Du oder Sie?

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Herr J aus B
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Du oder Sie?

Beitrag von Herr J aus B »

Hallo zusammen,

wir werden dieses Jahr unseren ersten Dänemark Urlaub verbringen und sind schon sehr gespannt auf das Land (hey, das reimt sich :D)

Die Sprache ist sicher .....hm....sagen wir mal gewöhnungsbedürftig. Natürlich haben wir uns ein Wörterbuch und Aussprachentrainer besorgt - Dänisch Wort für Wort. Ich finde, man sollte zumindest die Grundvokabeln einigermaßen beherrschen, wenn man in einem fremden Land ist.

Nun bin ich jedoch auf unterschiedliche Aussagen gestoßen, die die Höflichkeit betreffen. In dem Marco Polo Reiseführer steht, dass man auf keinen Fall gleich duzen sollte, in dem o. g. Sprachführer steht, dass es ganz normal ist, dass sich sich dort duzt.

Was sind eure Erfahrungen?
Gruß

Peter

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Pølser
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Beitrag von Pølser »

Hallo Herr J aus B,

erst einmal herzlich willkommen im Forum derjenigen, die sich dem Charme dieses Landes nur schwer entziehen können. Die meisten wollen es ja aber auch gar nicht ;-)

Zum Thema "Du" oder "Sie" kann ich nur mit der Erfahrung aufwarten, dass es mich immer überrascht, wenn ein Däne mich siezt. Allerdings kommt das auch so dermaßen selten vor, dass es eigentlich nicht zählt...

Das ihr Euch die Mühe macht, für den ersten Urlaub in DK diese Sprache zumindest in Anfängen zu erlernen, ehrt Euch. Seid aber bitte nicht enttäuscht, wenn Ihr nach ein paar Versuchen, Eure Wünsche auf dänisch vorzutragen, auf deutsch angesprochen werdet. Zum EInen ist die Aussprache wirklich sehr schwer zu erlernen, und zum Anderen können viele Dänen besser Deutsch als die meisten Touris Dänisch.

Habt einen schönen Urlaub und genießt Eure Zeit dort oben!

Mange hilsner
Pølser
Irgendwann ist es soweit! Hoffentlich bin ich es dann auch...
Jan_K
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Beitrag von Jan_K »

gesiezt wirst du in der regel höchstens von dänen, die wirklich sehr gut mit der deutschen sprache und den hiesigen umgangsformen vertraut sind (oder von welchen, die kaum deutsch können, aber mal gehört haben, dass man das hier so macht, alternativ wird man von denen auch mit "du herr ..." angesprochen), es ist dir aber mit sicherheit keiner böse, wenn du ihn mit Du anredest, genaugenommen gilt siezen in DK sogar eher als unhöflich distanziert, manche sagen, man siezt nur die leute, die man nicht mag (sollte dir allerdings ein mitglied der königsfamilie über den weg laufen, so gehört es sich auch in DK, denjenigen zu siezen)
Björn1958

Beitrag von Björn1958 »

Das siezen kommt in den letzten Jahren langsam mehr in "Mode", es ist keineswegs dominierend, aber wird häufiger. Ich mit meinen knapp 50 Jahren werde schon desöfteren z. B. in Supermärkten an der Kasse gesiezt, sowohl von der 20jährigen wie auch von der 60jährigen Kassiererin.
Vor allem bei einem deutlichen Altersunterschied wird das siezen wohl langsam häufiger, wenn auch nicht zwingend erforderlich. Einen Fehler macht man mit duzen wohl nicht.
Nach meinem Gefühl ist dieser Trend stärker in Großstädten, aber kommt auch in ländlichen Gebieten.
In Schweden gibt es eine ähnliche Entwicklung, vor allem im Dienstleistungsbereich wird häufig wieder gesiezt.
Zuletzt geändert von Björn1958 am 16.07.2011, 21:34, insgesamt 1-mal geändert.
Udenlandsdansker
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Beitrag von Udenlandsdansker »

Lange hat man nur "de" (Sie) zur Königin gesagt, beispielsweise waren Schüler schon lange (ungefähr seit Ende der 60er- bzw. Anfang der 70er-Jahren) per Du und Vorname mit den Lehrer/innnen.

Grundsätzlich kommt man mit "du" eigentlich immer gut an, und damit kann man nichts falsch machen.

Ich habe allerdings in den letzten Jahren einen Trend zur alten Werten gespürt. Älteren Leuten, vor allem in Läden in der "gehobenerer" Kategorie spreche ich mittlerweise immer mit "de" an. Eine vorzügliche Bedienung ist dann immer selbstverständlich....

Es stört mich mittlerweile auch ganz gewaltig (bin in Deutschland was anderes gewohnt), wenn eine dänische Trolley-Dolly in einem SAS-Flugzeug sich mit der Frage "Hva' vil du ha' ?" nach meinen Getränkewünschen erkundige.

Die vorherige Bemerkungen hinsichtlich der dänischen Deutsch-Kenntnissen kann ich bedingt zustimmen. Es kommt darauf an wie viel Deutsch die Leute an dem jeweiligen Ort "hören", sei es durch deutsches Fernsehen (hier meine ich seit 25-30 Jahren) oder deutsche Touristen. Ich bin Däne, meine Frau Deutsche. Sie kommt nicht aus dem Staunen heraus, wenn sie von Handwerkern, Bäckern und sogar im Baumarkt in perfektes Deutsch angesprochen wird. In der Gegend um Kopenhagen sieht es allerdings etwas anders aus.

Deutsch hat normalerweise in der Schule von der 7. Klasse bis 9. oder 10. Klasse, und es Pflicht wenn man ins Gymnasium will. So war es zumindestens vor etwa 25 Jahren....
Fuglesang
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Beitrag von Fuglesang »

Wenn du die dänische Sprache beherrschst, kannst du problemlos duzen. Solltest du aber deutsch sprechen, solltest du auf alle Fälle siezen.

Ich empfinde es als total unhöflich, wenn die Leute mich auf deutsch ansprechen und z.B. fragen, ´habt ihr hier auch ´n Bäcker in der Nähe und kannst du mir den Weg zum Strand zeigen´.

Mein Schwiegervater, übrigens ein waschechter Däne, mit guten Deutschkenntnissen, ignoriert Deutsche die ihn duzen schlichtweg.
Sollys
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Beitrag von Sollys »

Ich hatte neulich ein interessantes Erlebnis bei der Arbeit.
Wir sollen im Büro neuerdings Namensschilder tragen.
Anfangs trugen alle nur ihre Vornamen ein.
Prompt wurden wir mit "Frau Susanne", "Frau Kathrine" und "Herr Johnny" angesprochen.

Daraufhin wurden wir aufgefordert unseren Vor- und Nachnamen einzutragen.

Darauf reagierte meine dänische Kolleging beleidigt und sagte empört, sie kenne die Kunden doch gar nicht persönlich, ihr Nachname ginge diese nichts an.
Ich als Deutsche empfinde genau umgekehrt. Sollen die Kunden doch meinen Nachnamen kennen, mein Vorname geht sie nichts an.

Ich glaube da liegen einfach kulturelle Unterschiede.
Sandsturm(geloescht)

Beitrag von Sandsturm(geloescht) »

Fuglesang hat geschrieben: Mein Schwiegervater, übrigens ein waschechter Däne, mit guten Deutschkenntnissen, ignoriert Deutsche die ihn duzen schlichtweg.
Das tue ich auch. Ob Türke, Italiener, Deutscher oder Däne
Berndt

Beitrag von Berndt »

@ Sollys.
Darauf reagierte meine dänische Kollegin beleidigt und sagte empört, sie kenne die Kunden doch gar nicht persönlich, ihr Nachname ginge diese nichts an.
Ich als Deutsche empfinde genau umgekehrt. Sollen die Kunden doch meinen Nachnamen kennen, mein Vorname geht sie nichts an.
Es hat - wenigsens im öffentlichen Dienst (Krankenhäuser, Stadtverwaltung o.ä.) - mit der persönlichen Sicherheit der Angestellten zu tun. Um zu verhindern, nach dem Dienst beleidigt oder sogar überfallen zu werden, tragen die Angestellten Schilder mit nur dem Vornamen. Damit ist es einem unzufriedenen Patienten/Klienten wesentlich schwieriger, den Mitarbeiter privat aufzusuchnen/anzurufen.
So habe ich es jedenfalls verstanden.
Herr J aus B
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Beitrag von Herr J aus B »

Wow, erstmal vielen Dank für die reichhaltigen Antworten :)

Also werde ich mich wohl der Meinung der Meisten hier anschließen und es mir dem Du probieren. Sollte ich merken, dass ich damit nicht so gut ankomme, kann man das ja noch ändern :wink:

Das Dänisch nicht einfach ist, habe ich schon gemerkt :oops: , aber ich möchte mich auch ehrlich gesagt nicht gleich in ganzen Sätzen unterhalten, aber ein Danke - Bitte - Guten Tag und Auf Wiedersehen, sollte schon drin sein.
Gruß

Peter

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stappenrodt
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Beitrag von stappenrodt »

Also ich denke wenn ich schon deutsch mit den Dänen spreche, dann habe ich auch das Sie zu verwenden, weil ich es einfach aus Höflichkeit so gelernt habe. In Deutschland dutze ich ja auch nicht jeden.

ABER: Da ich ja in einem fremden Land bin und die dänische Sprache nicht kann, fang ich grundsätzlich immer mit englisch an. Das können 90% der Dänen und es ist höflicher (finde ich) als gleich mit Deutsch anzufangen. Meist merken die Dänen dann auch und fangen von sich aus mit deutsch an, aber ich finde es einfach höflicher und beim englisch hat sich das du/sie eh erledigt :-) Nur bei Sachen wo ich weiß das ich mit meinem englisch nicht weit komme frage ich vorsichtig nach ob der Gegenüber deutsch spricht.

Die 6 jährige Erfahrung zeigt mir das ich damit nach wie vor noch richtig liege als gleich auf deutsch los zu brabbeln und zu erwarten das der Gegenüber das versteht :-)

Dänisch hatte ich auch mal probiert, aber schnell aufgegeben. Die Dänen freuen sich sehr darüber wenn man etwas die Sprache kann - überschütten einen aber dann mit dänisch und man muß leider dann immer passen - das deprimiert. Also bleibt außer ein Hi, God Dag, Tak und Mange Tak nicht mehr viel über :-)
Stefan Appenrodt

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Unsere Erlebnisse in Dänemark: http://www.dk-info.eu
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