Landwirtschaft nach der Wende

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AnneRike

Landwirtschaft nach der Wende

Beitrag von AnneRike »

Hej

meine Schwiegereltern sind von einem Kurzurlaub aus Mecklenburg-Vorpommern zurück gekommen. Da sie selber einen Hof hatten, bemerken sie immer wie die Landwirtschaft woanders aussieht.

Hier haben sie bemerkt, dass die Felder ganz gross sind - wohl aus der Zeit wo sie staatlich waren - und haben sich gefragt, wie das eigentlich nach der Wende gehandhabt wurde:
wurden die Felder verkauft (und nicht in kleinere Felder unterteilt)?
wie wurde dieser Wechsel gehandhabt?

Ich habe mir diese Frage noch nie gestellt, aber es würde mich auch interessieren ein klein bisschen mehr zu wissen. Vielleicht wissen ja manche von euch ein paar interessante Dinge zu berichten, die damit zusammen hängen?

/annerike
galaxina
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Beitrag von galaxina »

die lpgs konnten oftmals von den funktionaeren guenstig erworben werden, da sie diese arm (mittels bilanz"kosmetik") gerechnet haben und dann fuern appel und ei bekommen haben. die groesse hat sie dann in die lage versetzt kostenguenstig zu produzieren. die grossen einheiten spielen auch heute wieder eine rolle, wo es um biogas geht. so gibts in ostdeutschland standorte, an denen 30 biogasanlagen zentriert produzieren, was sich natuerlich auf die anbaunutzung in der benachbarten landwirtschaft auswirkt. monokultur ist das stichwort.
mikel
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Beitrag von mikel »

Einen ersten Anhaltspunkt findest du

[url=http://www.abl-ev.de/ig%20boden.htm]hier[/url]

mikel
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
(Albert Einstein)
semmel
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Beitrag von semmel »

die Flächen sind so groß, weil die Ackerflächen gepachtet sind und sich nur durch diese Größe rechnen.
Torsten
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livogaard
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Beitrag von livogaard »

galaxina hat geschrieben:die lpgs konnten oftmals von den funktionaeren guenstig erworben werden, da sie diese arm (mittels bilanz"kosmetik") gerechnet haben und dann fuern appel und ei bekommen haben.
Das stimmt nicht ganz so ! Die LPG´s wurden nicht blos von ehemaligen Fuktionären für´n Apfel und ein Ei übernommen . Einige LPG´s lösten sich nach der Wende auf , andere wiederum sind unter anderen Namen bestehen geblieben . Das Land wurde nach der Wende von ehemaligen Besitzern zurückgefordert . Was der einzelne mit seinem Land gemacht hat steht oder stand jedem frei . Manch einer hat heute sein Land verpachtet an Agragenossenschaften oder sonstigen .Es gab aber auch die sogenannten Wiedereinrichter , die wieder als Bauern begonnen haben .
Dem ging allem voraus die Bodenreform . Nach 1945 wurde das Land von Großgrundbesitzern enteignet und an Landlose (Neu-Bauern)übertragen . Damals hieß es "Junkerland in Bauernhand" .
Die LPG´s kamen erst später und die Neu- Bauern wurden mehr oder weniger gezwungen ihr Land an die LPG´s abzugeben und in den LPG´s zu arbeiten (die sogenannte Zwangskollektivierung). Man wollte von den Kleinwirtschaften los kommen und erhoffte sich von den großen Feldern mehr Erträge . Damit sollte auch das Privateigentum generell abgeschafft werden (was man auch faßt geschafft hat) , damit man mehr unter staatlicher Kontrolle war .
Es gab auch noch die Volkseigenen Güter vor den LPG´s , die aus der Enteignung von Großbauern oder dem Landadel hervor ging.
[img]http://www.nationalflaggen.de/images/flaggen/flagge-daenemark-flagge-vignette-oval-20x31.gif[/img]
http://panorama.dresden.de/
pipeline
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Beitrag von pipeline »

Im Zuge der LPG verloren dann auch viele, denen "eigentlich" Land gehoerte das mittlerweile die LPG bewirtschaftete, das Interessa an der Landwirtschaft. Es gingen ja die eine oder andere Generation ins Land. Als nach der Wende das Land wieder den eigentlichen Besitzern gehoerte, wussten viele auch gar nichts mehr damit anzufangen, also wurde es an Leute verkauft, die was damit anfangen konnten. Bei meinem Eltern am Dorf entstand eine Betonfabrik - der Mann, dem das Land gehoerte, auf das die gestellt wurde, verdiente sich eine goldene Nase.
Meine Eltern haben ihre Kleinaecker, die sie vor der Wende noch hatten, mittlerweile auch alle verkauft weil es sich nicht lohnt. Mein Vater selber haette noch das Interesse gehabt, sie weiter zu bewirtschaften, fragt sich bloss fuer wen, denn weder meine Schwester noch ich haetten ein Interesse an diesem Erbe gehabt! Und fuer "klein klein" nebenher lohnt sich sowas doch gar nicht - das hat es zu "Ostzeiten" durchaus, so als "Zubrot", aber heutzutage ist das zusaetzliche Arbeit, die man sich sparen kann. Ein groesseres Stueck besitzen sie noch aus einem Erbe, das liegt irgendwo bei Halle und das ist verpachtet.

Als ich meinem Vater erzaehlte, dass waehrend der Getreideernte hier auf Als mehrmals taeglich Mehdrescher bei uns am Haus vorbeigebrummt sind, musste er doch herzlich lachen. Das koennen ja nur kleine Drescherlein sein, damit die bei euch vorbeipassen. Also ich fand die gross. Er nahm mich dann mit in den Betrieb, wo er noch manchmal neben der Rente zum Reparieren rangerufen wird (er war Landmaschinenschlosser), und die Drescher, die da stehen, haetten bei uns wirklich nicht vorbeigepasst. Um solche Drescher nur halbwegs auszulasten, muessen schon sehr grosse Felder ran.
Wem genau diese Felder heutzutage gehoeren, weiss ich nicht und hat mich auch nie sonderlich interessiert. Man hoert von denen, die ihr Land zwecks eines Bauvorhabens fuer gutes Geld verkauft wurden, und ist furchtbar neidisch. Alles andere faellt eher unter "die Felder waren schon immer in dieser Groesse, wird schon seine Richtigkeit haben".