Dänemark ist pleite - heute vor 200 Jahren

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frosch
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Dänemark ist pleite - heute vor 200 Jahren

Beitrag von frosch »

Das fiel mir gerade auf:
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/was-1813-noch-geschah-daenemark-ist-pleite/7936786.html

Aber daß Dänemark pleite geht (so wie gerade Zypern), das kann ja heute bestimmt nicht mehr passieren, oder ?

EDIT by Daniel: Titel abgeändert
fejo.dk - Henrik

Beitrag von fejo.dk - Henrik »

Vor 200 Jahren war das ;-)
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breutigams
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Beitrag von breutigams »

Da geht wohl eher der Merkeleurostaat pleite. :mrgreen: :mrgreen:
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hanno
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Beitrag von hanno »

breutigams hat geschrieben:Da geht wohl eher der Merkeleurostaat pleite. :mrgreen: :mrgreen:
Das könnte möglich sein, aber Rettung ist in Sicht. :wink:

[url]http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-ratspraesidentschaft-daenemark-will-den-euro-retten/6009994.html[/url]


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frosch
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Beitrag von frosch »

fejo.dk - Henrik hat geschrieben:Vor 200 Jahren war das ;-)
Danke Henrik, so ist das mit den "Nebenbei-Post´s".
Dann kann ich Dich ja auch leider nicht nach Deinen persönlichen Erinnerungen fragen, oder hat ein Ururopa mal was erzählt ?

Liebe Mods: Könnt Ihr den Titel bitte ändern ?
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Mein Urururopa Bendt Hansen (1769-1849) hat sein Hof in Allerslev verloren und wurde dann Gärtner in Præstø.
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frosch
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Beitrag von frosch »

Lars J. Helbo hat geschrieben:Mein Urururopa Bendt Hansen (1769-1849) hat sein Hof in Allerslev verloren und wurde dann Gärtner in Præstø.
Lars,
ist dieses Datum in Dänemark gegenwärtig, oder eher nicht ?
Es ist ja schon reichlich lang her.
Ich kann mich erinnern, daß die Generation meiner Eltern und Großeltern sehr stark von der Inflation geprägt war. Die Erinnerung war allgegenwärtig.

Aber dazu ist die dänische Staatspleite wohl doch einfach zu lange her und das historische Bewußtsein im Allgemeinen nicht sehr ausgeprägt ?
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Nein, gegenwärtig ist das nicht mehr. Es war im Prinzip auch kein exakter Dato - und eigentlich auch kein Staatsbankerot.

Also, während des Krieges ab 1807 war das Defizit des Staates enorm gestiegen was zur Inflation geführt hat. 1813 hat man dann ein Währungsreform durchgeführt. 1813 hatte der Rigsbankdaler nur noch ein wert entsprechend 6% der nominelle Wert gemessen in Silber. Der Staat hat nun neue Rigsdaler herausgegeben und diese sollten (über die Zeit) die alten ablösen, indem man 1 neuer für 10 alten bekam.

Der neue Währung wurde unterstützt, indem man eine neue Rigsbank gegründet hat. Diese sollte die neue Währung jederzeit mit Silber garantieren können. Dazu bekam der Bank die Einnahmen einer extraordinäre Vermögenssteuer. Auf jede Art von Grundbesitz musste 6% Steuer an die bank bezahlt werden, entweder gleich in Silber oder es wurde als Schulden auf den Grundbesitz eingetragen.

So ganz hat das aber nicht funktioniert, weil der Staat weiter Schulden gemacht hat und diese teilweise mit dem Silber beglichen hat. Dazu kam, dass Norwegen mit dem Frieden 1814 an Schweden verloren ging (eine Art Tausch, wo Rusland als Sieger Finland von Schweden bekam. DK hat Norwegen an Schweden abgegeben und hat dafür Lauenburg bekommen).

Die neue Währung hat auch an Wert verloren und wurde Zeitweise nur innerhalb des Königsreichs verwendet, während man im Schleswig, Holstein und Lauenburg nur noch mit Silber bezahlen konnte.

1818 wurde der Reichbank dann vom neuen Nationalbank abgelöst. Diese war vom Staat unabhängig und damit kam langsam wieder Vertrauen an die Währung. Aber erst in 1835 ging das Staatsdefizit auf 0 und der Staat konnte anfangen seine Schulden abzutragen.
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hanno
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Beitrag von hanno »

Ich habe von dieser damaligen dänischen Pleite erst hier im Forum gelesen, aber auch wenn wir bei Freunden in Dänemark waren und Diskussionen über die Lage der Finanzen in der Welt geführt haben, ist diese damalige Thema nie erwähnt worden.

Nur die Dänen gehen mit Krisen immer etwas anders um, als wir es aus Deutschland gewohnt sind.

[url]http://schweizblog.ch/?p=5425[/url]
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breutigams
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Beitrag von breutigams »

Danke fuer den Beitrag Lars
Da habe ich wieder einiges dazugelernt ueber das alte DK,
Von der fast Staatspleite wusste ich, aber nichts ueber deren
Umsetzung von 10 : 1 .

Hilsen Peter
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Tatzelwurm
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Beitrag von Tatzelwurm »

Hej,

ich kann nicht verstehen wie man
einen Zusammenbruch der Staatsfinanzen
aus dem Jahre 1813 mit der heutigen
Finanzsituation gleichstellen und dabei
auch noch Frau Merkel mit ins Spiel bringen kann.

Auslöser für die Krise waren damals die Kriege,
heute kann es wohl eher umgekehrt kommen,
was wir mal nicht hoffen wollen.

@Hanno
ich glaube kaum, dass viele Dänen das überhaupt wissen,
bzw. noch interessiert.
In den Geschichtsbüchern wird es, wenn überhaupt,
nur am Rande erwähnt.

Detlef
Schmeichler sind wie Katzen,
vorne lecken, hinten kratzen.

Wenn jeder Scheinheilige wie eine 60-Watt-Birne leuchten würde, könnte man nachts nicht mehr ohne Augenbinde schlafen.
frosch
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Beitrag von frosch »

Danke für die Antworten, lehrreich, vor allem Lars Beitrag.

Dazu eine Rückfrage: Ich hab ein wenig in Quellen gestöbert, und dort heißt es meistens, daß der Staatsbankrotts Dänemarks (so wird es immer wieder ausgedrückt) vor allem eine Folge des Kriegs mit England war ( in Folge der napoleonischen Kriege).
Das würdest Du wohl auch so sehen, Lars?
Und in zweiter Linie der "Verlust" Norwegens?

Ein sehr hübscher Link, der aber erst "Post Pleitem" eine Rolle spielt, habe ich hier gefunden:
http://loomings-jay.blogspot.de/2011/09/christian-viii.html
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Der Verlust von Norwegen war ja eine Folge des Krieges.

Der Punkt ist aber, dass man 1813 eine Sonder-Vermögenssteuer von 6% auf alle Immobilien erhoben hat. Die war eigentlich dazu gedacht, die Währung zu stabilisieren. 1814 wurde Norwegen dann aber verloren. Dadurch gingen die (generelle) Steuereinnahmen natürlich zurück und um das auszugleichen hat der Staat dann ein Teil des Sonder-Vermögenssteuers in Anspruch genommen und damit hat es noch länger gedauert, um die Lage zu stabilisieren (bis 1835).

Im übrigen war Norwegen damals ein sehr integrierter teil des Reiches. DK und Norwegen gehörten seit 400 Jahren zusammen, die Sprachen waren inzwischen sehr ähnlich etc. Tordenskjold und Holberg waren beide in Norwegen geboren, werden aber hier heute meistens als Dänen gesehen. Selber haben sie sich wohl vor allem als Untertanen des DK Königs gesehen.

Danach hat Norwegen nur 90 Jahre zu Schweden gehört, hat sich dann (unter Androhung eines Krieges) selber befreit und hat dann einen DK Prinzen zum König gewählt.
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