mutter verlassene Seehund-Jungtiere). Ich würde mir wünschen, dass die Tourismusbüros nicht nur in Dänemark! ihre Gäste auf großen Plakaten entsprechend aufklären. In den kleinen Infoflyern mit Infos über die Region gehen entsprechende Hinweise leicht unter. Plakate mit einem entsprechenden Bild mit dem Hinweis "Wenn Sie das Leben dieser Tiere nicht gefährden wollen, halten Sie bitte Abstand - mindestens 300 Meter!" und darunter noch zwei Sätze über das Warum sollte auch den letzten Uninformierten zur Einsicht bringen.
Ein entsprechender Hinweiszettel, ausgelegt in allen Ferienwohnungen, wäre optimal. Allerdings wird es immer ein paar Uneinsichtige geben, die zwar lesen können, denen es aber an der nötigen Einsicht fehlt. Da ist dann alle Mühe umsonst oder wie wir im Norden sagen "Hopfen und Malz verloren".

[Hinnerk]

Eigentlich geht es hier um eine Debatte über den Umgang mit Seehunden.

Stimmt, dazu müsste man aber erst feststellen und akzeptieren, dass der Seehund keine bedrohte Tierart ist.

In Deutschland wird der Seehund in der Roten Liste als "gefährdet" eingestuft. Einzig die Fischer sehen das anders. Durch Überfischung der Nordsee und zunehmende Umweltverschmutzung werden die Fischbestände im Wattenmeer und im offenen Meer immer geringer. Und da sich nun einmal Seehunde von Fischen ernähren werden die als ernste Konkurrenz von den Fischern betrachtet. Jedes Jahr aufs Neue fordern die eine rigorose Bejagung der Tiere. Tja, man kann es eben nicht jedem recht machen...

[mieke]

Mit ansteigendem Tourismus in den Küstenregionen steigt auch die Anzahl der Heuler (von der Mutter verlassene Seehund-Jungtiere). Ich würde mir wünschen, dass die Tourismusbüros nicht nur in Dänemark! ihre Gäste auf großen Plakaten entsprechend aufklären. In den kleinen Infoflyern mit Infos über die Region gehen entsprechende Hinweise leicht unter. Plakate mit einem entsprechenden Bild mit dem Hinweis "Wenn Sie das Leben dieser Tiere nicht gefährden wollen, halten Sie bitte Abstand - mindestens 300 Meter!" und darunter noch zwei Sätze über das Warum sollte auch den letzten Uninformierten zur Einsicht bringen.

Guter Gedanke um Touristen zu sensibilisieren.

[Tatzelwurm]

In Deutschland wird der Seehund in der Roten Liste als "gefährdet" eingestuft.

Aber auch nur in Deutschland.
In Kategorie 3.

Detlef

[Lars J. Helbo]

Das Problem ist nur, dass es so viele Sachen gibt, die man den Touristen beibringen muss: Heuler nicht anfassen, nicht auf Luftmatratzen baden, P-Scheibe einlegen .... wenn alles großgeschrieben wird, sieht man nix mehr.

[Tatzelwurm]

@Mieke og Hinnerk,

mit euren Vorschlägen wird die Infomappe in den Ferienhäusern
wohl Brockhausdicke annehmen
schlanker und besser wäre natürlich ein Tablet, dann wird es auch gelesen.

Detlef

[25örefan]

Mich wuerde Interessieren, warum kommt Ihr ueberhaubt nach DK.

Weil uns vieles an DK gefällt, das heißt aber nicht, dass es auch Dinge gibt, die einem nicht gefallen. Und das wird man ja wohl äußern dürfen, oder

Kønnt Ihr das Elend in eurer Heimat nicht ertragen ?

Welches "Elend" meinst Du?

Seit Ihr die neue perfekte XXXXXXX und wollt nun Dk erretten ?

"XXXXXXX" und "DK erretten" Bloß weil ein Deutscher Kritik übt, wird die unselige deutsche Vergangenheit samt überholter Begrifflichkeit aus der revanchistitschen Mottenkiste geholt.
Ich gehe aber aus jahrzehntelanger Erfahrung davon aus, dass Deutsche als Europäer und direkte Grenznachbarn nicht von vielen anderen Dänen nicht so gesehen werden.

Wem es hier nicht gefällt, Sachen packen und weg. Dann haben wir Ruhe und Ihr wieder eure heile Welt.

"Sachen packen und weg", das machen wir schon jedes mal am Ende unseres Urlaubs, aber nicht weil es uns in DK generell nicht gefällt, sondern weil der Urlaub (leider) immer einmal zuende ist. Eine "heile Welt", gibt es nirgends, was aber nicht bedeutet, dass auf Kritikwürdiges, ob nun zu recht oder nicht, nicht hingewiesen werden darf.
Zudem glaube ich icht nicht, dass "Ihr" (zumindest nicht die, die ihren Lebensunterhalt mit dem Tourismus bestreiten), wirklich "Eure Ruhe" haben wollen, indem Touristen wegbleiben, selbst wenn diese manchmal auch an DK etwas auszusetzen haben.


Kottektur von Jette

[Fjord]

Hätte der Jäger erst das Jungtier abtransportieren sollen und es dann erschießen. Toll für die Touristenkinder, weniger toll für die Robbe, die sicher weder von der Gefangennahme noch vom Abtransport sichtlich begeistert gewesen sein dürfte. Wieso sollte man die Angst des Tieres unnötig schüren, wenn es doch so einfach wäre die menschlichen giefernden Jungtiere einfach andereitig zu beschäftigen.
Man sollte im gesunden Vertrauen davon ausgehen, dass der gute Mann wußte was er tat. Und mit Blick auf den Bestand wäre diese Robbe nie und nimmer auf eine rote Liste gekommen.

[Hinnerk]

Ach, es ärgert mich bereits, dass ich die Rote Liste erwähnte. Am meisten ärgert mich einfach das Verhalten der Leute, egal ob Touris wer weiß woher oder Dänen. Jeder erwachsene und halbwegs gebildete Mensch sollte doch eigentlich wissen, dass man vor wild lebenden Jungtieren, welcher Gattung auch immer, Abstand hält, um die Eltern nicht zu verschrecken, die nur allzu leicht ihre Jungen dann aufgeben. Was gut zum Thema passt: Auf dem Campingplatz, den wir regelmäßig besuchen, gibt es sehr viele Schwalben mit entsprechend vielen Nestern. In den Sommermonaten kommt es dann dazu, dass die Jungvögel flügge werden und von ihren Eltern aus den Nestern gelockt werden. Etliche der Jungvögel können nicht gleich fliegen und landen auf dem Boden, wo sie dann aber von ihren Eltern versorgt werden. Und trotz aller Aufklärungsarbeit der Campingplatzbetreiber kommt es immer wieder dazu, dass Kinder teils mit deren Eltern diese Jungvögel vom Boden auflesen und mit denen zur Rezeption eilen (nachdem diese durch unzählige Hände gegangen sind).
Bei diesen Leuten zweifle ich einfach an deren Verstand.

[Die jungen Mitteleuropäer]

Warum Zweifel am Verstand?

Vielleicht wissen die Leute es nicht besser, weil niemand es ihnen beigebracht hat?

Kinder sind neugierig und meist unvoreingenommen von lebenden Tieren faszinert. Dazu gehört auch der Drang, das Tier zu "begreifen", es also in die Hand zu nehmen, anzufassen etc. Das hat doch nichts mit mangelndem "Verstand" zu tun - im Gegenteil.
Der richtige Weg wäre doch, den Kindern in dem Fall beizubringen, wie sich zu verhalten haben, so dass die Jungvögel möglichst keinen Schaden nehmen.
Man könnte ihnen also auf dem Wege erklären, dass die Jungschwalben die menschliche Hilfe (meist) gar nicht benötigen und man sie nur aus der Entfernung beobachten sollte, anstatt sie anzufassen und fortzutragen. Eltern und Kinder hätten so ein gemeinsames Naturerlebnis, das sicherlich nachhaltiger prägt als dröger Biologieunterricht in der Schule, wo es statt lebendiger Tiere nur "tote" Abbildungen in Schulbüchern gibt.

Was aber sollen Kinder aus dem Erlebnis mit der abgeschossenen Robbe am Strand lernen?

Sie sehen ein lebendiges, faszinierendes Tier mit großen lebhaften Augen, möchten möglichst nah heran, und erfahren, dass die Eltern dem vermeintlich hilflosen Tier gern helfen würden (wie hier durch Meldung an das Touristbüro).
Und was passiert? Ein Jäger kommt und schießt die Robbe vor den Augen der Strandspaziergänger einfach ab.

Was haben die Kinder damit gelernt? Dass ein Wildtierleben nichts wert ist. Und sie erleben dabei ja auch die Irritation, die Hilf- und die Machtlosigkeit ihrer eigenen Eltern, die lediglich helfen wollten.

Man sollte im gesunden Vertrauen davon ausgehen, dass der gute Mann wußte was er tat.

Dem stimme ich zu - aber ob der Abschuss ohne Untersuchung der Robbe aus ökologischen, aus Tierschutz- oder vielleicht aus ganz anderen Gründen erfolgt ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Wer einmal hinter die Fassade schauen möchte, dem sei die Lektüre eines Vortrags eines Professors für Anglistik, der selbst langjähriger Jäger ist, zu empfehlen. Dieser spricht von einem "exorbitanten Lusteffekt" beim Töten des "Naturdings Wild":
http://www.jagdkultur.de/main.php?page=archiv/2004/rohmann.html

Die Touristen haben die Robbe jedenfalls nicht getötet!

[helix]

Wieder zu Hause angekommen, möchte ich mich als Threadersteller noch einmal zu Wort melden:

Hier haben viele sehr gute Dinge geschrieben und gute Vorschläge gemacht - vielen Dank dafür. Einige haben aber auch - bedingt durch falsche Vermutungen - Dinge geschrieben, die mit der Situation nichts zu tun haben/hatten. In DK nur mit iPhone und schlechter Verbindung, kann ich nun mal ausführlich dazu was schreiben:

Die Strandbesucher haben in meinen Augen vieles richtig gemacht. Viele haben telefoniert (meist mit dem Vermietungsbüro) wie ich auch. Haben Abstand gehalten und eine Familie hat ca. 2 Std. Wache gehalten und alle anderen großräumig umgeleitet. Die Robbe lag dort ca. 2-3 Std.
Nachdem was uns das Vermietungsbüro geraten hat (ist normal, dass dort mal eine Robbe liegt - bitte Abstand halten - wird meist in 24h von Muttertier wieder abgeholt) hatten wir eigentlich erwartet, dass der Bereich großräumig abgesperrt wird, damit das Tier nicht gestört wird. Die Robbe hat auch nicht geschrien oder war verhungert - war quietschfidel und hat dort gelegen, aufs Meer geguckt und ist ein wenig hin und her gerobbt.

Irgendwann kam dann dieser Revierförster. Er parkte seinen Wagen 3m neben der Robbe - ging kurz bis auf 1m an die Robbe heran, ging dann zum Auto und lud sein Gewehr. Eine Frau lief zum Förster hin und fragte was er vorhat (habe ich erst hinterher erfahren). Er sagte er wird es töten. Sie fragte ob man nicht noch warten könne/solle, ob es von der Mutter abgeholt wird - er sagte "nein", ging einen Schritt vor --> PENG! das Tier zuckte ordentlich und alle standen mit offenen Mündern da. Eltern nahmen ihre Kinder in die Arme - versuchten zu trösten. Unsere Kinder waren ebenfalls geschockt - meine Frau auch. Dann Robbe auf Ladefläche geschmissen und Abfahrt!

Warum lässt man seine Kinder zugucken, wenn eine Robbe erschossen wird?
Die Situation war ein wenig surreal, weil es für mich/uns derartig abwegig war, dass diese Robbe direkt vor allen Leuten erschossen wird. Als ich das Gewehr gesehen hatte dachte ich "was soll das denn werden? ... wird sie betäubt? ... und dann mitgenommen? ... wozu per Gewehr betäuben und nicht per Spritze?" Dann plötzlich PENG und .... ja, die Robbe war tot. Ich, die Kinder und alle anderen hatten zugeguckt. Warum dreht man sich oder die Kinder nicht weg? Weil keiner mit sowas gerechnet hat und es sehr schnell ging!

Mir ging es auch nicht um die Tatsache, dass hier - aus mir noch unbekannten Gründen - eine Robbe getötet wurde. Es geht mir um das "wie"! Diskussionen mit anderen Strandgästen haben gezeigt, dass diese ebenfalls überrascht wurden und geschockt waren.

Dieses traurige Schauspiel hatte in Vejers sehr schnell die Runde gemacht. Ich habe mit zwei örtl. Vermietern gesprochen, die diese Art der Vorgehensweise nicht kannten und ebenfalls ziemlich unglücklich fanden. Sie wollten sich bei der Kommune beschweren und erreichen, dass solche Situationen anders gelöst werden.

Die Vermieter/Touristenbüros/Kommunen vor Ort sind sehr bemüht alles "hyggelig" zu machen - es werden Spielplätze gebaut, Indoor-Attraktionen für Kinder/Familien geschaffen um bei Regenwetter attraktive Freizeitangebote bieten zu können ... und vieles mehr. Unsere Kinder sind die nächste Generation, die evtl. mal dort Urlaub macht.

.... diese eine Situation machte aber alles wieder zunichte - meine Tochter sagte: "Ich will nie nie wieder in dieses blöde Land!"

Ja!, ich hätte mir gewünscht, dass man diese Tötung mit Respekt für die Robbe, aber auch mit Repekt für die unbeteiligten Passanten durchgeführt hätte, die nun leider ungefragt Zuschauer davon geworden sind.

Die Robbe macht keinesfalls den Eindruck, dass sie Schmerzen gehabt hätte - es ging also weder um Sekunden noch um Minuten.

Ich bin mir sicher, dass die "Erlösung" eines Rehkitzes nach Wildunfall nicht spontan im Vorbeigehen vor den Augen der Passanten/Kinder geschieht, die auf das Überleben des Tieres hoffen, sondern verantwortungsvoll auch darauf geachtet/hingewiesen wird, dass hier gleich etwas unschönes passiert und man die Chance hat sich und die Kinder wegzudrehen.

[7heaven]

Dieses traurige Schauspiel hatte in Vejers sehr schnell die Runde gemacht. Ich habe mit zwei örtl. Vermietern gesprochen, die diese Art der Vorgehensweise nicht kannten und ebenfalls ziemlich unglücklich fanden. Sie wollten sich bei der Kommune beschweren und erreichen, dass solche Situationen anders gelöst werden.

Unglückliche Situation für die Vermieter, aber diese Vermieter kennen die vorgehensweise ihres Landes DK, wenn ein Heuler gefunden wird!

Das die Leute am Strand den Heuler "beschützt" haben ist noch so ein Unding, so kommt kein Muttertier zurück und holt ihr Junges

Unsere Kinder sind die nächste Generation, die evtl. mal dort Urlaub macht.

.... diese eine Situation machte aber alles wieder zunichte - meine Tochter sagte: "Ich will nie nie wieder in dieses blöde Land!"

Wie alt ist deine Tochter, kann sie euch diktieren in welches Land ihr fahrt und Urlaub macht!?

Rücksicht auf die Kinder am Strand, wäre schon gut gewesen, aber wenn der "Förster" die Masse Schaulustiger Vorort sieht und handeln muß, wäre es an euch gewesen, den Strand zu verlassen!

Ihr habt mit dem behüten des Jungtieres genau das Falsche gemacht

[Die jungen Mitteleuropäer]

Unglückliche Situation für die Vermieter, aber diese Vermieter kennen die vorgehensweise ihres Landes DK, wenn ein Heuler gefunden wird!

Ja, was sollen sie sonst denn auch sagen? Sie sind im schlimmsten Fall ja selbst die Leidtragenden von Robbe, Giraffe, Rullepølse und Hundegesetz!

Ihr habt mit dem behüten des Jungtieres genau das Falsche gemacht

Weißt du das? Wenn der Abstand groß genug war und sogar eine Wache gehalten wurde, um andere Strandbesucher davon abzuhalten, sich der Robbe zu nähern - woher willst du wissen, wie die Sache ohne den Förster ausgegangen wäre?

Zum Seehund:
"Die Wurfzeit liegt [...] in den Monaten Juni und Juli. [...]
Es (das Jungtier) wird ungefähr fünf Wochen gesäugt und dann allein gelassen.[...]
Jungtiere, die ihre Mutter endgültig verloren haben und seit Tagen nicht mehr gesäugt worden sind, werden aufgrund ihrer Lautäußerungen Heuler genannt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Seehund

Gemäß helix' Ausführungen lag der Seehund erst wenige Stunden am Strand. Warum also musste er so schnell erschossen werden? Vielleicht (und das macht ja das Datum wahrscheinlich!) war er auch bereits auf natürlichem Wege von seiner Mutter getrennt und bereits selbstständig, ohne dass der Strandausflug seinen Tod bedeutet hätte!

Der einzige Fehler war vermutlich also, den Jäger zu verständigen!

[Die jungen Mitteleuropäer]

Unsere Kinder sind die nächste Generation, die evtl. mal dort Urlaub macht.

.... diese eine Situation machte aber alles wieder zunichte - meine Tochter sagte: "Ich will nie nie wieder in dieses blöde Land!"

Wie alt ist deine Tochter, kann sie euch diktieren in welches Land ihr fahrt und Urlaub macht!?

Was ist denn das für eine Frage?
Geht es im Urlaub denn nicht um ein harmonisches Zusammensein und ein Genießen der schönsten Zeit des Jahres miteinander, an dem sämtliche Familienmitglieder gleichermaßen Freude haben sollen?
Was hat denn das mit "Diktieren" zu tun? Wir spüren gerade einmal mehr, wie dankbar wir für unsere Familien sind, in denen auf jedes Mitglied Rücksicht genommen wurde! Ob jetzt einer einem anderen etwas diktieren kann oder nicht, klingt nicht nach Familienurlaub, sondern eher nach Kampf und Krampf!