Auswandern mit Jagdschein - Bericht

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OberonMartell
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Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von OberonMartell »

Hej med jer,

mir ist bewusst, daß dieses Thema grundsätzlich einige Mitlesermenschen triggert und jene mir (und meiner holden Gemahlin) die Pest und schlimmeres an den Hals wünschen.

Aber das blende ich jetzt einfach mal schulterzuckend aus und richte mich an die Damen und Herren, die eine Auswanderung in Erwägung ziehen und in Deutschland einen Jagdschein und auch völlig legal und verantwortungsvoll Waffen besitzen.

Vielleicht ist für jene Menschen folgende Erfahrungssammlung interessant (disclaimer: keine rechtsverbindliche Auskunft):

a) mit der Abmeldung des Deutschen Wohnsitzes mussten wir unsere Jagdscheine und auch die Waffenbesitzkarten umgehend an die Waffenbehörde/Ordnungsamt des ehemaligen Wohnsitzes einsenden;

b) den Verbleib der Waffen mussten wir in gleichem Zug nachweisen (s.u.);

c) der Deutsche Jagdschein wird/wurde nicht automatisch in DK anerkannt, also kein Umschreiben oder ähnliches möglich, sondern vollständig neue Prüfung (bei der zu keiner Zeit eine Rolle spielt, daß man ja schon das "grüne Abitur" im ... state hat);

d) mit bestandener theoretischer und praktischer Prüfung darf man dann recht problemlos Flinten erwerben - für Büchsen benötigt man eine etwas strenger gehandhabte Genehmigung;

e) die Langwaffen dürfen daheim im geeigneten Schrank (wandverschraubt usw.) aufbewahrt werden;

f) Kurzwaffen: GANZ HOHE HÜRDE - auch für Jäger ... Details muss ich nochmal nachlesen - in unserem Fall haben wir die Kurzwaffen vor der Auswanderung aber ohnehin verkauft ... Wildschweine gibt es hier oben ja nicht (zumindest nicht vergleichbar mit DE), also ist der praktische Bedarf auch tatsächlich kaum zu argumentieren.

h) wie haben wir das alles gelöst:
VOR der Auswanderung haben wir unsere Flinten und Büchsen beim Büchsenmacher eingelagert und dies auch umgehend der Waffenbehörde gemeldet. Zu dieser Zeit standen Waffen dann beim Büchsenmacher in dessen Verwahrbuch. Mit der Abmeldung in DE und der Aufforderung des Abgebens des Jagdscheines + WBK hat der (wirklich großartige und hilfsbereite) Büchsenmacher unsere Schätze in sein Handelsbuch genommen. D.h wir konnten im Nationalen Waffenregister als Passiv gemeldet werden. Mit bestandenem Dänischen Jagdschein und Polizeigenehmigung können wir unsere Waffen jetzt gewissermaßen wieder "kaufen" und importieren.

Also insgesamt etwas aufwendiger und zum Glück haben wir uns hier stets gut informiert und immer auf sicherem Grund bewegt, aber es war einiges an Recherche und Telefonaten nötig, um hier eine Lösung zu finden. Zweitwohnsitz in DE, nur um den DE-Jagdschein behalten zu können, war keine Option ... dazu war mir die freudige Abmeldung bei der GEZ zu wichtig :-) ... ganz zu schweigen von den Steuerfragen.

Vielleicht hilft das ja dem ein anderen Waidmenschen ...

Med venlig hilsen,
R.
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Jeder67
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Re: Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von Jeder67 »

OberonMartell hat geschrieben: 28.05.2025, 16:13 Hej med jer,

mir ist bewusst, daß dieses Thema grundsätzlich einige Mitlesermenschen triggert und jene mir (und meiner holden Gemahlin) die Pest und schlimmeres an den Hals wünschen.

... dazu war mir die freudige Abmeldung bei der GEZ zu wichtig :-) ... ganz zu schweigen von den Steuerfragen.

Vielleicht hilft das ja dem ein anderen Waidmenschen ...

Med venlig hilsen,
R.
Warum sollte man Dir die Pest an den Hals wünschen? Du hast Dich doch scheinbar umfassend informiert - ist doch vorbildlich?!

Lachen musste ich über GEZ-Abmeldung. Ich habe eine Erstattung über einen Monatsbeitrag erhalten und das war der beste Geldeingang der letzten 30 Jahre! Ich hätte einen Freudentanz aufführen können!
OberonMartell
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Re: Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von OberonMartell »

Jeder67 hat geschrieben: 28.05.2025, 20:43 Warum sollte man Dir die Pest an den Hals wünschen? Du hast Dich doch scheinbar umfassend informiert - ist doch vorbildlich?!
Danke Dir, 'Jeder67', für Deine positive Reaktion!

Ich hatte mit meiner Einleitung zum Thema "Pest an den Hals" all jenen meinungsstarken Menschen (Trolle ... ?) gleich den Wind aus den Segeln nehmen wollen, die Menschen mit Jagdschein in ihrem persönlichen - und damit gefälligst auch für alle anderen Menschen gültigen -Wertekatalog auf eine ziemlich niedrige Stufe stellen.
Zum Glück ist man in Dänemark zumindest auf Jütland meiner Erfahrung nach auch beim Thema Jagd i.A. wesentlich entspannter.
Hängt vielleicht auch damit zusammen, daß man keine Zwangsfernsehabgabe für die 'Aktuelle Kamera' zahlen muß :-)

Aber zurück zum Thema:
ich hege die Hoffnung, daß mein Erfahrungsbericht ein paar Mitmenschen helfen möge. Ich setze das irgendwann mal fort mit Bericht vom Weg des tatsächlichen Importes unserer Waffen. Mein holde Gemahlin füllt das gerade alles aus.
Interessant ist zum Beispiel, daß man beim Antrag die "Gesamtlänge der Waffe" angeben muss und es ist gar nicht so einfach, das rauszukriegen, wenn man das gute Stück nicht direkt vor der Nase hat ... und man persönliche Anpassungen des Schaftes hatte ...
Also Tip:
bevor ihr, geschätzte Auswanderer mit Jagdschein eure Waffen bei einem Büchsenmacher einlagert um sie später von dort wieder zu importieren:
notiert euch jegliche Serialnummern, die ihr auf Büchse und Flinte findet UND notiert euch Lauflänge, Schaftlänge und Gesamtlänge des Gerätes
Und vielleicht ist es sogar clever, sämtliche Munition in DE zu veräußern und nicht den Weg des Importes zu gehen. Denn auch die Antragsstellung hier in DK kostet eine Gebühr und ich vermute (muss das aber selber noch rausfinden), es ist alles wesentlich einfacher, wenn man die Munition dann hier oben frisch im Laden erwirbt.
Waidmannsheil und viele Grüße
Sonnenschein
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Re: Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von Sonnenschein »

Ja, Munition ist einfacher hier zu erwerben in DK. Das stimmt. Die Angabe der Waffenlänge betrifft z.b. auch den Schalldämpfer, den man (im besten Fall) dazu hat. Die Waffe sollte man daher beim online ausfüllen vor sich zum ausmessen auf dem Tisch liegen haben. Der besitz einer privaten Kurzwaffe ist mit Zeit und Clubmitgliedschaft verbunden. Es gibt einige Pistolenvereine die Informationen geben. Jedes Jahr muss man online sein erlegtes Wild vom Vorjahr angeben, sonst kann man seinen Jagdschein verlieren. Auch wenn nichts geschossen wurde. Wer nun in DK lebt und in Deutschland jagen will, braucht eine Berechtigung (Tages oder Jahreskarte) für Ausländer zur Jagd in Dtl. Ich habe es gerade durchgespielt. 😉 Die Jagdprüfungen sind übrigens wesentlich einfacher in DK wie in Dtl.
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Valsorey
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Re: Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von Valsorey »

OberonMartell hat geschrieben: 28.05.2025, 16:13
f) Kurzwaffen: GANZ HOHE HÜRDE - auch für Jäger ... Details muss ich nochmal nachlesen - in unserem Fall haben wir die Kurzwaffen vor der Auswanderung aber ohnehin verkauft ... Wildschweine gibt es hier oben ja nicht (zumindest nicht vergleichbar mit DE), also ist der praktische Bedarf auch tatsächlich kaum zu argumentieren.
Eine OT Frage
Wie bejagt man Wildschweine mit der 'Kurzwaffe"?
HvideSande
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Re: Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von HvideSande »

Valsorey hat geschrieben: 09.06.2025, 19:42
OberonMartell hat geschrieben: 28.05.2025, 16:13
f) Kurzwaffen: GANZ HOHE HÜRDE - auch für Jäger ... Details muss ich nochmal nachlesen - in unserem Fall haben wir die Kurzwaffen vor der Auswanderung aber ohnehin verkauft ... Wildschweine gibt es hier oben ja nicht (zumindest nicht vergleichbar mit DE), also ist der praktische Bedarf auch tatsächlich kaum zu argumentieren.
Eine OT Frage
Wie bejagt man Wildschweine mit der 'Kurzwaffe"?
Die Kurzwaffe dient zum Selbstschutz bei der Nachsuche, wenn das Stück Wild nicht sauber getroffen wurde und sich z.B.
ins Dickicht, Unterholz begeben hat. In einer Fichten Schonung z.B. kann mit der Langwaffe nicht schnell und sicher hantiert werden.
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Valsorey
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Re: Auswandern mit Jagdschein - Bericht

Beitrag von Valsorey »

HvideSande hat geschrieben: 09.06.2025, 22:40 Die Kurzwaffe dient zum Selbstschutz bei der Nachsuche, wenn das Stück Wild nicht sauber getroffen wurde und sich z.B.
ins Dickicht, Unterholz begeben hat. In einer Fichten Schonung z.B. kann mit der Langwaffe nicht schnell und sicher hantiert werden.
das hat man uns schon vor über 30 Jahren im Kurs zur Jägerprüfung erzählt. :mrgreen:
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