Steuern

Handel, Karriere, Beruf, Branchen, Export, Import, Produkte, Messen, u.s.w
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Zur Lösung durch Einwanderung:
Ich fürchte, die Erfahrung sowohl in DK wie in D lehrt, dass es sehr schwer ist, die Einwanderer zu bekommen, die die Überstunden Einheimischer ersetzen können.

Was Ärzte angeht, gibt es in D tatsächlich eine Überversorgung, in DK einen Mangel. Trotzdem strömen selbst arbeitslose deutsche Ärzte nicht nach Dänemark.

Faktische Arbeitszeit: Wenn man in DK nach 18 Uhr Leute in Büros finden will, darf man nicht im öffentlichen Dienst suchen. Aber in einer Reihe Branchen der privaten Wirtschaft (z.B. der Baubranche im weitesten Sinne) und in bestimmten Berufen (z.B. Juristen und Wirtschaftsprüfern) ist das auch hier üblich.

Nochmal zur Gesamtabgabenbelastung:
Diese umfasst alle Steuern und Abgaben, einschliesslich gezwungener Sozialversicherungsbeiträge (auch der Arbeitgeber), dividiert durch das Bruttoinlandsprodukt. Eine Super Quelle ist
http://www.sis-verlag.de/070627/stel/St_eu.htm
Der aus dieser Gesamtbelastung abgeleitete Unterschied der "Nettolöhne" ist eben doch 20% (60%:50%)!!!

Zitat Lars: "Und dazu gibt es eben ein paar andere wesentliche Punkte. Erstens bedeutet die höhere Progression in DK auch ein höheres Mass an Flexibilität, weil es kein grosses Verlust ist ein niedriger Qualifizierter Job anzunehmen."
Dieses Mehr an Flexibilität muss man aber ins Verhältnis setzen zu dem Wissensverlust, zu dem angereizt wird. Was für den Einzelnen unterm Strich vielleicht kein grosser Verlust ist, ist gesamtwirtschaftlich durchaus einer. Es ist nicht Aufgabe des Staates, den Bürger dazu aufzufordern, seine Kompetanzen und natürlichen Ambitionen verkümmern zu lassen.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!

Gestern in den dt. (ZDF_)Nachrichten gehört:
(ich zitiere nach dem Gedächtnis:)

In Dtld. hat die Wirtschaft zum großen Teil selbst schuld an dem Mangel von qualifizierten Arbeitskräften.
- Man interessiert sich nicht für die älteren Arbeitnehmer, fördert sie nicht, shcult sie nicht weiter (meine Interpretation. lohnt sich bei deren Alter nicht mehr??? :shock: )
- Frauen haben es schwer, wieder in ihren Beruf zurückzukehren (mein Kommentar: dabei sind sie oft sehr gut und hoch qualifiziert)-
- es gibt in Dtld. weniger Abiturienten als in anderen europ. Ländern
- Maschinenbau und naturwissenschaftl. Fächer sind unbeliebte Studienfächer
(ich glaube, ich habe noch einen Punkt vergessen, der fällt mir aber gerade nicht ein.)
Würde man in Dtld. mehr fördern, bräuchte man nicht zu sehr nach ausländischen qualifizierten Arbeitnehmern zu schielen.

Und eins muß man DK lassen: Auf Weiterbildung wird Wert gelegt!
:D
Gruß Ursel, DK
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annikade
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Beitrag von annikade »

Ursel hat geschrieben:- es gibt in Dtld. weniger Abiturienten als in anderen europ. Ländern
- Maschinenbau und naturwissenschaftl. Fächer sind unbeliebte Studienfächer

...

Und eins muß man DK lassen: Auf Weiterbildung wird Wert gelegt!
Wichtig wäre wohl, wenn nicht allein Wert auf "Weiter"bildung, sondern auf BILDUNG gelegt würde und der Zugang zur Bildung auch noch allen ungehindert ermöglicht würde. Das ist momentan nicht der Fall. Welcher Schüler, dem - aus welchen Gründen auch immer - die Hauptschule empfohlen wird, hat denn noch jemals Chancen auf ein "besseres Leben"? Der ist doch für immer abgestempelt. Obwohl er vielleicht nicht weniger intelligent ist als andere Schüler. Nur hatte er womöglich die "falschen" Eltern. :-(

Es müsste also ganz am Anfang der Bildung angesetzt werden - nicht erst am "Ende".
Dann ergäbe sich auch später womöglich nicht das große Problem des Fachkräftemangels.
Naja, nu isses erst mal zu spät. :-(

Gruß

/annika
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Annika - das liegt m.E. in dem Punkt: in Dtld. gibt es weniger Abiturienten als in anderen europ. Ländern.

Wichtig finde ich aber nicht nur, daß man partout die Leutchen auf´s Gymnasium schickt, weilsie da momentan evtl. die besten Cancen haben, sondern daß man das Image der anderen Schultypen auch aufwertet.
Und der dazugehörigen Berufe.

Hier ist ja schon mehrfach erwähnt worden, daß der Besserverdiener auch eine nicht so qualifizierte Arbeit annehmen kann,weil es eben lohnmäßig nicht soviel ausmacht.
Aber ich merke auch immer wieder, mit wieviel weniger (abwertenden) Vorurteilen die Menschen ihre Berufe ausüben/bewerten.
Und es gibt dann oft genug partnerschaftliche Verhältnisse, die ich in Dtld. selten so erlebt habe - also mal krass gesagt, daß ein Fensterputzer mit einer Lehrerin verheiratet ist oder ein Mathematiker mit einer Kindergarten-Mithelferin (Assitentin) ... dieses "Standesdenken" gibt es hier eben sehr viel weniger als in Dtld.


Dazu gehört übrigens durchaus auch die Lehrmittelfreiheit (die ja in DK praktiziert wird).
Wenn ich höre, was einzelne Familien gerade jetzt in Dtld. wieder für Schulbücher ausgeben, die anscheinend heutzutage genauso wenig benutzt werden wie schon zu meiner Zeit (da mußten dann die Lektüren auch noch teuer gekauft werden), dann sträuben sich mir die Haare.
Und Mütter, die das nicht aufbringen können, bekommen von anderen Eltern oft genug zu hören, dann habe ihr Kind an der weiterführenden Schule eben nichts verloren - leisten müsse man sich das eben können. :roll:

Da muß sich die dt. Familienministerin kaum wundern, wenn Menschen sich Kinder buchstäblich nicht mehr leisten können - und Kinderkrippen nützen da auch nur sehr wenig!

Gruß Ursel, DK - mit letztem Schultag :D = Regentag :(
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semmel
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Beitrag von semmel »

Hej Ursel, Annika,

zu euren Ausführungen ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Das sagt alles.
Deutschland sollte mal das gesamte Schulsystem reformieren, sprich alles einheitlich machen. Jedes Bundesland bekommt die Vorgaben für Lehrmittel und Lehrstoff aus Berlin und kocht nicht wie üblich sein eigenes Süppchen.
Die hätte damals das System aus der DDR kopieren sollen....dann gäb es heutzuTage nicht diese großen Unterschiede....
Torsten
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

MichaelD hat geschrieben:Es ist nicht Aufgabe des Staates, den Bürger dazu aufzufordern, seine Kompetanzen und natürlichen Ambitionen verkümmern zu lassen.
Ich halte das für ein sehr gefährliches Argument.

Daraus ergibt sich nämlich die Forderung: "Ich habe jetzt 6 Jahre lang studiert, dann will ich gefälligst auch in diesem Beruf und in nix anderes arbeiten."

Wenn aber in der Gesellschaft für die erworbenen Kompetenzen kein Bedarf besteht, dann bringt das doch nichts. Es geht ja nicht darum, dass Menschen aus dem gelernten Beruf vertrieben werden sollen. Es geht darum, dass Menschen die in dem gelernten Beruf keine Beschäftigung finden, nicht wirtschaftlich bestraft werden, weil sie in ein anderes Beruf wechseln.

Es geht auch um die (typisch deutsche) Vorstellung: "Man lernt ein Beruf und dann arbeitet man 40 Jahre lang in diesem Beruf, am besten in die gleiche Firma". Diese Auffassung vom Arbeitsleben hat in unserem Jahrhundert nichts mehr zu suchen.
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Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
andreas ok

Beitrag von andreas ok »

Hallo Torsten

So toll war das Schulsystem in der DDR wohl auch nicht, wer nicht die Passende Mitglitschtaft in Bestimmten Organisationen hatte, kam auch nicht weiter, da lief nichts wie Abitur, Studium u.s.w.
galaxina
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Beitrag von galaxina »

andreas ok hat geschrieben:Hallo Torsten

So toll war das Schulsystem in der DDR wohl auch nicht, wer nicht die Passende Mitglitschtaft in Bestimmten Organisationen hatte, kam auch nicht weiter, da lief nichts wie Abitur, Studium u.s.w.
es lebe das cliché!


also hat angela merkel ohne abitur studiert!?
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Galaxina!

An der Bewertungder verschiedenen Schultypen können Politiker nur teilweise mitarbeiten --- sie findet schließlich auch in Deinem und meinem Kopf statt...

Gruß Ursel, DK - ganz sicher nicht für Gleichmacherei!
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Peter

Beitrag von Peter »

wenn man es jedem recht machen will muß für jeden Bürger 1 Politiker vorhanden sein
semmel
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Beitrag von semmel »

andreas ok hat geschrieben:Hallo Torsten

So toll war das Schulsystem in der DDR wohl auch nicht, wer nicht die Passende Mitglitschtaft in Bestimmten Organisationen hatte, kam auch nicht weiter, da lief nichts wie Abitur, Studium u.s.w.
Woher willst du das wissen?
Mein ältester Bruder war auf der EOS, mein Anderer hat zuerst Beruf mit ABi gemacht und anschließend 5 Jahre an der TH in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) studiert. Ich war nur leider einen tuck zu faul.... :oops:
Aber das Ganze ging ohne irgendwelche ominösen Mitgliedschaften....Einzig allein zählte der Fleiß, also genauso wie heute....

Noch ne Frage: Wenn dies so schlecht gewesen sein soll, warum haben die Finnen es dann kopiert, warum funktioniert es in Scandinavien??
Torsten
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Torsten!

Unebstritten ist aber wohl auch, daß manch einer vom Studium ausgeschlossen war, nicht nur,weil er zu faul war.
Noch ne Frage: Wenn dies so schlecht gewesen sein soll, warum haben die Finnen es dann kopiert, warum funktioniert es in Scandinavien??
Daß Finnland offiziell gar nicht zu Skandinavien gehört, ist eine Sache, in DK scheint es nicht besser als in Dtld. zu klappen, denn in den PISA-Studien schneiden Deutsche und Dänen fast gleich ab.
ich weiß auch nicht, ob Finnland tatsächlich das ehem. DDR-System anwendet und warne sowieso vor unreflektierter Übernahme anderer Systeme - egal ob es um Schule, Wirtschaft, Verkehr oder sonstwas geht, aber alles klappt hier in Skandinavien auch nicht --- ich kann neben sehr viel Gutem auch Kritik am Schulsystem üben!

Gruß Ursel, DK
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